Prolog

Die schwarzen Schuhe gaben ein klackendes Geräusch von sich, während sie über den blank geputzten Boden der National Art Gallery liefen. Die blonde Frau, zu der sie gehörten sah sich kurz um, ehe sie auf einer hellbraunen Bank Platz nahm und angestrengt ein Gemälde betrachtete. Es zeigte eine Frau ungefähr im Jahr 1700 zur Zeit von Ludwig dem XIV., der Sonnenkönig. Die junge Frau, auf dem Bild, räkelte sich auf einem goldenen Sofa, das fast völlig vom blau-grünen Stoff ihres pompösen Abendkleides eingenommen wurde. Sie war eine Mätresse des Monarchen gewesen, jeder der sich etwas in der Kunstgeschichte auskannte, wusste, dass es eigentlich skandalös war solche Bilder von unbedeutenden Frauen anzufertigen, aber anscheinend war sie eine Ausnahme gewesen. Vielleicht war es ihr Blick, der spielerisch und kindlich war, aber zugleich nicht strenger hätte sein können. Bestimmt war sie eine gebildete Frau gewesen, es musste so sein, ansonsten hätte sie sich niemals mit einem Buch abbilden lassen.

Neben ihr stand ein Vogelkäfig, mit einem bunten Vogel darin, der bestimmt von einem der Händler stammte, der damals ferne Länder erkundet hatte. Doch bei genauerem Hinsehen bemerkte man, dass die silberne Käfigtür offen stand. Ein kleines, augenscheinlich unwichtiges Detail, das niemandem hier auffiel. All die Besucher der National Art Gallery waren fasziniert von dem wunderschönen Kleid der Frau, von den Stickereien und von ihrem Lächeln, hinter dem sich so viele Geheimnisse verbargen. Manche wussten eventuell noch, dass es sich bei ihr nicht um eine adelige Frau des Königs handelte, aber das war es auch schon. Niemand achtete auf den Vogel, der Möglichkeit hatte in die Freiheit zu fliegen, es aber nicht tat.

„Was haben sie dir nur angetan", wisperte die Frau, die noch immer gebannt auf das große Gemälde vor ihren Augen starrte. Beinahe hätte sie nicht bemerkt, wie sich eine weitere Person neben sie setzte und anfing das Gemälde zu betrachten, bis sie das goldene Schild laut vorlas, auf dem der Name stand. „femme gracile...Schon immer dein Lieblingsbild?", erkundigte sich die neue Beobachterin. Sie hatte leicht rötliches Haar, volle Lippen und konnte nicht viel älter als zwanzig sein und dennoch hatte sie einen unglaublich mörderischen Ausdruck in ihrem Gesicht, denn sonst nur langjährige Mitglieder des Militärs hatten. „Ich mag das Kleid", erwiderte die blonde Frau und wandte ihren Blick endgültig von dem Gemälde ab.

„Hast du den Stick", erkundigte sich die rothaarige Frau, woraufhin ihre Gesprächspartnerin zunächst nickte und dann auf ihre schwarze Handtasche deutete. „Natürlich habe ich ihn...für wen hältst du mich Natasha?", entwich es der Blondhaarigen, woraufhin sich ein Lächeln auf dem Gesicht der Frau ausbreitete, die soeben Natasha genannt wurde. „Na dann bin ich ja zufrieden, unser Wagen wartet draußen", damit erhob sich Natasha von der braunen Bank und machte Anstalten zu gehen, jedoch bemerkte sie sehr schnell, dass ihre Bekannte ihr nicht folgte, sondern wieder auf das Gemälde starrte. „Charlize? Kommst du?", woraufhin die blonde Frau wieder nickte und dann mit schnellen Schritten den Ausstellungssaal verließ.

Es war ein trüber Tag in London. Die Wolken versperrten schon seit Tagen den Blick auf den sonst hellblauen Himmel und gerade zur Mittagszeit fing es häufig an zu Regnen, so wie es auch heute der Fall gewesen war. Nun allerdings fegte nur noch ein kalter Wind durch die belebte Straßen von London und zwang die Leute dazu ihre Hüte fest zu halten und die Mäntel enger um den Körper zu schlingen, damit sie gegen die beißende Kälte schützten. „Was für ein doofes Wetter, immerhin sind wir in drei Tagen wieder in New York", ertönte es von Natasha, während die beiden Frauen, die steinernen Stufen passierten, die zu der Galerie empor führten. „Falls alles gut geht", kam es von Charlize, die ihre blonden Haare aus dem Gesicht strich und in den grauen Himmel empor sah, an dem man nun ein Flugzeug erkennen konnte, dass durch die Wolkendecke brach. „Was soll denn jetzt noch schief gehen? Wir haben die Daten und diese Kerle können unsere Spur niemals so schnell verfolgen", meinte die rothaarige Frau und zog währenddessen einen Autoschlüssel aus ihrer Jackentaschen, der definitiv zu einem Aston Martin gehörte, der auf einem der Besucherparkplätze abgestellt wurde.

