Kapitel 5 | Archer
„Wie viele von euch wissen, ist der West Coast Trail fünfundsiebzig Kilometer lang und wurde 1907 als Rettungspfad angelegt, damit Schiffbrüchige ihren Weg in die Zivilisation zurückfinden können.
Der Trail verläuft durch die Stammesgebiete der Huu-ay-aht, Ditidaht und Pacheedaht First Nations. Ihr seid dort zu Gast. Denkt deshalb daran, nichts als Erinnerungen mitzunehmen und nichts als eure Fußabdrücke zu hinterlassen.
Es gibt auf der gesamten Strecke insgesamt nur drei Ein- und Ausgänge - den nördlichen in Pacheena Bay, den südlichen in Gordon River und einen in der Mitte des Trails in der Ortschaft Nitinat.
Daher ist es essenziell, dass ihr aufmerksam bleibt und auf eure Sicherheit achtet. Wenn es dumm kommt, müsst ihr nämlich bis zu vierundzwanzig Stunden auf Hilfe warten, falls euch etwas zustößt. Mal abgesehen davon, dass es ohne Handyempfang schwierig wird, Hilfe zu rufen", höre ich Sharon sagen.
Genau wie Hunters Boss, Shawn, kenne ich sie noch aus Highschool-Zeiten. Der quirlige Rotschopf leitet die heutige Sicherheitsunterweisung, aber auf die kann ich mich kaum konzentrieren.
Mallory rutscht neben mir auf ihrem Stuhl hin und her, während ihr Bein in einem unermüdlichen Tempo auf und ab wippt.
Dieses Gezappel macht mich wahnsinnig, weil es mich ebenso ablenkt wie der süße Geruch, der mit jeder ihrer Bewegungen zu mir herüberschwappt - nach Sonne auf Haut, Sommerregen und frisch gepflückten Pfirsichen.
Ich widerstehe der Versuchung, einen Blick in ihre Richtung zu riskieren. Stattdessen stelle ich mir vor, ihre glänzenden Haare durch meine Finger rinnen zu lassen, während Mallory mit geweiteten Pupillen zu mir hochschaut. So wie draußen auf dem Parkplatz, als sie ihre Hand in meine gelegt und mich mit ihren großen himmelblauen Augen betrachtet hat. In dem Moment hatten sich ihre herzförmigen Lippen einen Spalt geöffnet und auch mir war jeglicher Sauerstoff aus den Lungen gewichen.
Seitdem hämmert mein Puls im Rhythmus und mit der Intensität einer Buschtrommel. Vielleicht liegt es aber auch daran, dass unsere Stühle so dicht beieinander stehen, dass sich unsere Oberarme berühren, sobald sich einer von uns bewegt.
Jeder Millimeter meines Körpers kribbelt. Fuck! So etwas ist mir noch nie passiert.
Ich versuche, meine Aufmerksamkeit wieder auf Sharon zu lenken.
Die erklärt gerade, dass auf den Zeltplätzen sämtliche Nahrungsvorräte in die Bärenboxen gelegt oder in einem verschlossenen Packbeutel an einem Ast aufgehängt werden müssen, um Bärenbesuch vorzubeugen.
Sie ist schon damals gut darin gewesen, Vorträge zu halten. Trotzdem driften meine Gedanken wieder zu Mallory.
Warum behaupten Hunter und sie, dass sie gute Freunde sind, wenn sie sich offensichtlich erst seit Kurzem kennen? Und warum ist Mallory wirklich hier?
Wenn ich mir ihren dunkelgrünen Armee-Seesack anschaue, bezweifele ich, dass es ihr bei dieser Wanderung um die Erfüllung eines langjährigen Traumes geht. Dann hätte sie in einen ordentlichen Trekkingrucksack investiert.
Vermutlich gehört ihr das uralte, zerfledderte Ding nicht einmal, das aussieht, als hätte sie es aus einem Müllcontainer gefischt und sich anschließend mit einem Obdachlosen darum geprügelt. Oder darauf.
Und wenn Hunter sie wirklich mit mir verkuppeln wollte, hätte er sie auch einfach für ein paar Tage zu uns einladen können. Darum kann es also auch nicht gehen.
