Kapitel 30

Als ich das Café betrete, umfängt mich sofort der vertraute Duft von frisch gemahlenem Kaffee, begleitet von einem leichten Zimtgeruch, der von den warmen Zimtschnecken herüberweht, die Seojun heute morgen wohl gebacken hat. Jeder Schritt fühlt sich unfassbar schwer an und meine Augen wandern durch den ganzen Raum. Mein Herz schlägt mir bis zum Hals und das schlechte Gewissen steigt in mir. Sona und ihr entspannte Aura fehlen mir augenblicklich. Jeong-Eun und Seojun sind scheinbar schon weg, da ich keine Spur von den Beiden sehe.

Taehyung steht hinter dem Tresen, beschäftigt mit den Bestellungen. Ich beobachte, wie er konzentriert arbeitet, seine Stirn leicht gerunzelt, während er Milch aufschäumt. Sein Profil ist ruhig, makellos. Aber das Wissen um letzte Nacht, die Erinnerungen, die sich in meinem Kopf wie ein Film abspielen, lassen meinen Puls rasen.

Sein Blick hebt sich, und für einen kurzen Moment treffen sich unsere Augen. Mein Atem stockt. Ein winziger Moment, nicht länger als ein Wimpernschlag, doch es fühlt sich an, als hätte er in meine Seele gesehen.

"Morgen“, sagt er, seine Stimme ruhig, bevor er sich wieder der Kaffeemaschine zuwendet.

"Morgen“, antworte ich, als wäre nichts.

Meine Stimme ist fest, vielleicht sogar etwas zu fest. Ich zwinge mich, nicht wegzusehen. Einfach ruhig bleiben. Ganz normal.

Ich laufe am Tresen vorbei und verschwinde im Mitarbeiterraum, um meine Jacke auszuziehen und mir eine Schürze umzubinden. Mein Herz schlägt so laut, dass ich befürchte, jemand könnte es hören. Mein Kragen fühlt sich plötzlich zu hoch an, aber ich kann ihn nicht tiefer ziehen. Ich möchte nicht, dass er die Spuren von letzter Nacht entdeckt. Gezwungenermaßen kehre ich zurück in den Gästebereich und stelle mich zu Taehyung hinter die Theke.

"Jeongguk, kannst du den Cappuccino für Tisch drei machen?“, reißt mich Taehyungs Stimme aus meinen Gedanken.

"Ja, klar“, antworte ich, so gelassen, wie es mir möglich ist.

Ich gehe zur Maschine und fange an zu arbeiten. Das Zischen des Dampfes, das leise Klappern der Tassen. Eigentlich würden mich diese Geräusche beruhigen. Aber heute nicht. Nicht, wenn ich Taehyung neben mir spüren kann, so nah, dass seine Gegenwart mich fast erdrückt.

Äußerlich bin ich die Ruhe selbst, doch innerlich tobt in mir ein Sturm. Jedes Mal, wenn ich mich bewege, spüre ich sein kurzes Aufblitzen in meinem Blickfeld. Ist das alles nur in meinem Kopf? Weiß er etwas? Oder bilde ich mir alles ein?

"Alles gut bei dir?“, Taehyungs Stimme dringt erneut zu mir durch, dieses Mal leiser, beinahe fragend.

"Ja, alles okay. Einfach ein langer Abend gestern", sage ich sofort und drehe mich dabei halb zu ihm.

Ein kleines, fast beiläufiges Lächeln begleitet meine Worte. Ich hoffe, es sieht überzeugend aus. Mein Gesicht zeigt keine Anzeichen von Nervosität, nichts von dem Chaos, das sich in mir abspielt. Ich fühle mich absolut beschissen in sein Gesicht zu sehen und ich verstehe nicht, wieso. Wir stehen in keiner romantischen Beziehung zueinander und er hat seinen dummen Freund an seiner Seite, mit dem er bestimmt ebenfalls ins Bett steigt. Wenn ich nicht anwesend bin, existiere ich nicht in seiner Welt. Warum zerbreche ich mir dann den Kopf darüber?

Taehyung schaut mich einen Moment lang an, als würde er nach etwas suchen, dann nickt er langsam und wendet sich wieder seiner Arbeit zu. Seine Hände ergattern meine Aufmerksamkeit, da er an seiner linken Hand, an der er sich gestern verletzte, einen weißen Handschuh trägt.

"Wie geht es deiner Hand?", frage ich ihn und bringe ihn dazu mich wieder anzusehen.

"Es schmerzt ein wenig, aber ich kann alles damit machen, wenn ich einen Handschuh über den Verband trage. Danke der Nachfrage", antwortet er und lächelt mich minimal an.

