017
,,Nein, vergiss es!"
Hyunjin hatte nicht mal den Mund aufgemacht, da war Seokjin schon auf ihn zugegangen, hatte die Bierflasche, die der jüngere nach oben hielt aus dessen Hand genommen und entschlossen den Kopf geschüttelt. Dabei ignorierte er die anderen um sich herum, die die Idee von einem Wetttrinken wohl sehr gut fanden und zustimmend jubelten. Sein erster Reflex war es auch gewesen Namjoon herauszufordern, aber dann hatte er sich daran erinnert, in wessen Haus er sich gerade befand. Schuldgefühle krochen in ihm hoch und erneut wünschte er sich einfach alles abschütteln zu können, damit er sich einfach nicht mehr damit befassen musste.
,,Achso, hast du Angst zu verlieren?", natürlich nutzte Namjoon den Fakt, dass er nicht bei einem Trinkspiel mitmachen wollte, um ihn vor anderen zu demütigen. Die meisten hatten jetzt verstanden, dass er nicht vorhatte mitzumachen und begannen auch schon zu tuscheln. Praktisch gesehen konnte Seokjin sich da gar nicht rausfinden. Auch Minho sah ihn verständnislos an. Er presste die Zähne zusammen und schluckte jeglichen Ärger runter und damit auch seinen Stolz. Denk daran, für wen du das tust, war sein neues Mantra. Denk daran, Seokjin, lass dich nicht provozieren.
,,Ich hab bestimmt keine Angst.", antwortete er dann, wohl wissend, dass es eh niemand glauben würde. ,,Ich hab nur kein Bock auf den Kinderkram. Ich muss mich schließlich nicht vor dir oder irgendjemandem hier beweisen." Er glaubte selbst nicht an diese Worte. Er wünschte, er wäre wirklich stark genug.
War das glaubwürdig? Die meisten um sie herumstehenden sahen ihn nur verständnislos an. Plötzlich spürte er, wie er ziemlich stark am Oberarm gepackt und ein Stück zurück gezogen wurde. ,,Was soll der Scheiß?", fragte Minho ihn flüsternd, aber mit wütendem Blick. ,,Du kannst den Lutscher locker unter den Tisch saufen, warum kneifst du? Du machst dich lächerlich, Seokjin das ist peinlich." Er drückte seine Finger in seinen Arm, aber Seokjin zog ihn grob aus Minhos Griff. Der andere trat wegen dem Ruck einen Schritt zurück und sah Seokjin verständnislos an.
,,Ich hab das einfach nicht nötig." Ob er das jetzt glaubte oder nicht. Er wusste, dass er Namjoon hätte besiegen können. Gerne hätte er es sich selbst und vor allem dem anderen bewiesen, aber nicht hier. Nicht, wenn Jimin alles mitbekommen würde. Der andere war eh schon sauer auf ihn, das würde das Fass zum Überlaufen bringen. Außerdem konnte er das Jimin einfach nicht antun. Deswegen würde er auch niemandem verraten, warum er kniff. Und Jimin sollte das am besten auch niemals herausfinden.
Seokjin sah rüber zu Namjoon, der ihn wütend und verwirrt zugleich ansah. Das einzig positive an der Sache war wohl, dass nun auch Namjoon keine Chance hatte sich zu beweisen. Der sah auch gar nicht glücklich darüber aus. Pech gehabt.
,,Seokjin, warum wirkst du plötzlich so armselig, warst du schon immer so?", Namjoon stand dort locker und lässig. Es war ein so unnormales Bild, dass Seokjin gerne laut gelacht hätte. Normalerweise war er es doch, der Namjoon bloßstellte und alle anderen lachten und zeigten mit dem Finger auf ihn und tuschelten und sorgten dafür, dass jedes noch so dreckige Detail aus Namjoons Leben zum Gespött wurde. Aber jetzt standen sie da, zeigten nicht auf Namjoon, sondern auf Seokjin und lachten und es war das hässliche Gefühl nichts mehr im Griff zu haben, das ihn rot sehen ließ. Er konnte fühlen, wie ihm jegliche Kontrolle durch die Finger glitt und im nächsten Moment hatte er seine Faust schon gehoben. Er setzte seine ganze Kraft in den Schlag, aber Namjoon konnte ihn einfach aufhalten. Er umfasste Seokjins Handgelenk direkt und gab dem anderen nicht mal eine Chance sein Gesicht zu erreichen. Und er sah noch immer so aus, als wäre ihm alles egal. Wie konnte dieser Kerl so ruhig bleiben?! Seokjin kochte vor Wut! Er hatte nicht mal mehr seine Atmung im Griff. Er achtete auch nicht mehr auf die Leute um sie herum, die alle erschrocken aber neugierig weiter alles mit ihren Blicken verfolgten.
,,Na, willst du deiner Hand wirklich noch mehr schaden?", fragte er, seine Stimme triefte von geheucheltem Mitleid. Er sah Seokjins Handrücken an, der bereits bandagiert war. Darunter verborgen waren die Wunden, die er sich erst diesen Morgen selbst zugefügt hatte, als er gegen die Wand schlug. Er fühlte sich an, als wäre es bereits mehrere Tage her. Danach war er im Krankenhaus aufgewacht, aber er war alleine dort aufgewacht, weder sein Bruder noch seine Eltern waren vor Ort gewesen. Er war direkt abgehauen. Augenblicklich riss Seokjin sein Handgelenk aus Namjoons Griff. Er wollte schreien und um sich schlagen! Er wollte Namjoon verletzen, dafür, dass er es wagte so mit ihm zu reden und ihn bloßzustellen, dass er sich in eine Position begab, der er gar nicht gerecht war.
Aber er blieb ruhig. Jetzt war noch nicht die Zeit dazu, aber er würde sich rächen. Er war viel mächtiger als Namjoon, er hatte alles, aber Namjoon nichts. Er war ein Nichts.
,,Halt mich nicht zum Narren, Kim Namjoon", er hielt seine Stimme ruhig. Allerdings war es schwer nicht wie wild zu lachen, bei dem Gedanken was er Namjoon alles antun konnte. Der Kerl hatte keine Chance gegen ihn und auch keine Ahnung was noch auf ihn zukommen würde. Dieser Gedanke beflügelte Seokjin, er musste sich nur daran festhalten. ,,Du wirst das alles noch bereuen. Du solltest wirklich nicht vergessen, wer du bist. Ich werde dich daran erinnern und es dir zeigen, Menschen wie du scheinen das immer wieder zu vergessen. Pass also lieber auf, denn du hast keine Ahnung wer ich bin, oder?"
Und dann drehte er sich um und schubste die anderen aus seinem Weg, damit er der Menge entschwinden konnte. Ein Gefühl der Genugtuung keimte in ihm auf, aber es war zu klein, als dass er es als Sieg anerkennen würde. Aber dafür hatte er noch Zeit.
Eines nach dem anderen, dachte er mit einem Grinsen im Gesicht.
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