Kapitel 31
Taehyungs Sicht:
Meine Hände zittern leicht, als ich den Kaffee zubereite. Ich versuche, es zu ignorieren, mich auf die Aufgabe zu konzentrieren, aber die Gedanken in meinem Kopf sind lauter als das leise Summen der Kaffeemaschine. Meine Brust fühlt sich an, als würde sie von innen heraus zerquetscht werden. Ich weiß, dass Jeongguk hinter mir steht, dass er mich ansieht, aber ich kann ihm nicht in die Augen sehen.
Der Gast bedankt sich höflich, und ich nicke knapp, ohne wirklich wahrzunehmen, was er sagt. Als er den Tresen verlässt, lasse ich meinen Blick auf die Kaffeemaschine sinken, die leere Tasse in meinen Händen fühlt sich plötzlich schwer an. Alles fühlt sich schwer an. Jeder Atemzug, jede Sekunde, die vergeht.
Jeongguk hat mich durchschaut. Er weiß, dass ich lüge, dass ich mich hinter meinen Worten verstecke. Aber was soll ich ihm sagen? Dass ich mich in ihm verliere, jedes Mal, wenn ich ihn sehe? Dass ich Angst habe, dass das, was zwischen uns passiert, alles zerstören könnte, was ich mir so mühsam aufgebaut habe?
Bogum. Ich klammere mich an ihn, weil ich das Gefühl habe, dass er die letzte Konstante in meinem Leben ist, das Einzige, was mich zusammenhält. Er ist mein sicherer Hafen, mein Anker inmitten all des Chaos. Ich habe nur noch ihn, den ich Familie nennen kann. Aber wenn ich ehrlich bin... wenn ich ganz ehrlich zu mir selbst bin, dann weiß ich, dass die Gefühle, die ich für Jeongguk habe, etwas anderes sind. Etwas, das mich aus der Bahn wirft, mich aus meinem Gleichgewicht bringt.
"Es ist nicht deine Sache, was ich tue?" Jeongguks Worte hallen immer noch in meinem Kopf wider, und ich hasse mich dafür, dass ich es gesagt habe. Natürlich ist es seine Sache. Natürlich spielt er eine Rolle in meinem Leben. Eine viel größere Rolle, als ich es jemals zugeben würde.
Ich schließe kurz die Augen und versuche, meine Atmung zu beruhigen. Aber das Bild von ihm, wie er mich gerade eben angesehen hat – diese Mischung aus Wut und Verletzung – verfolgt mich. Ich habe ihm wehgetan. Und das war nie meine Absicht. Aber was hätte ich tun sollen? Ihm die Wahrheit sagen? Zugeben, dass ich... dass ich mir selbst nicht einmal sicher bin, was ich für ihn fühle?
Es ist kompliziert. Es ist so verdammt kompliziert. Ich liebe Bogum, das weiß ich. Aber die Gefühle für Jeongguk... sie haben sich in mein Leben geschlichen, ohne dass ich es bemerkt habe, und jetzt, wo sie da sind, weiß ich nicht, wie ich damit umgehen soll.
Wenn ich ehrlich bin, habe ich Angst. Angst davor, dass ich Bogum verliere. Angst davor, dass ich mich in Jeongguk verliere. Angst davor, dass ich mich selbst verliere.
Ich merke, dass ich die Tasse viel zu fest halte, und stelle sie schnell ab. Mein Blick wandert unwillkürlich wieder zu Jeongguk, der immer noch neben dem Tresen steht, die Stirn in Falten gelegt, als würde er versuchen, mich zu verstehen. Aber wie soll er mich verstehen, wenn ich es selbst nicht tue?
Ich will zu ihm gehen, will ihm erklären, dass das alles nicht so einfach ist, dass ich nicht weiß, wie ich das alles auf die Reihe bekommen soll. Aber die Worte bleiben mir im Hals stecken. Was könnte ich ihm schon sagen, das er nicht längst weiß?
Jeongguk erwartet eine Antwort, etwas, das das alles wieder gerade rückt. Aber ich habe keine Antwort. Ich habe keine verdammte Ahnung, wie ich das alles richtig machen soll.
Also tue ich, was ich immer tue. Ich verschließe mich. Ich tue so, als wäre alles in Ordnung. "Wir müssen arbeiten", habe ich ihm gesagt, aber in Wahrheit will ich mich einfach nur hinter der Routine verstecken. Weil die Arbeit einfach ist. Weil es einfacher ist, Kaffee zu machen, als sich seinen Gefühlen zu stellen.
Aber tief in mir weiß ich, dass ich das nicht ewig so weitermachen kann. Irgendwann werde ich mich entscheiden müssen. Irgendwann wird diese Mauer, die ich um mich herum gebaut habe, einstürzen. Und ich habe keine Ahnung, was danach kommt.
