Kapitel 29
Als die ersten Strahlen der Morgensonne durch die Vorhänge meines Schlafzimmers dringen, blinzle ich verschlafen und spüre sofort das Gewicht einer Erinnerung, die sich auf mich legt. Mein Kopf ist noch schwer von der Nacht, und als ich meinen Blick zur Seite wende, sehe ich Sona neben mir, wie sie friedlich schläft, das Bettlaken locker über ihre Schulter geworfen. Mein Magen verkrampft sich leicht.
Bin ich eigentlich komplett verblödet? Wieso habe ich mit Sona geschlafen und seit wann zur Hölle nehme ich einen Rat von Jimin an?! Bin ich etwa wirklich so verzweifelt, dass ich eine neue und gute Freundschaft so aufs Spiel setze?
Die Ereignisse der letzten Nacht kommen in schnellen Wellen zurück. Es hat sich ziemlich gut angefühlt, jemanden wieder so nahe zu kommen. Doch jetzt, in der Kühle des Morgens, spüre ich, wie sich Reue einschleicht. Nicht, weil ich es nicht wollte. Ich wollte es eindeutig. Aber was jetzt? Was bedeutet das für uns? Für sie?
Gedanken an Taehyung drängen sich sofort auf. Das Gefühl, ihn irgendwie hintergangen zu haben, lastet schwer auf mir. Auch wenn wir nicht zusammen sind, fühlt es sich dennoch an, als hätte ich eine Grenze überschritten. Und Sona... will sie jetzt mehr von mir? Hat sie das vielleicht als Anfang von etwas Ernstem gesehen?
Ich richte mich vorsichtig im Bett auf, versuche, meinen Kopf zu klären, während ich zu ihr hinüberschaue. Sie regt sich langsam, öffnet die Augen und sieht mich an, bevor ein sanftes Lächeln ihre Lippen umspielt. Ihr Blick ist völlig entspannt, fast verschlafen, und für einen Moment warte ich darauf, dass sie etwas sagt, was alles verkomplizieren könnte.
"Hey“, murmelt sie, ihre Stimme noch weich vom Schlaf.
"Hey“, erwidere ich unsicher, reibe mir den Nacken und suche nach Worten. "Sona... ähm, über letzte Nacht...“
Sie schiebt sich ein Stück hoch und stützt sich auf ihren Ellbogen, während sie mich mit hochgezogenen Augenbrauen ansieht.
"Es ist nur...“, beginne ich, aber ich weiß nicht genau, wie ich weitermachen soll. "Ich will nicht, dass du denkst, es wäre... mehr. Ich meine, ich weiß nicht, was du erwartest, aber—“
Sona unterbricht mich mit einem Lachen, das so leicht und unbeschwert ist, dass es mich für einen Moment aus der Fassung bringt.
"Jeongguk. Du machst dir echt zu viele Gedanken. Ich erwarte gar nichts. Ich habe doch gesagt, dass du viel zu hübsch für mich bist. So jemand wie du würde eh nie dauerhaft an meiner Seite bleiben können", sagt sie, ihre Augen glitzern amüsiert.
Ich blinzele überrascht, unsicher, ob ich richtig gehört habe.
"Zu hübsch? Was-?“, bringe ich perplex heraus, aber sie unterbricht mich.
"Ja, genau. Schau dich doch mal an! Die Hälfte der Stadt würde für ein Date mit dir sterben, und du glaubst, ich sehe das hier als den Anfang einer Beziehung?", sagt sie, während sie sich aufsetzt und sich das Haar aus dem Gesicht streicht.
Ich weiß nicht, ob ich erleichtert oder verwirrt sein soll. Aber ich spüre, dass mir ein kleiner Stein vom Herzen fällt. Die Decke rutscht an ihrem Oberkörper herunter, sodass sich ihre entblößte Haut offenbart. Mein Kopf erhitzt sich, als ich die ganzen Knutschflecke auf ihren Brüsten und Bauch entdecke. Schnell wende ich den Blick ab und sehe zurück in ihr Gesicht.
"Also... du willst gar nichts Ernstes?“, hake ich nach.
Sie grinst und schüttelt den Kopf.
