Kapitel 28
Jeongguks Sicht:
Nach diesem nervenaufreibenden Arbeitstag wollte ich nicht direkt in meine einsame Wohnung, sodass ich im Allrounder an der Bartheke sitze und mir schon mehrere Shots in den Rachen gekippt habe. Zu meinem Glück ist in der Bar nicht viel los, wodurch Namjoon mir beim Trinken Gesellschaft leisten kann. Seine Frau und seine Tochter müssen heute Abend länger auf ihn warten. Ich brauche seine ruhige Aura mehr, weil Jimin und Hoseok sich nicht für mich interessieren, da ihre Arbeit angeblich wichtiger ist. Yoongi hat sogar den Abend frei und sah es nicht ein her zu kommen.
Wieso musste Taehyung an Silvester in dieser fucking Bar sein? Wenn er mit seinem blöden Bogum zusammen ins neue Jahr gestartet hätte, wären wir uns niemals über dem Weg gelaufen.
"Jeongguk, du solltest aufhören zu trinken", sagt Namjoon aus heiterem Himmel und reißt mich aus meinen Gedanken.
Ich werfe Namjoon einen kurzen, missmutigen Blick zu und schlucke den nächsten Shot herunter, bevor ich antworte.
"Warum? Damit ich noch klarer darüber nachdenken kann, wie beschissen alles gerade ist?“, frage ich ihn miesgelaunt.
Namjoon seufzt tief, aber ich sehe den besorgten Ausdruck in seinen Augen. Er weiß genau, worauf ich hinaus will, und das macht es nicht besser. Ich will mich gerade nicht mit meiner Wut, Enttäuschung und dieser gottverdammten Leere auseinandersetzen. Ich will einfach nur vergessen.
"Jeongguk, das hilft dir nicht. Du machst es nur schlimmer, wenn du dich so abschießt“, sagt er ruhig, als wäre seine Stimme der einzige Anker, der mich davon abhält, endgültig abzudriften.
"Was bringt es, klar zu denken, wenn alles nur noch mehr wehtut?“, murmele ich, den Blick auf das leere Glas gerichtet.
"Was ist wirklich los, Jeongguk?“, fragt Namjoon sanft.
Er legt einen Unterarm auf die Theke und sieht mich an, als könnte er genau in mich hineinschauen. Ich starre zurück, unsicher, ob ich überhaupt in der Lage bin, es in Worte zu fassen. Wie soll ich erklären, dass es wehtut, sich in jemanden zu verlieben, der so blind für seine eigenen Bedürfnisse ist? Jemanden, der sich immer wieder selbst opfert, für jemanden, der ihn nicht verdient?
"Taehyung...“, beginne ich, doch das Wort bleibt mir im Hals stecken. Namjoon sagt nichts, aber sein ruhiger Blick ermutigt mich weiterzureden.
"Ich verstehe es nicht. Warum kann er nicht sehen, wie sehr Bogum ihn kaputt macht? Warum glaubt er, dass er so wenig verdient?“, gebe ich verzweifelt von mir und raufe mir durch die Haare.
"Du glaubst, dass er in einer schlechten Beziehung ist?“, seine Stimme ist leise, aber seine Worte treffen wie eine Feststellung.
"Schlechte Beziehung? Das ist noch milde ausgedrückt. Bogum behandelt ihn wie... Ich weiß nicht mal, ob er ihn überhaupt liebt", nicke ich, spüre, wie sich ein bitteres Lachen in meiner Kehle bildet.
Ich starre auf die Theke vor mir und drehe das leere Glas zwischen meinen Fingern. Es zerfrisst mich, dass Taehyung das alles mitmacht. Dass er sich immer wieder kleinmacht, um Bogum zu gefallen, nur um nicht allein zu sein. Obwohl ich ihn jederzeit mit offenen Armen empfangen würde.
"Und du kannst nichts tun, weil er es selbst nicht einsieht?“, ergänzt Namjoon, als würde er meine Gedanken lesen.