Ich versuche, mich auf den Kaffee vor mir zu konzentrieren, das Geräusch des Milchaufschäumers in meinen Ohren zu übertönen. Aber es klappt nicht. Nichts funktioniert, wenn mein Kopf von einem Gedanken dominiert wird, der mich innerlich auffrisst: Jeongguk hat mit Sona geschlafen.
Ich weiß, dass ich kein Recht dazu habe, so zu fühlen. Kein Recht, eifersüchtig zu sein oder mich darüber aufzuregen. Ich bin in einer Beziehung, verdammt nochmal. Bogum ist mein Freund, und Jeongguk hat nichts mit uns zu tun. Es gibt keinen Grund, warum es mich so sehr treffen sollte. Aber es tut weh. Es tut so verdammt weh, dass ich es kaum aushalten kann.
Ich erinnere mich an den Moment, als ich die Flecken auf seinem Oberkörper gesehen habe. Diese verdammten Knutschflecken. Sie waren der Beweis dafür, was letzte Nacht passiert ist. Und als mir das klar wurde, fühlte es sich an, als hätte jemand einen Dolch in meine Brust gerammt und ihn dann noch gedreht.
Wie kann ich mich so fühlen? Wie kann ich so tief getroffen sein, wenn Jeongguk nichts weiter getan hat, als sein Leben zu leben? Er hat niemandem Unrecht getan, er ist frei, zu tun, was er will. Aber trotzdem. Diese verdammte Eifersucht brennt in mir, und ich verstehe nicht einmal, warum.
Ich sollte mich freuen, dass er jemanden hat, mit dem er Spaß haben kann. Jemanden, der ihm das geben kann, was ich ihm nicht geben kann – Nähe, Vertrautheit, ohne die Komplikationen, die bei uns immer mitschwingen. Aber stattdessen sitze ich hier, klammere mich an meinen Job und tue so, als wäre alles in Ordnung, während ich innerlich zerbreche.
Es ist nicht nur der Gedanke, dass er mit Sona geschlafen hat. Es ist der Gedanke, dass er in einer Nacht das gefunden hat, wonach ich mich seit Monaten sehne – eine gewisse Unbeschwertheit, die mir längst entglitten ist. Und der Gedanke, dass er vielleicht mit ihr mehr hat als nur Spaß, dass er bei ihr etwas findet, was er bei mir nicht finden kann... dieser Gedanke bringt mich um.
Ich will es nicht zugeben, aber die Wahrheit ist, dass ich mich nach ihm sehne. Ich sehne mich nach seiner Nähe, seinem guten Duft, nach seinen zärtlichen Berührungen. Und jetzt, da ich weiß, dass er sich jemand anderem hingibt, spüre ich, wie sich etwas in mir zusammenzieht. Es tut so weh, dass ich fast nicht mehr atmen kann.
Und was macht es noch schlimmer? Dass ich nicht einmal das Recht habe, das zu fühlen. Wie könnte ich? Ich bin mit Bogum zusammen. Ich habe mich für ihn entschieden, und ich sollte mich auf ihn konzentrieren. Aber statt Dankbarkeit oder Liebe empfinde ich im Moment nur Verwirrung. Warum tut es so weh, Jeongguk mit jemand anderem zu sehen? Warum diese Eifersucht, die ich nicht abstellen kann?
Ich schäume weiter Milch auf, obwohl die Tasse längst fertig ist. Es ist, als würde die Routine mir helfen, meine Gedanken zu ordnen, aber gleichzeitig weiß ich, dass ich mich nur selbst belüge. Ich kann diese Gefühle nicht ewig ignorieren. Sie sind da, und sie werden nicht verschwinden, nur weil ich so tue, als wären sie nicht real.
Jeongguk steht immer noch hinter mir, und ich spüre seinen Blick auf meinem Rücken. Ich weiß, dass er auch verwirrt ist, dass er auch versucht, das alles zu verstehen. Aber was soll ich ihm sagen? Dass ich eifersüchtig bin? Dass ich verletzt bin, weil er mit Sona geschlafen hat? Das wäre lächerlich. Ich habe keine Ansprüche auf ihn. Ich habe kein Recht, so zu fühlen.
Und doch fühle ich es.
Die Milch kocht fast über, und ich merke, dass ich sie viel zu lange aufgeschäumt habe. Hastig stelle ich das Gefäß ab und atme tief durch. Ich muss mich zusammenreißen. Ich kann nicht so weitermachen. Jeongguk verdient es, dass ich ehrlich zu ihm bin, aber wie soll ich ihm erklären, dass ich selbst nicht weiß, was ich fühle? Dass ich hin- und hergerissen bin zwischen der Liebe zu Bogum und den Gefühlen, die ich nicht mehr leugnen kann?