"Jeongguk, ich mag dich. Wirklich. Aber ich bin nicht auf der Suche nach etwas Ernstem. Ich habe meine eigenen Dinge zu regeln, und du gehörst sowieso jemand anderem. Auch wenn er es noch nicht einsieht. Sieh es einfach als Gelegenheit, ihn eifersüchtig zu machen", sagt sie und tätschelt meinen Oberarm.
Wieder einmal lenkt sie das Gespräch zurück auf Taehyung, ohne seinen Namen auszusprechen. Ich spüre, wie sich mein Magen zusammenzieht, während ich versuche, einen klaren Gedanken zu fassen.
„Du machst dir zu viele Sorgen. Es war nur eine Nacht. Genieß es einfach. Kein Druck, kein Drama“, wiederholt sie leise, als sie sich vorbeugt und mir einen sanften Kuss auf die Wange drückt, bevor sie aus dem Bett steigt und zu meinem Kleiderschrank geht, um sich ein T-Shirt und eine Boxershorts von mir zu leihen.
Ich sehe ihr nach, wie sie sich anzieht, und fühle eine Mischung aus Erleichterung und Unsicherheit. Sie nimmt das alles so locker, als wäre nichts passiert, während in meinem Kopf die Gedanken nur so rasen. Vielleicht ist das genau das, was ich gebraucht habe – eine Nacht ohne Verpflichtungen, ohne komplizierte Gefühle. Doch der Gedanke an Taehyung lässt mich nicht los, und tief in mir weiß ich, dass die Dinge zwischen uns immer kompliziert sein werden, egal wie sehr ich es versuche, zu ignorieren.
"Und? Gehen wir jetzt frühstücken oder musst du noch auf diese heiße Nacht mit mir klar kommen?", lacht sie und sieht mich dabei auffordernd an.
Ich zwinge mir ein Lächeln auf, obwohl meine Gedanken noch immer kreisen. Meine Augen wandern über ihren Körper und mir wird augenblicklich heiß im Gesicht. Ich komme offenbar nicht damit klar, dass sie letzte Nacht noch stöhnend unter mir lag und wir gegenseitig den Körper des anderen aufs kleinste Detail erkundet haben.
"Lass uns hier frühstücken. Ich müsste eigentlich bald ins Café fahren, aber ich bin nicht bereit das Haus zu verlassen“, sage ich, während ich mich auf die Bettkante setze.
Sona nickt verständnisvoll und schnappt nach einer Boxershorts aus dem Schrank und wirft mir diese zu, die ich dann anziehe, da ich nicht komplett nackt durch die Gegend schlendern sollte.
"Klingt gut. Aber ich hoffe, du hast was Ordentliches im Kühlschrank. Ich hab einen Bärenhunger“, grinst sie und schlendert Richtung Küche, als wäre das hier ihr Zuhause.
Ich stehe langsam auf, strecke mich und folge ihr, immer noch leicht benommen von der letzten Nacht. Als ich in die Küche komme, ist sie schon dabei, Schränke zu durchforsten, Zutaten herauszuziehen und sich völlig ungezwungen zu bewegen. Es wirkt fast surreal, wie selbstverständlich sie sich verhält, während ich innerlich noch versuche, alles zu verarbeiten.
"Eier, Brot, ein paar Tomaten... Wir kriegen das schon hin“, sagt sie und beginnt, die Pfanne auf den Herd zu stellen.
"Kannst du den Kaffee machen?“, wendet sie sich an mich.
"Klar", erwidere ich nickend.
Ich greife nach der Kaffeemaschine und fange an, den Kaffee aufzusetzen, während Sona die Eier in einer Schüssel verquirlt. Der Duft von frischen Kaffeebohnen füllt den Raum, und obwohl mein Magen sich noch etwas unruhig anfühlt, beruhigt mich die Routine des Frühstückmachens irgendwie.
Es vergehen ein paar Minuten in angenehmer Stille, das leise Brutzeln der Pfanne und das Gurgeln der Kaffeemaschine die einzigen Geräusche, die den Raum füllen. Ich lehne mich gegen die Küchentheke und beobachte, wie Sona sich bewegt, konzentriert und doch völlig entspannt.
"Also warum bist du eigentlich so locker? Ich meine nach gestern Nacht“, sage ich schließlich, um die Stille zu brechen.
