015
Jeongguk hatte gefühlt den ganzen Abend nichts anderes getan als sein Handy zu checken. Vielleicht hatte er es wegen der lauten Musik nicht Klingeln hören? Er musste es überprüfen. Vielleicht hatte er es ausversehen auf stumm gestellt? Er musste es überprüfen. Und wie spät war es wohl?
Mittlerweile war es schon ziemlich spät und er hatte eigentlich schon jegliche Hoffnung verloren, dass Namjoon noch kommen würde. Deswegen hatte er in den letzten fünf Minuten auch sein Handy nicht mehr überprüft. Denn er erwartete nur noch eine Nachricht, in der „Sorry Jeongguk, ich kann doch nicht kommen“ stand. Eigentlich war es schon eine zu große Überraschung gewesen, dass Namjoon überhaupt kommen wollte. Er hätte das nicht so ernst nehmen sollen. Jetzt war er hier, in diesem riesigen Anwesen, kannte nicht mal die Hälfte der Menschen hier und war bereits leicht angeekelt von denen, die sich nicht schämten hier und da mal ein bisschen mehr Haut zu zeigen, oder hemmungslos aneinander klebten, rummachten und sich begrapschten.
Es war eben eine typische Party. Der Alkohol floß in Bächen, die Luft war von Schweiß und Rauch geschwängert und die Musik war so laut dass man sie wohl noch vier Häuser (jeweils mit einem Durchmesser von über 15 Metern , hier musste ja jeder seinen Status mit einem riesen Haus präsentieren) weiter vernahm.
Jeongguk vermuetete, dass Partys auch aus diesem Grund im Anwesen der Veranstalter stattfand. Man musste präsentieren was man hat, anstatt einfach eine Halle zu mieten.
Momentan befand er sich noch in einer relativ gemütlichen Ecke, etwas abseits und die Sitzecke war eher von Leuten besetzt, die mehr mit ihrem Handy, sich selbst, oder einer anderen Person beschäftigten. Das beinhaltete leider auch ein Pärchen, das genau gegenüber von Jeongguk saß. Bis jetzt hatte er die Schmatzgeräusche auch gut ignorieren können, aber als er dann dabei zusah, wie sich die Hand des Jungen (den er noch nie gesehen hatte) unter den Rock des Mädchens (sie ging in seine Klasse und hatte einen Freund, der jetzt wohl eher ihr Exfreund war?) fuhr und sie dann anfing leise zu keuchen, wurde es ihm doch ein bisschen zu viel und er wollte bestimmt nicht noch mehr mitbekommen.
Er war kein Mauerblümchen, aber sowas musste er sich nicht geben.
Er überlegte schon einfach wieder zu gehen. Aber dann war da natürlich Hwang Hyunjin, der plötzlich neben ihm auftauchte und ihn den Arm um die Schultern legte.
„Wo willst du denn hin?“. Der jüngere war ihm ziemlich nah, weswegen er direkt dessen Fahne riechen konnte. Hwang Hyunjin war so ziemlich einer der beliebtesten Schüler auf der Schule. Das lag zum Teil an seinem übernatürlich gutem Aussehen (niemand störte es, dass er mal wieder zum Friseur sollte, eher fanden alle seine langen Haare toll), aber auch, wie sollte es anders sein, an seinem Geld. Also eigentlich war Hyunjin genau wie alle anderen Mitschüler Jeongguks, aber da war auch ein wesentlicher Unterschied. Hyunjin war nett. Mit dem vielen Geld, das seine Familie besaß war es praktisch unmöglich nicht vom Boden abzuheben, aber er war der Erde wesentlich näher als so manch anderer. Jemand wie Seokjin zum Beispiel hatte fast den Mond erreicht.
„Willscht dich wohl davon schleichen?“,
Eigentlich hatte er ja nur darüber nachgedacht, aber Hyunjin schien überzeugt davon zu sein, deswegen ließ er ihm diesen Erfolgsmoment und antwortete einfach nicht.
„Warum bist du eigentlich nüchtern? Das müssen wir ändern, hab mal bisschen spaß Jeonggukie“, dagegen konnte Jeongguk sich nicht mal wehren, der andere zog ihn einfach mit. Leider in einen Raum, der ziemlich voll war. Und in der großen Masse, die sich um den Tresen (mit einer Marmorfläche versehen) versammelt hatte, befand sich auch der Gastgeber und Hausherr.
Park Jimin, in all seinem Glanz. Er wirkte gar nicht so klein, wie er eigentlich war, denn seine Aufmachung und die Art wie sich jeder um ihn versammelt hatte und zu ihm sah, wie jeder um seine Aufmerksamkeit buhlte, ließ ihn fast schon wie einen König aussehen. Namjoon hätte bei diesem Vergleich sicher die Augen verdreht, dachte Jeongguk.
Hyunjin drückte ihm einen Becher an die Brust. „Hier, trink das“, sagte er nur und klopfte ihm auf den Rücken. Eigentlich wollte Jeongguk direkt mal fragen was er darein gemischt hatte, aber da hatte sich Hyunjin schon wieder von ihm abgewendet und „WER HAT LUST AUF BIERPONG?“ zu niemand bestimmten gebrüllt. Aber dieser Vorschlag schien den meisten zu gefallen, denn Jubel brach aus und ein Großteil der anderen ging Hyunjin hinterher.