Das Café beginnt sich langsam zu leeren, die Gäste verabschieden sich leise, während die Dämmerung draußen hereinbricht. Die vertrauten Geräusche des Kaffeebereitens verblassen, und mit jedem verstreichenden Moment, in dem wir beide schweigen, wird die Atmosphäre zwischen Jeongguk und mir dichter, schwerer. Es ist, als hänge alles in der Luft, was unausgesprochen ist, und drücke auf meine Brust. Der Druck wird unerträglich, und doch sage ich nichts.
Ich spüre seine Präsenz hinter mir, wie ein ständiger Schatten, der nicht vergeht. Selbst jetzt, als die Zeit des Feierabends näher rückt und sich die Stille des fast leeren Cafés ausbreitet, kann ich den drängenden Impuls, mit ihm zu sprechen, kaum unterdrücken. Aber was soll ich sagen? Was kann ich tun, um dieses Chaos zu erklären, das in mir tobt? Der Gedanke, dass er mit Sona zusammen sein könnte, während ich versuche, meine eigenen Gefühle zu ordnen, bringt mich fast um den Verstand. Wie lächerlich – ich habe doch keinen Grund, verletzt zu sein. Und trotzdem...
"Taehyung?", ertönt Jeongguks leise Stimme hinter mir.
Ich bleibe einen Moment lang stumm, starre auf die Marmorplatte vor mir, als könnte sie mir die Antworten geben, nach denen ich suche. Die Fragen, die in mir wirbeln, die Gedanken, die mich quälen, lassen sich nicht einfach beiseiteschieben. Ich sollte einfach gehen. Den Tag hinter mir lassen und zu Bogum zurückkehren, wo alles sicher und vertraut ist. Wo ich nicht so aus der Bahn geworfen werde.
Aber ich kann nicht.
Langsam drehe ich mich zu Jeongguk um, der immer noch neben mir steht und mich mit diesen durchdringenden Augen ansieht. Der Raum um uns herum scheint in den Hintergrund zu treten, während die Sekunden vergehen und unsere Blicke sich verhaken. Für einen Augenblick glaube ich, dass ich in seinen Augen dieselbe Verwirrung sehe, die sich auch in mir widerspiegelt. Dieselbe Spannung, die uns beide festhält.
"Wir sollten... bald abschließen", sage ich schließlich, aber meine Stimme klingt hohl, fast emotionslos, als ob ich versuche, mich selbst zu überzeugen, dass dies ein normales Ende eines normalen Tages ist. Aber nichts daran fühlt sich normal an.
Jeongguk nickt knapp, aber er sagt nichts. Er schaut mich einfach nur an, und ich kann sehen, dass er nach den richtigen Worten sucht, so wie ich. Doch es sind keine Worte, die uns helfen können. Es ist das, was unausgesprochen zwischen uns hängt, das die wahre Last trägt.
Ich gehe um die Theke herum, wische die letzten Tische ab, obwohl es nicht wirklich nötig ist. Alles, um mich von dieser erdrückenden Stille zu befreien. Doch selbst das hilft nicht. Ich kann ihn immer noch hinter mir spüren, seinen Blick, der mich verfolgt, als würde er versuchen, in meinen Kopf zu schauen und zu verstehen, warum ich mich so verhalte.
Die Uhr tickt. Noch ein paar Minuten, und dann können wir das Café schließen. Noch ein paar Minuten, und ich könnte einfach gehen. Aber die Wahrheit ist, dass ich nicht gehen kann, ohne dass etwas gesagt wird, ohne dass etwas geklärt wird. Es liegt etwas zwischen uns, das zu groß ist, um es zu ignorieren.
"Taehyung", sagt Jeongguk plötzlich, seine Stimme ruhiger, aber fester.
Ich halte inne, den Lappen in der Hand, und drehe mich zu ihm um. Seine Augen sind ernst, und ich weiß, dass das, was auch immer er sagen will, wichtig ist. Ich versuche, mich vorzubereiten, versuche, mich zu wappnen gegen das, was kommt. Aber nichts könnte mich auf das vorbereiten, was er wirklich denkt, was er wirklich fühlt.
"Wir können nicht so weitermachen", sagt er leise, fast entschuldigend.
Meine Kehle schnürt sich zu, als ich seine Worte höre. Natürlich weiß ich, dass er recht hat. Aber was soll ich ihm sagen? Dass ich mich in ihm verliere, dass ich mich an Bogum klammere, weil ich Angst habe, was passieren könnte, wenn ich mich für das entscheide, was mein Herz wirklich will? Das ist keine Entscheidung, die ich einfach treffen kann. Zu viel steht auf dem Spiel.