"Ich hab dir doch gesagt, dass du dir zu viele Gedanken machst, Jeongguk. Es war Spaß, nichts weiter. Ich finde dich scharf. Du findest mich scharf. Wir müssen uns nicht den Kopf darüber zerbrechen", wirft mir Sona einen kurzen Blick über die Schulter und zuckt mit den Schultern.
"Und du bist dir sicher, dass du wirklich nichts weiter willst?“, frage ich sie.
Die Worte kommen etwas unsicher aus meinem Mund, und ich kann das Unbehagen in meiner Stimme spüren. Sona lacht leise, während sie die Eier in die Pfanne gießt.
"Ja, ganz sicher. Ich bin nicht auf der Suche nach irgendwas Ernstem, und du solltest das auch nicht sein", zwinkert sie mir zu.
Ich kann mir ein kleines Lächeln nicht verkneifen, auch wenn ich ihre Worte noch nicht ganz begreife.
"Mach dir keinen Kopf. Wir haben eine gute Zeit gehabt, und jetzt gibt es ein gutes Frühstück. Mehr brauchen wir doch nicht, oder?“, spricht sie weiter und kommt mir näher, um ihre Arme um meinen Bauch zu schlingen.
Ich nicke lächelnd, auch wenn sich die Gedanken an Taehyung erneut in meinen Kopf drängen. Es fühlt sich falsch an, diese Leichtigkeit zuzulassen. Aber vielleicht hat Sona recht – vielleicht sollte ich das nicht alles bis ins kleinste Detail überdenken.
Kurz darauf setzen wir uns gemeinsam an den kleinen Esstisch in meiner Küche. Die Teller vor uns sind mit Rührei, Toast und Tomaten gefüllt, und der Duft des Kaffees mischt sich mit dem von frischem Essen. Sona beginnt sofort zu essen, als wäre alles ganz normal, und ich versuche, mich genauso entspannt zu geben.
"Das ist echt gut. Du solltest öfter Frühstück machen“, sagt sie zwischen zwei Bissen.
"Sollte ich? Du hast doch fast alles gemacht“, schnaube ich amüsiert.
"Das nächste Mal übernimmst du dann“, erwidert sie grinsend und hebt ihren Kaffeebecher, als würde sie auf mich anstoßen.
Während ich einen Schluck Kaffee nehme und mein Essen betrachte, lässt die Unruhe in mir langsam nach. Vielleicht war es wirklich nur eine Nacht. Vielleicht sollte ich es einfach so sehen und weitermachen, ohne zu viel hineinzuinterpretieren.
Doch der Gedanke an Taehyung schleicht sich wieder ein, wie ein ständiger Schatten. Ich kann ihn nicht abschütteln, egal wie sehr ich es versuche.
"Ähm, Jeongguk. Mir tut es aber jetzt schon leid, dass du heute einen Rollkragenpullover tragen musst", entschuldigt sie sich plötzlich, was mich etwas verwirrt.
"Wieso muss ich einen tragen?", frage ich sie und schaue an mir herunter.
Ich starre auf die Knutschflecke, die sich über meinen Oberkörper erstrecken, und mein Gesicht erhitzt sich.
"Oh... großartig. Ich seh bestimmt aus wie ein verdammter Teenager“ murmele ich ironisch und greife unbewusst nach meinem Hals, wo sich bestimmt die gleichen Male abzeichnen.
"Na ja, du hast's ja auch verdient. Du hast mich schließlich dazu verleitet", kichert Sona und hebt ihre Tasse an die Lippen, ihre Augen funkeln schelmisch über den Rand hinweg.
"Verleitet? So wie ich mich erinnere, war das ziemlich beidseitig", ziehe ich eine Augenbraue hoch.
"Mag sein. Aber du bist derjenige, der jetzt darunter leiden muss“, erwidert sie mit einem süffisanten Grinsen, bevor sie sich wieder ihrem Frühstück widmet.
Ich seufze und nehme einen großen Schluck Kaffee, während ich überlege, wie ich den Rest des Tages überstehen soll, ohne auffällige Blicke oder peinliche Fragen zu provozieren. Vor allem, wenn ich Taehyung im Café treffe. Der Gedanke an ihn bringt mich sofort wieder aus der Fassung.
"Sag mal... wenn du vorhin gesagt hast, dass ich jemanden anderem gehöre... Meintest du wirklich Taehyung?“, beginne ich vorsichtig und lege meine Gabel beiseite.
