9. Kapitel
Als Liam am Abend nach Hause kam, saßen Louis und ich noch immer in Liams Zimmer und unterhielten uns. Er schaffte es tatsächlich mich von meinem Kummer abzulenken und das ein oder andere Mal zum Lachen zu bringen. Mein schlechtes Gewissen wegen Niall stieg jedoch immer weiter an. Jetzt hatte ich ihn nicht nur angelogen, sondern auch noch mit Louis hintergangen. Doch sicherlich würde er verstehen, dass ich ein Freund zum Reden brauchte. Außerdem konnte ich mir gut vorstellen, dass die beiden sich gut verstehen würden und nahm mir vor ein gemeinsames Treffen zu organisieren.
„Na ihr zwei?“, fragte Liam und kam in seinen Sportklamotten ins Zimmer gelaufen. Sein Gesicht war leicht gerötet und seine Haare sahen ebenfalls ziemlich mitgenommen aus.
„Und?“, rief Louis und sah ihn auffordernd an. Liam biss sich auf die Lippe und schüttelte den Kopf.
„Feigling“, lachte Louis und schmiss ihm ein Kissen ins Gesicht.
Mit erhobenen Händen verließ Liam das Zimmer und verschwand schnell nebenan. Es dauerte nicht lange, da erreichte auch schon das Rauschen der Dusche mein Ohr.
„Er soll sie endlich ansprechen“, meinte Louis und sah zur Tür, aus der Liam soeben verschwunden war.
„Hattest du schon eine Freundin?“, konnte ich es mir nicht verkneifen. Langsam schüttelte Louis den Kopf und drehte die leere Flasche in seinen Händen hin und her. Ich nickte leicht, ehe mein Blick auf die Wanduhr fiel. Es war schon kurz vor acht.
„Ich glaube, ich gehe mal nach Hause“, murmelte ich da und erhob mich langsam. Gerade als ich die Tür erreicht hatte, kam Louis zu mir herüber gelaufen. „Ich bringe dich noch“
„Danke“, murmelte ich etwas überrascht und lief dicht gefolgt von Louis nach draußen.
„Echt krass, das wir uns schon so gut verstehen“, brach er auf einmal das Schweigen, als wir nebeneinander die Straße entlang liefen. Ich nickte zustimmend. Gerade als ich noch etwas hinzufügen wollte, erreichten wir bereits mein Haus.
„Hier ist es“, meinte ich und zeigte auf den Eingang. Einen Augenblick blieben wir schweigend vor einander stehen.
„Danke“ Ich setzte ein mattes Grinsen auf. „Ich versuche nicht wieder in Versuchung zu kommen, ihm zu schreiben!“
Louis sah mich durchdringend an. „Das will ich hoffen“
Gerade als ich mich umdrehen wollte, sprach er auf einmal meinen Namen aus. Fragend sah ich ihn an, ehe er meinte: „Ich hatte tatsächlich noch keine Freundin“
Nach einer Weile fügte er mit einer leisen und für ihn untypischen unsicheren Stimme hinzu: „Ich hatte aber mal einen Freund“
Einen Moment starrte ich ihn fassungslos an. Damit hätte ich nun wirklich nicht gerechnet.
Louis atmete tief durch und schaffte es dann doch, den Mund aufzumachen: „Er ist fremdgegangen. Es war diese eine Nacht, als wir auf einer Party waren. Es ging alles so schnell und ich war echt dicht. Danach habe ich ihm verziehen. Das war sehr dumm von mir. Denn eine Woche später hat er sich offiziell von mir getrennt und der Welt Videos von der Party gezeigt. Es war nichts schlimmes. Aber alle haben es so interpretiert, dass ich der Böse war. Dabei hat er sich zeitgleich mit dem anderen Typen getroffen. Niemand hat mir geglaubt, bis auf Liam. Vielleicht lag es daran, dass mein damaliger Freund echt beliebt war. Keine Ahnung... Auf jeden Fall habe ich mich nie wieder auf eine feste Beziehung eingelassen“
Ich sah ihn traurig an. Am liebsten hätte ich jetzt etwas nettes gesagt, doch hatte es mir die Sprache verschlagen.
„Ich möchte nicht, dass du den selben Fehler machst, Harry“, fügte er schließlich hinzu und sah mich mit seinen blauen Augen durchdringend an. Ich nickte leicht, da ich immer noch nicht meine Stimme wiedergefunden hatte.
Bevor ich etwas erwidern konnte, drehte Louis sich bereits um und lief zurück zu Liams Haus. Als ich mich ebenfalls umdrehte, hätte ich schwören können, dass ich seinen Blick auf meinem Rücken spüren konnte, doch als ich zu ihm zurück sah, war er schon an der Kreuzung verschwunden.
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