"Ich weiß. Aber was sollen wir tun?", murmle ich schließlich, und ich merke, wie sich meine Finger um den Lappen in meiner Hand festkrallen.
Jeongguk sieht mich an, seine Stirn leicht gerunzelt, als wäre er selbst nicht sicher, was er darauf antworten soll. Aber dann sagt er etwas, das mir den Boden unter den Füßen wegzieht: "Warum kann es dir nicht egal sein, Taehyung?".
Die Frage trifft mich tief. Warum kann es mir nicht egal sein? Warum kann ich ihn nicht einfach mit Sona glücklich sein lassen, warum kann ich mich nicht auf Bogum konzentrieren und mein Leben weiterführen? Aber die Antwort ist klar, auch wenn ich sie mir nicht eingestehen will: Es ist nicht egal, weil Jeongguk mir nicht egal ist.
"Weil...", beginne ich, doch meine Stimme versagt.
Jeongguk steht vor mir, und ich kann spüren, dass die Spannung in der Luft kaum zu ertragen ist. Sein Blick ist hart, durchdringend, und ich weiß, dass er die Wahrheit will – etwas, das ich ihm nicht geben kann. Nicht, weil ich nicht will, sondern weil ich nicht weiß, wie.
"Willst du mir jetzt wirklich wieder erzählen, dass es nichts bedeutet? Dass wir hier nur 'Kollegen' sind und du keinen einzigen Gedanken an mich verschwendest, wenn du nicht hier im Café bist?", schneidet seine Stimme durch die Stille, und ich merke, wie mir das Herz in die Kehle rutscht.
Ich will etwas sagen, irgendeine Entschuldigung, die die Situation entschärfen könnte. Aber bevor ich überhaupt den Mund aufmachen kann, geht er einen Schritt auf mich zu und hebt eine Augenbraue.
"Du tust die ganze Zeit so, als wäre alles in Ordnung. Aber weißt du was? Es ist nicht in Ordnung. Gar nichts ist in Ordnung", sagt er angespannt. "Du versuchst, mich hier mit diesen halben Wahrheiten und Ausreden hinzuhalten, als wäre ich dumm oder als würde ich das alles nicht merken".
"Jeongguk, es ist nicht so..." setze ich an, aber er unterbricht mich.
"Nicht so? Was genau, Taehyung? Was soll das sein? Du behauptest, dass Bogum dir wichtig ist, dass du ihn liebst, aber jedes Mal, wenn ich in deiner Nähe bin, spüre ich es. Dieses verdammte Knistern, das du nicht loswirst. Aber anstatt es zuzugeben, versteckst du dich hinter deinen beschissenen Lügen", er klingt frustriert, fast wütend.
Sein Blick bohrt sich in mich, und ich merke, wie mein ganzer Körper unter dem Druck seiner Worte verkrampft. Ich kann ihm nicht antworten. Nicht, wenn er so aufgebracht ist. Ich will ihm die Wahrheit sagen, aber die Worte bleiben mir im Hals stecken, weil ich selbst nicht sicher bin, was ich fühle.
"Und jetzt schweigst du wieder?", lacht Jeongguk bitter, und der Klang seiner Stimme schneidet tief. "Natürlich, warum überrascht mich das nicht? Du machst das doch immer so, oder? Du redest um den heißen Brei herum und hoffst, dass ich irgendwann einfach aufhöre, nachzufragen".
"Das stimmt nicht," flüstere ich, aber meine Stimme klingt schwach, als würde ich selbst nicht daran glauben.
"Doch, es stimmt. Du lügst. Du belügst mich, und du belügst auch dich selbst", entgegnet er und tritt einen Schritt näher an mich heran, so nah, dass ich seinen Atem spüren kann. "Sag es mir, Taehyung. Sag mir, dass ich dir nichts bedeute. Dass es dir egal ist, mit wem ich schlafe, mit wem ich meine Zeit verbringe."
Mein Atem stockt, und ich merke, wie mein Herz wild in meiner Brust schlägt. Er hat mich in die Ecke gedrängt, und ich weiß, dass ich nicht mehr weglaufen kann. Aber bevor ich etwas sagen kann, provoziert er weiter.
"Sag es, verdammt nochmal! Sag mir, dass Sona mehr für mich empfindet als du jemals für mich empfunden hast! Dass ich wirklich nur ein Fehler in dieser einen Nacht war und rein gar nichts für mich fühlst", verlangt er von mir und in seinen Augen blitzt die Wut und Verzweiflung.
Ich reiße die Augen auf, und in mir brodelt es. Wie kann er das überhaupt sagen? Wie kann er überhaupt daran denken, dass Sona...?