"Wenn es schlimmer wird, sag mir Bescheid. Du musst dich nicht stillschweigend durch den Tag quälen", sage ich ihm etwas besorgt.

"Okay, danke", kommt es bloß von ihm, bevor er sich wieder abwendet.

Mich lässt das mulmige Gefühl nicht los, während die Minuten vergehen. Ich nehme Bestellungen entgegen, kreiere Cappuccinos, serviere den Gästen ihren Kaffee. Doch unter der Oberfläche ist jede Sekunde eine Qual. Meine Gedanken wandern immer wieder zurück zu Taehyung, zu seinem kurzen Blick, zu dem Wissen, das zwischen uns unausgesprochen schwebt.

Manchmal berühren sich unsere Hände flüchtig, wenn wir an der Maschine zusammenarbeiten, und jedes Mal brennt die Berührung auf meiner Haut wie Feuer. Ich unterdrücke jedes Zucken, jede Reaktion, die mich verraten könnte. Stattdessen fokussiere ich mich angestrengt auf meine Aufgaben und versuche, nichts nach außen dringen zu lassen.

Taehyung sagt nichts mehr, aber ich spüre, wie seine Augen hin und wieder zu mir herüberwandern, als würde er etwas an mir prüfen wollen. Vielleicht ist es nur Paranoia, aber ich kann es nicht abschütteln. Meine Gedanken kreisen immer wieder darum, ob er irgendetwas bemerkt hat – einen Blick, eine Geste, die ihn hat stutzen lassen.

"Jeongguk“, erreicht mich seine Stimme plötzlich wieder, aber dieses Mal ist sie leiser, fast vertraulicher.

"Ja?“, gebe ich von mir, während ich mich langsam zu ihm umdrehe und ihn neutral ansehe.

Er mustert mich einen Moment, als würde er nach den richtigen Worten suchen.

"Du bist sicher, dass alles in Ordnung ist?“, fragt er erneut nach.

"Ja, warum?“, nicke ich sofort und merke, wie trocken meine Kehle wird.

"Du wirkst irgendwie... abwesend heute. Vielleicht bilde ich mir das auch nur ein", zuckt mit den Schultern, sein Blick gleitet kurz über mein Gesicht.

Mein Herz hämmert in meiner Brust, aber ich zwinge mir ein Lächeln auf.

"Es ist nichts. Ich bin nur etwas müde", meine Stimme klingt ruhig, fast entspannt, als hätte ich alles unter Kontrolle.

Taehyung sieht mich noch einen Moment lang an, dann nickt er langsam, als würde er es akzeptieren – zumindest vorerst.

Er dreht sich um und macht weiter, als wäre nichts passiert. Aber ich spüre die Spannung in der Luft, spüre, wie sie mich fast erdrückt. Noch ein paar Stunden, dann ist die Schicht vorbei. Noch ein paar Stunden, und ich kann endlich durchatmen.

Ich arbeite ebenfalls weiter und versuche mich endlich zu entspannen. Keiner der Gäste ahnt, was in mir vorgeht, keiner merkt, dass ich innerlich fast verrückt werde. Nur Taehyung ist in meinen Gedanken. Immer wieder. Und jedes Mal, wenn ich einen seiner flüchtigen Blicke spüre, schießt das Adrenalin durch meinen Körper.

Es läuft alles fast zu gut. Ich habe mich beruhigt, meine Hände bewegen sich routiniert, das leise Klappern der Tassen und das Zischen der Kaffeemaschine ist wieder der beruhigende Rhythmus, den ich kenne. Die Minuten ziehen dahin, und ich beginne fast zu glauben, dass ich es heute durchstehen werde – ohne dass irgendjemand merkt, was in mir tobt.

Doch dann schlägt mir das Schicksal volle Kanne ins Gesicht.

Ein Gast, der sich gerade durch die Tische bewegt, rempelt mich versehentlich an, als ich das Tablett mit mehreren heißen Getränken balanciere. Es passiert in Zeitlupe: Sein Ellbogen trifft mein Arm, und ich verliere das Gleichgewicht. Das Tablett kippt, und ehe ich reagieren kann, schwappt die heiße Flüssigkeit über mich. Kaffee und Tee ergießen sich über meine Brust und meinen Bauch, das heiße Getränk durchdringt meine Schürze und das Shirt darunter.

"Verdammt!“, entweicht mir schmerzerfüllt und ich springe zurück, während die Tassen laut klirrend auf dem Boden zerschellen.

