Vierzehntes Kapitel
„You're so hot, teasing me. So, you're blue, but I can't take a chance on a kid like you" - Does Your Mother Know, ABBA
Zwei Wochen ist es jetzt her, dass ich auf Joe und Billy aufgepasst habe, und drei Wochen, seit meine Freunde und ich Harrys Profil entdeckt haben. Einerseits kommt es mir so vor, als wäre all das erst gestern passiert, andererseits habe ich das Gefühl, schon immer mit meinem Mathelehrer geschrieben zu haben und ihn so gut zu kennen, wie ich Liam, Niall, Zayn und Eleanor kenne.
Harry: Ich glaube, ich sollte meine Schüler noch mit einem kleinen Mathematiktest zu einem einfachen Thema beglücken.
Ich habe nicht initiiert, dass er mir davon erzählt, doch ich habe vor wenigen Minuten erfahren, dass die Klausur wohl nicht so gut ausgefallen ist.
Und zum ersten Mal wird mir so richtig bewusst, dass einem Lehrer mit kleineren Tests oder mündlichen Prüfungen nicht unbedingt etwas Böses wollen. Es ist mehr die Möglichkeit, sich die Note etwas auszubessern, sollte man bei den wichtigen Arbeiten versagen. Natürlich ist es nervig und man würde lieber weniger lernen, aber eigentlich ist es doch ganz sinnvoll.
Ich: Ich denke, das ist eine gute Idee.
Harry: Denkst du, ich habe sie zu schlecht vorbereitet? Ich habe mir wirklich Mühe gegeben, die Klausur nicht zu schwierig zu gestalten. Jedes Beispiel, das ich gegeben habe, haben wir mit anderen Zahlen im Unterricht gerechnet. Eigentlich kann ich mir nichts vorwerfen, aber jetzt mache ich mir doch Gedanken.
Ich: Nein, ich bin davon überzeugt, dass du ein kompetenter Lehrer bist. Du hast dir definitiv nichts zu schulden kommen lassen.
Diese Meinung würde ich auch dann vertreten, wenn ich mich gerade nicht als William geben müsste, denn so habe ich auch schon gedacht, bevor ich ihn ins Herz geschlossen habe.
Harry: Danke, das hat mich gerade ein wenig beruhigt. Allerdings bin ich mir sicher, dass ein paar Schüler mir die Schuld für ihr Versagen in die Schuhe schieben werden.
Ich: Lass dich davon nicht unterkriegen. Du hast mit Sicherheit nichts falsch gemacht.
Harry: Genug von meinen Problemen, danke fürs Zuhören.
Harry: Falls du irgendetwas auf dem Herzen hast, hoffe ich, dass du weißt, dass du damit gerne immer zu mir kommen kannst.
Bei diesen Zeilen muss ich schlucken und starre auf den Bildschirm hinunter, der in der Dunkelheit meines Zimmers gleißend hell scheint.
Das zermürbend schlechte Gewissen begleitet mich wie ein Schatten Tag für Tag und wenn er sowas sagt, macht er es nicht besser.
Ich: Darüber bin ich sehr froh, danke.
Harry: Dass das für dich selbstverständlich ist, sollte dir mittlerweile klar sein.
Ich: Selbstverständlich ist so etwas nie. Vor allem nicht, wenn ich dich oft so hinhalte.
Dass ich mir damit ein ziemliches Eigentor geschossen habe, wird spätestens bei seiner Antwort deutlich, und ich presse mein Gesicht mit einem frustrierten Stöhnen ins Kopfkissen.
Wieso habe ich das auch unbedingt aufbringen müssen, wo es doch seit einigen Tagen nicht mehr Thema gewesen ist?
Harry: Ich muss tatsächlich sagen, dass ich langsam etwas ungeduldig werde.
Harry: Das soll jetzt wirklich nicht aufdringlich sein, aber so langsam frage ich mich, ob es einen speziellen Grund gibt, wieso du mich nicht treffen oder mir wenigstens ein Bild von dir oder deine Nummer schicken möchtest.
Harry: Ich habe einfach keine Lust, auf irgendeinen Internetschwindel hereinzufallen.
Ich: Es tut mir leid. Ich bin einfach etwas unsicher. Nicht aufgrund deiner Person, sondern meiner.
Harry: William, ich weiß nicht, woher diese Unsicherheit rührt. Ich hoffe, es liegt nicht doch irgendwie an mir. Habe ich dir das Gefühl gegeben, nicht du selbst sein zu können?
Ich: Es liegt nicht an dir. Ich kenne fast niemanden, der einen so tollen Charakter hat wie du. Du wärst mit Sicherheit der Letzte, der mir das Gefühl geben würde, nicht ich selbst sein zu können.