Der Drang, die hübsche Blondine neben mir zu betrachten, wird stärker und ich drehe den Kopf in ihre Richtung.
Klarer Anfängerfehler.
Mallory hat ihr Langarmshirt ausgezogen und sitzt jetzt in einem schlichten schwarzen Trägertop neben mir. Auf einer Seite ist ihr ein pink-glänzender BH-Träger von der zierlichen Schulter hinuntergerutscht und sie kaut auf ihrer Unterlippe herum. Den schlanken Hals hat sie leicht zur Seite geneigt und ihr Haar zurückgeworfen.
Von Nervosität und permanentem Gezappel ist nichts mehr zu sehen. Ihr Blick ist stur auf Sharon gerichtet.
„Also haltet die Augen offen und bitte gebt den Parkwächtern Bescheid, falls euch irgendetwas auffällt", appelliert die an uns. Was sie vorher gesagt hat, habe ich nicht mitbekommen. „Dann sind wir auch schon am Ende. Habt ihr noch Fragen?"
Jemand in der ersten Reihe hebt die Hand.
„Also hat man sie noch immer nicht gefunden?", will eine jugendliche Frauenstimme wissen.
Sie gefunden? Wen denn?
Sharon senkt den Kopf. Ihre Stirn liegt in Falten.
„Nein, leider nicht", antwortet sie und lässt die Hände in den Taschen ihrer Kaki-Shorts verschwinden. „Da die Suchhunde aufgrund des Starkregens vor ein paar Tagen nicht angeschlagen haben, müssen die Rettungskräfte ein weitläufiges Gebiet absuchen und das Gelände ist ja nicht ganz einfach. Gerade der knietiefe Schlamm macht ein zügiges Vorankommen unmöglich. Ihr könnt euch aber sicher sein, dass alles Menschenmögliche getan wird, um sie zu finden. Gibt es weitere Fragen?" Sie lässt ihren Blick erneut über unsere Gruppe von insgesamt zehn Backpackern schweifen. Es meldet sich niemand mehr. „In Ordnung, dann wünsche ich euch ein angenehmes und sicheres Wandererlebnis."
Von einer Suchaktion höre ich heute zum ersten Mal und ich frage mich, ob es sich bei der vermissten Person um die zwanzigjährige Touristin handelt, über deren Verschwinden heute in der Times Colonist berichtet wurde. Ich habe im Vorbeigehen die dicke Überschrift mit dem Foto einer jungen Frau auf der Titelseite von Dads Zeitung gesehen, hatte aber keine Zeit mehr, den Artikel zu lesen.
Mallorys Schulter stößt an meine und ich fahre zu ihr herum, doch sie starrt nur ins Leere. Ein Zucken geht durch ihren Körper, während sich ihre Augen langsam mit Tränen füllen, die nicht fallen.
Hunter, der sich den Platz rechts neben Mallory gesichert hat, legt ihr die Hand auf den Arm. Er schluckt so schwer, dass sich sein Adamsapfel bewegt. In seinen Augen liegt eine Traurigkeit, die ich nicht mehr in ihnen gesehen habe, seit ich damals weggezogen bin.
Kann es sein, dass es Mallory und meinem Bruder um die Vermisste geht?
Na klar! Ich bin so ein Trottel!
Uns steht kein Wanderabenteuer bevor, sondern eine Suchaktion - und ich bin ein Teil davon. Ich bin der Läufer in einem Schachspiel, von dem ich nicht einmal wusste, dass ich es austrage.
Wer hätte gedacht, dass mich mein eigener Bruder unter einem Vorwand in diese Sache mit hineinziehen würde, statt mich um Hilfe zu bitten?
Vielleicht ist das auch der Grund, warum Shawn kein Geld von mir verlangt hat. Eine verschwundene Backpackerin ist schließlich nicht gerade gut fürs Geschäft.
Neben mir erheben sich Hunter und Mallory von ihren Plätzen. Ich blicke mich um. Es herrscht Aufbruchstimmung. Also verabschiede ich mich von Sharon und begebe mich ebenfalls nach draußen. Dabei überlege ich, wie unwahrscheinlich es ist, die Vermisste noch lebend zu finden. Bei den Kollegen von Search and Rescue handelt es sich schließlich um krisenerprobte Profis.