Die Unterhaltung im Café verstummt für einen Moment, alle Augen sind auf mich gerichtet. Mein Herz rast, nicht nur wegen des Schmerzes auf meiner Haut, sondern weil ich weiß, was als Nächstes kommt. Der Druck, den ich den ganzen Morgen über gespürt habe, droht mich jetzt zu ersticken. Bevor ich richtig reagieren kann, steht Taehyung neben mir.

"Alles okay?! Du musst dich sofort umziehen“, kommt es hektik aus ihm.

Seine Augen sind weit aufgerissen vor Besorgnis, und noch bevor ich antworten kann, schiebt er mich sanft in Richtung des Mitarbeiterraums.

"Es ist nichts, ich—“ beginne ich, aber Taehyung lässt mich gar nicht ausreden.

"Du bist klatschnass. Du kannst so nicht weitermachen!“, meckert er mich an.

Er hält mir die Tür zum Mitarbeiterraum auf und folgt mir hinein. Sein Tonfall ist bestimmt, aber warm.

"Ich hab hier noch ein paar Wechselklamotten, die kannst du anziehen“, teilt er mir mit.

Er geht zu einem kleinen Spind in der Ecke und zieht ein frisches Shirt und eine Hose heraus. Ich stehe immer noch da, spüre die heiße Feuchtigkeit, die sich an meiner Haut klebt, und weiß nicht, was schlimmer ist: der heiße Kaffee oder die Tatsache, dass Taehyung jetzt im Raum ist, während ich mich umziehen muss.

"Hier. Zieh das an“, hält er mir die Klamotten hin und mustert mich einen Moment lang.

"Es geht schon“, unterbreche ich ihn hastig, versuche normal zu klingen, obwohl mein Herz wild schlägt.

Doch meine Finger zittern leicht, als ich meine Schürze löse. Ich schaffe es, das nasse Shirt über den Kopf zu ziehen, während Taehyung sich zur Seite dreht.

Doch dann geschieht das Unvermeidliche.

Ich sehe es in seinem Gesicht, als er im Spiegel einen flüchtigen Blick auf mich wirft – auf meinen Oberkörper, der übersät ist mit den verräterischen Flecken. Die Knutschflecken von letzter Nacht. Die Male, die Sona auf meiner Haut hinterlassen hat, leuchten deutlich, und für einen Moment steht Taehyung wie erstarrt da. Mein Magen zieht sich zusammen, und ich halte den Atem an.

"Das ist...", stammle ich und weiß nicht mal wirklich, was ich sagen möchte.

"Jeongguk“, unterbricht er mich mit einer rauen Stimme.

Er dreht sich langsam ganz zu mir um, seine Augen wandern über meinen Körper, und ich sehe, wie es in seinem Blick arbeitet. Er versteht sofort, was er sieht. Sein Gesichtsausdruck ist eine Mischung aus Schock und etwas anderem, das ich nicht ganz deuten kann. Er versucht, ruhig zu bleiben, aber ich spüre die plötzliche Spannung zwischen uns. Ich will etwas sagen, eine Erklärung, eine Ausrede – irgendetwas, um diese peinliche Situation zu entschärfen. Aber die Worte bleiben mir im Hals stecken.

"Das… das sieht nach einer wilden Nacht aus“, sagt Taehyung schließlich leise und deutet mit einem kurzen Nicken auf die Knutschflecken. Seine Stimme klingt seltsam distanziert, als würde er sich zwingen, das Offensichtliche nicht zu hinterfragen.

"Ja, ich war in der Bar und eins hat zum anderen geführt“, murmle ich, meine Stimme heiser.

Er nickt, sagt aber nichts mehr. Sein Blick bleibt für einen Moment zu lange auf meinem Oberkörper, bevor er sich abrupt abwendet.

"Zieh dich um, ich… ich mach die Sauerei weg", sagt er und noch bevor ich reagieren kann, ist er aus der Tür verschwunden.

Ich ziehe mich hastig um, mein Kopf ist ein einziges Chaos. Mein Herz rast, und der Raum fühlt sich plötzlich viel zu klein an. Da mir Taehyung bloß einen grauen Pullover gegeben hat, klebe ich mir ein großes Pflaster auf die Knutschflecke, die an meinen Hals zu sehen sind. Was hat er gedacht? Hat er gemerkt, dass ich versucht habe, es herunterzuspielen?

Als ich schließlich aus dem Raum trete, wischt Taehyung den Boden. Die Scheiben der Tassen hat er wohl schon eingesammelt, wodurch ich zurück zur Theke gehe und die Bestellung, die mir eben aus den Händen gefallen ist, erneut mache. Meine Aufmerksamkeit wandert jedoch zu Taehyung, dessen Haltung sehr angespannt aussieht und ich spüre, dass etwas zwischen uns nicht mehr ganz so locker ist wie noch vor ein paar Stunden.

