11 | Aiden

»Hier für dich.« Meine Stimme wird von der lauten Musik im The Robin Hood fast gänzlich verschlungen, während ich Connor ein kleines Bier hinstelle. Nachdem wir lange im Bett gelegen und uns geküsst haben, bis unsere Lippen nur noch rot und geschwollen waren, sind wir noch in die kleine Kneipe gegangen.

Es ist proppenvoll hier und wir haben zum Glück einen der letzten Tische für zwei Personen bekommen, der ganz hinten in der Ecke in einer Nische versteckt ist. Hardin, Ezra und ein paar meiner anderen Kumpel befinden sich im vorderen Bereich, nah am Pult des DJs, und scheinen die selbstgestaltete Musik zu feiern.

Ich habe sie alle kurz begrüßt, ihnen Connor vorgestellt und ihn anschließend nach hinten zum freien Tisch gezogen, da ich sofort bemerkt habe, dass Connor nicht wirklich in Feierlaune ist. Auch jetzt ringt er sich ein Lächeln ab und sein Blick wandert wieder gedankenverloren über den alten Holztisch und das Glas mit dem kühlen Bier vor ihm.

Innerlich seufzend beobachte ich das Szenario und frage mich, warum er überhaupt mitgekommen ist. War es nur um mir eine Freude zu machen? Ich nehme einen kräftigen Schluck von meinem Bier und sehe zu, wie Connor es mir gleichtut. Einfach meine Bewegung kopiert, ohne den Blick zu heben.

»Willst du gehen?«, frage ich nach einer weiteren Minute der Stille und warte auf eine Antwort meines Gegenübers. Doch außer, dass er sein Glas in seinen Händen hin und her dreht, bleibt er stumm. »Connor!«

Überrascht ruckt sein Kopf hoch, er blinzelt mich an, so, als würde er jetzt erst realisieren, wo wir uns überhaupt befinden. Peinlich berührt lächelt er und fährt sich durch seine dunkelblonden Haare. »Sorry, ich ...«

»Möchtest du gehen?«, wiederhole ich erneut meine Frage und unterstreiche sie noch mit einer Geste, indem ich mit dem Finger Richtung Ausgang zeige, wo sich viele tummeln, die hier in der Kneipe keinen Platz gefunden haben.

Connor runzelt die Augenbrauen, sodass wieder die Falte zwischen seinen Augen entsteht. Dann beißt er sich auf die Unterlippe und atmet geräuschvoll aus. »Dein Bier und du wolltet doch gerne hierher.«

Gott, wie lieb kann ein Mensch sein?
Ich greife über den Tisch, nehme seine Hand, die er auf den Tisch gelegt hat, und drücke sanft zu. »Das Bier ist egal. Du hättest ruhig was sagen können, ich wäre nicht sauer gewesen.«

Er lächelt. »Danke. Aber wir können ja noch austrinken, dann habe ich weniger ein schlechtes Gewissen.«

Hätten wir irgendwo draußen gesessen, hätte ich sofort unsere Biergläser genommen und den Inhalt auf den Boden geschüttet. Doch hier erweist es sich als wesentlich schwieriger. Daher nicke ich und halte seine Hand in meiner, um zu zeigen, dass ich für ihn da bin. Ich frage mich, was der Grund dafür ist, dass er sich solche Sorgen um Noah macht.

Wüsste ich nicht, dass es hier um seinen besten Freund geht, hätte ich gedacht, dass ihm etwas widerfahren ist.

Melanie hatte mir vor Jahren erzählt, dass es manche Menschen gibt, die so viel Empathie besitzen, die mit anderen Personen mitleiden oder sich mitfreuen können. Obwohl es sie in diesem Fall keineswegs betrifft. Connor ist so eine Person und diese Eigenschaft fange ich an sehr zu schätzen. Es erklärt, warum Connor immer so emotionsgeladen ist.

Wir trinken in Ruhe unser Bier aus und verschwinden still und heimlich aus der Kneipe. Hand in Hand machen wir uns auf den Rückweg zu Connors Zimmer. Der Weg ist erleuchtet von den Straßenlaternen links und rechts, ansonsten ist der Rest in Dunkelheit getaucht.

Es ist Anfang November und das Wetter wird mit jedem Tag kälter. Fröstelnd ziehe ich meine Schultern hoch und ärgere mich, dass ich heute meine dünne Jacke angezogen habe, anstatt meine Winterjacke. Doch der Tag täuschte mit der Sonne am Himmel.

»Wir sind gleich da.« Connor muss bemerkt haben, wie mein Körper vor Kälte zittert. Ich drehe mich zu ihm hin. Seine Nasenspitze ist von der Kälte gerötet und auf seinen Wangen liegt ein rosiger Schimmer. Ich stelle mir vor, wie er in dicker Winterkleidung aussehen wird. Mit Mütze, Schal und Jacke – niedlich!

Der bloße Gedanke daran wärmt mein Inneres und ich kann nur schwer ein Lächeln unterdrücken. Ich brumme leise und suche – wie in den letzten Tagen auch – blind nach seiner Hand.

Zum Glück dauert der Weg nicht lange und wir erreichen Connors Zimmer, das schön warm ist und nach ihm riecht. Ich ziehe mir mit den Hacken meine Turnschuhe von den Füßen, hänge meine Jacke an die Garderobe der Tür, schlüpfe aus die Jeans sowie meinem Pullover und kuschle mich mit Unterhose und T-Shirt in Connors Bett.