Sobald die Küche zu mindestens 75% leerer war, fühlte Jeongguk sich schon viel wohler und beschloss einfach hier zu bleiben. Außerdem schmeckte was auch immer Hyunjin ihm gegeben hatte ziemlich gut und er wollte mehr davon.
Er trank den Rest auf Ex aus und genoss das Brennen in seiner Kehle.
„Du solltest nicht einfach trinken, was man dir hinhällt, ohne zu hinterfragen was drin ist“, verwirrt drehte er den Kopf um zu sehen wer da nörgelte, wollte schon pissig antworten, aber dann sah er wer vor ihm stand und verschluckte sich erstmal an seiner eigenen Spucke. Jetzt hustete er wie ein idiot vor seinem Crush und machte sich zum Deppen.
„Sorry, wollte dich nicht erschrecken“, Jimin kam ihm plötzlich näher umd klopfte ihm auf den Rücken, aber das verbesserte seine Situation nur bedingt. Hoffentlich schob der ältere seine roten Wangen auf die Tatsache, dass er gerade keine luft bekam, oder noch besser, er sah es erst gar nicht.
Aber dem mitleidigen Blick nach zu urteilen, den er Jeongguk zuwarf, als dieser aufgehört hatte zu Husten, sah er sie wohl doch ziemlich deutlich. „Geht's?“
„Ja, alles gut“, sagte Jeongguk und ärgerte sich, dass seine Stimme so komisch klang.
„Wär echt mies wenn jemand auf meiner Party erstickt“, lachte der kleinere und Jeongguk war direkt Mal zwiegespalten ob er das Lachen des Jungen bewundern sollte, oder tieftraurig sein sollte, weil Jimin durch diesen Kommentar irgendwie zugegeben hatte, dass es ihm nicht darum ging Jeongguk vor dem ersticken zu retten, sondern viel mehr sein Party-Image.
Weil er sich nicht entscheiden konnte, gab er nur ein gequältes Lächeln von sich, dass wohl eher so aussah als hätte er Zahnschmerzen.
„Aber was ich gerade gesagt habe, meinte ich auch so“, meinte Jimin dann und wirkte viel ernster. Jeongguk musste erstmal nachdenken, was er jetzt genau meinte, aber dann redete er einfach weiter. „Sei lieber vorsichtig was du trinkst. Alkohol kann auf jeden anders wirken und wer weiß, was da sonst noch drin sein kann“, sein Gesicht wirkte jetzt tatsächlich ziemlich ernst und Jeongguk fragte sich, ob hinter dieser Warnung eine schlimme Erfahrung steckte. Wurde ihm etwa schon mal was untergemischt? Er wollte nicht nachfragen, das war einfach ein zu großes Fettnäpfchen und Jimin wollte bestimmt auch nicht darüber reden. Also nickte er einfach nur. Gleich danach hätte er sich aber ohrfeigen können, denn so hielt man keine Konversation aufrecht. Eine kleine peinliche Stille trat ein. Jeongguk überlegte fieberhaft was er sagen sollte. Gerade als er den Mund aufmachte, um Jimin nach dem Wetter?! zu fragen, sagte der Kleinere: „Also, ich schau mal wie viele Runden Bierpong sie bereits gespielt haben“ und dann machte er sich schon auf den Weg in die Richtung, aus der die ganze Zeit Anfeuerungsrufe kamen.
Und Jeongguk blieb allein zurück. Leider nicht ganz allein, denn es waren immernoch andere hier, was die Situation irgendwie noch peinlicher machte, obwohl niemand auf ihn achtete. Wie viele Runden sollen die denn schon gespielt haben, die haben ja gerade erst angefangen. Dieser schnelle Abgang zeigte ja irgendwie, dass Jimin sich aus dem Staub machen wollte.
Jeongguk überlegte, ob er jetzt nicht einfach gehen sollte. Dieses Mal würde Hyunjin ihn nicht aufhalten, sein Verschwinden wahrscheinlich auch erst bemerken, wenn er schon weg war. Obwohl Hyunjin es gewesen war, der ihn eingeladen hatte.
Jimin würde es wahrscheinlich nicht mal bemerken, wenn er einfach ging. Er wusste nicht mal wirklich, ob Jimin seinen Namen kannte. Was hatte er sich eigentlich dabei gedacht zu kommen? Irgendwie hatte er sich lächerlich gemacht.
Er verließ die Küche. Sein Ziel war die Haustür. Er wollte gehen. Dadurch musste er durch mehrere andere vorbeikommen, aber er erreichte tatsächlich irgendwann den Eingangsbereich. Sogar hier war es ziemlich voll und vor allem laut, deswegen war Jeongguk ziemlich erstaunt, dass jemand die Türklingel hörte und diese öffnete. Er selbst bemerkte erst, dass es geklingelt hat, als hinter der Tür zwei Personen zum Vorschein kamen. Aber die eigentliche Überraschung war, dass ihm plötzlich Namjoon gegenüber stand.
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