Kapitel 10
Jeongguks Sicht:
Ich bin so froh, wenn ich gleich nach Hause gehen darf. Taehyung ist hinten in der Küche und wischt dort den Boden, während ich im Café den Boden wische, damit der Laden morgen direkt startklar ist und meine Tante uns nicht die Köpfe abhakt. In der letzten halbe Stunde habe ich den Hübschling seinen Frieden gelassen, weil ich einen gesunden Menschenverstand habe und merke, wann ich aufhören soll.
Auf einmal klingelt die Glocke der Eingangstür, sodass ich mich umdrehe und den Mann verwirrt anschaue, da wir eindeutig geschlossen haben.
"Entschuldigung, aber wir haben seit zehn Minuten geschlossen", teile ich ihm mit und sehe ihn entschuldigend an.
"Ich warte bloß auf meinen Freund", erwidert er und verzieht keine einzige Miene.
"Oh, du bist Taehyungs Freund! Schön, dich kennenzulernen. Ich bin Jeon Jeongguk", gebe ich überrascht von mir und halte ihm meine Hand hin.
"Mein Name ist Park Bogum. Bist du neu hier?", stellt er sich ebenfalls vor und ergreift meine Hand, um sie fest zu schütteln, dabei schaut er mich von oben bis unten an.
"Nein, meiner Tante gehört das Café und ich helfe hier meistens aus, wenn ich Urlaub habe", erkläre ich ihm und schaue ihn mir ebenfalls etwas genauer an.
Er ist wenige Zentimeter größer als ich. Seine dunkelbraunen Haare sind zu einem Mittelscheitel gestylt und sehen echt flauschig aus. Er hat schöne dunkle Augen und gerade dichte Augenbrauen. Seine Nase hat eine gerade und schmale Form. Er hat eine markante Kieferpartie und seine rosa Lippen sind schön geschwungen. Nicht zu schmal und nicht zu dick. Wir sind zwei völlig verschiedene Typen. Ich kann mich gar nicht mit ihm vergleichen! Das Einzige, was für mich spricht, ist, dass ich mehr Muskeln habe. Bogum ist sehr schlank. Vielleicht hat das an mor gestört?
"Achso, verstehe. Wo ist Taehyung eigentlich?", fragt er etwas monoton und wendet seinen Blick ab, um Ausschau nach seinem Freund zu halten.
Im selben Moment kommt Taehyung aus der Küche, wodurch der Gesichtsausdruck dieses Kerls sich schlagartig erhellt und er direkt auf Taehyung zugeht. Perplex bleibe ich auf der selben Stelle stehen und bin extrem verwirrt von seiner Partnerauswahl. Er sieht zwar einigermaßen gut aus, aber ich habe ihn mir ganz anders vorgestellt und sein Charakter ist jetzt auch nicht das Wahre. Für den Kerl hat er mir so eine Abfuhr gegeben?
"Hey, Schatz!", begrüßt Taehyung ihn fröhlich und ich höre, wie die Beiden sich küssen.
"Hallo, Liebling", murmelt Bogum und küsst ihn ein weiteres Mal, um wahrscheinlich sein Revier zu markieren.
Wenn der wüsste, dass ich schon mal tief in seinem Liebling drin war, dann... Ich weiß nicht mal, wie er reagieren würde. Ich kann ihn nicht einschätzen. Etwas schockiert wische ich den Boden weiter und kann diesem Spektakel nicht zuschauen. Ich verstehe halt wirklich nicht, was er an ihm findet. Klar, das Aussehen spielt eine große Rolle, aber der Typ ist wie eine gekochte Kartoffel. Total langweilig!
"Was musst du noch erledigen? Ich würde gerne nach Hause gehen. Mein Tag war total anstrengend", kommt es von Bogum und er hört sich etwas gereizt an, aber vielleicht kommt es mir bloß so rüber.
Wie wäre es mal nachzufragen, wie sein Tag war, bevor man sich über seinen eigenen beschwert? Das ist ziemlich egoistisch, wenn wir bedenken, dass Taehyung von 8:30 Uhr morgens bis 18:30 Uhr im Café arbeitet. Mit Pause eingerechnet, steht er beinahe zehn Stunden auf den Beinen.
