Kapitel 6: Die Folgen kindischer Aktionen
„Mr. Flint! Ich hoffe Sie haben eine außerordentlich gute Erklärung für das Chaos, das Sie angerichtet haben!"
Erschrocken wirbelte der Angesprochene auf dem Absatz herum und fand sich sogleich der Stellvertretenden Schulleiterin gegenüber, welche ihren sonst gutmütigen Blick mit aller Strenge über das Chaos schweifen ließ, ehe er auf ihm zu ruhen kam.
Marcus schluckte und bemühte sich eilig, seinen Zauberstab in den Umhang zurückzupacken. Irgendwo weiter hinten, zwischen allerlei zerschmettertem Gerümpel, losen Bücherseiten und Staub, rappelte sich ein anderer Schüler in verschmutzter Gryffindoruniform auf und rieb sich leise stöhnend die Schläfe.
„Es war nur eine kleine Auseinandersetzung, Professor McGonagall.", versuchte Marcus die Situation zu erklären. Wobei „klein" eine deutliche Untertreibung war.
Diese Aktion, von der er eigentlich keine Ahnung hatte, warum er sie überhaupt herbeiführen wollte, war ein wenig eskaliert.
Er hatte seinen Wutgefühlen freien Lauf gelassen – und es hatte in einer Schlacht geendet, die ausnahmsweise mal nicht auf dem Spielfeld stattgefunden hatte.
Dann entdeckten die scharfen Augen der Lehrerin seinen Duellgegner und ihre säuerliche Mine sprach Bände. Eines war klar, er konnte jetzt sagen was er wollte, es war für jede Hilfe zu spät. Sie würde ihm wohl eine ordentliche Strafarbeit aufbrummen.
„Mr. Wood", wandte sich Professor McGonagall nun an ihren Schüler, „ich hoffe Ihnen ist bewusst, dass das Duellieren außerhalb des Unterrichts strengstens untersagt ist!", tadelte sie. „Wie kommt es, dass immer Sie beide in solcherlei Auseinandersetzungen geraten? Noch dazu in solch ausschreitende?"
Keiner der Beiden sagte etwas, aber Marcus drehte sich ebenfalls zu Wood um und schnitt ihm hinter dem Rücken der grün gekleideten Hexe eine Grimasse.
Er wollte weiter provozieren – eine Art bizarre Entschuldigung für seine Grobheit, was jedoch weder er selbst noch Oliver wussten.
Woods Gesicht verfinsterte sich daraufhin sofort und erfüllt von neuer Wut sprang er auf die Füße. Er schwankte jedoch, weil ihm zuvor ein hölzerner Blumenkübel mit voller Wucht gegen die Rippen geprallt und an seinem muskulösem Körper zerschellt war. Nicht, dass dies Marcus beeindruckt hätte.
Als Wood anhob, seiner Hauslehrerin die Situation zu erklären, hob diese jedoch nur die Hand. „Von Ihnen möchte ich jetzt nichts hören, Mr. Wood. Es ist schon Schande genug, dass sich ein Schüler meines Hauses auf derart kindische Spielereien einlässt.
Dreißig Punkte Abzug – für jeden von Ihnen.
Und dass es Ihnen nun endlich einmal eine Lehre sein wird, verbiete ich Ihnen als Strafe für anderthalb Wochen das Quidditch Training. Auch wenn es mir nicht leicht fällt."
Das ließ Marcus triumphales Gesicht in sich zusammenfallen. Er war beinah dankbar dafür, dass Wood das Diskutieren mit McGonagall aufnahm.
Er hatte gerade alles riskiert, in dieser völlig sinnlosen Aktion, um wem was zu beweisen?
„Aber Professor! Das können Sie nicht machen! Gerade in diesem Jahr, wo wir Verantwortung als Kapitäne - ", rief Wood verzweifelt, aber da unterbrach ihn McGonagall bereits wieder:
„Das hätten Sie sich vorher überlegen müssen, Mr. Wood. Und gerade weil Sie dieses Jahr mehr Verantwortung als sonst tragen, sollten Sie langsam auf Ihre Rivalitätskämpfe verzichten.
Mit anderen Worten: benehmen Sie sich nicht wie völlig hormongesteuerte Teenager!"
Damit raffte die Hexe ihr Kleid auf und drehte sich um.
„Und was Sie betrifft, Mr. Flint: ich werde Professor Snape natürlich darüber informieren, dass es so nicht weitergehen kann. Auch Sie sollten sich Ihrer Rolle bewusst sein, zuweilen Sie diese Schule und ihre Regeln bereits seit sechs Jahren kennen sollten."
Marcus senkte ein wenig den Kopf.
„Ja, Professor.", murmelte er.
„Ich werde Ihnen bei Gelegenheiten noch eine weitere Strafarbeit geben. Erwarten Sie beide meine Nachricht in den nächsten Tagen. Bis dahin gehen Sie sich am besten aus dem Weg und", damit verwies sie auf die Unordnung und Zerstörung, die die jungen Zauberer bei ihrem Kampf hinterlassen hatten, „räumen Sie das gefälligst auf."
Damit verschwand sie wieder in die Richtung, aus der sie gekommen war.
Als er sicher war, dass sie so schnell nicht wieder auftauchte, funkelte Marcus Oliver Wood böse an, obwohl er wusste, dass er eigentlich selbst Schuld an ihrer Situation war.
Aber da sprach wieder der verletzte Stolz aus ihm, denn Wood machte ihn verrückt und sorgte dafür, dass er sich immer wieder in unangenehmen Situationen wiederfand, die sein Leben verschlimmerten.
„Super gemacht, Wood. Und weil du der eindeutige Verlierer dieses Duells warst, darfst du hier gern sauber machen!"
„In deinen Träumen, Flint!", zischte Oliver.
Er klopfte den letzten Rest Staub von seiner Uniform und presste sich die Hand auf die verletzte Seite. Dann reckte er den Kopf in die Höhe (wobei er dennoch kleiner als Marcus war), wischte sich mit dem Ärmel seines Umhangs ein wenig Blut von der Lippe und stiefelte zielsicher an ihm vorbei.
„Wood!", schrie Marcus, aber er wurde geflissentlich ignoriert. Hätte er nicht schon genug Strafpunkte wegen ihm bekommen, würde er den Zauberstab wieder rausholen und irgendeinen Spruch auf ihn abfeuern. Um ihn zurückzuholen. Um ihn nicht gehen zu lassen. Hatte er ihn schlimm verletzt?
Dennoch, er wollte nicht allein hierbleiben und aufräumen. War ihm doch scheiß egal, wer sich jetzt darum kümmerte, er hatte eigene Probleme. Besser gesagt eines, mit dem alles andere zusammenhing.
Deshalb nahm er wenige Augenblicke später die Beine in die Hand und flüchtete davon, darauf bedacht, nicht in die gleiche Richtung wie Wood zu verschwinden.
Sollten doch die Hauselfen oder irgendwer anders die Spuren ihres kleinen Kampfes beseitigen. Er hatte wichtigeres zu tun – zum Beispiel rauszufinden, wie er trotz Verbot zum Training gehen konnte. Er war sich sicher, Wood würde Ähnliches tun und so würden sie sich gewiss schon bald wiedersehen.
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