Harry: Woran liegt es dann? Ich hoffe dir ist bewusst, dass ich mich nicht davon ,abschrecken' ließe, wenn du nicht dem Idealbild eines jungen, queeren Mannes entsprächest.
Harry: Ich hoffe, ich nutze keine diskriminierende Formulierung, aber ich hätte auch kein Problem damit, wenn du in irgendeiner Form eine Beeinträchtigung hättest.
Harry: Du hast mich so sehr von dir überzeugt, dass ich mich vermutlich mit allem arrangieren könnte.
Das wage ich stark zu bezweifeln und meine Brust zieht sich zusammen.
Ich möchte Harry nicht auf ein Podest stellen und ihn völlig blind vor Liebe anhimmeln, aber er ist mehr als perfekt und hat es wirklich nicht verdient, so hintergangen zu werden.
Ich: Du bringst mich noch zum Weinen.
Ich: Weißt du eigentlich, dass du wahrscheinlich der Traum eines jeden bist, der sich einen männlichen Partner wünscht?
Harry: Da haben mir vergangene Beziehungen schon das Gegenteil bewiesen, aber danke.
Ich: Du bist mein Traumpartner.
Harry: Du bist süß.
Ich: Ich hoffe, das ist jetzt nicht total unpassend, aber ich würde dir gerne etwas schicken.
Harry: Das da wäre?
Ich: Vor ein paar Tagen musste ich daran denken, wie du mir das Bild von dir aus dem Schlafzimmer geschickt hast, und ich habe ein Foto von mir gemacht, das vielleicht etwas freizügiger geworden ist. Aber ich will es dir gerne zeigen. (Weil ich dir vertraue und nicht, um dich bei der Stange zu halten.)
Harry: Wenn du es gerne möchtest, bin ich der Letzte, der dich davon abhält.
Meine Handflächen sind schwitzig, als ich in meiner Galerie das Bild auswähle und nach kurzem Zögern an meinen Lehrer sende.
Ich bin irgendwie in der Stimmung gewesen, mich an einem Foto für Harry zu versuchen, das ihm vermutlich den ein oder anderen nicht jugendfreien Gedanken entlockt, und so stehe ich bloß mit einem Kapuzenpullover bekleidet und verkehrt vor meinem Spiegel und präsentiere ihm schamlos meine nackte Kehrseite.
Harry: Mir fehlen die Worte.
Harry: Das klingt wie ein schleimiger Catcalling-Kommentar, aber du hast einen sehr ansprechenden Arsch.
Harry: Ich bin gerade echt sprachlos, du siehst zum Anbeißen aus.
Harry: Ist es für dich okay, wenn ich dich wissen lasse, wie sehr mich dieses Bild gerade aus der Bahn geworfen hat?
Ich: Sehr okay.
Schwer atmend warte ich die wenigen Sekunden, bis Harrys Foto bei mir ankommt, und bin froh, meine Lungen so gut mit Sauerstoff versorgt zu haben, denn als ich es erblicke, vergesse ich für einen Moment, Luft zu holen.
Er hat mir ein Bild von eben jenem Körperteil geschickt, von dem Niall noch vor ein paar Tagen meinte, er würde lieber sterben, als es in den Mund zu nehmen.
Mein Herz pocht so heftig, dass ich es in meinen Ohren dröhnen höre, und mein Blut kocht bei diesem Anblick.
Es hat ihm gefallen, mich unten ohne zu sehen, das zeigt sein körperlicher Zustand ohne Zweifel.
Harry: William?
Harry: Ist das zu viel des Guten gewesen?
Harry: Dann tut es mir furchtbar leid. Es war an meiner Formulierung nicht eindeutig zu erkennen, was ich meinte, vielleicht hätte ich mich anders ausdrücken sollen.
Ich: Es ist alles okay, es geht mir gerade nur so wie dir.
Es ist eine nicht unbedingt unerwartete, aber unbekannte, Erfahrung, von einem Mann so in Erregung versetzt zu werden, und ich wünsche mir sehnlichst, Harry in diesem Augenblick neben mir zu haben und mir nicht nur vorstellen zu müssen, wie er sich anfühlt.
Harry: Du raubst mir gerade mein letztes Bisschen Verstand.
Ich: Du mir auch, Harry. Du auch.
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Mich würde interessieren, was eure Lieblings-LGBTQIA-Bücher sind. Von denen, die ich bis jetzt gelesen habe, sind es „Die Prinzen" von C. S. Pacat und „The Charm Offensive" von Alison Cochrun. Falls jemand Manga mag: „My pretty Policeman" ist mein Top-Favorit :)
Alles Liebe,
Maybe
[1258 Wörter]
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