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Eine kleine Veränderung

Auch wenn Sebastian versuchte, mit seinem jungen Herrn zu sprechen, so war der Herr derjenige, der doch lieber die Ruhe annahm.
Still folgt er Sebastian durch den Einkaufsladen, bis zur Kasse, und wartet auch bis er alles eingepackt hatte.
Der Weg nach Hause verlief nicht anderes, es war ebenfalls ruhig, kein Mucks, keine Geräusche, nur diese drückende Stille – die wahrscheinlich hier jeder kannte.
Sie haben sich kein Taxi gerufen, da Sebastian meinte, es wäre ein schönes Wetter um nach Hause zulaufen. Mit einem kurzen Nicken hat es Ciel angenommen, mehr tat er nicht.
Sein Gefühlschaos in seinem Körper versteht er nicht.
Seit wann empfindet er, dass sein Butler gut riecht? Nicht aufdringlich, gar so angenehm, wie der Duft von einem Regentag.

Heimlich sieht er zu ihm und betrachtet sein Seitenprofil.
Seine Augen leuchten wie Zirkon Edelsteine, die orangebraun sind.
Seine Wimpern sind zwar lang und geschwungen, dass die Frauen sicherlich Eifersucht empfinden, doch auch nicht zu lang, dass er noch männlich wirkt.
Seine Haare sind in ein Mitternachtsschwarz getaucht worden, sie haben ihr vollen Glanz und sehen gepflegt aus.
Die Nase ist fein, seine Lippen sind leicht rosé und sehen weich aus.
Seine Haut ist zwar blass, doch hat es ein perfekter Kontrast zu seinem äußerem erscheinen.
Ja, man kann schon sagen, er sieht perfekt aus.
Ein feines Lächeln liegt auf den Lippen von Sebastian, als er aus dem Seitenwinkel zu sein Herrn schaut.

»Sie starren schon eine etwas längere Zeit auf meine Lippen, habe ich da etwas?«

Ertappt, wendet sich der junge Teufel von seinem Diener ab.
Eine leichte Röte setzt sich auf sein Gesicht und gibt sein sonst blasses Aussehen, etwas Farbe ins Gesicht.

»Ich habe nicht auf deine Lippen geschaut«, versucht er sich trotzig wie ein Kleinkind herauszureden, auch wenn beide wussten, dass er es getan hat.

Die Sonne stand am höchsten Punkt des Himmels
wieder einmal schien sie genau auf dem Gesicht von Ciel, da er nach oben schaute zu dem Hochhaus, der nicht mehr weit entfernt von den beiden war.
Eine Hand legt er auf seine Stirn, zum zweiten Mal am heutigen Tag, um ein wenig sehen zu können.

Damals als sie da eingezogen sind, waren die Wörter von den damaligen Adligen; „Die Wohnung ist fürchterlich". Mittlerweile aber, hat er es als seine Wohnung akzeptiert. Er hat ebenfalls akzeptiert, dass er Nachbarn hat.
Nicht einen wirklichen Kontakt pflegt er mit denen, zumindest nicht mit der meisten.
Eine Person, – eine alte Dame – Mrs. Colin – hat es ihm dann aber doch angetan.
Fast jede Teestunde, kommt er zu ihr, damit sie ihre Teezeit gemeinsamen genießen können.
Sie ist eine herzensgute Frau, die jeden mit ihre gute Laune mitreißen kann.
Ihr Mann ist früh verstorben, da er in der Armee war. Ein Grund, weshalb sie mit keinem Kindern beschenkt worden ist, jedoch kein Grund um die Lebensfreude zu verlieren.

Aus dem Fenster schaut die alte Frau, als Ciel vor dem Hochhaus stand.
»Guten Tag, Ciel! Es ist doch ein herrliches Wetter, nicht wahr?«

»Angenehm.«
Auch wenn diese Antwort recht kühl aus den Lippen kam, wussten beide, dass dies nicht böse gemeint war.
Ciel wollte ihr nichts vormachen. Ihr keine falsche Freundlichkeit auftischen und dies wusste sie.
Am Anfang hat sie ihn direkt klargemacht, dass sie nicht eine falsche Freundlichkeit haben möchte, sondern seine Ehrlichkeit wünscht.
Diese bekam sie dann auch, auch wenn es Anfangs schwierig und seltsam war, keine falsche Höflichkeit vorzuspielen, wenn es doch zu seiner Art gehörte.

»Ah! Wie ich sehe, ist Sebastian auch wieder bei dir. Ihr seid wirklich ein Herz und eine Seele.
Manfred und ich waren es auch eins.«
Manfred war ihr verstorbener Mann.
Oft sprach sie über ihn, alle ließen sie es machen, denn es solle ihr noch vergönnt sein in die Erinnerung zu schwelgen. Wenigstens das, wenn sie schon keine Familie mehr hat.

Sebastian sieht nun ebenfalls zu ihr hin.
»Guten Tag«, begrüßt er sie, während er kurzzeitig die Tüten herunterlässt, um die Tür aufzuschließen.