„Ja“, antworte ich bitter und lehne mich schwer auf den Tresen. "Ich kann nichts tun. Egal, was ich sage, es kommt nicht an. Er würde mir nicht glauben, selbst wenn ich es ihm direkt ins Gesicht sagen würde. Er verteidigt ihn immer“.
Namjoon bleibt still, als würde er die richtigen Worte suchen.
"Manchmal müssen die Menschen selbst an den Punkt kommen, an dem sie bereit sind, zu sehen, was ihnen schadet", erwidert er und presst die Lippen zusammen.
Ich atme tief ein, aber seine Worte bringen mir keine Erleichterung. Ich weiß, dass er recht hat. Aber es ist schwer zu akzeptieren, dass ich einfach zusehen muss, wie Taehyung sich selbst in dieser Beziehung verliert.
„Und was ist, wenn er diesen Punkt nie erreicht?“, frage ich.
Meine Stimme klingt hohl, leer. Namjoon legt seine Hand auf meine Schulter und drückt leicht zu.
"Dann musst du entscheiden, wie lange du bereit bist, darauf zu warten. Und ob du dich selbst dabei kaputt machen willst", meint er leise.
Alles zieht sich in mir zusammen und ein bitterer Schmerz bildet sich in meiner Brust. Es ist die unangenehme Wahrheit, die ich nicht hören wollte. Wie lange werde ich warten? Wie lange werde ich mich selbst quälen, in der Hoffnung, dass Taehyung eines Tages erkennt, dass er mehr verdient?
"Mal ganz ehrlich, Jeonggukie. Scheiß auf diesen kleinen Bastard. Wenn er so sehr bei seinem verfickten Freund bleiben will, dann soll er das tun. Du bist viel zu gut, um die zweite Geige für ihn zu spielen, bei der er sich ständig ausheulen kann", keift Jimin mich plötzlich an, der sich hinter mich gestellt hat und ein Tablett voller dreckiger Gläser auf Theke stellt, welches Hoseok entgegennimmt, um sie zu spülen.
Ich drehe mich abrupt zu Jimin um, meine Augen verengt. Seine Worte treffen mich wie ein Schlag ins Gesicht.
"Was zum Teufel weißt du schon, Jimin? Das ist nicht so einfach, wie du es darstellst. Du hast keine Ahnung, was zwischen Taehyung und mir los ist“, knurre ich, meine Stimme vor Wut und Frustration zitternd.
Jimin schnaubt nur, die Arme vor der Brust verschränkt, und sieht mich mit einem durchdringenden Blick an, der mir zu verstehen gibt, dass er sehr wohl Bescheid weiß.
"Oh, glaub mir, Jeongguk, ich weiß es besser, als du denkst. Du bist schon seit Monaten nicht über ihn hinweg, und was hat’s dir gebracht? Nichts! Du siehst doch selbst, wie sehr er dich verletzt, ohne es überhaupt zu merken. Er ist blind, und du lässt dich von ihm zerstören", mault er zurück.
Ich will etwas erwidern, doch mir fehlen die Worte. Jimin hat recht, und das macht mich nur noch wütender. Der Schmerz, den ich seit so langer Zeit mit mir herumtrage, breitet sich jetzt wie ein scharfer Schnitt in meiner Brust aus. Ich hoffe jeden einzelnen Tag, dass Taehyung mich eines Tages sieht. Dass er erkennt, dass ich derjenige bin, der immer für ihn da ist, nicht Bogum.
"Was soll ich deiner Meinung nun machen?", frage ich ihn gereizt.
"Habe ich schon gesagt, einen Fick auf ihn geben und mit der nächstbesten Person ins Bett springen. Vielleicht verliebst du dich dann in sie und kannst Taehyung vergessen", gibt er von sich und sieht mich vollkommen ernst an.
Ich starre Jimin an, als hätte er gerade den Verstand verloren.
"Das ist dein Rat? Mit irgendjemandem ins Bett springen, um Taehyung zu vergessen? Als ob es so einfach wäre, ihn aus meinem Kopf zu kriegen", kommt es genervt aus mir.