"Hör auf," knurre ich leise, spüre, wie die Wut in mir hochkocht. Aber Jeongguk ist noch nicht fertig.
"Oh, jetzt plötzlich? Jetzt willst du reden, weil es dir nicht gefällt, was ich sage?", fragt er und tritt noch näher, seine Augen sprühen vor Wut. "Warum? Warum stört es dich, Taehyung? Weil es die Wahrheit ist? Weil du Angst hast, dass jemand anderes mir das gibt, was du mir nicht geben kannst?".
"Du weißt nichts!", fauche ich, und meine Stimme wird lauter. Ich spüre, wie mein ganzer Körper zittert, aber diesmal nicht vor Angst sondern vor Wut.
"Dann sag es mir, Taehyung! Sag mir, was verdammt nochmal los ist, anstatt dich hinter deinen verdammten Lügen zu verstecken!", fordert er mich auf.
Jeongguk steht direkt vor mir, seine Brust hebt und senkt sich schnell, und ich sehe, dass er genauso frustriert ist wie ich.
"Ja, es stört mich!", rufe ich schließlich, meine Stimme bebt vor Zorn und Erleichterung, dass es endlich raus ist. "Es stört mich, dass jede beschissene Person dich toll findet. Es stört mich, dass du mit Sona geschlafen hast. Es stört mich, weil ich dich nicht verlieren will, okay?!"
Jeongguk blinzelt überrascht, seine Wut weicht für einen Moment der Verwirrung.
"Ich kann es nicht einfach ignorieren, wenn du mit anderen unterwegs bist, weil es mich umbringt. Ich will das nicht, aber ich weiß nicht, was ich tun soll. Ich liebe Bogum, aber verdammt nochmal, ich kann dich nicht vergessen, egal wie sehr ich es versuche!", meine Worte kommen schneller, als ich sie zurückhalten kann, und plötzlich ist alles gesagt, alles draußen.
"Dann hör auf zu lügen. Hör auf, so zu tun, als wäre das zwischen uns nicht real"", sagt Jeongguk leise, seine Stimme jetzt nicht mehr so scharf wie zuvor.
"Ich... ich weiß," stammele ich, die Wut schmilzt zu einem Gefühl der Erschöpfung. "Ich weiß, dass ich es dir schwer mache, und das wollte ich nicht".
Jeongguk bleibt einen Moment lang still, und dann sagt er: "Du kannst nicht ewig auf zwei Hochzeiten tanzen, Taehyung. Du musst dich entscheiden, was du wirklich willst".
Ich starre ihn an, spüre den Kloß in meinem Hals, der immer größer wird. Ich will ihm antworten, ihm etwas sagen, das ihn beruhigt, aber die Wahrheit ist, ich weiß nicht, was ich will. Alles fühlt sich so chaotisch an. Mein Kopf ist ein einziges Durcheinander aus Gefühlen, die ich nicht sortieren kann.
"Ich... ich weiß es nicht. Ich weiß nicht, was ich wirklich will", flüstere ich schließlich, meine Stimme kaum hörbar. Es ist das Einzige, was ich sagen kann. Denn es ist die Wahrheit. Ich weiß es wirklich nicht.
Jeongguks Gesicht verzieht sich, und ich kann die Enttäuschung in seinen Augen sehen. Er hat eine Antwort von mir erwartet – eine klare, definitive Antwort – aber ich habe ihm nur noch mehr Unsicherheit gegeben. Und ich weiß, dass es ihn frustriert.
"Du weißt es nicht?", schüttelt er den Kopf, ein bitteres Lachen entfährt ihm. "Natürlich weißt du es nicht. Du weißt nie, was du willst, Taehyung. Du lässt die Dinge einfach treiben, hoffst, dass sich alles von selbst regelt, während du dich versteckst."
Seine Worte schneiden tief, aber ich weiß, dass er recht hat. Ich verstecke mich. Ich schiebe Entscheidungen vor mir her, weil ich Angst habe, Fehler zu machen. Weil ich Angst habe, alles zu zerstören, was ich habe.
"Das ist nicht fair," bringe ich schließlich hervor, obwohl ich nicht einmal sicher bin, was ich damit meine.
"Fair?" Jeongguk schnaubt, sein Blick hart. "Nichts davon ist fair, Taehyung. Du hältst mich hier fest, lässt mich glauben, dass da etwas zwischen uns ist, aber gleichzeitig tust du so, als wäre nichts. Du gibst mir nichts, aber erwartest, dass ich einfach hier bleibe und darauf warte, dass du dich irgendwann entscheidest."