Was soll ich denn tun, das die nicht schon getan haben?
„Archer!", durchbricht Dads Stimme meine Gedankenkette, „hier drüben, mein Junge!"
Ich werfe meinen Kopf herum und entdecke ihn hinter der geöffneten Fahrertür. Hunter und Mallory haben sich ebenfalls am Pick-up eingefunden.
Dad und Hunter steigen vorn ein. Das bedeutet, Mallory, Rover und ich müssen uns die Rückbank teilen.
Mallory lässt sich in den Sitz plumpsen, als ich die Tür für sie öffne. Ihre Augen wirken noch immer starr, als wäre sie mit den Gedanken woanders.
Ich schließe ihre Tür wieder und lege Rover einen Arm um die Brust. Den anderen lege ich um seine Hinterläufe, bevor ich ihn durch die andere Autotür zwischen uns auf die Rückbank hieve. Das schafft er nicht mehr allein.
Im Auto rutscht der alte Gauner näher an Mallory heran, bevor er seinen Kopf auf ihrem Oberschenkel ablegt, als wäre es das Normalste auf der ganzen Welt. Mit derselben Selbstverständlichkeit beginnt sie, seine Ohren zu kraulen.
Rover genießt die Zuwendung mit geschlossenen Augen und ich spüre Neid in mir aufkeimen - auf einen Hund.
Ich löse mich vom Anblick der beiden und schaue nach vorn. Dad begegnet meinem Blick im Rückspiegel.
Verdammt, er hat mich beobachtet.
Seine untere Gesichtshälfte brauche ich nicht zu sehen, um zu wissen, dass er grinst. Die kleinen Fältchen in seinen Augenwinkeln verraten es mir.
Ohne mir etwas anmerken zu lassen, sage ich: „Kann losgehen."
Dad nickt mir mit demselben fest getackerten Grinsen von eben zu und startet den Motor.
Man braucht, je nach Verkehrslage, anderthalb Stunden, um zu unserem Haus in Sooke zu gelangen. Uns stehen also neunzig Minuten auf einer beengten Rückbank bevor.
Toll!
Während der Fahrt lässt es sich Hunter natürlich nicht nehmen, am Autoradio herumzuspielen und geht mir damit zusätzlich auf die Nerven. Er zappt durch die Sender, bis die ersten Töne von The End of the World von Skeeter Davis erklingen.
Natürlich muss es dieses Lied sein.
Ich beobachte, wie Mallorys Blick nach draußen schweift, wo die Welt in einem Wirrwarr aus Braun und Grün an uns vorbeizischt. Sie fängt an, in einer Flüsterstimme zu singen, streichelt Rovers Kopf und erweckt in mir eine Sehnsucht, die ich in die abgelegenste Ecke meiner Erinnerung verbannt habe.
Meine Mom hat diesen Song geliebt, ihn ständig vor sich her gesungen, wie Mallory das gerade macht.
Und als ich tiefer in meinen Sitz sinke, frage ich mich, warum das nach all den Jahren noch immer so weh tut. Ich schließe für eine Weile die Augen und versuche, nicht an die letzten Momente mit meiner Mutter zu denken. Doch ihr Lächeln ist alles, was ich sehe. Ich vermisse sie so.
Irgendwann öffne ich die Augen wieder und merke, dass wir kurz davor sind, die Sooke River Bridge zu überqueren, deren Bögen ich beim Blick durch die Windschutzscheibe erkenne.
„Wir sind fast da", höre ich mich sagen, als wären die Worte nicht aus meinem Mund gekommen. Dabei hatte ich gar nicht vor, ein Gespräch mit Mallory zu beginnen.
Sie blinzelt zu mir herüber.
„Echt?", fragt sie. „Schon?"
„Zum Glück", mischt Hunter sich ein und dreht sich zu uns herum. „Mein Arsch ist schon taub. Was ist mit deinem?"
Innerlich klatsche ich mir mit der Hand über das Gesicht.
So ein Vollpfosten.
Doch Mallory überrascht mich, indem sie Hunter anstrahlt. Ihr Kichern füllt den Wagen wie das Schellen einer Glocke.