"Es ist besser als das hier, Jeongguk. Du verbringst so viel Zeit damit, dir den Kopf über Taehyung zu zerbrechen, dass du komplett vergisst, dass da draußen andere Menschen sind, die dich glücklich machen könnten“, kontert Jimin schulterzuckend.
"Wieso klingt das so plausibel, was du sagst?", fragt Namjoon irritiert an Jimin gerichtet.
"Weil ich verdammt nochmal recht habe. Ich möchte auch anmerken, dass du bei den vier Frauen vor ein paar Tagen ziemlich gestrahlt hast. Ich habe auch die Blicke und Annäherungen von der schwarzhaarigen Schönheit eindeutig gesehen. Sie hat offensichtlich Interesse an dir gehabt, aber da du dumm bist und von Taehyung gesprochen hast, hat sie es aufgegeben!", meckert mich Jimin an und sieht mich wütend an.
"Meinst du Sona?", frage ich ihn irritiert.
"Genau, du kannst mir nicht sagen, dass sie dich in ihre Freundesgruppe gedrängt haben, ohne irgendwelche Hintergedanken", erwidert er belustigt von meiner Naivität.
Ich starre Jimin fassungslos an, seine Worte hallen in meinem Kopf nach. Sona? Ehrlich gesagt hatte ich schon mit dem Gedanken gespielt, mich mal allein mit ihr zu treffen, weil ich sie wirklich nett finde und sie echt hübsch ist. Sie hat auch deutlich klar gemacht, dass sie mich genauso attraktiv findet. Also wäre das mit ihr nicht mal so eine schlechte Idee.
"Sona... Kam es wirklich so rüber, dass sie etwas von mir möchte?“, murmle ich leise, mehr zu mir selbst.
"Siehst du, genau das ist dein Problem! Du bist so auf Taehyung fixiert, dass du gar nicht siehst, was direkt vor deiner Nase passiert. Du könntest so viele Chancen haben, Jeongguk, aber du verschwendest sie alle, weil du an etwas festhältst, das nie passieren wird", schnaubt Jimin frustriert.
"Wie kannst du so sicher sein, dass es nie passieren wird?“, frage ich, meine Stimme fast flehend. "Was ist, wenn er eines Tages...“
"Er wird es nicht, Jeongguk“, unterbricht Jimin mich scharf. „Und selbst wenn er es täte, was dann? Würdest du wirklich mit ihm glücklich sein, nachdem er dich so lange ignoriert hat? Glaubst du wirklich, dass das die Lösung ist?“.
Tief in meinem Inneren weiß ich, dass er recht hat. Aber mir wäre es tausend mal lieber, als wenn er mit Bogum zusammen bleibt.
Namjoon mischt sich wieder ein, seine Stimme ruhig und besonnen wie immer.
"Jimin hat recht, Jeongguk. Du solltest dir zumindest die Möglichkeit geben, etwas anderes zu finden. Du verdienst es, glücklich zu sein, und vielleicht ist es Zeit, das in jemand anderem zu suchen. Das heißt nicht, dass du Taehyung sofort vergessen musst, aber du könntest es wenigstens versuchen", sagt er.
Ich lasse seine Worte einen Moment sacken und fühle, wie etwas in mir nachgibt. Vielleicht haben sie recht. Vielleicht muss ich anfangen, mich von der Hoffnung auf Taehyung zu lösen, auch wenn es wehtut. Vielleicht hat Jimin sogar recht, dass ich mir eine Chance mit jemand anderem geben sollte, wie mit Sona.
"Und was soll ich jetzt machen?“, frage ich leise, den Blick auf die Theke gerichtet.
"Vielleicht fängst du damit an, Sona anzurufen. Sie hat dir doch ihre Nummer gegeben, oder?“, wirft mir Jimin einen schiefen Blick zu.
