000 | prologue
Das stürmische Wetter welches über Seoul herrschte, konnte perfekt mit seinem Gefühlschaos verglichen werden.
Sein Kopf fühlte sich an, als würde er platzen, oder einfach zerspringen, weil er die ganzen Emotionen nicht mehr verarbeiten konnte. Da war so viel, so ungeordnet. Er wusste nicht wohin mit sich, mit seinen Gefühlen, mit allem was auf seinen Schultern lag.
Vor seinen Augen tanzten schwarze Punkte, die er angestrengt versuchte wegzublinzeln, aber als er das erfolgreich geschafft hatte, wünschte er sich eine vollkommene Schwärze.
Da war dieser furchtbar große Mann schon wieder, der ewig lang seine Sonnenbrille trug und ohne die er ihn noch nie gesehen hatte. Mit dem teuren schwarzen Anzug, den nach unten gezogenen Mundwinkeln und der Zigarre im Mund allein sah er schon furchtbar bedrohlich aus und etwas anderes als unglaubliche Furcht, Respekt oder Angst hatte er nie dem Mann gegenüber gehabt.
Aber der Lauf der Waffe, der so direkt auf sein Gesicht zielte, zeigte ihm noch einmal ganz genau und brutal, wie skrupellos dieser Mann tatsächlich war und das er keine Angst hatte über Leichen zu gehen, um das zu kriegen, was er wollte. Wortwörtlich.
Sein Atem ging schnell und unkontrolliert, er hatte das Gefühl nicht atmen zu können, weil ihm irgendetwas die Kehle zu schnürte. Es war pure Angst. Angst um sein Leben, welches er nie wirklich als wertvoll erachtet hatte, aber trotzdem wünschte er sich ein anderes Ende. Er wollte nicht elendig auf dem kalten Boden verbluten, denn er zweifelte daran, dass er verschont werden würde, oder sein Gegenüber so viel Gnade mit ihm hatte, dass er seinem Leben schnell und schmerzlos ein Ende gab.
Die Zeit schien stehen geblieben zu sein, da war nichts was ihn daran erinnerte, dass das Leben weiterging. Niemand bewegte sich, seinen Atem hatte er angehalten, aus Angst, der nächste Atemzug wäre der letzte.
Angespannt beobachtete er wie sein Gegenüber begann zu Grinsen. Dieses diabolische Grinsen, welches niemals etwas gutes vorausgesetzt hatte und bei dem es ihm kalt den Rücken runterlief, denn alles was diesen Mann amüsierte, musste furchtbar grausam sein.
Die eiskalte tiefe Stimme war noch genau so bedrohlich wie damals und die Erinnerungen an diese schreckliche Zeit seiner Vergangenheit ließen ihn mit furchtbaren Gedanken und Bildern im Kopf zurück.
„Ich bin stolz auf dich, Kleiner. Ohne deinen Leichtsinn hätte ich es niemals so weit gebracht. Deine unschuldige Naivität hat mich unglaublich weit gebracht, fast schon schade, dass du jetzt stirbst."
Die Worte machten seine Angst nur noch schlimmer. Seine Schultern bebten, sein ganzer Körper schüttelte sich vor Angst, doch er traute sich nicht Mal den kleinen Finger zu bewegen. Er sah einfach nur starr in das Gesicht des Mannes, den er für so lange Zeit gefürchtet hatte. Hatte er nicht gewusst, dass es irgendwann so enden würde? War es nicht vorhersehbar? Hatte er es ihm nicht genau so gesagt?
Er verfluchte sich selbst, dass er so unglaublich dumm gewesen war, so naiv. Er war diesen Kerlen genau in die Arme gelaufen, dahin, wo sie ihn haben wollten.
„Du bist echt dümmer, als ich dachte."
Es wiederholte sich in seinem Kopf, immer wieder. Jene Worte, die er damals von der wichtigsten Person in seinem Leben gehört hatte. Jeder hatte es gesehen, wie unglaublich dumm und leichtsinnig er gewesen war. Nur er selbst nicht. Und jetzt hatte er bereits alles zerstört. Einsicht ist der erste Weg zur Besserung, dachte er in vollem Zynismus, während er ängstlich den Lauf der Pistole betrachtete. Denn er würde sich nicht bessern können. Sein Leben war zu Ende.
„Irgendwelche letzten Worte? Ich kann mich noch gut an seine erinnern. Wie er mich angebetet hat, dich in Ruhe zu lassen. Wie sehr er geflennt hat. Keine Angst, dich Heulsuse kann keiner überbieten."
Mit einer fahrigen Bewegung griff der Mann nach dem dunklen Haarschopf seines Opfers und zog kräftig an den Haaren, so dass der kleinere vor Schmerz aufkeuchte.
„Vielleicht kannst du ihn ja dann endlich wieder sehen, hm?"
Mit einem Ruck ließ er den anderen los, so dass dieser mit voller Wucht mit dem Kopf nach vorne knallte. Das Gleichgewicht konnte er nicht halten und landete direkt vor den teuren Lederschuhen des Mannes. Keine Sekunde später, spürte er wie eben diese Schuhe auf seine Wangen traten. Die Wunde, die er nur kurz vorher durch einen heftigen Faustschlag abbekommen hatte, begann fürchterlich zu brennen.
„Du bist so unglaublich schwach und wehrlos, das kotzt mich an.", donnerte die Stimme über ihm. „Aber das macht es mir auch so leicht, wofür ich dir vielleicht danken sollte. So viele tolle Eigenschaften und ich hasse dich trotzdem. So Kindlich, so naiv, so voller Jugendlicher Unschuld und so unbedacht. Voller Langeweile...
Wer wird dich wohl vermissen, hm? Deine Eltern? Dein Bruder? Freunde? Du weißt ja selbst ganz genau, dass da niemand ist. Es war mir eine Freude dir zu zeigen, wie wertlos dein Leben war, Seokjin. Mach's im nächsten Leben besser."
Der Schuss der Waffe und der Laute, in den Ohren klirrende Schrei von Kim Seokjin, war das letzte, was in der erdrückenden Stille zu hören war.
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