Plötzlich kommt mir das Geschwafel meines Bruders nicht mehr so schwachsinnig vor. Fast hoffe ich, dass er noch einen seiner Sprüche vom Stapel lässt, damit ich ihr Lachen noch einmal hören kann.
„Dem geht's gut", antwortet Mallory. Ihr Lächeln entblößt eine Reihe perlweißer Zähne sowie Grübchen auf den Wangen und mein Verstand droht, sich zu verabschieden.
Zum Glück rollen wir bereits in die Einfahrt unseres Hauses, das in seiner L-förmigen, und asymmetrischen Pracht im Blickfeld erscheint. Es ist im Ranch-Stil erbaut worden und mit seinem dunkelgrauen Dach und dem hellgrauen Anstrich eher im langweiligen Teil des Farbspektrums angesiedelt. Aber mir gefällt es.
„Wow, das ist aber schön hier", staunt Mallory beim Aussteigen, obwohl sie mit ihrer rechten Körperseite noch im Pick-up hängt. Ihr Gesicht leuchtet auf.
„Yep", antwortet Hunter, während er ihren Rucksack aus dem Kofferraum zerrt, als würde er nichts wiegen. Tut er vielleicht auch nicht.
Das Ausmaß von Mallorys schlechter Vorbereitung liegt ja noch im Dunklen verborgen. Aber darum will ich mich ohnehin gleich kümmern.
Mein Bruder schiebt Mallory, die sich noch immer mit offenem Mund umsieht, mit einer Hand auf ihrer Schulter in unsere Garage. Wir betreten das Haus eigentlich immer über die Eingangstür dort. Sie führt in den Wäscheraum und von dort in den Wohnbereich. Unsere eigentliche Haustür benutzen wir praktisch nie.
Mallory blickt nochmals zaghaft über ihre Schulter hinweg in meine Richtung.
Als ich ihr zuzwinkere, wird sie rot.
Shit, diese Frau machte mich fertig.
Ich schaue ihr nach, bis die drei im Haus verschwinden. Dann jogge ich die siebenstufige Steintreppe zur Veranda hinauf, die beinahe die komplette Vorderseite des Hauses umgibt. Dort schließe ich Dads Atelier, Schrägstrich Werkstatt, auf und lasse hinter mir die Tür ins Schloss fallen.
Bis zum Abendessen bleiben mir noch um die zwei Stunden. Das ist nicht viel, aber ich habe meine Sachen für unseren Trip längst gepackt und so kann ich jetzt noch einige Holzblöcke für meine Skulptur zurechtsägen.
Bevor ich damit beginne, habe ich aber noch etwas zu erledigen. Ich ziehe mein iPhone aus der Hosentasche und wähle die Nummer meiner Kindergartenfreundin Erin.
Die Tür zum Atelier öffnet sich einen Spalt und Mallory steckt zaghaft den Kopf hinein.
Ich schalte die Kreissäge aus, bevor ich meinen Hörschutz und die Schutzbrille abstreife.
„Hi", flöte ich und entledige mich dabei meiner Arbeitshandschuhe. „Hast du dich verlaufen, Peach?"
Ihre Augenbrauen schießen in die Höhe.
„Äh, nein, habe ich nicht. Dein Vater hat mich gebeten, dich zum Abendessen zu holen." Dann räuspert sie sich und kommt einen Schritt auf mich zu. „Und ich heiße Mallory."
Ich lege den Kopf schräg und grinse sie frech an.
„Weiß ich doch."
Sie verschränkt die Arme vor der Brust und schiebt ihre Unterlippe vor.
„Und warum nennst du mich dann ein kleines pelziges Steinobst?"
Mein Grinsen wird breiter.
„Weil du nach Pfirsichen riechst, ganz einfach", antworte ich. Ich nähere mich ihr langsam und hebe meine Hand. Mallory folgt der Bewegung mit ihren Augen.
Ich ziehe ein kleines Blatt hervor, das auf der Höhe ihrer Schläfen in ihrem offenen Haar festhängt und halte es ihr vor das Gesicht.
Sie umfasst meine Hand.
Die Geste überrascht mich. Meine Haut kribbelt unter ihrer Berührung.
