Kapitel 12 | Mallory
2007 - Zwölf Jahre vor Cynthias Verschwinden
„Geht's vielleicht noch lauter?", knurre ich meine kleine Schwester an, als ihre Trinkflasche Stufe für Stufe die Treppe hinunterpoltert und mit einem letzten Knall auf dem Parkett landet. Wenigstens ist das doofe Ding aus Plastik, sonst müsste ich jetzt Scherben aufkehren.
„War doch keine Absicht", verteidigt sich Cynthia. Ich hingegen lege mir ermahnend den Zeigefinger über die Lippen, weil sie noch immer viel zu laut ist.
„Ich weiß, aber wenn Mom und Dad uns hier finden, bekomme ich riesigen Ärger."
Meine kleine Schwester lässt ihre schmalen Schultern sinken, die Unterlippe bebt. So wie eben, als sie aufgewacht ist und mich dabei erwischt hat, wie ich mich heimlich ohne sie aus dem Zimmer schleichen wollte. Aus meinem Zimmer, in dem sie fast jede Nacht schläft, weil sie im Dunkeln nicht allein sein möchte. So wurde aus meinem Reich unser gemeinsames, also eigentlich hat sie jetzt zwei.
Das Problem ist, dass mich Cynthia sehr an unsere Mom erinnert, wenn sie so traurig aussieht und ich habe Angst, dass sie irgendwann auch immer nur weint. Also reiße ich mich zusammen, obwohl ich mich gerade wirklich über ihr Missgeschick ärgere und obwohl ich gern eine Sache nur für mich gehabt hätte.
Zumindest scheint keiner etwas gehört zu haben.
„Bitte sei nicht böse", wispert Thia ganz dicht neben mir, sodass ihr Atem mein Ohr kitzelt. Wir steigen die Treppe hinunter und ich drücke ihr meine Taschenlampe in die Hand.
„Schon gut. Warte hier."
Barfuß tapse ich zum Bücherschrank, aus dessen unterster Schublade ich die DVD herausnehme, für die wir uns mitten in der Nacht ins Fernsehzimmer geschlichen haben: Das letzte Einhorn.
„Ist sie das?", will Thia wissen, als ich sie am Fuße der Treppe abhole. Ich nicke knapp und bedeute ihr, auf die Couch zu klettern, damit ich den Film einlegen und mich wieder zu ihr gesellen kann. Wir wickeln uns in die Sofadecke, bevor uns bewegte Bilder in eine andere Welt entführen.
„Ich sehe ihr ziemlich ähnlich", kommt es gegen Ende des Films von Thia.
Mein Kopf wippt zur Seite und ich schaue sie fragend an.
„Wem?"
„Lady Amalthea", erwidert sie und klatscht freudestrahlend in die Hände. „Bestimmt bin ich in Wirklichkeit auch ein verzaubertes Einhorn."
Innerlich schüttle ich den Kopf. Meine Schwester und ihre Träumereien.
„Ich glaube eher, du bist eine Quatschnase." Ihre stupse ich dabei mit dem Zeigefinger an. „Aber ich sag' dir was."
„Was?"
Cynthias himmelblaue Augen funkeln.
„Ich werde dich immer vor dem roten Stier beschützen."
Wir kuscheln uns noch enger aneinander, dann wird ihr Gesicht ganz ernst.
„Und wer beschützt dich?"
Über die Frage denke ich einen Augenblick nach und sage: „Das wird sich zeigen, wenn er vor mir steht."
„Dein Beschützer?"
Ich schüttle den Kopf.
„Nein. Der rote Stier."
──⇌••⇋──
Mit unbändiger Kraft rollen die Wellen in Richtung Küste. Mit ein wenig Fantasie kann ich die schneeweißen Körper unzähliger gehörnter Pferde in ihnen verschwinden sehen. Ins Meer getrieben von König Haggards Flammenwesen.
„Na, wovon träumst du?" Der Klang einer mir bekannten Männerstimme lässt mich vor Schreck zusammenfahren.
„Ich musste gerade an eine Szene aus meinem Lieblingsfilm denken", antworte ich, als Hunter neben mir zum Stehen kommt und meine Schulter mit seiner anstupst.
