²

Schockierende Erkenntnis

»Was erlaubte er sich?! Mich! Ciel Phantomhive für solche Werbung einsetzen zu wollen!«
Mehr als aufgebracht geht Ciel, zusammen mit seinem Butler aus dem Wolkenkratzer, der ab sofort sein Arbeitsplatz werden solle.
Wütend ist er bereits da drinnen gewesen, diese Wut musste er in sich behalten, um sich keinen Fehltritt zu erlauben.
Jetzt jedoch, lässt er sie voll und ganz raus.

Sebastian trägt, während er sein Herr zuhört, nur ein leicht schadenfrohes Lächeln auf seine Lippen. Gönnen tut er ihn solch ein Unglück und doch schleicht ihn eine Sorge ins Gewissen:
»Haben Sie sich auch genau die Papiere durchgelesen?«
Er kannte seinem Herren. Wenn sein Ego bedroht wird, handelt er ohne wirklich nachzudenken, dabei vergisst er allerdings schnell die Folgen, die seine Taten mit sich bringen können.

Wie gedacht stoppte er beim Reden, um erwischt wegzusehen.
»Natürlich habe ich es durchgelesen. Es wäre dümmlich etwas zu unterschreiben, ohne es zuvor gelesen zuhaben«, seine Stimme ist leiser als zuvor.
Auch wenn seine Stimme noch versuchte, diesen unsicheren Unterton zu unterdrücken, so ist es dennoch durch gedrungen.
Sebastian sieht er ebenfalls nicht an, was die Vermutung nur bestätigt.
Er hat sie sich nicht durchgelesen.
Blind hat er diese unterschrieben und dabei die Folgen ignoriert.

Beide bleiben an einer roten Ampel stehen.
»So? Und Sie haben es dennoch unterschrieben?«, fragt der Butler gespielt erstaunt.
Eine alte Dame gesellt sich zu ihnen.
Sie wirkt überrascht, als sie Sebastians Worte lauschte.
Er bemerkte dies schnell, um sie auf andere Gedanken zubringen, entschärfte er die Situation mit einem freundlichen zu nicken und einem herzlichen Lächeln, das natürlich falsch war.
Mehr als nur erfreut darüber, dass es doch noch höfliche Menschen geht, erwidert sie dieses Lächeln zaghaft.

Bevor es zu zwischen Vorfälle kommen konnte, wurde es grün. Mit zügigen Schritten durchqueren die beiden die Straße.

»Was stand denn da, was dich denken lässt, dass ich dies nicht unterschreiben würde?«
Hinterfragt der Jüngere es vorsichtig.
»Nun ... Wir sind während des Dreh halbnackt auf ein Bett, nichts Besonderes.
Deshalb müssen Sie sich keine Sorgen machen.«

»Wie bitte?!«
Mitten auf der Straße bleibt Ciel stehen, um sein Butler fassungslos anzusehen.
»Wir müssen halbnackt, auf ein Bett zusammen sein? Du und ich?! Zusammen? Wie niederträchtig!«

»Ich dachte, Sie wüssten es.«

»Hätte ich es gewusst, so hätte ich nie unterschrieben und noch–«
Der größere von beiden hört dem kleineren nicht mehr wirklich zu. Seine Aufmerksamkeit liegt auf ein Auto, was zugerast kommt.
»Junger Herr«, fing Sebastian an, die Aufmerksamkeit zubekommen, doch er ignorierte ihn.
»Junger Herr!«, wurde er nun lauter.
»Sebastian, unterbreche mich nicht, dies ist ein Befehl. Ich kann es nicht fassen, dass wir beide zusammen auf einem Bett–"
Das Auto kam immer näher. Sebastian möchte es ihm sagen, doch darf er es nicht.
Es war nur noch wenige Meter von Ciel entfernt.
Nur eine Frage der Zeit war es, bis dieser ihn überfahren würde.
Ein Unfall wollte der Diener verhindern, weshalb er sein Bocchan schnell zu sich zog, zum Bürgersteig.
Der Autofahrer fuhr einfach weiter, ohne stehenzubleiben, um nach dem Wohlsein zu fragen.
Das Kennzeichen prägt sich Sebastian ein. Sicherlich wird ein Wiedersehen stattfinden.

