Kapitel 25 - S-Sie!?
(P.o.V. Denki)
Es war 5:12 Uhr und ich war bereits auf den Beinen. Meistens schliefen ich und Shinso tagsüber, während wir in der Nacht wachgehalten wurden. Heute wollten unsere Familien kommen.. ich hatte meinem Vater nichts gesagt. Er hatte es nicht verdient dieses Wunder der Liebe und meinen Verlobten bestaunen zu dürfen. Gähnend trank ich einen Schluck des Milchkaffees, welchen ich vor mir hatte. Hitoshi und Xaria schliefen momentan, während ich aufpassen musste, ob schon jemand kam, was jedoch sehr unwahrscheinlich um diese Uhrzeit war. Dösend saß ich auf dem hölzernen Barhocker und lauschte dem leisen, pfeifenden Atmen des Lila-Äugigen.
Keine Ahnung wie viel Uhr es war, jedoch hatte mich ein Klingeln aus dem scheinbaren Schlaf gerissen. Glücklicherweise hatte man mich zuvor schon dazu angewiesen mir etwas anständiges anzuziehen und so konnte ich direkt zu der Tür gehen. Drei Gestalten waren zu erkennen. Aus dem Augenwinkel nahm ich wahr, wie Shinso sich räkelte und das Kind in seinen Armen schaukelte. Ich öffnete die Tür, blickte die Personen perplex an und schloss sie wieder. Erneut öffnete ich sie, mit der Hoffnung das nun andere dort standen, doch das waren genau die selben. „A-aizawa-Sensei.. Present..Mic? E-Eri..", stellte ich verwirrt fest. Kurzerhand knallte ich die Tür nochmals zu. „Hitoshi!?", flüsterte ich in einem laut-aggressivem Ton. „Lass unsere Gäste doch erstmal rein", gähnte er und lief Runden durch das Wohnzimmer. Nervös lachend öffnete ich die Tür und bat die Drei Gäste herein. Mir war klar das der Schwarzhaarige, welcher sein Haar zu einem Dutt gezwängt hatte, schon irgendeinen Kommentar abgegeben hatte, aber ich konnte ja nicht damit rechnen. „Sicher das wir an der richtigen Adresse sind?", flüsterte der Blonde extremst leise. Die beiden Erwachsenen schienen verwirrt, als sie meinen Verlobten mit dem Kind auf dem Arm sahen. „Setzt euch doch bitte", lächelte er zärtlich und saß bereits auf dem Zweisitzer, weshalb ich mich schnell neben ihn setzte. „Was hat das zu bedeuten?", fragte der Blonde verwirrt, doch konnte keiner antworten, denn es klingelte erneut. Seufzend war ich wieder aufgestanden und hatte die Tür geöffnet. Meine Mutter, sowie mein Kleiner Bruder starrten mich an. Erst jetzt fiel mir ein, dass ich vermutlich tiefe Augenringe hatte. Dennoch bat ich die beiden herein und setzte mich erneut auf meinen Platz. Vorsichtig, ja schon nahezu ungeschickt, nahm ich meinem Freund das Kind ab und ließ sie sich an meine Brust schmiegen. Ihre Augen funkelten mich verschlafen an und ich musste mir ein erfreutes Quietschen verdrücken. Wieder wanderte mein Blick durch die Runde. Mic hatte seine Haare locker nach unten hängend, was ihm einen weiblichen Touch gab. Fragend sah ich Shinso an, welcher Luft holte um zu erklären. „Die beiden sind seit mehreren Jahren verheiratet und haben mich vor einer Weile adoptiert", sprach er relativ monoton. Mein Mund formte ein 'o', doch dauerte es nicht lange bis ich weiter stocherte: „Wieso hast du nie etwas erzählt?" „Erklär ich dir nachher", schmunzelte er und es klingelte zum dritten Mal heute. Genervt murrte ich einige Schimpfworte, während ich Xaria zurück in seine Arme legte und einen strengen Blick von ihm auffing. Das Klingeln wurde immer mehr, bis mir ein wütendes, "Ich komm doch schon!", entfuhr. Ich riss die Tür auf und blickte in das Gesicht meines Vaters. „Was willst du hier?", fragte ich abweisend. „Wieso werden alle außer mir zu einer Familiensitzung eingeladen!?", brüllte er und seine Alkholfahne wehte zu mir. Meine Nase verzog sich, doch ich konnte nicht locker lassen: „Das solltest du dich wohl eher selber Fragen! Was hast du in den letzten Jahren denn für mich getan?! Hast die Liebe meines Lebens beleidigt und wolltest mich davon abhalten meine Lebensträume zu l-" Eine Backpfeife hatte mich unterbrochen. „-eben. Verschwinde!", beendete ich meine Rede. Wieder schlug er zu. „Hau ab! Verlass dieses Grundstück und ab besten gleich diese Welt! Verpiss dich einfach, Arschloch!", brüllte ich ihm meinen Willen entgegen. Ein letzter, deftiger Schlag landete in meinem Gesicht und ich spürte wie das Blut von meiner Lippe hinabfloss. Endlich konnte ich die Tür zuknallen.