"Ja, aber ich bin mit ihr, Sarah, Ahri und Sumi in einer Gruppe, weil ich jetzt auch zu den Spice Girls gehöre“, antworte ich verwirrt.
"Spice Girls, mein Arsch. Sie hat dir ihre Nummer gegeben, weil sie dich mag, du Idiot. Das mit der Gruppe, war bloß ein fucking Vorwand, damit es nicht so auffällig ist, dass sie deine Nummer möchte. Also hör auf, Ausreden zu suchen, und ruf sie an", schnalzt Jimin genervt mit der Zunge.
Ich seufze tief und greife nach meinem Handy. Mein Daumen zögert über dem Kontakt, bevor ich schließlich auf Anrufen drücke. Während das Freizeichen in mein Ohr dringt, spüre ich, wie sich mein Herzschlag beschleunigt. Ein Teil von mir will am liebsten sofort auflegen, aber etwas in mir hält mich davon ab. Vielleicht ist das der erste Schritt. Weg von Taehyung, weg von all dem Schmerz.
Nach ein paar Sekunden geht Sona ran, ihre Stimme fröhlich und warm.
"Hey Jeonggukie, schön von dir zu hören! Was gibt’s?“, begrüßt sie mich herzlich.
Ich schlucke schwer und zwinge mich zu einem Lächeln.
"Hey, Sona. Ich dachte, vielleicht... hast du Lust, in die Allrounder Bar zu kommen?“, bringe ich über die Lippen und versuche locker zu klingen.
Jimin grinst breit und klopft mir auf die Schulter, während ich darauf warte, was sie sagen wird.
Sona zögert nur einen kurzen Moment, bevor sie freudig antwortet: "Klar, ich hab sowieso nichts vor. Gib mir zwanzig Minuten, dann bin ich da".
"Super, ich freu mich“, sage ich, bevor ich das Gespräch beende und das Handy wieder auf die Theke lege.
Mein Herz rast immer noch, und ich kann es kaum fassen, dass ich das gerade wirklich getan habe.
"Na also, siehst du? Das war doch gar nicht so schwer. Jetzt musst du nur noch den Rest des Abends genießen und nicht ständig an Taehyung denken", strahlt mich Jimin zufrieden an und verschränkt die Arme vor der Brust.
"Ich versuche es“, murmle ich, obwohl mir das leichter gesagt als getan erscheint.
Der Gedanke, Sona hier zu sehen und mich wirklich auf sie einzulassen, fühlt sich irgendwie fremd an. Aber vielleicht ist das genau das, was ich brauche.
Namjoon, der die ganze Zeit ruhig neben uns gestanden hatte, nickt mir aufmunternd zu.
"Du machst das schon, Jeongguk", meint er und klopft mir auf den Rücken.
Ich atme tief durch, während ich warte. Jede Minute zieht sich wie eine Ewigkeit, aber gleichzeitig bin ich nervös.
Nach knapp zwanzig Minuten geht die Tür der Bar auf, und Sona betritt den Raum. Ihr schwarzes Haar fällt locker über ihre Schultern, und sie trägt ein selbstbewusstes Lächeln auf den Lippen. Sie sieht umwerfend aus, obwohl sie bloß eine schwarze Jeanshose und einen roten Mantel trägt.
"Hey, Jeonggukie. Schön, dich zu sehen“, winkt sie mir zu und kommt auf mich zu.
Ich stehe auf und lächele sie an, als sie mich umarmt.
"Freut mich auch, dass du gekommen bist", sage ich ihr und freue mich wirklich, sie zu sehen.
"Klar, du hast gefragt, und ich konnte nicht nein sagen“, antwortet sie schmunzelnd, während sie sich auf den Barhocker neben mir setzt.
"Und? Wie war dein Tag?“, fragt sie mich schließlich.
"Anstrengend. Aber jetzt wird’s besser“, gebe ich ehrlich zu.
"Das hoffe ich doch. Lass uns was trinken und entspannen", lacht sie leicht und wirft mir einen warmen Blick zu.