Es fühlt sich merkwürdig an, seinen Namen laut auszusprechen, als würde ich damit etwas offenbaren, das ich bislang versucht habe zu verdrängen. Sona schaut auf, legt ihre Gabel ab und sieht mich direkt an.
"Jeongguk, das ist doch offensichtlich. Du redest nicht über ihn, aber ich merke, wie er dich beschäftigt. Es ist, als würde er ständig im Raum stehen, auch wenn er gar nicht da ist", erwidert sie sanft.
Ich senke meinen Blick, während ich an meinem Kaffee nippe. Ist das so offensichtlich?
"Mir ist es irgendwie unangenehm, dass ich mit dir geschlafen habe, obwohl wir beide wissen, dass ich Gefühle für ihn habe“, murmle ich, mehr zu mir selbst als zu ihr.
"Ich glaube, dir hat einfach diese körperliche Nähe gefehlt“ sagt Sona ruhig.
Ihre Worte hängen schwer im Raum, während ich mit meinen Gedanken kämpfe. Es fühlt sich an, als wäre ich in einem Netz aus Verwirrung, Unsicherheit und Angst gefangen. Eine Nacht mit Sona hat nichts verändert. Im Gegenteil, sie hat alles nur noch komplizierter gemacht.
"Vielleicht", flüstere ich leise.
"Jeonggukie, ich bin nicht hier, um dir irgendwelchen Druck zu machen. Wirklich nicht. Ich will nur, dass du ehrlich zu dir selbst bist. Das mit uns... das war Spaß, und ich hoffe, du hast das genossen. Aber das bedeutet nicht, dass es dich von dem befreien kann, was du wirklich willst", legt sie ihre Hand auf meine und sieht mich so sanft an.
Ich sehe sie an, dankbar für ihre Offenheit, auch wenn ihre Worte in mir etwas aufwühlen, das ich am liebsten weiterhin vergraben hätte.
"Danke, Sona. Ich... weiß es zu schätzen, dass du so ehrlich bist“, sage ich schließlich leise.
"Na ja, jetzt wo das geklärt ist, solltest du dich besser darauf vorbereiten, deinem Kollegen im Café mit Knutschflecken zu begegnen. Viel Spaß dabei", nickt sie und lächelt, bevor sie sich wieder ihrem Frühstück zuwendet.
Ich schnaube leise, während ich einen weiteren Schluck Kaffee nehme.
„Danke für die Ermutigung,“ erwidere ich sarkastisch.
Aber tief in mir weiß ich, dass sie recht hat. Es wird unangenehm sein, Taehyung im Café zu begegnen – besonders mit diesen verräterischen Spuren auf meiner Haut.
Der Gedanke an seine Reaktion lässt meinen Magen erneut verkrampfen. Würde er es überhaupt bemerken? Und wenn ja, wie würde er reagieren? Würde er es überhaupt wichtig finden, oder würde er es einfach ignorieren, wie er so viele Dinge zwischen uns ignoriert?
Nachdem wir fertig gefrühstückt haben, lehne ich mich zurück und seufze zufrieden.
"Das war echt gut“, sage ich und sehe, wie Sona aufsteht, um die Teller in die Spüle zu bringen.
"Besser als erwartet, oder? Ich sollte öfter bei dir frühstücken“ Sie grinst und streckt sich genüsslich.
Ich schüttle lächelnd den Kopf, während ich ebenfalls aufstehe und meine Tasse in die Spüle stelle. Ein Blick auf die Uhr sagt mir, dass es bald Zeit ist, ins Café zu fahren. Meine Tante verlässt sich auf mich, und ich kann es mir nicht leisten, erneut zu spät zu kommen.
"Wir sollten uns fertig machen“, sage ich schließlich und gehe ins Bad, um mir die Zähne zu putzen.
Sona folgt mir und ich hole für sie eine verpackte Zahnbürste raus, die für den Notfall im Schrank unter dem Waschbecken gebunkert habe. Sie bedankt sich und wir putzen schweigend umd gründlich unsere Zähne. Ich bin als erstes fertig und drehe mich in ihre Richtung.
