II - 6: Der weiße Schatten
Skid geht zu einem kleinenLaptop, und tippt etwas ein. Mike und Merlany beobachten ihn nurstumm. Schnell saust der kleine Erfinder an das andere Ende derGarage, gibt erneut einen Code ein, und legt dann einen Hebel an derWand um. Wort- und regungslos folgen ihm die beiden mit den Augendurch den Raum, als er schließlich eine kleine Fliese vom Bodenentfernt, und einen darunter liegenden Knopf betätigt.
Der Boden zittert sanft, als sichinmitten der Garage eine Luke öffnet, und langsam eine Maschine aufeiner Plattform hochgefahren wird. Ein breiter Kopf mit einigenKameralinsen lugt hervor, gefolgt von einem baustellengelben Rumpf,in dessen Mitte sich ein Cockpit befindet, links ein Arm, an dessenEnde eine schwere Kanonentrommel befestigt ist, rechts ein Arm,dessen Ende ein gewaltiger Bohrer ist. Auf den Armen steht, in großenBuchstaben „LANCE" auf dem linken, und auf dem rechtem „DRIVER".Der Rumpf steht auf vier Beinen, die jeweils einen„All-Terrain"-Greifer besitzen. Mit diesem kann sich jedes Bein,auf jedem Gelände festklammern, und auch Wände hochklettern. Skidlässt die Beine des Roboters sinken, sodass das Cockpit sich nun amBoden befindet. Er geht zur Rückseite, öffnet eine kleine Tür undschraubt die Brennstoffzelle in das System ein. Dann schließt er dasTürchen, schweißt es schnell zu, und beginnt auf seinem Armbandherumzutippen.
„Status wird überprüft...Brennstoffzelle in Port Alpha kompatibel. Overdrive-Sequenz wirdüberprüft", erklärt eine künstlich-maschinelle Frauenstimme.Kurz darauf dreht sich kurz der Bohrer, dann Drehen sich die Rohreder Minigun am anderen Arm, und es steigen Flammen aus denAuspuffrohren an den Schultern der Maschine auf.
„Overdrive erfolgreich. InitiiereSystemcheck"
Skids Augen glänzen regelrecht. Erstapft unkontrolliert mit den Füßen herum und kichert.
„Es funktioniert! Der Lance Driverist endlich kampfbereit!"
Merlany hebt verwundert die Augenbraue.„Und was ist jetzt so besonders an dem Ding? Wofür war die Zellejetzt genau gut?", zischt sie zynisch.
Skid hält sich die Hand ans Kinn undsetzt ein breites Grinsen auf.
„Diese Zelle, meine Liebe, ermöglichteinen Overdrive. Alle Systeme laufen über ihrem normalem Maximum,die Hitzegeschütze durchbrechen jede Panzerung, der Bohrer kommtjetzt sogar durch Diamanten, und das interne Kraftfeld widersteht nursogar EMP! Der Lance Driver kann jetzt nicht mehr von diesenAnfängern aufgehalten werden!"
Als er fertig erklärt, setzt er nochein zufrieden es Lächeln auf.
Mikes Augen funkeln vor Bewunderung andiese Maschine.
„Ey Skid, kann ich mal fahren"
Skid blitzt Mike nur perplex an.
„Vergiss es! Eher sterbe ich, alseinen verwahrlosten Schlägertypen ans Steuer zu lassen-", er hältkurz inne, „aber ich bewundere deinen Enthusiasmus."
Mike verschränkt die Arme.
„Also, ich würde sagen, wir dreihaben uns 'ne Pause verdient", wirft Mike ein, um vom Themaabzulenken.
Skid wirft einige blaue Würfel auseinem sehr widerstandsfähigen Schleim auf den Boden und zappt siemit einem schwachen Stromschlag an, worauf hin sie die Größe einerMatratze erreichen.
„Klasse, nicht wahr, man braucht einwenig Mana-Extrakt, um die Würfel so klein zu bekommen, aber man hatimmer ein Bett dabei."
Merlany wirkt plötzlich sehraufmerksam.
„Wie meinst du das, ‚Mana-Extrakt'?Mana befindet sich doch im Blut von Magiern?"
Skid wirkt wieder leicht nervös.
„Es ist eine magische Flüssigkeit,die aus fast allem lebenden gewonnen werden kann. Nur haben alleMagier, und magische Wesen eine erhöhte Konzentration davon. Meinsstelle ich aus den blauen Pilzen her, die mir so ein Knirps verkauft.Kein Organhandel und keien Menschrechtsverletzungen in meiner Garage,versprochen! Aber genug davon, legt euch hin und entspannt euch,morgen überrennen wir die Stadt."
„Ey Skid, du musst mir noch 'neFrage beantworten. Wenn die Typen dich so fürstlich bezahlen unddich in Ruhe forschen lassen, was hast du denn davon Stress mit denGauntlets anzufangen? Leuchtet mir nicht ganz ein", fragt Mike, dersich vorsichtig auf den Glibberblock setzt.