Noch immer hält er ihn fest in seine Arme, gegen seine Brust gedrückt.
Nicht einmal wirklich bemerkt er dies, so normal ist es mittlerweile für ihn geworden – seinen Herrn in seine Arme zuhaben und bei sich zu wissen.
»Sebastian, du kannst mich nun langsam loslassen«, wies Ciel ihn an.
»Oh ... Verzeihung.«
Die Arme lösen sich um den Körper des kleineren, es sich aber nicht nehmen lassen kann er es, die Kleidung des jungen Herrn glattzustreichen, damit er wieder ordentlich aussieht.

Ciel interessiert es nicht wirklich, etwas anderes liegt ganz in seinem Interesse.
»Es wurde dort hinten eingebrochen. Lass uns nachsehen, was da los ist.«
Einen Juwelier meint er, die Scheiben sind eingeschlagen und viele Polizei-Autos stehen dort, aber auch einer von der Scoutland Yard.
Zielstrebig geht er dorthin.
Auch wenn er schon lange nicht mehr der Wachhund der Königin ist, scheut er sich dennoch nicht Fälle zu lösen.
Man kann es als ein Hobby von ihm bezeichnen, sowie er es mit Elan immer erledigt.
Sebastian kann sich nicht darüber beschweren, es fasziniert ihn immer wieder, wie sein Herr die verschiedene Fälle löst, ohne Hilfe, weshalb er ihn folgte.
Natürlich ist er seinen Herren immer vier Schritte voraus, dies bedeutet aber nicht, dass er Ciel hilft.
Im Gegenteil, jedes Mal ist er der stille Beobachter.
Ein Zuschauer, der sich jedoch mit beteiligt, da der Darsteller ihn eingeweiht hat in der Show.

Vor dem Tatort kommen beide zum Stehen.
Sie schauten sich alles genau an, um kein Detail auszulassen.
»Ciel Phantomhive«, hören beide die bekannte Stimme von dem Inspektor.
Ein Auge rollen kann sich der angesprochene nicht unterdrücken.
»Antonio Abberline«, nennt er ebenfalls den Namen des anderen.
Die Abberlines wird er wohl nie loswerden. Sie werden immer ein Teil seines Lebens sein, wie lästig.
»Sie wissen schon, dass Sie hier nichts zu suchen haben?«

»Ja. Das weiß ich«
Wie könnte er es denn nicht wissen?
So oft wie der Inspektor es erwähnt, wenn Ciel einen Fall lösen möchte.
Gehen tut er dennoch nie. Ohne ihn wäre die Polizei, sowie die Scoutland Yard, aufgeschmissen.
Dass es sie noch gibt, verwundert Ciel aber doch sehr.
So unfähig wie sie doch waren.
Dummheit stirbt wohl wirklich zuletzt.
»Was ist denn genau passiert?«
So frech wie er war, geht er nicht, sondern stellte lieber weitere Fragen zu dem Fall.

»Der Sakura Diamond wurde gestohlen. Er hat den Wert von
22.434.916,24£. Der Dieb hat nach dem Raub Fahrerflucht begangen, wir wollten ihn hinterher, allerdings haben wir lieber eine Katze, die auf der Straße war, gerettet.«
Plauderte Abberline einfach so – naiv wie er war – aus.
Lieber eine Katze gerettet, als ein Dieb zu schnappen?
Was für seltsame Menschen es doch heutzutage gibt, da waren die von seiner Zeit klüger.

Ciel denkt nach.
Dieses Auto – der ihn fast überfahren hatte – der hätte doch auf der Flucht sein können.
Nicht mal angehalten hatte er, sondern ist weiter gefahren in dieser Geschwindigkeit, die sicherlich nicht hier erlaubt ist.