„Außerdem", beginnt sie, „wollte ich mich bei dir bedanken, dass du Erin bei mir vorbeigeschickt hast." Meine Hand gibt Mallory wieder frei, doch die Wärme ihrer Haut haftet noch immer daran.
„Sie war schon hier?", frage ich ungläubig und schaue auf die Uhr über der Tür.
„Ja, eben gerade", antwortet Mallory, „Sie war wirklich nett und hilfsbereit."
„Wow, die Frau ist schnell", stoße ich hervor. „Und hat der Rucksack gepasst? Ihr habt ja in etwa die gleiche Größe und Statur."
„Oh. Ja, hat er. Danke, dass du sie angerufen hast."
Ich zucke mit den Achseln.
„Gerne. Ein vernünftiger Rucksack ist wichtig, sonst kann es schmerzhaft werden. Und dein Seesack bietet null Unterstützung."
„Ja, stimmt schon. Übrigens hat sie mir auch noch ihren Big Agnes Schlafsack geliehen, weil der besser für die Temperaturen auf dem Trail geeignet ist als meiner. Und ich habe zwei Shirts aus Merinowolle und eine Regenjacke abgestaubt", erzählt mir Mallory, bevor sie plötzlich innehält. Ich folge ihrem Blick zu meiner Skulptur. „Wow, was ist das denn? Hast du das gemacht?"
„Ja, aber es ist bis jetzt nicht fertig."
Peach umrundet das quadratische Podest, bevor sie eines der kleinen Holzteilchen anhebt, die ich neben dem Huf des Wapiti-Hirsches abgelegt habe.
„Sind das Zahnräder?"
Mit einem Nicken gebe ich ihr zu verstehen, dass sie richtig liegt. Ich wüsste zu gerne, was ihr gerade durch den Kopf geht.
„Der Hirsch ist wunderschön, aber ..."
„Aber?", hake ich nach und umrunde das Podest, bis ich ihr genau gegenüberstehe. Sie zieht die Augenbrauen zusammen und kaut schon wieder auf diesen verdammten Unterlippe herum.
„Irgendetwas fehlt", murmelt sie abwesend. „Ich meine, anatomisch gesehen sieht alles richtig aus, aber ..."
„Aber?", wiederhole ich meine Frage, ungeduldiger dieses Mal. Dabei ziehe ich meine Augenbrauen beinahe bis zum Haaransatz hoch.
Mallory nähert sich dem Kopf des Hirsches mit ihrem und fährt mit dem Zeigefinger die Konturen des Nasenrückens nach.
„Es sieht aus, als wolltest du Verschnörkelungen ins Holz schnitzen, hättest dich dann aber dagegen entschieden, was schade ist. Ein Muster würde der Statue das gewisse Etwas verleihen."
Ich starre sie an. Damit hat Mallory unbewusst einen Nerv getroffen, was sie mir gerade vom Gesicht abzulesen scheint, denn sie rudert zurück.
„Das sollte keine Kritik sein. Hör nicht auf mich. Ich weiß nichts über Kunst."
„Alles gut", unterbreche ich sie. „Du hast recht. Ich habe mich entschieden, die Schnitzerei simpel zu halten."
Sie neigt den Kopf.
„Ist das sonst nicht dein Stil?"
„Nein. Mein Großvater hat mir das Schnitzen von kunstvoll verzierten Stammesmasken beigebracht. Aber damit habe ich aufgehört, als ..." Ich breche ab. „Nicht so wichtig."
„Ist er gestorben?", wispert Mallory. Dann weitet sie ihre Augen, so als hätte sie das nicht sagen wollen. „Entschuldige bitte. Das war so unsensibel. Oh mein Gott. Warum kann ich nicht einfach-"
„Hey", unterbreche ich sie erneut, „alles gut. Er ist nicht gestorben, aber wir haben uns gestritten. Es ist kompliziert." Ich seufze angestrengt.
Warum erzähle ich ihr das überhaupt?
„Worüber habt ihr euch gestritten?", hakt sie vorsichtig nach.
„Das ist eine lange Geschichte."
Mallory lächelt.
„Wir haben sieben Tage Zeit."
„Schauen wir mal", gebe ich grinsend zurück.
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