Und obwohl wir arbeiten, als wäre alles normal, bleibt mir der Kloß im Hals, der mich daran erinnert, dass die Fassade langsam bröckelt.

Taehyung gibt sich alle Mühe, nach außen hin ruhig zu wirken, aber ich kann sehen, dass sich etwas verändert hat. Seine Bewegungen wirken angespannter, weniger fließend als zuvor und ich bemerke seine Blicke auf mir. Jedes Mal, wenn ich zu ihm herüberschaue, ist er schon wieder mit etwas beschäftigt, aber die Anspannung ist da – unausgesprochen, wie eine unsichtbare Mauer zwischen uns.

Wir arbeiten still nebeneinander, das vertraute Geräusch der Kaffeemaschine füllt die Stille. Doch die Spannung lässt sich nicht ignorieren, und ich merke, dass auch die Kunden die veränderte Atmosphäre im Café spüren. Sie werfen uns neugierige Blicke zu, als hätten sie das Gefühl, dass etwas nicht stimmt.

Ich versuche, mich auf die Arbeit zu konzentrieren, versuche, diese plötzliche Kälte zwischen uns zu verdrängen. Aber es gelingt mir nicht. Nicht, wenn ich weiß, dass Taehyung wahrscheinlich die ganze Zeit an die Flecken denkt. An die Spuren, die Sona auf meinem Körper hinterlassen hat.

"Also…“, dringt Taehyungs Stimme plötzlich durch die Stille, und ich zucke innerlich zusammen.

"Ja?“ frage ich vorsichtig, versuche, die Nervosität aus meiner Stimme zu verbannen.

Er hält eine Tasse in der Hand, schaut mich aber nicht direkt an. Stattdessen starrt er auf den Schaum, als wäre es das Interessanteste der Welt. Doch seine Stimme, so beiläufig sie auch klingen mag, ist deutlich kühler als sonst.

"Gestern Abend…“ Er lässt die Worte im Raum hängen, und ich weiß sofort, worauf er hinaus will.

Mein Herz hämmert gegen meine Brust, während ich verzweifelt nach einer Antwort suche, die das Ganze entschärfen könnte.

'Ja?“, meine Stimme ist ein wenig rauer, als ich es beabsichtigt habe. Vielleicht zu defensiv.

Taehyung hebt endlich seinen Blick und sieht mich an, seine Augen durchdringend.

"War es jemand Besonderes?“, fragt er mich interessiert, aber seine Stimme hört sich belegt an, als würde er irgendwas unterdrücken.

Die Frage trifft mich wie ein Schlag. Ich hatte gehofft, er würde es nicht direkt ansprechen. Dass wir beide so tun könnten, als wäre nichts gewesen. Doch hier steht er, direkt vor mir, und stellt die eine Frage, die ich nicht beantworten will.

Ich fahre mit einer Hand durch meine Haare und wende den Blick ab, hoffe, dass er die Unruhe in meinen Augen nicht bemerkt.

"Ich habe mich mit Sona getroffen und wir hatten ein... bisschen Spaß, mehr nicht“, sage ich, meine Stimme klingt flach.

Taehyung verzieht das Gesicht, als würde ihm diese Antwort nicht gefallen. Er lehnt sich an die Theke, legt seine Hand auf die Arbeitsfläche und lässt seine Finger leicht darüber gleiten, als müsse er sich an etwas festhalten.

"Nur Spaß?“ fragt er, und seine Stimme klingt jetzt eindeutig nach etwas anderem.

Etwas Dunklerem. Er sieht mich an, als würde er versuchen, in meinen Gedanken zu lesen, mich zu durchschauen.

"Für mich sah es gestern aber so aus, als würdet ihr euch ziemlich gut verstehen. Da könnte doch auch mehr entstehen, wenn ihr jetzt auch noch ins Bett gestiegen seid", bringt er heraus und seine Gesichtszüge verhärten sich ein wenig.

Seine Worte schmerzen in mir. Ich öffne den Mund, um zu widersprechen, aber die Worte bleiben mir im Hals stecken. Natürlich. Er hat die Flecken gesehen und wie mich Sona im Café umarmt hat.

"Nein, da ist nichts. Wir wollen beide nur ein wenig Spaß und verstehen uns halt gut. Das ist besser, als mit einer fremden Person im Bett zu landen“, sage ich schließlich und zwinge mich, ruhig zu bleiben.