"Sebastian. Hast du das Kennzeichen des Autos vorhin erblicken können?"

"Aber natürlich habe ich dies",
bestätigt er seine Vermutung.

"Sehr gut, dann sage es alles den Inspektor.
Dann wäre dieser Fall auch erledigt.
Ich möchte nämlich schleunigst nach Hause.«
Etwas müde klingt Ciel.
Ihm geht heute auch alles durch den Strich.
Erst muss er zu der Firma seiner Konkurrenz, um praktisch nach einem Job zu betteln. Er erfährt, dass er beim Dreh mit Sebastian halbnackt sein muss, dann wird er fast überfahren und nun sieht er diesen Inspektor, der lieber eine Katze rettet, anstatt einen Dieb zu jagen ...
Schlimmer geht es wohl wirklich immer.

Während sein Butler sich also mit Abberline unterhält, geht Ciel einfach schon mal los.
Einen Taxi müsste er eigentlich rufen, ist sich dafür allerdings zu fein.
Früher war es schwierig, einfach herauszugehen, ohne erkannt zu werden.
Seine Firma war so beliebt, dass er so viele Fans hatte...
Das ist jedoch Geschichte.
Etwas Angenehmes hat es, zur gleich ist sein Stolz ein wenig geschadet, da er nicht mehr gefragt ist bei den Menschen.
Ein Schatten ist er, sowie früher.

»Worüber denken Sie nach, junger Herr? Sie schauen so unzufrieden.«

Kurz zuckt Ciel zusammen, als er die Stimme von Sebastian nah an sein Ohr bemerkt.
Wann ist er dazu gestoßen?
Sicherlich als er in seine Gedanken vertieft war, beantwortet er sich selbst die Frage.
Ein langes Seufzen verlässt seine Lippen, bevor er zu Sebastian blickt.
»Ich habe an nichts Besonderes gedacht, nur an alte Erinnerungen.«

»Oho.«
In die Augen des anderen sieht Ciel Verständnis.
Sebastian hat ihn einmal erzählt, dass dies oft passiert, wenn man ein Teufel ist.
Man lebt lange. Möchte eigentlich nichts auf ewig in seinem Gedächtnis versiegeln, man tut es aber dennoch.
Erinnerungen, können so grausam sein, zur gleich formt es jedoch einen.
Allerdings bemerkt man so leichter jede einzelne Veränderung, man ist aufmerksamer, ohne es wirklich zu wollen, denn das Leben ist lang.

»Wenn sie wollen, kann ich euch ein wenig Ablenkung anbieten.«

»Ablenkung?«
Was hat der Butler denn jetzt schon wieder geplant?
Ohne auf diese Hinterfragung von Ciel einzugehen, geht er vor.
Es bleibt ihm nichts anderes übrig – da Sebastian die Hausschlüssel hat – also geht Ciel ihm hinterher.
Durch die Straßen Londons gehen sie in schnellen Schritten.
An einem Park gehen sie vorbei, machen da aber nicht halt, sondern gehen weiter.
Zum Halt kommen sie erst, als sie an einem Kaufhaus angekommen sind.

»Du willst mir Ablenkung verschaffen, indem ich mit einkaufen gehen muss«, missbillig ist die Stimme des kleineren.

»In der Tat. Ein wenig Abwechslung schadet euch nicht, und wenn ich eine Sache vermerken darf; Sie sind ein wahrhaftiger Stubenhocker geworden.
Sie gehen nicht oft raus und wenn Sie es tun, nur um ein Fall zu lösen, doch diese sind des Öfteren auch in geschlossene Räume, weshalb es auch nicht von bedeuten ist.«

Zischend und mit ein Todesblick noch einmal zu den größeren, geht der sogenannte „Stubenhocker", in den Einkaufsladen.
Auch wenn er es nicht zugeben möchte, hat Sebastian recht.
Lange hat er Zuhause gesessen, da er sich schon ein wenig selbst bemitleidet hat. Was er natürlich nie laut sagen würde.