"Weißt du, wie das für mich ist? Weißt du, wie es sich anfühlt, ständig in dieser Ungewissheit zu leben, während du dich in deinem eigenen Chaos verlierst? Wie es sich anfühlt, dich und Bogum zusammen zu sehen, während ich mich nach deiner Nähe und Zuneigung sehne?", pfeffert er mir gegen den Kopf.
Ich schließe die Augen, spüre, wie meine Brust sich zusammenzieht. Natürlich weiß ich, wie es sich anfühlt. Ich lebe jeden Tag damit, in diesem Chaos gefangen zu sein. Aber ich habe keine Antworten, keine Lösungen.
Jeongguks Worte hallen in der Stille zwischen und nach, und ich kann kaum atmen. Seine Augen durchbohren mich, aber diesmal sehe ich nicht nur Wut oder Frustration darin. Da ist etwas Weiches, etwas, das mich fast noch mehr trifft: Enttäuschung. Schmerz. Er fühlt sich verletzt, und das liegt an mir.
Jeongguk fährt sich mit einer Hand durch die Haare und atmet tief durch, als würde er versuchen, seine Nerven zu beruhigen. Als er wieder spricht, ist seine Stimme ruhiger, weicher, aber die Enttäuschung bleibt spürbar.
"Taehyung, ich verstehe, dass du dich verwirrt fühlst. Wirklich. Aber ich kann nicht mehr so weitermachen. Es tut mir weh, immer nur zu raten, was du wirklich denkst", gibt er ruhig von sich.
Ich spüre, wie sich mein Magen zusammenzieht, und ich wünschte, ich könnte ihm etwas geben – irgendeine Sicherheit, die er braucht, aber alles in mir fühlt sich so durcheinander an.
"Jeongguk, ich... es tut mir leid, okay? Ich weiß, dass ich das nicht richtig gemacht habe. Ich will nicht, dass du leidest", bringe ich heraus und mir ist danach zu weinen.
Jeongguk nickt langsam, seine Augen glitzern leicht, als würde er sich bemühen, die Fassung zu bewahren. Er tritt einen Schritt auf mich zu, und ich spüre die Wärme, die er mit sich bringt, wie sie mich beruhigen und doch gleichzeitig erdrücken will.
"Taehyung...", Er hebt eine Hand und legt sie sanft auf meine Schulter. Seine Berührung ist warm und vertraut, und ich fühle mich für einen Moment sicherer. "Ich will nicht wütend auf dich sein. Ich will dir nicht wehtun, und ich verstehe, dass es für dich schwer ist. Aber ich brauche mehr als das, was wir gerade haben".
Seine Stimme bricht fast am Ende, und ich schlucke schwer. Ich weiß, dass er recht hat. Ich weiß, dass ich ihm mehr schulde – mehr als nur ein "Es tut mir leid". Aber wie soll ich ihm etwas geben, wenn ich selbst nicht weiß, wie?
"Ich weiß einfach nicht, wie ich damit umgehen soll. Ich möchte dich nicht ständig verletzen...", flüstere ich, meine Stimme zittert leicht.
Jeongguk lässt seine Hand langsam von meiner Schulter gleiten, und ich merke, wie sehr mir diese Berührung fehlt, kaum dass sie weg ist. Er bleibt nah bei mir stehen, aber in seinen Augen sehe ich, dass er auf Distanz geht.
"Ich weiß, dass du es nicht böse meinst, Taehyung. Aber ich kann nicht mehr in dieser Schwebe leben. Du musst ehrlich zu dir selbst sein", sagt er leise.
Seine Worte schneiden tiefer, weil sie so liebevoll klingen. Er spricht nicht aus Wut, nicht aus Frustration, sondern aus einem tiefen Wunsch heraus, dass ich endlich aufwache und die Realität sehe – unsere Realität. Und ich weiß, dass er recht hat.
"Ich will dich nicht aufgeben", sage ich schließlich, fast flehend, und ich merke, wie meine Stimme bricht. Die Wahrheit ist, dass die Angst, ihn aufzugeben, mich innerlich zerreißt. „Aber ich weiß nicht, wie ich das alles richtig machen soll. Ich liebe Bogum, und gleichzeitig... ich weiß nicht, was das zwischen uns ist. Es ist so viel".
Jeongguk sieht mich an, und diesmal ist der Schmerz in seinen Augen kaum zu übersehen. Er schüttelt leicht den Kopf und hebt seine Hand erneut, diesmal um sanft meine Wange zu berühren.
"Taehyung... ich verlange nicht, dass du dich sofort entscheidest. Ich will einfach nur, dass du ehrlich bist – mit mir und vor allem mit dir selbst. Hör auf, so zu tun, als wärst du okay damit, was zwischen uns passiert, wenn du es nicht bist. Und hör auf, dich hinter Bogum zu verstecken, wenn du nicht sicher bist, ob das wirklich das ist, was du willst", flüstert er.