Mit schweren Schritten trottete ich zurück in das Wohnzimmer. Mein Verlobter gab dem Schwarzhaarigen das Kind und stürmte auf mich zu. Seine Hände fuhren über mein Gesicht und wir blickten uns tief in die Augen. Die Spannung in dem Raum war förmlich greifbar. „Für die Ewigkeit?", fragte er leise und hob seine Hand. „Für die Ewigkeit..", erwiderte ich schweratmend und verschränkte unsere Finger. Vorsichtig zog er mich zu sich und legte seine Lippen auf die meinen. Tränen der Erleichterung, Angst und vielleicht sogar der Trauer, rannten über mein Gesicht. Ein Verlangen entstand zwischen uns und ich hätte fast vergessen das hier noch fünf weitere Personen anwesend waren.
Leise kicherte mein Verlobter und zog mich mit sich. Stumm beobachteten wir, wie Xaria und Aizawa sich gegenseitig anstarrten und sie nach kurzer Zeit begann zu lachen. Shinso stimmte ein und ich begann breit zu Grinsen. „Sie erinnert mich an dich.. Hauptsache mal gelacht", neckte er mich und pickste mich in die Seite. Ich pustete die Wangen auf und begann ihn sanft zu kitzeln, worauf er gequält versuchte sein Lachen zu unterdrücken. „Jung müsste man wieder sein", schwärmte meine Mutter und die beiden Männer stimmten zu. Ein nahezu nicht hörbares, "So empfindlich..", verließ meinen Mund und er errötete zaghaft.
„Also was ist der neuste Stand der Dinge?", fragte Mic aufgeregt. „Nun ja..", begann ich doch wurde von dem sensiblen Hitoshi unterbrochen: „Wir sind Verlobt und haben eine Tochter. Sie heißt Xaria und müsste circa eine Woche jung sein." Die Augen aller weiteten sich. „V-verlobt?!", sprachen alle gleichzeitig und ich kicherte leise. „Das ist eine seltsame Geschichte, darum werd ich sie nicht erzählen", grinste ich stolz und verdrängte die negativen Ereignisse unseres Verlobungstages. Kurz sah ich wie Hitoshi an dasselbe dachte, denn etwas düsteres blitzte in seinen Augen auf. Vorsichtig umschloss ich seine Hand mit meiner, worauf er sie in seiner verschränkte.