Ein paar Jugendliche hatten sich um das Sportauto versammelt und betrachteten bewundernd die Lackierung, ehe sich die zwei Frauen näherten und sie sich schnell wieder verzogen. „Unauffälliger ging es nicht, oder?", meinte Charlize, die zur Beifahrerseite ging und wartete bis Natasha das Auto geöffnet hatte, sodass die beiden einsteigen konnten. Die Inneneinrichtung bestand aus ledernen Sesseln, die wirklich sehr bequem waren und einer edlen, mit Holzstücken verzierten Armatur, an der allerhand möglicher Schnickschnack angebracht war, um das Fahrvergnügen zu erhöhen. „Wenn ich schon im Linksverkehr fahren muss, dann will ich es mit Anstand tun", scherzte die Rothaarige und ließ durch drehen des Zündschlüssels den Motor aufheulen, wodurch sie sämtliche Blicke der Straße auf sich zogen. „Zum Glück ist die Scheibe getönt", stellte Charlize trocken fest, ehe das Auto sich in Bewegung setzte.

„Wir müssen zuerst in die Innenstadt, damit wir diesen Stick los werden und danach haben wir frei, denke ich", erklärte Natasha, während sie sich fachmännisch in einen Kreisverkehr einordnete und ein wenig zu oft über die Schulter sah, wodurch man merkte, dass ihr der linksseitige Verkehr nicht lag. „Wie du willst", kam es von ihrer Beifahrerin, die sich in ihr Handy vertieft war, auf dem einige Nachrichten von Personen mit seltsamen Namen eingetrudelt waren. „Du bist heute ja gut gelaunt", konterte die Fahrerin und ließ derweilen ein paar Fußgänger den Zebrastreifen passieren. „Ich hab irgendwie kein gutes Gefühl bei der Sache. Wir hätten das nochmal abklären müssen. Was ist wenn diese Kerle uns doch folgen?", kam es von Charlize, die ihr Handy zurück in den Ruhemodus versetzte und danach ihren Kopf gegen die kühle Scheibe lehnte. Vor ihr erstreckte sich eine der vielen Brücken von London, die man überqueren musste, wenn man zu ihrem Hauptquartier kommen wollte. Natasha beschleunigte ein wenig und prüfte noch einmal, ob niemand an ihr vorbei wollte. Jedoch sah Charlize bereits in ihrem Außenspiegel, dass sich hinter ihnen nur einer der typischen roten Busse befand. „Wir geben einfach diesen Stick ab und das war's. Wir sind raus aus der Sache. S.H.I.E.L.D ist uns zu ewigem Dank verpflichtet und wir beide werden für die nächste Mission eingeteilt", erklärte die Rothaarige, die inzwischen etwas genervt von ihrer Mitfahrerin war. „Mir kommt, dass aber nicht so vor, als wäre das so eine kleine Sache, Natasha. Ich meine zuerst diese seltsame Akte von diesem Wissenschaftler, der diesen Unfall mit Gammastrahlen hatte und dann Tony Stark, der auf einmal anfängt zu fliegen", kam es von Charlize, die eine aufrechte Haltung eingenommen hatte. Und noch bevor ihre Begleiterin etwas erwidern konnte, meinte sie erneut: „Und diese Entdeckung im Eis...Ich sag es dir, da stimmt was nicht" „Du hast doch bloß Angst, dass du nicht mehr die Einzige bist, dass du den Rang als unsere wunderbare Ice Queen verlierst und damit kommt dein Ego nicht klar", erwiderte Natasha, wobei es sich nicht so anhörte, als würde sie direkt mit Charlize sprechen, weswegen diese ihre Kameradin mit offenem Mund anstarrte.