Taehyung bleibt still, doch ich sehe, wie sich seine Kiefermuskeln anspannen, während er versucht, meine Worte zu verdauen. Seine Finger trommeln leicht auf der Theke, eine Angewohnheit, die er hat, wenn er angespannt ist – oder wenn er versucht, etwas zu verbergen. Es ist offensichtlich, dass meine Antwort ihn getroffen hat, doch er versucht, es mit aller Macht herunterzuspielen. Er nickt langsam, zu langsam, als würde er sich selbst zwingen, meine Worte zu akzeptieren.

"Verstehe. Nur… Spaß also", sagt er schließlich, seine Stimme etwas rau, als hätte er einen Kloß im Hals, den er nicht loswird.

Seine Augen bleiben auf die Arbeitsfläche gerichtet, und er vermeidet es, mich direkt anzusehen. Ich spüre, dass unter seiner scheinbar gleichgültigen Fassade etwas brodelt – eine Mischung aus Wut, Enttäuschung und vielleicht etwas, das er selbst nicht ganz begreifen will. Eifersucht. Doch anstatt darüber zu sprechen, versteckt er sich hinter einem schiefen Lächeln, das seine Augen jedoch nicht erreicht.

"Das ist gut für dich, Jeongguk. Wirklich. Jeder hat ein bisschen Spaß verdient, oder? Besonders mit jemandem, der so… vertraut ist", sagt er, und obwohl seine Worte neutral klingen sollen, schwingt etwas Bitteres mit.

Es ist, als würde er sich zwingen, diese Distanz zwischen uns aufrechtzuerhalten, als wäre es das Einzige, was ihn davor bewahrt, aus der Fassung zu geraten.

Ich versuche, auf seine Aussage zu reagieren, aber meine Kehle ist plötzlich trocken. Der Gedanke, dass Taehyung vielleicht eifersüchtig sein könnte, trifft mich mit voller Wucht. Warum würde es ihn sonst so sehr beschäftigen? Warum diese verletzte Härte in seiner Stimme? Doch bevor ich etwas sagen kann, spricht er weiter, als hätte er Angst, dass das Schweigen ihn verraten könnte.

"Es ist ja auch besser so, nicht wahr? Keine unnötigen Bindungen. Nur Spaß, keine Verpflichtungen", wiederholt er und lacht kurz, doch das Lachen klingt hohl. "Ich meine, wozu sich auf jemanden festlegen, wenn man sich einfach austoben kann?".

Sein Ton ist jetzt fast beiläufig, aber ich sehe die Spannung in seinen Schultern. Er lehnt sich ein wenig von mir weg, seine Arme vor der Brust verschränkt, als wolle er sich schützen. Es ist, als würde er versuchen, mich zu überzeugen – oder vielleicht sich selbst. Dass es ihm egal ist. Dass es ihn nicht berührt, wenn ich von jemand anderem erzähle. Doch die Art, wie er mich ansieht, spricht eine ganz andere Sprache.

"Taehyung…“, beginne ich, unsicher, was ich überhaupt sagen soll.

Ich spüre, dass ich irgendetwas richtigstellen muss, aber ich weiß nicht wie. Alles, was ich sage, scheint ihn nur noch weiter zu verletzen.

"Was? Willst du sagen, dass es doch mehr ist? Oder dass du es bereust? Ist es das, worauf du hinauswillst?“, fragt er, und seine Stimme klingt jetzt schärfer.

Seine Augen blitzen auf, und ich merke, dass er sich gerade selbst in eine Ecke drängt, vielleicht aus Angst, die Kontrolle zu verlieren. Die Eifersucht ist offensichtlich, auch wenn er sie mit Sarkasmus zu verstecken versucht. Es schmerzt, ihn so zu sehen – distanziert, verschlossen, als würde er sich selbst vor etwas schützen wollen, was er nicht aussprechen kann.

"Nein, ich…", setze ich an, doch er unterbricht mich mit einer abwehrenden Handbewegung.

"Schon gut. Du musst dich nicht erklären. Es ist wirklich egal, was du machst. Dein Leben, deine Entscheidungen", sagt er und klingt jetzt ruhiger, fast resigniert.

Aber es ist nicht egal. Das spüre ich. Ich sehe es in seinen Augen, wie er mit sich ringt, um nicht zu zeigen, wie sehr es ihn trifft. Es ist nicht nur Eifersucht, es ist Verletzung, die sich in seinen Zügen abzeichnet, auch wenn er alles daran setzt, es zu verbergen. Taehyung kämpft mit Gefühlen, die er sich vielleicht selbst nicht eingestehen will.

Es tut mir weh, ihn so zu sehen, aber gleichzeitig weiß ich nicht, wie ich die Situation retten kann. Alles, was ich sage, scheint ihn nur weiter zu verletzen. Und je mehr ich versuche, die Distanz zu überbrücken, desto mehr zieht er sich zurück, als hätte er Angst, noch mehr von sich preiszugeben.