"Wir sind eigentlich mit allem fertig. Ich wische nur noch den Boden schnell zu Ende",antworte ich auf seine Frage und drehe mich zu den Beiden um.
"Also können wir gehen?", hakt Bogum nach und sieht mich etwas eingebildet an, während er seinen Arm um Taehyungs Hüfte schlingt.
Meine Gesichtszüge verhärten sich und ich muss dagegen ankämpfen ihn nicht finster anzuschauen. Taehyung kaut nervös auf seiner Unterlippe herum und sieht zwischen uns beiden hin und her. Okay, Jeongguk. Bogum ist es nicht wert, dich aufzuregen.
"Klar, von mir aus", lächle ich die Beiden an und entspanne meine Gesichtszüge so gut wie es geht.
"Nein, ich fühle mich sonst schlecht, wenn du alleine den Laden schließt", meint Taehyung, was seinen Freund nicht wirklich glücklich stimmt.
Er verdreht die Augen und verstärkt den Griff um Taehyungs Hüfte, weswegen er aufzuckt. Es sah nicht schmerzhaft aus, aber es genügt, um meinen Puls auf 180 zu bringen. Ich kann solche Typen wie ihn überhaupt nicht leiden.
"Geht ruhig, Taehyung. Für mich ist das okay", entgegne ich und versuche mein Lächeln beizubehalten, obwohl mich sein Schätzen ziemlich auf die Palme bringt.
"Bist du dir sicher?", gibt er zögernd von sich.
"Ja. Geht endlich", bejahe ich und höre selbst die Anspannung in meiner Stimme.
"Okay, danke", lächelt er mich an und zieht seinen Freund dann in den Personalraum.
Ich warte darauf, dass sie nicht mehr in Sichtweite sind, bevor ich dieses dumme Lächeln aus meinem Gesicht wische. Ich kann schon vom Weiten erkennen, dass Bogum einen ekelhaften Charakter und kein Spaß im Leben hat. Mit solchen Leuten komme ich überhaupt nicht klar. Er hat sich nicht mal die Mühe gegeben, irgendwie freundlich zu sein und Taehyung hatte bei mir Sorgen, dass ich mich daneben benehme. Bogum dachte sich bloß, dass ich ihm gefährlich werden könnte. Das stimmt zwar auch, weil mein Interesse an Taehyung nun noch mehr gestiegen ist. Ich würde ihn zu hundert Prozent besser behandeln als Bogum.
"Wir würden dann jetzt gehen, Jeongguk", höre ich Taehyung hinter mir und drehe mich zu ihm um.
Er hat seine Schürze durch seine schwarze Winterjacke ausgewechselt und ist sich immer noch nicht sicher, ob er einfach gehen soll. Bogum schaut auf sein Handy und wartet bloß darauf, dass sie endlich gehen. Mir fällt es schwer, ihn noch anzulächeln. Ich kann überhaupt nicht nachvollziehen, was er an diesem Eisblock findet.
"Habt noch einen schönen Abend", wünsche ich ihnen und springe über meinen Schatten, auch wenn ich mich absolut beschissen fühle.
Hätte dieser Bogum nicht genauso schön wie Taehyung sein und einen besseren Charakter haben können? Dann hätte ich wenigstens verstanden, warum mich Taehyung nicht möchte. Aber jetzt verstehe ich wenigstens, warum er sich im betrunkenen Zustand auf mich eingelassen hat. Ich bin nämlich das komplette Gegenteil von seinem Freund und am Morgen hat er realisiert, dass er doch mehr auf so Bad Boys wie Bogum steht.
"Danke, dir auch. Bis morgen, Jeongguk", verabschiedet er sich und zieht Bogum mit sich, der es nicht mal für nötig hält, noch irgendwas zu sagen.
Sie verlassen das Café und ich wische seufzend weiter. Wow, ich habe mich schon lange nicht mehr so scheiße gefühlt. Bin ich etwa zu nett oder wieso bekommen Arschlöcher immer diese hübschen Frauen und Männer ab? Ich krieg einen totalen Abturn, wenn jemand unfreundlich zu seinen Mitmenschen ist oder ohne richtigen Grund schlechte Laune hat. Ich verstehe solche Menschen einfach nicht und möchte sie auch nicht verstehen.
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