„Wie heißt der Film?", will er wissen.
„Das letzte Einhorn - Den haben Thia und ich früher ständig zusammen gesehen. Ich glaube, ich kann ihn schon mitsprechen." Hunters Schultern beginnen zu wackeln, während ich gegen wilde Haarsträhnen kämpfe, die der Wind erbarmungslos in mein Gesicht peitscht. „Was ist so lustig?"
Der große Dunkelhaarige schüttelt grinsend den Kopf und blickt aufs Meer hinaus.
„Das passt wie die Faust aufs Auge."
Aus irgendeinem Grund irritiert mich seine Antwort. Er tut gerade so, als wüsste er etwas, das ich nicht weiß, also baue ich mich vor ihm auf, bis ich sein Sichtfeld blockiere.
Zugegeben, ich blockiere bei unserem Größenunterschied nicht einmal ein Viertel seines Sichtfeldes, aber das ist weder hier noch da.
„Wie meinst du das?", fordere ich ihn heraus, was mir seine volle Aufmerksamkeit einbringt.
„Deine Schwester erinnert mich extrem an die Einhorntussi. Ich mag Thia, sehr sogar, nur kann sie auch ganz schön eingebildet und manipulativ sein." Kopfschüttelnd fügt er hinzu: „Aber die Kerle fahren extrem drauf ab."
„Und du bist keiner dieser Kerle?"
„Sagen wir's mal so: Ich hätte nichts dagegen, mir ein Zelt mit Gavin zu teilen."
Sein Blick wandert zum Strand, wo der Fotograf nur in Board-Shorts bekleidet, an einem angeschwemmten Baumstamm lehnt und sich die Sonne auf den definierten Oberkörper prasseln lässt.
„Mh, klingt nett. Bin dabei", sage ich im Scherz.
„Das lässt du Arch lieber nicht hören."
Jetzt bin ich an der Reihe, den Strand nach dem Mann mit den wilden Haaren und dem ernsten Gesichtsausdruck abzusuchen.
Ein ausgestreckter Zeigefinger taucht neben meinem Gesicht auf und deutet in Richtung Lagerfeuer, wo ich Archer entdecke.
„Er hat echt einen Narren an dir gefressen ... Peach hier, Peach da. Hoffentlich nutzt du das nicht aus."
Ich verschränke die Arme vor der Brust.
„Was soll das denn jetzt, Hunt?", zische ich. „Ich dachte, wir verstehen uns. Das mit Gavin war ein Scherz. Warum darfst du solche Sprüche klopfen und ich nicht?"
Er verzieht den Mund zu einer schmalen Linie.
„Ach, vergiss es", erwidert er abweisend. Dabei wendet er sich zum Gehen ab, noch bevor ich ihn mit meiner Hand auf seinem Unterarm davon abhalten kann.
„Jetzt warte doch mal! Was hast du denn plötzlich?"
Wieder will er mir aus dem Weg gehen, aber ich jogge hinter ihm her, bis er ruckartig zu mir herumwirbelt.
„Ich bin eifersüchtig, okay?", platzt es mit so einer Intensität aus ihm heraus, dass ich mir vor Schreck die Hand auf den Mund lege. Das scheint auch ihn zur Besinnung zu bringen, denn um einiges gefasster fügt er hinzu: „Versteh mich nicht falsch. Es freut mich total, dass ihr im echten Leben genauso aufeinander abfahrt, wie Thia und ich vermutet haben." Er seufzt. „Es wäre nur schön, wenn du nicht die komplette Aufmerksamkeit meines Bruders für dich beanspruchen würdest, damit Arch und ich auch etwas verlorene Zeit aufholen können."
„Natürlich ..." Meine Stimme krächzt, sodass ich mich räuspern und die Antwort wiederholen muss. „Ich meine: natürlich."
Der Hauch eines Lächelns huscht über seine Lippen. Wie er mit den Händen ringt, zeigt mir aber auch, dass ihm sein Ausbruch von eben unangenehm ist.
„Danke", sagt er.
„Aber ...", beginne ich, weil mir eine andere seiner Aussagen nicht aus dem Kopf geht. „Was meintest du mit ‚wie Thia und ich vermutet haben′?"