"Wenn es dir nichts ausmacht, würde ich als erstes Duschen gehen", sage ich und möchte schon die Dusche ansteuern, jedoch greift sie nach meiner Hand.
"Wie wäre es, gemeinsam zu duschen? Das könnte die perfekte Abrundung für den Morgen sein“, fragt sie mit einem herausfordernden Funkeln in den Augen.
Ich lache leise und schüttle den Kopf, doch mein Herz schlägt schneller.
"Wenn du nicht noch länger mit meinen Körperflüssigkeiten auf der Haut rumlaufen willst, sollten wir das wohl tun", entgegne ich grinsend.
Sona zieht spielerisch eine Augenbraue hoch, bevor sie beginnt, sich auszuziehen.
"Na, wenn du das so siehst, kann ich ja nicht Nein sagen", meint sie und zieht das große T-shirt über ihren Kopf.
Ein wenig verlegen ziehe ich mich auch aus, und wir steigen gemeinsam unter den warmen Wasserstrahl. Das heiße Wasser prasselt auf unsere Haut, und die Anspannung, die mich den ganzen Morgen über begleitet hat, beginnt sich langsam zu lösen. Sona ist entspannt, so als wäre es das Natürlichste auf der Welt, zusammen zu duschen. Ich spüre, wie die Wärme des Wassers und ihre Nähe mich etwas beruhigen, auch wenn mein Kopf immer noch ein Chaos ist.
"Weißt du... du solltest das wirklich öfter machen. Duschen nach dem Frühstück könnte zur Gewohnheit werden“, sagt Sona plötzlich und greift nach dem Duschgel, um es mir in die Hand zu drücken.
"Vielleicht. Aber ich glaube nicht, dass ich das jedes Mal mit dir machen kann", lache ich, obwohl es sich etwas nervös anhört.
"Oh, schade. Ich hatte schon gehofft, dass wir eine Routine daraus machen“, erwidert sie scherzhaft und schäumt ihren Körper ein, während sie mich herausfordernd ansieht.
"Wir werden sehen", schüttle ich den Kopf und wasche mir das Shampoo aus den Haaren.
Das warme Wasser prasselt weiterhin auf uns herab, und ich spüre, wie die letzten Reste von Anspannung langsam verschwinden. Sona spritzt mir plötzlich einen Schwall Wasser ins Gesicht und lacht leise.
"Komm schon, Jeongguk, du wirst doch jetzt nicht schüchtern, oder?“, neckt sie mich mit einem frechen Blick.
Ich wische mir das Wasser aus den Augen und schüttele den Kopf.
"Schüchtern? Ganz bestimmt nicht“, erwidere ich und lache etwas.
Sie lacht und versucht, mir das Duschgel auf die Schultern zu schmieren, aber ich weiche geschickt aus.
"Ach, so ist das also?“, frage ich grinsend und greife nach ihren Händen, während sie versucht, mich erneut anzugreifen.
"Was?“, antwortet sie gespielt unschuldig und grinst schelmisch.
"Du spielst mit dem Feuer, Sona“, sage ich und versuche, meine eigenen Hände ins Spiel zu bringen, um ihr Duschgel auf den Rücken zu schmieren.
Doch sie ist schneller, dreht sich blitzschnell und entkommt mir mit einem triumphierenden Lachen.
"Ich spiele nur fair“, erwidert sie, wobei ihr Grinsen breiter wird.
Ich lache ebenfalls und lasse mich ein wenig zurückfallen, während das warme Wasser über meinen Rücken läuft.
„Fair? Das bezweifle ich", gebe ich von mir und ziehe eine Augenbraue zweifelnd hoch.
"Du bist einfach zu langsam, Jeongguk", sagt sie und tippt spielerisch auf meine Nase.
Ich will gerade etwas erwidern, als sie näher tritt, fast ohne Absicht, und wir uns für einen Moment in die Augen sehen. Es liegt etwas Unschuldiges in der Nähe zwischen uns, und bevor ich es realisiere, ist da dieser kurze Augenblick, in dem unsere Lippen sich berühren – ein flüchtiger Kuss, kaum mehr als ein Hauch.
Wir ziehen uns sofort zurück, beide etwas überrascht. Sona lacht leise, ein nervöses Lächeln auf ihren Lippen.
"Das... äh, war nicht geplant", bringt sie heraus und fährt sich durch die nassen Haare.