Connor tut es mir gleich. Im schwachen Licht der Nachttischlampe, die ich nach dem betreten des Zimmers angemacht habe, erkenne ich seine durchtrainierten Oberschenkel. Ich muss dick schlucken, ziehe die Decke weiter hoch und rutsche ein Stück zur Seite, um Connor Platz zu machen.

Er bemerkt nichts von meinem wildklopfenden Herz, welches sich beschleunigt, als sich unsere nackten Beine berühren.
Im Gegenteil – seufzend kuschelt er sich an meine Seite.

O Shit.

Ich bleibe eine Weile still liegen, bis sich Connor mit dem Unterarm aufstützt und sich zu mir rüber lehnt. »Bist du draußen erfroren oder wieso liegst du hier wie ein steifes Brett?«

Da wir noch die Nachttischlampe anhaben, sehe ich sein breites Grinsen. Auch ohne Licht hätte ich mir vorstellen können, wie er mich in diesem Moment ansehen würde.

Ich räuspere mich, versuche, den Frosch in meinem Hals verschwinden zu lassen. Wie soll ich ihm sagen, dass seine bloße Berührung meinen Körper zum Erbeben bringt, ohne dass es gleich sexuell anzüglich klingt?

»Mh.« Summend lehnt Connor sich weiter vor, bis ich seinen warmen Atmen an meiner Wange spüre. »Vielleicht muss ich dich auftauen.«

O ja, bitte!

Aus meiner Kehle kommt nur ein grunzendes Geräusch und gleichzeitig fühle ich mich wie ein hormongesteuerter Teenager. Scheiße verdammt, ist das peinlich.

Connor scheint von meinen aufkochenden Emotionen nichts mitzubekommen, denn er fährt seelenruhig mit seinem Zeigefinger meinen Hals bis hoch zu meinem Kinn entlang. Sein Finger übt kaum Druck aus und trotzdem dreht sich mein Gesicht in seine Richtung.

»Auch wenn unsere Lippen heute schon viel zu tun hatten, kriege ich nicht genug davon«, raunt er leise und seine Stimme klingt plötzlich viel tiefer als vor wenigen Sekunden. Er kommt näher und näher, dann hält er inne. »Oder bist du müde?«

Ist das eine ernsthafte Frage?

Und endlich kommt Leben in meinen Körper zurück. Meine Hände umfassen seinen Hinterkopf, die Finger vergraben sich in seine wuscheligen Haare und ziehen ihn zu mir ran.

Ich höre nur ein leises »er lebt«, bevor ich Connors Stimme im Keim ersticke. Meine Zunge fährt über seine volle Unterlippe und fordert nach Einlass, welcher mir sofort gewährt wird. Ich summe zufrieden.

Während meine Zunge seinen Mund erkundet, fährt meine eine Hand rastlos über seinen Rücken. Die andere bleibt weiterhin in seinen Haaren vergraben und zieht leicht an den Haarsträhnen, was Connor und ab und zu seufzen lässt.

Die Geräusche, die er von sich gibt, spornen mich mehr und mehr an. Am Ende kann ich nicht leugnen, dass mich unser Kuss nicht kalt lässt. Dafür wird meine Unterhose enger. Wir lösen uns voneinander. »Scheiße, kann man vom Küssen süchtig werden?«

Connor kichert. »Wenn, dann gefällt mir diese Art von Droge.« Dann küsst er mich erneut. Forschend und besitzergreifend zu gleich. Wie von selbst verschwindet meine Hand unter seinem T-Shirt, fährt seinen nackten Rücken hoch und dann runter bis zu seinem Po. Ich spüre Connors Grinsen auf den Lippen. Gerade, als meine Finger den Bund seiner Unterhose entlangfahren und hineinschlüpfen möchten, hält er mein Handgelenk mit einer ruckartigen Bewegung fest.

Sein Atem geht schwer. »Nicht ... noch nicht, bitte.«

Ich nicke verwirrt. Natürlich möchte ich ihn zu nichts drängen. Habe ich sein Verhalten falsch verstanden?

»Tut mir leid ...«

Sofort schüttelt er den Kopf. »Nein. Ich – ich möchte, aber ich kann noch nicht.« Seufzend rollt er von mir runter und kuschelt sich, wie am Anfang, an meine Seite. »Ich rede nicht gern drüber, aber vor ein paar Monaten hat mich jemand ziemlich verarscht. Nicht, dass ich es dir zutrauen würde, aber es steckt noch tief in mir drinnen fest.«

Ich höre Connors leiser Stimme zu, ziehe ihn näher an mich heran. Wie kann man ihn verarschen? Ihn – Connor Hale. Einen der wunderbarsten und liebsten Menschen auf der Erde.

»Scheiße, ich habe die Stimmung versaut, oder?«

»Nein! Bitte denk das nicht. Ich warte. Ich warte so lange, bis du bereit bist.«

Er lächelt weich. »Danke.«



Connor & Aiden sind sich also wieder ein Stücken näher gekommen 😍🙌🏼
Was denkt ihr, wie hat auch das Kapitel gefallen? ☺️ eigentlich ist nicht viel passiert, aber der nächste Schritt wurde gegangen 🥳

Wie immer würde ich mich über Rückmeldungen & Votes freuen 😍

Habt einen wunderschönen 2. Advent 🕯️❄️
Eure A. ❤️

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