Ein humorloses Lachen entfährt ihm.
„Cynthia und ich sind über das Thema Geschwister ins Gespräch gekommen und als es um Arch und dich ging, haben wir überlegt, dass ihr euch menschlich super ergänzen würdet. Ein Verkupplungs-Versuch war auch schon in Planung."
„Oh mein Gott, Hunt, bitte sag mir, dass er das hier nicht ist." Mit dem Zeigefinger deute ich in einer Kreisbewegung auf unsere Umgebung.
„Das wäre etwas zu viel des Guten. Nicht mal deine Schwester ist so verrückt."
Ich zucke mit der Schulter.
„Na, wenn du meinst."
Als sich unsere Blicke daraufhin begegnen, müssen wir beide lachen, denn Cynthia folgt ihren eigenen Regeln.
„Ich mag dich, M", sagt Hunter, doch sein Tonfall lässt vermuten, dass das noch nicht alles war.
„Aber?"
Fest blicke ich ihn an und verschränke bereits zum zweiten Mal seit Beginn unseres kurzen Gesprächs die Arme vor der Brust.
„Kein Aber, eine Bitte. Es wäre schön, wenn du meine sexuelle Präferenz für dich behältst." Kurz hält er inne. „Archer weiß nichts davon und ich möchte, dass das so bleibt."
Auch, wenn ich nichts dergleichen vorhabe, verwirrt mich sein Wunsch.
„Wieso weiß er es nicht?" Hunter schüttelt nur den Kopf. „Im Ernst, Hunt. Wieso?"
„Außer dir weiß es keiner. Na ja, bis auf die paar Typen, mit denen ich zusammen war."
Wilbur, Sue Ellen, Arch - sie alle interessiert nur, dass Hunter glücklich ist. Da bin ich mir sicher, auch, wenn ich gerade seine Eltern kaum kenne. Aber sie wirken so warmherzig und liebevoll, dass ich mir beim besten Willen nicht vorstellen kann, warum er ihnen einen Teil von sich verschweigt.
„Das ist, als würdest du jemandem erzählen, dass du deinen Kaffee lieber mit Milch statt Zucker trinkst."
Nun ist er an der Reihe, mit den Schultern zu zucken.
„Schon, aber jede gute Beziehung braucht ihre Geheimnisse - jetzt haben Arch und du auch eins."
„Was ist denn das jetzt schon wieder für ein Mist?" Frustriert werfe ich die Arme in die Luft.
„Mein Bruder hat haufenweise Geheimnisse vor mir, also ist es nur fair, wenn ich ihm im Gegenzug auch ein paar Dinge verschweige. Außerdem bist du nicht diejenige, die meine Beweggründe verstehen muss. Sie müssen nur für mich Sinn ergeben."
Es sollte mich nicht überraschen, dass es, wie bei Cynthia und mir, auch zwischen Archer und Hunter aufgestauten Frust und Missverständnisse zu geben scheint. Trotzdem hätte ich Hunter nicht für derartig stur gehalten. Es bringt nichts, mit ihm zu diskutieren. Zumindest nicht im Moment.
„Ich habe Hunger, wollen wir einfach etwas essen gehen?", schlage ich vor, um die Wogen zu glätten.
Schweigend setzen wir uns in Bewegung und steuern die Feuerstelle an, wo sich Archer wild gestikulierend mit dem Pärchen aus Arizona unterhält. Ich geselle mich zu Astrid, die gerade damit beschäftigt ist, auf einem großen flachen Stein ihren Campingkocher aufzubauen.
„Was gibt's denn bei dir Leckeres?", will ich von ihr wissen. Mit dem Finger deute ich auf die schwarze Tüte neben ihrer Wasserflasche.
„Kartoffelbrei mit Röstzwiebeln", antwortet sie in beinahe akzentfreiem Englisch. „Und bei dir?"
„Pasta mit Tomatensoße, ich muss nur noch rausfinden, wie ich den Gaskocher in Gang bekomme, ohne mich oder andere in Brand zu stecken."
Astrid entlockt das ein melodisches Kichern.