"Hör zu, ich will nicht, dass das zwischen uns...“, versuche ich es noch einmal, doch er schüttelt den Kopf, bevor ich den Satz beenden kann.

"Zwischen uns ist alles okay, Jeongguk. Mach dir keine Gedanken. Es ist nicht meine Sache, was du tust“, sagt er, aber seine Stimme ist so leise, dass ich ihm kaum glauben kann.

Doch die Worte klingen falsch, sie hinterlassen einen bitteren Nachgeschmack. Diese falsche Gleichgültigkeit, das gezwungene Lächeln, das ihn mehr verrät, als es ihn schützt. Es macht mich wütend – nicht nur auf ihn, sondern auch auf mich selbst. Auf die ganze Situation. Wieso müssen wir so aneinander vorbeireden? Wieso kann er nicht einfach sagen, was er wirklich denkt?

"Es ist nicht deine Sache, was ich tue? Wirklich, Taehyung? Das ist alles, was du dazu zu sagen hast?", wiederhole ich und merke, wie meine Stimme schärfer wird.

Er wirft mir einen kurzen, überraschten Blick zu, als hätte er nicht damit gerechnet, dass ich ihm widerspreche. Aber ich kann es nicht mehr runterschlucken. Nicht mehr so tun, als wäre alles normal, wenn wir beide genau wissen, dass es das nicht ist.

"Du verhältst dich, als wäre dir alles egal, aber das ist es nicht, oder?“, spreche ich weiter und sehe, wie er seine Kiefer anspannt, die Schultern leicht hebt, als wolle er sich gegen meine Worte wappnen.

"Jeongguk, das bringt doch nichts“, murmelt er, aber ich lasse mich nicht davon abhalten.

"Doch, das bringt was! Es bringt was, weil du so tust, als wäre zwischen uns nichts, als würde es dich nicht kümmern, was ich tue oder mit wem ich unterwegs bin! Aber deine Reaktion sagt etwas anderes“, meine Worte kommen schneller, fast hastig, und ich weiß, dass ich mich nicht mehr zurückhalten kann.

Taehyung bleibt still, aber ich sehe, wie seine Hände sich leicht ballen, wie er versucht, die Kontrolle zu behalten. Doch ich bin zu weit gegangen, um jetzt zurückzurudern.

"Du kannst nicht einerseits sagen, dass es egal ist, und mich dann so anschauen, als hätte ich dich verraten. Also was ist es, Taehyung? Willst du wirklich, dass ich nur ein bisschen Spaß habe und es dir egal ist? Oder willst du was ganz anderes und traust dich bloß nicht, es zu sagen?“

Es ist still für einen Moment, nur das leise Summen der Kaffeemaschine füllt den Raum. Mein Herz pocht heftig in meiner Brust, und ich erwarte, dass er mich anschreit oder mich ignoriert. Doch stattdessen hebt er langsam den Kopf und sieht mich direkt an. In seinen Augen sehe ich alles, was er versucht hat zu verstecken. Schmerz. Wut. Und etwas, das viel tiefer sitzt – etwas, das uns beide betrifft.

Taehyung hält meinen Blick fest, und ich sehe, wie sich etwas in ihm regt, als würde er gleich explodieren oder etwas preisgeben, das er nicht sagen will. Die Stille zwischen uns ist fast unerträglich, sie spannt sich wie ein zu straff gezogener Faden, der jeden Moment reißen könnte. Ich merke, wie mein Atem schneller geht, und mein Herz hämmert mir bis zum Hals. Ich will, dass er etwas sagt. Irgendetwas, das diese Spannung löst.

Aber dann tut er genau das Gegenteil. Taehyung wendet seinen Blick ab und atmet tief ein, als würde er sich innerlich sammeln, bevor er mit ruhiger, kontrollierter Stimme spricht.

"Jeongguk, hör auf“ sagt er leise, aber bestimmt.

"Warum? Warum tust du so, als wäre dir das alles egal? Es ist doch nicht egal, Taehyung!“, presse ich heraus, und meine Stimme klingt schärfer, als ich es beabsichtige.

Er verzieht leicht das Gesicht, und ich merke, wie seine Schultern sich anspannen. Dann lässt er die Arme sinken und lehnt sich gegen die Theke, als bräuchte er etwas, woran er sich festhalten kann. Er schaut mich endlich wieder an, und in seinem Blick liegt etwas, das mich trifft wie ein Schlag. Etwas, das er mit aller Kraft zurückhält.