Ich bestelle uns zwei Drinks, und während wir reden, merke ich, wie ich mich langsam entspanne. Sona ist witzig, charmant und unglaublich einfach, mit ihr zu reden. Sie fragt mich nach meiner Arbeit, erzählt mir Geschichten von ihrem Tag, und bevor ich es merke, verfliegt die Zeit.
Jimin und Namjoon lassen uns unseren Freiraum, und ich spüre, dass sie beide erleichtert sind, dass ich mich ablenken kann. Ich werfe hin und wieder einen Blick in ihre Richtung, und Jimin gibt mir jedes Mal ein zufriedenes Nicken zurück. Ich verdrehe leicht die Augen und schüttle den Kopf. Was ein verdammter Spinner.
Nach einer Weile lehnt sich Sona ein wenig näher zu mir. Unsere Arme berühren sich und sie schmiegt ihre Wange an meine Schulter. Ich sehe sie an und das Bedürfnis meinen Kopf auf ihren zu betten, ist viel zu groß. Jedoch bleibe ich brav sitzen und sehe sie aufmerksam an.
"Weißt du, Jeongguk, ich bin froh, dass du mich angerufen hast. Ich wollte dich schon selbst anschreiben, weil ich dachte, dass du es niemals tun würdest, nachdem ich so oft gesagt habe, dass ich dich nicht daten könnte. Als ich das gesagt habe, habe ich es direkt bereut", gesteht sie und ihre Wangen werden leicht rot.
Ihr Geständnis bringt mich zum Lächeln.
"Wirklich?“, necke ich sie und grinse sie breit an.
"Ja. Du bist süß, und ich hab das Gefühl, dass du ziemlich viel auf dem Herzen hast. Vielleicht kann ich dir dabei helfen, das ein bisschen loszuwerden“, sagt sie sanft und lächelt mich an.
Ich sehe Sona an, ihr Gesicht leicht errötet und ihre Augen glänzen ein wenig im gedämpften Licht der Bar. Vielleicht liegt es an den Drinks, oder vielleicht an der Art, wie sie mich ansieht, aber etwas in mir lässt nach. Ein kleiner Teil meiner Anspannung schmilzt dahin, während ich ihrem Blick begegne.
"Na ja, da hast du vielleicht nicht ganz unrecht“, sage ich mit einem schelmischen Lächeln, das mir selbst überraschend leicht über die Lippen kommt. "Du scheinst wirklich gut darin zu sein, mich aus meinem Kopf rauszuholen“.
Sona lacht leise und streicht ihr Haar nach hinten, während sie mich mit halb geschlossenen Augen ansieht.
"Vielleicht habe ich ein Talent dafür, wer weiß? Vielleicht bist du ja gar nicht so schwer zu durchschauen", entgegnet sie grinsend.
"Oh, wirklich?“, erwidere ich neckend und lehne mich ein Stück näher an sie heran. „Und was denkst du, hast du bei mir schon durchschaut?“.
Sie legt den Kopf leicht schief, ihre Lippen umspielen ein schelmisches Lächeln. „Hm... du bist süßer, als du zugeben willst, und viel zu sehr in deinem Kopf gefangen. Aber ich glaube, wenn du dich mal locker machen würdest, dann... könnte es ziemlich interessant mit dir werden“. Ihre Worte sind leicht, fast spielerisch, aber da ist etwas Tieferes, das mitschwingt.
Ich schlucke und spüre, wie mein Herz einen Tick schneller schlägt. Vielleicht liegt es an dem Alkohol, aber ihre Nähe fühlt sich auf einmal ziemlich gut an.
„Interessant, hm? Ich hoffe, das ist eine Herausforderung", meine ich lächend.
"Vielleicht“, antwortet sie und hebt ihre Augenbrauen neckisch, während sie den Strohhalm in ihrem Drink zwischen ihren Fingern dreht. "Vielleicht auch einfach nur eine... Möglichkeit.“
Ihre Hand berührt leicht meine, als sie das Glas zur Seite stellt, und ich merke, wie ein Kribbeln durch meinen Körper geht. Es ist so eine kleine Berührung, aber sie fühlt sich intensiver an, als sie sollte. Vielleicht bin ich es einfach nicht gewohnt, dass jemand mir so viel Aufmerksamkeit schenkt, besonders jemand wie Sona.