„Ich hatte bis vor ein paar Wochen auch keinen Plan, wie solche Sachen funktionieren. Mein Zelt aufbauen, Wasser filtern und Essen zubereiten - das hat mir alles mein Vater beigebracht", erklärt sie mir. „Wir sind für ein Wochenende zum Zelten nach Roskilde gefahren. Das liegt nur fünfunddreißig Autominuten von Kopenhagen entfernt an einem Fjord. Wir haben uns dort den Dom und das Wikingerschiffsmuseum angeschaut. War wirklich schön."
„Das klingt traumhaft. Und wie ist das Leben in Kopenhagen so?", frage ich sie.
„Die Menschen sind entspannt und freundlich, außerdem kommt man überall mit dem Fahrrad hin. Ich liebe mein Fahrrad abgöttisch. Wo kommst du noch gleich her?"
„Niagara Falls."
Astrid klatscht sich mit der flachen Hand gegen die Stirn.
„Stimmt, das hast du vorhin während der Vorstellungsrunde erwähnt", sagt sie. „Das ist auf jeden Fall auch auf meiner Bucket List."
Ich schenke ihr mein strahlendstes Lächeln.
„Wenn du willst, können wir Nummern tauschen, dann kannst du dich bei mir melden, wenn deine Reisedaten feststehen. Du musst dir kein Hotel nehmen. Meine Couch ist super bequem und ich zeige dir gern die Stadt."
„Ist das dein Ernst?", hakt sie nach. Ihre Augen wachsen zur Größe von Untertassen heran. „Das wäre super."
Ich nicke eifrig.
„Auf jeden Fall. Hilfst du mir dafür herauszufinden, wie mein Gaskocher funktioniert?"
„Abgemacht", erwidert Astrid.
Das Feuer ist erloschen, das Gelächter verklungen und die Nacht hüllt Michigan Creek in Dunkelheit.
Ich liege auf dem Rücken, starre ins Nichts. An Schlaf ist nicht zu denken, denn jetzt, wo sich meine Wanderkollegen ins Land der Träume verabschiedet haben, kommen mir die Geräusche des Waldes gleich doppelt so unheimlich vor. Und dass ich mich ausgerechnet jetzt lebhaft an jeden Horrorfilm erinnere, den ich jemals in meinem Leben gesehen habe, ist mir auch keine große Hilfe.
Erst recht nicht, als in nächster Nähe ein Reißverschluss surrt. Das Knacken eines Astes scheint sogar noch näher zu sein und schon schieße ich zum wiederholten Mal in eine sitzende Position hoch.
Es ist hoffnungslos. So werde ich nie zur Ruhe kommen.
Kaum, dass ich den Gedanken zu Ende geführt habe, schlägt etwas gegen meine Zeltplane. Ein markerschütterndes Quieken durchschneidet die Nacht, gefolgt von Shh-Lauten aus allen möglichen Richtungen.
„Ich bin's nur, Peach."
Moment? Habe ich hier etwa gerade alles zusammengeschrien?
„Arch?", wispere ich, was ich mir nach der Aktion eben schenken kann.
„Ja. Lässt du mich rein?"
Ich öffne ihm den Reißverschluss und lausche dem Rascheln von Stoff, als er zu mir ins Zelt gekrochen kommt. Geduldig warte ich, bis ich seinen Atem auf meinem Gesicht fühle, bevor ich mich um ihn wickle wie ein Kätzchen.
„Hey, ist ja schon gut. Die erste Nacht ist immer die schwierigste." Der Klang seiner tiefen Stimme legt sich wie dunkle Seide über meine Ohren und ich versinke im stetigen Rhythmus seines Herzschlages.
„Wenn du hier bist, geht es", antwortete ich gegen seine Kehle, in der mich ein unaufgeregter Puls daran erinnert, dass mir nichts passieren kann.
Da kommt mir die Idee, meinen Schlafsack zur Decke umzufunktionieren. Denn es ist schwerer, sich wieder zum Gehen aufzuraffen, wenn es warm und gemütlich ist. Und ich will nicht, dass er geht.
„Was machst du?", flüstert Archer ins dunkle Zelt.
„Uns zudecken."