"Weil… es nicht zählt. Es sollte nicht zählen“, er klingt jetzt rau, fast verletzlich, aber er versucht, ruhig zu bleiben.

"Was du mit Sona machst, ist deine Sache. Du bist frei. Du kannst tun, was du willst. Ich… ich habe kein Recht, das in Frage zu stellen", murmelt er leise.

"Taehyung…“, kommt es aus mir, aber ich weiß nicht, was ich sagen soll.

Seine Worte klingen vernünftig, sie sind das, was man in dieser Situation erwarten würde. Aber etwas in mir will sie nicht akzeptieren. Weil ich spüre, dass da mehr ist. Mehr, als er zugibt.

"Und außerdem…“, er macht eine kurze Pause, und sein Blick flackert, bevor er leise fortfährt: "Ich habe Bogum. Du weißt das. Er ist… er ist wichtig für mich“.

Da ist er also. Der Name, den ich so sehr zu vermeiden versucht habe. Der Name, der wie ein kalter Wasserstrahl über mich schwappt. Bogum, sein Freund. Derjenige, den er wirklich lieben sollte, wenn alles nach Plan läuft. Doch warum fühlt es sich so falsch an, das zu hören? Warum schnürt sich mein Magen zusammen, wenn er diesen Namen sagt?

"Ja, Bogum. Der perfekte Freund, richtig? Der, mit dem alles 'glatt' läuft. Aber erklär mir eines, Taehyung – wenn Bogum so wichtig für dich ist, warum kannst du mir dann nicht in die Augen sehen, wenn du das sagst?“, sage ich, und ich spüre, wie Wut in mir aufsteigt, ohne dass ich es verhindern kann.

Meine Worte treffen ins Schwarze, das sehe ich. Sein Gesicht verzieht sich für einen winzigen Moment, als hätte ich eine unsichtbare Grenze überschritten. Aber ich kann nicht mehr

"Denkst du, dass das einfach für mich ist? Bogum und ich… das ist etwas anderes. Das hier… du und ich… das sollte nichts ändern“, stammelt er und wendet sich wieder von mir ab, seine Finger krallen sich in die Arbeitsfläche.

"Nichts ändern? Taehyung, das hier hat schon längst alles geändert! Wir können nicht so tun, als wäre nichts passiert. Du kannst nicht so tun, als wäre das, was zwischen uns ist, bedeutungslos!", lache ich bitter, und das Lachen klingt so hohl, dass es selbst mich erschreckt.

"Es ist bedeutungslos, Jeongguk!“, bricht es plötzlich lauter aus ihm heraus, und er dreht sich abrupt zu mir um, seine Augen blitzen vor unterdrückter Wut.

"Es muss bedeutungslos sein. Sonst… sonst…“, wird er wieder leiser, da die Gäste uns schon neugierig anstarren.

Er verstummt, seine Brust hebt und senkt sich schwer, als würde er um Luft ringen. In seinen Augen sehe ich alles, was er sich weigert auszusprechen, all die Gefühle, die er nicht zulassen will. Er kämpft mit sich selbst, und ich sehe, wie schwer es ihm fällt, die Fassade aufrechtzuerhalten.

„Sonst was?“ flüstere ich, obwohl ich die Antwort fürchte.

"Sonst verliere ich alles“, flüstert er kaum noch hörbar, aber die Worte hallen in mir nach.

„Bogum… er bedeutet mir etwas. Er ist mein Leben. Wenn ich das hier zulasse, wenn ich dich…“, er bricht ab, und ich sehe, wie seine Hände leicht zittern. "Wenn ich dich nicht loslasse, verliere ich ihn. Und das kann ich nicht“.

Es ist, als würde er mir einen Teil seiner Seele zeigen, den er verzweifelt vor der Welt versteckt. Einen Teil, den er nicht zulassen will. Aber trotzdem schmerzt es.

Ich stehe da, unfähig zu reagieren, während Taehyung mich mit seinen dunklen, traurigen Augen ansieht. Es ist, als würde er versuchen, mir mit Blicken zu sagen, was er nicht in Worte fassen kann.

Taehyung sieht mich an, und in seinen Augen liegt eine tiefe Traurigkeit, die ich nur allzu gut verstehe. Ich will ihm widersprechen, ihn wachrütteln, ihm sagen, dass das hier alles zählt – dass es für mich mehr bedeutet als nur bedeutungsloser Spaß. Aber die Worte bleiben mir im Hals stecken, und in diesem Moment scheint alles, was ich sagen könnte, nicht genug zu sein.

"Und was ist mit uns, Taehyung?“, flüstere ich leise.