»Du sollst auch mal Ciel mehr anpacken lassen.
Der Junge besitzt durch deine Hilfe keine Muskelkraft. Er ist zierlich wie ein Mädchen und dünn ist er auch noch.«
Versucht sie mal wieder ihr Senf dazulassen, da sie es nicht in Ordnung fand, dass der schwarzhaariger alles machen musste.

»Dies macht nichts«, schmunzelt Sebastian, als er sein Bocchan hinterher sieht, während er hereingeht, um drinnen zu warten.
Wieder zurück zu Mrs. Colin schaut Sebastian.
»So sieht man sofort, wer eigentlich die Fäden im Marionettenspiel zieht«, zwinkert er ihr zu, was ihr ein Kichern entlockt.

»Du kümmerst dich wohl gern um Ciel.«

Wenn sie doch nur wüsste, dass er dies nicht wirklich gern macht, es aber muss wegen dieses Vertrages ...
Gerne würde er manchmal alles liegen lassen und entspannen.
Am besten wäre es ja noch, würde Ciel alle diese Aufgaben machen, aber nein.
Dies wird immer nur ein Wunsch bleiben, was nicht zu erfüllen ist.

»Gern würde ich es nicht nennen.
Eine Art innerlicher Zwang ist es. Nun denn, ich muss dann mal weiter.«
Die Tüten nimmt er sich von dem Boden und geht damit hinein.

»Das hat lange gedauert.«
Wird er sofort von Ciel "freundlich" begrüßt.
Mit verschränkten Arme steht er vor der Haustür und schaut erwartungsvoll zu Sebastian.

»Verzeiht mir, dass ich euch warten ließ. Können sie kurz in meiner Hosentasche greifen?«

»Wie bitte?«

Eine kurze Ruhe herrscht, da der kleinere vermutlich es nicht versteht und ihn nur fassungslos ansieht.

»Für den Schlüssel. Ungern würde ich die Tüten wieder einmal abstellen.«
Versucht Sebastian es noch einmal, dieses Mal klarer.

»Ah… Ach so ...«
Die zierliche Hand geht in die Hosentasche des Älteren.
Leicht tastet er mit seiner Hand durch die Tasche, bis er den Schlüssel spürte.
Diesen zog Ciel hinaus und öffnet selbstständig die Tür damit.
Sie lässt er jedoch nicht auf, als er eintrat, was Sebastian früh auffiel, weshalb er mit einer Blitzgeschwindigkeit eintretet.
Mit einem lauten Knall fällt sie zurück ins Schloss.

Ciel wird sich nicht entschuldigen, dass er nicht einmal die Tür aufhalten kann.
Es hat sich in den Jahren doch nichts geändert, vielleicht nur vom äußerlichen, vom innerlichen sind die beiden nur gleich geblieben.
Herr und Butler, mehr nicht.
Auch wenn Sebastian es manchmal bereut, da seine damalige Beute wirklich anstrengend ist und er befürchtet, dass diese Situation sich auch nie ändern wird.
Er mit dieses verzogenes Gör?!
Nein. Lieber würde er den Tod persönlich daten, als mit seinem Herrn,
der übrigens gerade ins Bad verschwunden ist.
Paar Minuten später hört man auch das Wasser der Dusche rauschen.
Eins muss man den jungen Herrn lassen, er versucht sich nicht mehr all zu viel wie ein Bengel zu benehmen, auch wenn er oft, wirklich sehr oft, wieder in die alten Gewohnheiten fällt, so versucht er es wenigstens.
Ob es jedoch jemals mehr als ein Versuch bleibt, ist fraglich.

*・゜゚*・゜゚*・゜゚*・゜゚

Das kalte Wasser fällt auf dem Körper hinab.
Einzelne Kristalle, die Ciels blassen Körper küssten.

Alleine konnte er sich heutzutage waschen, da sie eine Dusche besaßen.
Nichts wo er viel Mühe geben musste, einfach Wasser anmachen und sich darunter stellen (natürlich ohne welche Klamotten auf seinen Körper).
Die Augen hält er dabei geschlossen, es solle ja bloß kein Wasser seine Augen berühren.

Mit Vorsicht muss er sich waschen, denn bei einer falschen Bewegung wird Sebastian hineinkommen.
Auch wenn er kein Mensch mehr ist, so muss der arme Butler, seinen Herrn noch so behandeln, als wäre er eins.
Mit seidenen Handschuhen, die keine Wolle besitzt, die doch zu kratzig wäre für die Porzellan ähnliche Haut.
Der Junge Mann ist sich seine Schönheit bewusst, oft wurde er schon so genannt.
Selbst erfand er es nicht, ein Narziss ist er also keines Wegs.
Vieles, doch das nicht.

Sich an irgendwem zu rechen, hat er schon längst übers Bord geworfen, da alle, so wusste er haargenau, Tod sind, die etwas mit seiner Vergangenheit zu tun haben.
Dies bedeutet aber nicht, sich jetzt glücklich zu benehmen.
In seinen Körper findet man eine eisige Kälte vor, die selbst das wärmste Feuer der Hölle nicht erwärmen kann.