Seine Berührung ist so sanft, dass es fast schmerzt. Tränen brennen in meinen Augen, und ich versuche sie zu unterdrücken, weil ich nicht will, dass er mich so sieht. Aber es fällt mir schwer, die Fassade aufrechtzuerhalten, wenn er mich so ansieht, wenn er mich mit dieser liebevollen Enttäuschung ansieht.
"Ich will, dass du glücklich bist, Taehyung", sagt er leise, seine Hand immer noch an meiner Wange. „Aber ich kann dich nicht glücklich machen, wenn du nicht weißt, was du willst. Du musst das herausfinden".
Seine Worte klingen so endgültig, und ich weiß, dass er damit recht hat. Er zieht sich ein kleines Stück zurück, aber seine Augen bleiben auf mir, als würde er hoffen, dass ich endlich etwas sage, das ihn beruhigt. Aber ich weiß nicht, was ich sagen soll. Ich weiß nicht, wie ich ihn davon überzeugen soll, dass ich versuche, es richtig zu machen, wenn ich selbst nicht weiß, was richtig ist.
Ich nicke stumm, unfähig, etwas zu sagen, weil jedes Wort, das ich aussprechen könnte, nicht annähernd genug wäre. Die Stille zwischen uns ist überwältigend, schwer wie eine Last, die uns beide zu erdrücken scheint. Jeongguks Hand gleitet langsam von meiner Wange, und ich spüre die Kälte sofort, als ob er nicht nur seine Hand, sondern auch sich selbst zurückzieht.
Er sagt nichts weiter, und auch ich bleibe still. Wir stehen einfach da, in dieser unerträglichen Stille, die gleichzeitig alles sagt und doch nichts klärt. Ich sehe, wie sich sein Kiefer anspannt, seine Augen versuchen, in mir zu lesen.
Langsam tritt er einen Schritt zurück, die Distanz zwischen uns fühlt sich an wie ein schmerzhafter Riss, der sich immer weiter öffnet. Ich spüre, wie sich meine Kehle zuschnürt, als er mich anblickt, aber diesmal ist es anders. Er sieht mich nicht mehr mit derselben Intensität an – es ist, als ob er sich entschieden hat, Abstand zu nehmen.
"Lass uns den Laden schließen," sagt er schließlich, und seine Stimme ist leise, fast emotionslos.
Es ist nicht mehr die Hitze von eben, keine Wut oder Frustration. Es ist eine kühle Akzeptanz dessen, dass es jetzt keine Lösung gibt. Dass wir Zeit brauchen – Zeit, um zu verstehen, was wir wirklich wollen.
Ich nicke erneut, unfähig, die Worte zu finden, die ich ihm so gerne sagen würde. Also wische ich die letzten Tische ab, sammle die verstreuten Tassen ein und höre ihm zu, wie er den Laden abschließt. Jede Bewegung fühlt sich mechanisch an, wie eine Routine, die uns von den unausgesprochenen Dingen ablenken soll. Doch egal, wie sehr ich mich in der Arbeit verliere, die Realität bleibt: Wir beide stecken fest. In einer Ungewissheit, die uns zermürbt.
Als die letzten Schritte getan sind, bleibt Jeongguk an der Tür stehen und wartet, bis ich soweit bin. Ich ziehe meine Jacke an und gehe auf ihn zu. Als ich bei ihm stehe, hebt er den Kopf, und für einen Moment denke ich, dass er noch etwas sagen wird. Vielleicht ein letzter Versuch, doch eine Antwort aus mir herauszuholen. Aber dann sehe ich es: Die Müdigkeit in seinen Augen, das Gewicht, das er mit sich herumträgt.
"Gute Nacht, Taehyung," sagt er leise, und ich spüre, dass diese Worte mehr bedeuten, als sie klingen. Es ist nicht nur ein Abschied für den Abend, sondern auch ein stilles Eingeständnis, dass er jetzt Abstand braucht.
"Gute Nacht, Jeongguk," antworte ich, und meine Stimme zittert leicht.
Er dreht sich um und tritt hinaus in die kühle Nachtluft. Ich folge ihm, die Stille um uns herum drückt schwer auf meine Schultern. Als die Tür hinter uns ins Schloss fällt, bleibt nur noch die Kälte, die sich wie eine unsichtbare Grenze zwischen uns legt. Jeongguk schließt die Tür ab und dreht sich ein letztes Mal zu mir, um mir leicht zuzunicken.