Mit einem schmalen Lächeln wartete ich auf kommende Fragen. Die Lippen des anderen lagen erneut auf den meinen, als Aizawa plötzlich begann zu sprechen: „Ich hab es schon geahnt. Schon wo ich dich", er zeigte auf Shinso, „Im Wohnheim gesehen hatte." Ich lachte nervös. „Also was das angeht..", begann ich, doch wurde von Shinsos Hand unterbrochen, welche sich schlagartig über meinen Mund legte. Ein scharfer Blick reichte und ich hob gespielt meine Hände um mich zu unterwerfen. Eri kicherte fröhlich und aus dem Augenwinkel sah ich, wie mein Bruder ihr glücklich ein paar Sachen erklärte. Die kalte, blasse Hand löste sich von meinem Mund und ich blickte ihm tief in die Augen. Mir kam gerade wieder das Maidkleid in den Sinn, was mir ein nahezu dreckiges Grinsen auf das Gesicht malte. „Wie kam es zu Xaria?", fragte meine Mutter plötzlich und ich begann nachzudenken. „Wenn sich zwei Menschen gaaanz doll lieb haben, da-", sie unterbrach mich: „Keine Witze, Denki!" „Er hat tatsächlich Recht.. es war so und.. nicht anders", gab der Blasshäutige mit geröteten Wangen zu. Herr Yamada wirkte plötzlich ziemlich neugierig. „Ihr habt also einfach..", jeder sah ihn scharf an, „mit.. Vögeln gespielt..?" Langsam nickte ich und Shinso stimmte ebenfalls zu. Hizashi blickte zu Shota und ich konnte mir gut vorstellen was er gerade dachte. „Ich will auch mit Vögeln spielen!", brüllte mein Bruder durch den Raum und ich drehte mich weg, um unauffällig zu Kichern. „U-und mit was für einer Art von Vögeln?", grinste ich und lachte immer wieder auf. Ein scharfer Blick meiner Mutter traf auf mich. „Er soll ganz groß und flauschig sein!", strahlte er und es war um mich geschehen. Lachend rang ich nach Atem, was auch Hitoshi auflachen ließ. Aus dem Augenwinkel sah ich einen beschämten PresentMic und den mehr als amüsierten Eraserhead.
Unsere Gespräche liefen unspektakulär weiter und wir bekamen Tipps, wie wir das ein oder andere besser machen konnten. Langsam begleiteten wir sie zur Tür. Es war bereits 21 Uhr und Xaria schlief tief und fest in Hitoshis Armen. Gähnend schloss ich die Tür und zog meinen Verlobten an seiner Taille zu mir. Sanft schob ich ihn neben mir her und bewegte mich die knarzende Treppe hinauf. Er legte Xaria in ihr Bett und kuschelte sich zu mir unter die etwas vorgewärmte Decke. „Bist du dir sicher.. das wir deinen Vater los sind?", flüsterte er mir zu. „Ja..", murmelte ich zurück und döste leicht vor mich her. „I-ich hab Angst Denki..", nuschelte er und ich spürte wie sein Kopf sich auf meiner Brust ablegte. Zärtlich liebkosten meine Lippen seine Stirn, während meine Hand sich in seinen mittlerweile nahezu schulterlangen Haaren verfing. „Du schuldest mir noch eine Erklärung", flüsterte ich in sein Ohr und sah ihn erwartungsvoll an, während das Mondlicht den Raum erhellte. „Ich.. ich hab nichts erzählt, weil... Vermutlich hab ich mich einfach geschämt.. es ist schwer sich selbst einzugestehen das man zwei Lehrer als Väter hat.. einer davon war zu diesem Zeitpunkt auch noch dein Klassenlehrer... Ich..", Stille erfüllte den Raum und nur ein leises Seufzen war für wenige Sekunden zu hören. „Wie kam es dazu, dass sie dich adoptiert haben?" „Schlimme Dinge sind passiert. Sie.. sie kennen mein Leid..", faselte er und seine Hand krallte sich kurze Zeit in die Decke. „Was für Dinge?", fragte ich langsam und beobachtete ausgiebig seine Mimik.. soweit es das Licht eben zuließ. Erst Eine, dann Zwei und zuletzt zu viele um sie zu zählen. Tränen bedeckten sein Gesicht. Meine Augen waren schlagartig aufgerissen und ich hatte mich ruckartig aufgesetzt. Mehr als nur fest drückte ich ihn an mich und faselte immer wider, wie Leid es mir tue. So verweilten wir eine Weile, bis ich das ruhige Atmen von ihm vernahm. Er war mit verweintem Gesicht an mich gedrückt, eingeschlafen. Langsam ließ ich mich zurück in die weichen Polster sinken.
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