"Ja, definitiv nicht", schüttle ich den Kopf und lache ebenfalls unsicher.
Für einen Moment bleibt es still, doch dann fällt das Licht in ihre Augen zurück. Es ist so lächerlich, dass wir uns wegen einem kleinen Kuss schämen, wenn wir letzte Nacht jegliche Körperflüssigkeiten miteinander getauscht haben.
"Lass uns lieber fertig werden, bevor wir hier zu lange verweilen“, kommt es von ihr mit einem kleinen Lächeln im Gesicht.
"Ja, wahrscheinlich besser so", schmunzle ich.
Nach einigen weiteren Minuten, in denen das heiße Wasser die Aufregung aus unseren Körpern spült, steigen wir aus der Dusche und trocknen uns ab. Nachdem wir uns abgetrocknet haben, greifen wir beide nach unseren Handtüchern und machen uns daran, unsere Haare zu föhnen. Sona schnappt sich zuerst den Föhn, und ich beobachte, wie sie ihre nassen Strähnen trocknet, während ihr Haar sich langsam wieder in ihren glatten und glänzenden Zustand legt. Als sie fertig ist, reicht sie mir das Gerät mit einem schelmischen Grinsen.
„Deine Haare brauchen das noch dringender als meine“, sagt sie, während sie mir den Föhn in die Hand drückt.
Ich lache leise, nehme den Föhn entgegen und fange an, mir die Haare zu trocknen. Sona geht dann ins Schlafzimmer und ich folge ihr, als meine Haare ebenfalls trocken sind. Sie hat ihre Jeanshose von gestern Abend in dem Händen und sieht mich an, während ich zu meinem Schrank gehe.
"Hast du einen Pullover für mich?“, fragt sie, als sie sich die Jeans anzieht.
"Ja, klar“, antworte ich und ziehe eine Schublade auf, in der meine Pullover ordentlich gefaltet liegen.
Ich reiche ihr einen dunkelblauen, etwas weiten Pullover. Sie nimmt ihn dankend an und zieht ihn über, während sie sich im Spiegel betrachtet. Der Pullover hängt locker über ihrem schlanken Körper, und für einen Moment wirkt sie in meinen Klamotten, als würde sie schon ewig hier wohnen. Es ist seltsam – vertraut und doch fremd zugleich.
"Perfekt. Jetzt bin ich bereit“, sagt sie schließlich und wirft mir ein Lächeln zu.
Ich ziehe ebenfalls frische Klamotten an – eine schwarze Hose und einen Rollkragenpullover, um die Knutschflecken zu verdecken. Als ich in den Spiegel schaue, kann ich die Spuren von letzter Nacht kaum noch sehen, aber ich weiß, dass sie da sind. Der Gedanke daran, Taehyung heute zu begegnen, lässt meinen Magen sich erneut zusammenziehen. Ich ziehe mein Jacke an und sehe zu Sona, die ihren Mantel ebenfalls schon angezogen hat.
"Also, bereit?“, fragt Sona, als sie sich ihre Tasche schnappt.
"Ja, lass uns gehen“, sage ich, auch wenn ich innerlich immer noch zögere.
Wir verlassen das Haus und machen uns auf den Weg zum Café. Während wir durch die kühle Morgenluft laufen, spüre ich, wie sich mein Kopf langsam klärt. Die Unbeschwertheit, mit der Sona die Nacht und den Morgen behandelt, lässt mich etwas aufatmen. Vielleicht war das wirklich alles, was es war – ein Moment der Nähe, ohne Verpflichtungen, ohne Erwartungen. Aber ich weiß, dass die Sache mit Taehyung nicht so leicht abzustreifen ist.
Als wir schließlich beim Café meiner Tante ankommen, dreht sich Sona zu mir um.
"Also, ich lass dich jetzt mal arbeiten. Aber wir sehen uns später, okay?“, grinste sie mich an und nimmt einmal fest in den Arm.
"Okay. Danke für alles“, sage ich und versuche, ein Lächeln aufzusetzen.
Sie zwinkert mir zu, bevor sie sich umdreht und die Straße hinuntergeht. Ich sehe ihr nach, bis sie außer Sichtweite ist, dann atme ich tief durch und schaue zurück zim Café.
Das wird ein harter Tag.
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