Er sieht mich an, doch ich sehe, wie er innerlich immer weiter zurückweicht, sich immer mehr verschließt. Er will es nicht zugeben, will nicht sehen, was wirklich zwischen uns ist. Aber ich kann es nicht länger ignorieren.

"Jeongguk, es gibt kein 'uns‘. Es gibt nur dich und mich und… was auch immer das ist. Aber es ändert nichts. Es darf nichts ändern“ sagt er schließlich, seine Stimme ist jetzt so ruhig, dass es mich umso mehr schmerzt.

Seine Worte sind wie ein kalter Schlag ins Gesicht, und ich spüre, wie meine Wut und Frustration in mir aufsteigen. Er steht da und tut so, als könnte er einfach entscheiden, was zwischen uns zählt und was nicht, als hätte er die Kontrolle darüber, was ich fühlen darf. Aber er irrt sich.

"Du redest, als wäre es so einfach. Als könnten wir einfach weitermachen und alles ignorieren. Aber ich kann das nicht. Und ich glaube nicht, dass du es kannst“, sage ich schärfer, als ich es beabsichtige.

"Ich muss es. Es gibt keinen anderen Weg“, antwortet er, und sein Blick wird starr, fast trotzig.

„Warum? Warum muss es so sein? Warum können wir nicht einfach ehrlich sein, Taehyung? Warum versteckst du dich hinter dieser Fassade?“, frage ich ihn verzweifelt.

"Weil ich keine Wahl habe. Du verstehst es nicht, Jeongguk. Ich kann das nicht einfach wegwerfen. Bogum… er ist mein Leben. Er hat immer für mich da gewesen, er liebt mich, und ich…", zischt er zurück und ich spüre die Wut und Verzweiflung, die er so lange zurückgehalten hat.

"Und du? Liebst du ihn wirklich? Ich bezweifle es stark“, erwidere ich mit scharfen Unterton, meine Stimme kaum mehr als ein Flüstern.

Für einen Moment ist es, als würde die Welt stillstehen. Taehyung öffnet den Mund, schließt ihn wieder, und ich sehe den inneren Kampf in seinen Augen. Aber er sagt nichts. Das Schweigen spricht lauter als jedes Wort, das er sagen könnte.

"Ich… ich weiß es nicht. Du verstehst das nicht“, gibt er schließlich leise zu, seine Schultern sinken, und er wirkt plötzlich so müde, als hätte ihn dieser Kampf zermürbt.

"Ich verstehe es besser, als du denkst. Ich verstehe, dass du versuchst, etwas zu halten, was dir Sicherheit gibt. Aber ich sehe auch, dass du dich selbst belügst“, sage ich, und ich merke, wie meine Stimme weicher wird, die Wut langsam einer tiefen Traurigkeit weicht.

Taehyung sieht mich an, und in seinen Augen liegt etwas, das mir fast das Herz bricht. Er will etwas sagen, doch bevor er dazu kommt, tritt plötzlich ein Gast an den Tresen, und wir werden beide aus unserem intensiven Moment gerissen. Die Welt um uns herum drängt sich wieder auf, und die Realität schiebt sich zwischen uns wie eine unsichtbare Mauer.

"Kann ich bitte noch einen Kaffee bekommen?“ fragt der Gast freundlich, nichts ahnend, was gerade zwischen uns passiert ist.

Taehyung nickt, dreht sich abrupt um und beginnt, den Kaffee zuzubereiten, als wäre nichts geschehen. Doch seine Bewegungen sind steif, fast mechanisch, und ich sehe, dass er sich hinter seiner Arbeit versteckt, dass er das Gespräch nicht weiterführen will.

Ich stehe da, unschlüssig, was ich tun soll. Die Distanz zwischen uns fühlt sich plötzlich riesig an, unüberbrückbar. Aber ich kann ihn nicht einfach so gehen lassen, nicht jetzt, wo wir so viel unausgesprochen zwischen uns haben.

"Taehyung“, beginne ich leise, während er den Kaffee vorbereitet, aber er schüttelt nur stumm den Kopf, ohne mich anzusehen.

"Nicht jetzt, Jeongguk. Wir müssen arbeiten“, sagt er knapp.

Seine Worte sind endgültig, und ich spüre, dass das Gespräch für ihn beendet ist. Aber für mich ist es das nicht. Noch lange nicht. Ich sehe ihm eine Weile nach, während er den Kaffee serviert, und spüre, wie die Schwere auf meiner Brust wächst. Die Worte, die unausgesprochen zwischen uns hängen, wiegen mehr als je zuvor.

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Es ist die Hölle, diese langen Kapitel auf Korrektur zu lesen. Aber dumme Cuts hasse ich trotzdem.

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