"Also... was machen wir mit dieser Möglichkeit?“, beginne ich, meine Stimme ein wenig rauer, als ich wollte.
"Nun ja, das hängt ganz von dir ab, Jeonggukie. Ich bin für vieles offen. Die Frage ist, ob du bereit bist, dich darauf einzulassen", lehnt sich Sona näher zu mir, ihre Augen fixieren meine.
Ihr Atem streift meinen Hals, und ich spüre, wie mein Puls noch mehr in die Höhe schnellt. Ihre Lippen sind so nah, dass ich das leise Kichern, das sie unterdrückt, fast spüren kann.
"Ich könnte dir helfen, ein bisschen lockerer zu werden... wenn du willst“, fügt sie mit einem unschuldigen Lächeln hinzu, das im krassen Gegensatz zu der Art steht, wie sie mich ansieht.
„Meinst du das ernst? Was, wenn ich dir das anbiete? Einen Drink weniger und vielleicht... könnten wir rausfinden, wie locker ich werden kann?“, grinse ich breit und kann nicht widerstehen, ihre Herausforderung anzunehmen.
„Hm...“, macht sie nachdenklich, während sie einen Finger an ihre Lippe legt. „Das klingt verlockend. Aber vielleicht brauchst du dafür mehr als nur einen Drink".
Sie lehnt sich noch näher an mich heran, bis ihre Lippen fast meine Wange berühren. „Oder vielleicht... bist du schon bereit und weißt es nur noch nicht“, flüstert sie.
Ich schlucke schwer, die Spannung zwischen uns ist kaum zu übersehen. Wir sind beide betrunken genug, um zu wissen, dass wir uns auf gefährlichem Terrain bewegen, aber genau das macht es so aufregend.
Ich blicke Sona direkt in die Augen, und für einen Moment scheint alles andere um uns herum zu verschwimmen. Ihr intensiver Blick zieht mich in seinen Bann, und ich spüre, wie meine letzten Zweifel langsam zerfließen. Vielleicht hat Jimin recht. Vielleicht brauche ich genau das, um aus meinem eigenen Kopf herauszukommen, um endlich loszulassen - und sei es nur für einen Abend.
"Vielleicht hast du recht", sage ich leise, während ich mich noch näher zu ihr lehne, sodass unsere Gesichter nur noch Zentimeter voneinander entfernt sind.
Ich fühle ihren Atem auf meiner Haut, und ein Kribbeln läuft mir über den Rücken.
"Vielleicht bin ich bereit", wispere ich gegen ihre Lippen.
Sona grinst und ihre Augen funkeln amüsiert.
"Dachte ich mir", haucht sie, bevor sie ihre Hand an meine Wange legt und mich sanft zu sich zieht.
Unsere Lippen treffen sich, und sofort fühle ich die Hitze zwischen uns auflodern. Es ist, als hätte sich ein Ventil geöffnet, das all die angestaute Frustration, den Schmerz und die Unsicherheit entweichen lässt. Der Kuss ist nicht sanft, sondern hungrig, als ob wir beide wussten, dass dies ein Moment ist, den wir schon zu lange hinausgezögert haben.
Sona schmiegt sich enger an mich, ihre Hände gleiten in mein Haar, und ich verliere mich in der Intensität des Augenblicks. Die Welt um uns herum verschwimmt vollkommen. Es gibt nur noch den Geschmack ihrer Lippen und die warme Berührung ihrer Haut. Für diesen Moment existiert Taehyung nicht, existiert Bogum nicht, existieren meine Sorgen und Ängste nicht. Nur Sona und ich - und das Gefühl, endlich loslassen zu können.