Trotz des umständlichen Wirrwarrs unserer Gliedmaßen, schaffen wir es, uns seitlich auf der Isomatte zu positionieren. Gesichter liegen einander zugewandt, der Schlafsack schließt sämtliche Körperwärme mit uns ein.
Archer räuspert sich.
„Und? Wie lautet dein Fazit vom ersten Tag?"
„Es ist merkwürdig. Immer, wenn ich Fußspuren im Sand entdecke, frage ich mich, ob die von Cynthia stammen könnten, was natürlich Quatsch ist. Aber es tut gut, endlich hier zu sein, aktiv zu werden."
Er brummt verständnisvoll.
„Ist sonst alles gut? Tut dir was weh? Hast du dir Blasen gelaufen?"
Energisch schüttle ich den Kopf, obwohl Archer das im Dunkeln natürlich nicht sehen kann.
„Zum Glück nicht."
„Und was war das vorhin am Strand mit Hunter? Sah irgendwie aus, als hättet ihr euch gestritten."
Ich hätte wissen müssen, dass ihm das nicht entgangen ist. Er hat diesen Rundumblick - immer präsent, immer aufmerksam. Archer ist ein Beobachter. Nicht auf die gruselige Art, mit Trenchcoat, Sonnenbrille und umgedrehter Tageszeitung, sondern mit geschärften Sinnen, die niemals zu ruhen scheinen.
Zum Glück kann er mir die kleine Notlüge nicht vom Gesicht ablesen, als ich sage: „Ach, das war nichts. Er hat dummes Zeug geredet, wollte wieder besonders lustig sein. Du kennst ihn ja. Nichts Dramatisches."
Archer seufzt. Vielleicht hat er seinen Bruder ebenfalls über den Vorfall ausgequetscht und eine ähnlich kryptische Antwort erhalten.
„Na gut. Dann lass' ich dich jetzt erst mal schlafen. Wir haben morgen einen langen Tag vor uns."
Meine Fingerspitzen finden den Weg zu seiner Wange, ich lege meine Lippen auf seine. Dabei sauge ich in mich auf, wie sich mein kleinerer an seinen großen, warmen Körper schmiegt und wie er riecht. Seine Haut ist eine Droge.
Gott, jetzt höre ich mich schon wie der Serienkiller aus Das Schweigen der Lämmer an, der die entführten Frauen in einem Brunnenschacht festhält: „Es reibt sich die Haut mit der Lotion ein. Das macht es, wann immer man es ihr sagt."
„Mh", vibriert der Bariton seiner Stimme gegen meine Lippen, als er mich fester an sich heranzieht. Schon verwerfe ich mein unnützes Filmwissen wieder. Ich liebe es, wie Archer mich küsst - sanft und fordernd zugleich.
Wenn es nach mir ginge, würden wir ewig hier liegen bleiben, doch ich weiß, dass sich auch Archer irgendwann mal ausruhen muss. „Ich hab' noch was für dich, bevor ich gehe", murmelt er müde, so als hätte er meine Gedanken gehört.
Es klappert und dann drückt er mir zwei feste Gegenstände in die Hand. Etwas klackt und ich muss einige Sekunden die Augen zusammenkneifen, als es unangenehm hell wird.
Heftig blinzelnd blicke ich an mir herunter.
Archer hat mir eine Stirnlampe ausgehändigt und eine kleine Sprühdose mit merkwürdigem Aufsatz, der einem Horn gleicht.
„Was ist das?", will ich von ihm wissen.
„Ein Drucklufthorn, damit du dich etwas sicherer fühlen kannst, was tierischen Besuch angeht. Und falls du in der Nacht zum Toilettenhäuschen musst, machst du die Lampe an. Du kannst mich auch wecken, wenn du nicht allein gehen willst."
Gegen den Schwall von Röte, der mir in die Wangen schießt, bin ich machtlos. Ich kann nicht glauben, was er alles auf sich nimmt, um mir die Angst zu nehmen und mich zu unterstützen. Dabei kennen wir uns gerade einmal zwei Tage.
Für einen letzten Kuss schlinge ich ihm die Arme um den Hals.
„Du bist der beste."
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