Doch bevor eine der beiden ein weiteres Wort zu diesem Thema sagen konnte, sah Natasha, wie der Bus versuchte sie zu überholen. Sie hatten soeben die Hälfte der Brücke erreicht und es war ein denkbar schlechter Zeitpunkt nun so etwas zu wagen. „Was zum...", platze es aus der rothaarigen Frau heraus, aber just in diesem Moment hatte der rote Bus zu dem Aston Martin aufgeholt und rammte den Sportwagen, sodass dieser mit voller Wucht gegen die Absperrung prallte, die vor dem Herunterfallen schützen sollte. Jedoch hatte der Wagen so viel Schwung gehabt, dass er nun gerade noch so an der Brücke hing und die Beifahrerseite über dem Abgrund schwebte. Zudem war durch den Aufprall mit der Absperrung die Seitentür so sehr verbogen worden, dass sie aufgesprungen war, wodurch Charlize nun einen Ausblick auf das Gewässer unter ihr genießen durfte.

Blut tropfte von Natashas Stirn, die allerdings noch immer bei Bewusstsein war und schockiert zu Charlize sah, die ihre blauen Augen von dem Fluss unter ihr nahm und zu ihrer Begleiterin sah. Ihre Lippe war aufgesprungen, jedoch konnte man äußerlich keine weiteren Verletzungen bei der blonden Frau erkennen. „Das war knapp", presste Natasha hervor, der es augenscheinlich nicht ganz so gut ging, schließlich hatte sie bei dem Zusammenstoß deutlich mehr abbekommen. „Was du nicht sagst", murmelte Charlize und taste nach einem sicheren Halt, denn langsam wurde ihr etwas mulmig.

Genau in diesem Moment wurde der Wagen erneut von einer schweren Erschütterung durchzog, weshalb sich die zwei Frauen ansahen, woraufhin die Blonde wütend meinte: „Ich dachte, die finden uns nicht!". Unglücklicherweise kennt auch moderne Technologie ihre Grenzen und durch die Zusammenstöße hatte sich der Sicherheitsgurt bereits ein wenig gelöst, was in diesem Fall durch die Schwerkraft beschleunigt wurde. Denn einen Sekundenbruchteil später war die blondhaarige Frau kurz davor in die Tiefe zu stürzen, hätte Natasha sie nicht noch rechtzeitig am Arm gepackt. „Hab dich", kam es von der Rothaarigen, die unter aller Anstrengung versuchte den Arm ihrer Kameradin nicht los zu lassen. Was im Anbetracht der Umstände nicht ganz leicht war, schließlich hing das Auto über dem Abgrund und durch den verschobenen Schwerpunkt begann es langsam nach vorne zu kippen. „Verdammt", presste Natasha hervor, die den Vorgang durchaus bemerkt hatte, jedoch noch immer den Unterarm umklammert hielt. „Du musst los lassen. Bring diese Daten zu Fury. Er weiß was damit zu tun ist", stotterte Charlize und zum ersten Mal, verspürte die junge Frau so etwas wie Angst. Nicht vor dem Tod, aber dass die Bösen diesmal siegen konnten. Schließlich sah ihre Situation momentan nicht gerade rosig aus. „Niemals", protestierte die Rothaarige gegen den Wunsch ihrer Begleiterin und versuchte diese wieder in das Fahrzeug zu ziehen, was ihr allerdings nicht gelang. Schlimmer noch, durch die Bewegung wurde der Sportwagen noch mehr Richtung Abgrund gedrückt.

„Es hat keinen Sinn", flehte Charlize und man konnte deutlich erkennen, wie ihr Griff um Natashas Arm immer schwächer wurde. „Bring die Daten zu Fury", befahl die blondhaarige Frau noch einmal, ehe sie ihre Hände endgültig von Natashas Unterarm löste. „Nein!", schrie die rothaarige Frau und versuchte panisch den Griff zu verstärken, aber es war bereits zu spät. Denn im nächsten Augenblick glitt Charlize ab und fiel einige Meter in die Tiefe, bis das dreckige und reißende Wasser der Themse sie verschluckte.

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Hallo und herzlich Willkomen zu meiner neuen Avengers FF :) Charlize ist ein Projekt, dass ich bereits vor einigen Jahren mal hochgeladen habe (3 um genau zu sein), allerdings nicht hier bei Wattpad, sondern auf einer anderen Seite. Da mein Schreibstil damals allerdings so schlecht war, habe ich die FF hier nicht veröffentlich. Bis heute, denn vor einigen Wochen bin ich über die Datei bei Word gestoßen und fand den allgemeinen Plot ganz gut, weswegen ich beschlossen habe die Geschicht einfach neu zu schreiben ^^ Ich hoffe es gefällt euch, lasst gerne euer Feedback da :) lg ladyciriloki

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