Danach gehen wir in entgegengesetzte Richtungen, ohne ein weiteres Wort zu wechseln. Als ich mich von Jeongguk entferne, spüre ich, wie sich meine Beine schwer anfühlen. Jeder Schritt durch die kühle Nachtluft ist anstrengend, als würde mich etwas zurückhalten. Die Stille um mich herum ist erdrückend. Die Straßenlaternen werfen lange Schatten auf den Bürgersteig, und ich kann nicht anders, als zu spüren, wie sich die Dunkelheit auch in mir ausbreitet.
Die Kälte der Nacht schleicht sich durch meine Jacke, doch es ist nicht nur die Kälte von außen, die mich frösteln lässt. Es ist die Leere in mir, die nach unserem Gespräch immer größer wird. Jeongguks enttäuschter Blick, seine leise, traurige Stimme – sie hallen in meinem Kopf wider, als ob sie sich in meinem Inneren festgesetzt hätten. Ich habe ihn verletzt, und ich weiß nicht, wie ich es wiedergutmachen soll.
Ich gehe schneller, meine Füße tragen mich fast automatisch den vertrauten Weg nach Hause, aber mein Kopf ist weit weg. Gedanken überfluten mich. Warum kann ich nichts richtig machen? Warum kann ich meine Gefühle nicht einfach in Ordnung bringen? Warum muss alles so kompliziert sein?
Die Tränen beginnen ohne Vorwarnung zu kommen, brennen in meinen Augen, und ich merke, wie mein Atem schwerer wird. Ich versuche, sie zurückzuhalten, doch es ist zwecklos. Die Last des Tages, des Gesprächs, und all das, was ich fühle, wird plötzlich zu viel. Eine Träne rollt über meine Wange, dann noch eine. Ich senke meinen Kopf, als ob ich mich vor den Passanten verstecken könnte, obwohl kaum jemand auf der Straße ist.
Ich spüre, wie meine Kehle sich zuschnürt, und plötzlich ist es, als würde etwas in mir zerbrechen. Die Tränen fließen jetzt unaufhaltsam, und ich kann nichts dagegen tun. Mein Atem wird flach, und ich beiße mir auf die Lippen, um nicht laut aufzuweinen, aber der Schmerz ist überwältigend.
Die Bilder von Jeongguk schwirren durch meinen Kopf. Seine Berührung auf meiner Wange, die Wärme, die er mir in diesem kurzen Moment gegeben hat – und dann der Ausdruck in seinen Augen, als er sich von mir zurückzog. Es tut weh, so verdammt weh, ihn so enttäuscht zu sehen. Und es ist noch schlimmer, weil ich weiß, dass ich es bin, der ihm diesen Schmerz zugefügt hat.
Ich bleibe kurz stehen, lehne mich gegen eine Wand und lasse meinen Kopf in meine Hände sinken. Die Tränen kommen jetzt heftiger, und ich schäme mich nicht mehr dafür. Niemand ist da, um mich zu sehen. Es fühlt sich an, als würde alles aus mir herausbrechen, was ich so lange zurückgehalten habe. Der Druck, die Verwirrung, die Angst – es ist alles zu viel.
"Warum kann ich das nicht richtig machen?" flüstere ich verzweifelt in die Dunkelheit, meine Stimme bricht in einem erstickten Schluchzen.
Die Kälte der Nacht scheint mich nicht mehr zu berühren, meine Gedanken sind gefangen in der Hitze des Schmerzes. Ich liebe Bogum, aber warum fühlt sich das hier mit Jeongguk so viel intensiver an? Warum tut es so weh, ihn zu verletzen? Warum kann ich nicht einfach entscheiden, was ich will?
Die Zeit scheint stillzustehen, während ich dort stehe, inmitten meiner Tränen und Verzweiflung. Ich fühle mich verloren, als wäre ich in einem Labyrinth aus meinen eigenen Gefühlen gefangen, ohne Ausweg.
Schließlich zwinge ich mich, weiterzugehen. Meine Beine sind schwer, meine Brust schmerzt von den unterdrückten Schluchzern. Ich wische mir die Tränen hastig ab, doch sie kommen immer wieder, tropfen unkontrolliert von meinem Kinn. Der Weg nach Hause fühlt sich endlos an, als würde ich durch einen zähen Nebel wandern, der mich nicht loslassen will.
Als ich endlich vor meiner Haustür stehe, hole ich tief Luft, versuche, mich zu sammeln. Doch die Tränen hören nicht auf, und als ich die Tür aufschließe, fühle ich mich so leer wie noch nie zuvor. Die Dunkelheit meiner Wohnung umfängt mich, und mit einem letzten, verzweifelten Schluchzen sinke ich auf den Boden, meine Hände greifen nach meiner Brust, als könnte ich den Schmerz darin festhalten.
Ich schließe die Augen und lasse die Tränen endlich fließen.
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