Als wir uns schließlich voneinander lösen, atmen wir beide schwer, unsere Stirnen aneinander gelehnt. Ich kann das leichte Zittern in meinen Fingern spüren, und obwohl ich weiß, dass es wahrscheinlich der Alkohol ist, fühle ich mich lebendig, in einer Art, wie ich es schon lange nicht mehr gefühlt habe.
"Das... war unerwartet", flüstert Sona und lächelt mich an, während sie ihre Hände auf meine Brust legt.
"Ja...", murmle ich, ein wenig außer Atem. "Aber genau das, was ich gebraucht habe".
Sie zieht mich wieder zu sich, diesmal langsamer, sanfter. Unser zweiter Kuss ist weniger stürmisch, aber genauso intensiv. Ihre Lippen sind warm und weich, und ich spüre, wie die Anspannung in meinem Körper langsam nachlässt.
"Was jetzt?", fragt sie leise, als sie sich leicht zurückzieht und mich mit einem Blick ansieht, der gleichzeitig neugierig und verspielt ist.
Ich halte einen Moment inne, lasse die Frage in meinem Kopf widerhallen. Was jetzt? Ein Teil von mir weiß, dass ich die Antwort schon längst kenne. Es fühlt sich gut an, mich auf Sona einzulassen, auch wenn es nur für heute Nacht ist.
"Lass uns von hier verschwinden“, sage ich schließlich, meine Stimme tiefer und rauer, als ich es erwartet hatte.
Sona nickt, ihr Grinsen wird breiter, und sie nimmt meine Hand.
"Das klingt nach einem Plan",
Wir stehen auf, und ich werfe einen schnellen Blick in Richtung von Jimin und Namjoon. Jimin grinst mich breit an, als hätte er diesen Moment die ganze Zeit vorausgesehen, während Namjoon mir nur einen nachdenklichen, aber ermutigenden Blick zuwirft. Es ist, als würden beide wissen, dass dies der Schritt ist, den ich machen muss ob er der richtige ist oder nicht, bleibt abzuwarten.
"Bis später, Jungs", sage ich mit einem Nicken, und sie beide winken nur ab.
Sona und ich verlassen die Bar, und die kühle Nachtluft schlägt uns entgegen. Es fühlt sich befreiend an, als würden wir nicht nur die Bar, sondern auch die Last all der unerwiderten Gefühle hinter uns lassen. Sie zieht mich an ihrer Hand hinter sich her, und wir gehen ohne ein klares Ziel die Straße entlang, bis sie plötzlich stehen bleibt und mich ansieht.
"Wohin wollen wir?", fragt sie mit einem schelmischen Lächeln.
Ich denke kurz nach und spüre, wie mein Herz schneller schlägt.
"Zu mir?", schlage ich vor, und Sona nickt.
"Klingt perfekt", grinst sie.
Wir nehmen ein Taxi, und die Fahrt vergeht in einer verschwommenen Mischung aus stillen Blicken und leichten Berührungen. Die Spannung zwischen uns ist fast greifbar, und als wir endlich bei mir ankommen, fühle ich, wie die Vorfreude in mir aufsteigt. Vielleicht ist dies der Beginn von etwas Neuem - oder zumindest eine dringend benötigte Ablenkung.
In meiner Wohnung angekommen, schließen wir kaum die Tür hinter uns, als Sona mich gegen die Wand drückt und unsere Lippen sich wiederfinden. Ihre Hände erkunden meinen Körper, und ich lasse mich vollkommen in diesem Moment treiben. All die Sorgen, die mich seit Monaten quälen, scheinen endlich zu verblassen, während ich mich auf Sona einlasse, auf die Art und Weise, wie sie mich berührt, wie sie mich ansieht. Für heute Nacht gibt es nur uns und das reicht mir.
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Ich habe nie gesagt, dass Jeongguk einen Keuchheitsgürtel trägt. Ich erinnere euch an die Szene, als Jeong-Eun gesagt hat, dass Jeongguk auch ein gutaussehendes Arschloch ist 🙂
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