Einen Einkaufswagen schiebt Sebastian, als er ihn folgt.
Manchmal legt er Dinge in den Einkaufswagen, oder schaut sich ein paar Dinge an.
Nach einer Zeit fing Ciel an, sich mit Sebastian zu unterhalten.
Sie machen es des Öfteren, sind nicht mehr abweisend zueinander, da sie lange miteinander auskommen müssen.
Klar gibt es noch eine Mauer zwischen die beiden, dennoch ist sie nicht mehr sowie sie früher einmal war.
Die anderen erkennen sicherlich nicht, dass es hier bei um Herrn und Butler sich handelt, sondern denken sicherlich, dass es sich um ein Liebespaar handelt.

Ein paar?
Wann hat es sich so entwickelt, dass es für die anderen so aussieht?

Einfach bleibt der junge Teufel stehen, bei den Süßigkeiten.
Aber nicht um welche zunehmen – seine Vorliebe ist dafür noch geblieben – nein um nachzudenken.

Hat es sich so entwickelt, oder sah es schon immer für die anderen so aus?
Fragen über Fragen, doch keine Antwort in der Sicht.
Antworten, die sicherlich er auch nicht hören möchte.
Wissen tut er auch nicht, wie er sich verhalten würde, würde man es ihm beantworten können.

Um auf neue Gedanken zu kommen, schaut Ciel direkt zu den Süßigkeiten.
Seine Augen fangen an zu leuchten, als er bei dem oberen Regal seine Lieblingssüßigkeiten sieht.
Klar, er kann sie nicht mehr schmecken.
Nichts kann er mehr schmecken, was ein Mensch schmecken kann, da seine Geschmacksknospen Tod sind, verdorben als er starb.
Nur noch die Erinnerung an den Geschmack bleiben ihn, die er behütet wie sein Schatz.
Aus Gewohnheit speist er noch, sowie er die anderen menschlichen Dinge tut.
Nur manchmal isst er eine Seele, er weiß es aber nie, da Sebastian es in seine Nahrung hinein verarbeitet.
Akzeptiert hat es Ciel schnell, ein Teufel zu sein, dass er allerdings selbst Seelen aus Menschen entnehmen soll, ja dafür ist er sich natürlich wieder zu fein und alles bleibt an Sebastian hängen.
Der natürlich mit einem leeren Magen leben muss, denn er ist gebunden an ihm.
Solange sie gebunden sind, solange wird er nichts zu sich nehmen können.
Ein wenig Mitleid hat der frühe Adlige ja schon mit ihm, aber seine Schadenfreude übertrefft es.

Entschlossen greift er nach die Süßigkeiten, bemerkt aber schnell, dass er zu klein ist, um daran zukommen.
Noch ein Nachteil ein Teufel zu sein, man altert nicht und so bleibt er auf ewig klein ...

»Natürlich muss es auch soweit oben sein ...«, murmelt er es sich selbst zu.
Noch einmal streckt er die Hand aus, um daran zukommen.
Plötzlich bemerkt er eine Wärme hinter sich. Eine andere Größe Hand streckt sich ebenfalls zu den Süßigkeiten.
Nah ist er an den Leib der fremden Person.
Erzornt möchte er sich umdrehen, machte es allerdings doch nicht, da ihm ein Geruch in die Nase kommt.
Ein guter Geruch, ein männlicher Geruch.
Irgendwie bekannt, doch auch fremd gedrückt.
»Sie denken natürlich nur ans Naschen, mein junger Herr«,
kichert Sebastian.
Sein Körper ist schon längst von dem seines Herrn weg, ebenfalls hält er die Tüte mit den Süßigkeiten fest in seiner Hand.
Etwas überrumpelt dreht sich Ciel zu ihm und blinzelt ein paar Mal.

Seit wann riecht denn Sebastian so angenehm?

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top