„Ist es nicht offensichtlich, dieTypen sind absolute Kotzbrocken! Sie lassen mich nur in Ruhe, weilich nützlich bin. Und ich bin nur so lange nützlich, bis die Typenan bessere Waffen als meine rankommen. Wenn jemand ‚nutzlos' ist,finden die eine Arbeit für diesen Jemand. Wenn man dann nicht mehrarbeiten kann, wird man ‚entsorgt'. Einer von diesen ‚Nutzlosen'ist....", beginnt Skid zu erklären, als ihm plötzlich die Stimmeweicht und er kurz zu schniefen beginnt, „mein Papa. Im Gegensatzzu mir baut der keine Waffen, sondern Dinge, die im Alltag nützlichsind. Unsere Talente, was Technologie angeht sind zwar verschieden,aber Papa ist der einzige, den ich wirklich leiden kann. Ich hab fastalles, was ich kann, von ihm gelernt!"
„Du musst nicht weiter ins Detailgehen. Mir reicht was ich gehört habe. Die Kerle sind also nicht nurSklaventreiber, sondern auch Richter darüber, ob jemand nützlichist. Die werden ja immer sympathischer. Die kriegen ihr Fett nochweg. Verlass dich drauf!"
Skid nickt wortlos.
Mike und Merlany lassen sich auf dieblauen Schleimmatratzen fallen, die bequemer und weniger klebrig alserwartet sind. Es ist später Nachmittag, doch alle drei schlafenziemlich schnell ein.
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Mittlerweile wurde es Nacht. Unbemerktschleicht ein weißer Schatten am südlichen Zaun entlang. Er trägtan seinem Gürtel, an der Rückseite der Hüfte, eine Schwertscheide.Mit einem blitzschnellen Hieb schlitzt er ein Loch in den Zaun, durchwelches er in die Factory Town gelangt. Wie der Wind saust er,scheinbar unsichtbar, von einer Wache zur nächsten, und schaltetdiese mit nur einem kurzen Hieb aus. Er klettert schnell dieFeuerschutzleiter eines 5-Stöckigen Gebäudes hoch. Den letzten Satzvom obersten Stockwerk bis zum Dach springt er elegant hoch. Obenangekommen wirft er einen spähenden Blick über die Factory Town.Sein Gesicht unterhalb der Augen werden durch seinen hellblauen Schalverdeckt, während seine lockeren, kurzen, blonden Haare locker demNachtwind nachgeben. Seine Kleidung, bestehend aus einem leichten,weißen Pullover, und einer luftigen, weißen Schlabberhose, glänztim Fahlen Mondlicht.
„Ich frage mich, wo dieser BastardGraham steckt. Er hat den Kampf gegen den Meister verloren und istwie ein Feigling geflohen", flüstert er sich nachdenklich zu.
Er springt federleicht von Dach zuDach, bis er am Stadtzentrum ankommt, wo er die Bergungsarbeiten amzerstörten Sendeturm beobachtet.
„Jemand anderes hat es also auch aufdie Gauntlets abgesehen und ist mir zuvorgekommen", flüstert ersich wieder zu.
Er springt vom Dach hinab in eineSeitengasse, doch er landet lautlos wie ein Blatt Papier. Er siehtsich am Boden um, doch diese Situation wirkt äußerst surreal.Irgendjemand ist in das Zentrum der Gauntlets vorgedrungen, und hatihren Schwachpunkt zerstört. Der Schwertkämpfer zieht sich denSchal vom Mund.
„Wer ist bitte blöd genug, hier soeinen Scheiß anzustellen?", murmelt er vor sich hin.
„Das selbe könnten wir dich fragen,Fremder!", ruft eine laute Stimme ihm von hinten zu. EinSicherheitsagent, in dunkler Uniform und Gefechtsmaske. Drei Soldatenzielen mit Sturmgewehren auf den Unbekannten. Er hebt die Hände hochund dreht sich langsam um.
„Immer mit der Ruhe, ich bin nur zumSightseeing hier", erklärt er stockernst.
Die Cops legen die Gewehre präzise an.
„Das kannst du deiner Oma erzählen!- lass mich raten - Ein White Fang! Weiße Kleidung und Schwert. Nalos, hinlegen!" Der White Fang bewegt langsam die Hand zumSchwertgriff.
„Nicht die Waffe, sondern deinenKörper, Fremder! Hände schön hinter dem Kopf lassen"
Der Unbekannte geht erst auf die Knie,und legt sich dann auf den Bauch.
Langsam kommen die Wachen ihm näher.Er atmet tief ein. Als die Wache nur noch eine Armlänge von ihmentfernt ist, springt er schnell auf und versetzt ihm mit seinemSchwert ein paar schnelle, tödliche Hiebe. Sofort eröffnen diebeiden anderen das Feuer, doch der Fang lenkt alle Patronen mit derKlinge ab, dann springt er kurz nach vorne ab. Leise flüstert ersich selbst „Fuchsjagd" zu. Es scheint, als löse sich in Luftauf, nur um einen Augenblick später hinter den Wachen zu erscheinen,die Klinge weit horizontal durchgeschwungen.
Beide Cops tragen einen tiefen,horizontalen Schnitt in der Brust. Das Blut wird von der Klingegewischt. Die beiden Sicherheitsleute sacken in sich zusammen undfallen zu Boden. Einer der beiden streckt noch schwerfällig die Handnach vorne und keucht mit letztem Atem: „Wer zum Teufel bist du?"
Der Unbekannte sieht dem sterbendenMann stockernst in die Augen und antwortet kühl.
„Ich bin Fox von den White Fang"
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