Aus der Dusche steigt er, mit solch einer vorsichtig, da er nicht will, dass Sebastian herbeikommt.
Sich selbst anziehen kann er nicht, doch die Wasserkristalle von seinem Körper streicheln, dies kann er.
Das weiche Baumwolle Handtuch nimmt er sich dafür. Zärtlich trocknet er sich damit ab.
Keine feste Bewegungen, sowie es der Mann mit den Orangebraune Augen machen würde.
Zum großen Spiegel blickt er, der genau vor ihm hing.
Sich selbst beobachtet er. Sieht in sein eigner Seelenspiegel und erblickt immer einem kurzen Flackern, was sein blau mit ein Rot befleckte.

Laut – nicht zu laut – seufzt er über den Gedanken, dass ihn noch ein sehr langes Leben erwarten wird.
Ein Leben voller Veränderungen, da die Menschen sich immer weiter entwickeln.
Denkt er daran, wie es war, als er selbst noch ein Mensch war, so weiß er, dass es eine Zeit der Unwissenheit war.
Unwissen, jedoch auch voller Kreativität.
Menschen erfinden nichts Neues, sie tun nur es weiterentwickeln.
Im Prinzip nehmen sie sich das Produkt, verändern es ein wenig und verkaufen es dann als ihr eigenes.

Ein Klopfen unterbrecht seine Gedankengänge, ein wirklich lautes Klopfen zumindest für die Ohren eines Teufels.

»Du kannst hineinkommen«, informiert er den, der auf die andere Seite wartet.
Die Tür des Badezimmers öffnet sich. Mit neuer Bekleidung beitritt der Butler den Raum.
Fein, ordentlich gestapelt, auf seine Hände liegend.
Nicht mehr so qualitativ wie damals ist diese.
Auch wenn es nennens Werte Marken sind, so kann man nicht sagen, dass diese gute Qualität haben wie damals es die Kleidung hatte.
Heute muss man sich nur falsch bewegen und schon ist ein Riss. Früher konnte man mit einfachen Bauern trachten, hart arbeiten.

»Sie müssen langsam lernen, sich selbst anzukleiden.«

»Und du musst endlich lernen, ohne Beschwerde, die Arbeit zu erledigen.
Ich weiß, was ich machen muss und was nicht, was deine Aufgaben sind, weiß ich auch zu genau.
Deshalb bleibe ruhig, sonst werde ich dir befehlen, einen Hund mir zukaufen.«

»Ihre gute Laune freut mich wirklich jeden Tag aufs neuste.
Nicht mal kann ich meine Augen einmal schließen, da ich jeden Tag an eure liebliche Stimme denken muss.«

Kurz lacht Ciel spöttisch, während er sich auf dem Badewannenrand setzt und Sebastian mit einen herausforderten Blick ansieht.

»Mir geht es nicht besser.
Sogar in meine noch leeren Träume verfolgst du mich.
Du bist überall, doch nirgendwo.
Ein wahrhaftiger Angeber bist du auch noch, mehr aber nicht.«

»So? Sie träumen also von mir?«
Langsam lässt der schwarzhaariger sich auf dem Boden nieder.
Wie es die Routine verlangt, beginnt er den jungen Herrn anzuziehen.

»Ich träume nicht nur von dir, ich denke sogar jeden Tag über dich nach.«

»Dürfte ich erfahren, was?«
Von seiner Arbeit blickt er auf, um direkt in die Augen des anderen zuschauen.
Es passierte nicht so oft, dass sie sich so ansehen wie jetzt, doch ab und an mal, wenn es passiert, merkt Ciel etwas tief in seinen inneren.
Sein Körper fängt dann an zu schwitzen, er wird ganz nervös, als hätte er irgendetwas Besonderes vor sich.
Das schlimmste ist aber sein verräterische Herz.
Das Klopfen dieses ist nämlich so, als würde er gerade einen Marathon laufen.

'Mein Körper wird von Jahr zu Jahr seltsamer, es fehlt noch das ich in seine Arme falle und ihn Liebling nenne ...'

Ciel räuspert sich bei den Gedanken.
Diese Gedanken missfielen ihn durch und durch.
Schwächlich würde er sich fühlen, wenn es wirklich passiert.
Nein. Es wird niemals passieren.
Lieber würde er.... Er....... Selbst sich eine Seele besorgen, um sie dann zu verspeisen!

»Ich denke daran, dich umzubringen, in meine Träume mache ich es dann«, schaffte er es verwunderlicher Weise zusagen ohne zu Stottern, oder seinen Blick abzuwenden.

Kurz passierte nichts.
Beide sehen sich nur an.
Ob ein Hass im Blick ist, oder doch nur eine klägliche Leere, wissen beide nicht.
Jedoch wissen beide, etwas passiert in ihnen. Eine Veränderung tritt auf und das gefällt beiden absolut nicht.
Um die Gefühle zu unterdrücken, wovon er keine Ahnung hat, welche es sind, wendet der Blauschopf seine Augen nun doch ab, darauf hin wird er weiter angezogen.

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