6. Kapitel
Lansgam bückte ich mich, um das Handy aufzuheben. Um ein Haar hätte ich es erneut fallen gelassen, da in diesem Moment ein Anruf auf dem Bildschirm erschien. Erschrocken sah ich auf Zayns Profilbild. Ich atmete tief durch, doch meine Gedanken wirbelten immer noch im meinem Kopf umher.
...Wenn er dich wieder wegstößt...hörte ich Nialls Stimme in meinem Kopf. Mit zittrigen Fingern lehnte ich den Anruf ab und ließ mich zurück auf mein Bett fallen. Wie würde ich nur die nächste Zeit ohne meinen besten Freund überstehen?
„Sorry wegen vorhin", murmelte Nialls leise Stimme, als er zwei Stunden später in mein Zimmer zurückkehrte. Ich winkte ab, da ich froh war, dass er als Erster seinen Stolz überwunden hatte. An Stolz hatte ich in letzter Zeit schon genug verloren.
Wir redeten kein Wort mehr über den Anruf, geschweige denn über Zayn. Doch dies hielt mich nicht davon ab, an ihn zu denken. Der Drang ihm zu antworten wuchs immer weiter an, doch würde ich so oder so bis morgen warten müssen. Ich wollte Niall und mir nicht noch einen Grund für einen Streit vorlegen.
Stattdessen schauten wir zwei Serien durch, bis es so spät in der Nacht war, dass wir nur noch drei Stunden Schlaf hatten, ehe Niall zum Flughafen musste.
Während er friedlich und halb auf der Laptoptastatur eingeschlafen war, lag ich noch immer wach. Meine Hand griff automatisch nach meinem Handy.
Mit zittrigen Händen tippte ich eine Nachricht ein. Zögernd wanderte mein Daumen zwischen Senden und Löschen hin und her, ehe ich mich entschied. Ich wusste nicht, ob er antworten würde. Und um ehrlich zu sein wusste ich auch nicht, ob ich seine Antwort bekommen wollte.
Was willst du?
Als ich mich am nächsten Tag von Niall verabschiedete, wurde mir ganz schwer ums Herz. Obwohl es nicht oft vor gekommen war, hatte er mir immer, wenn es nötig war, zu gehört. Nun flog auch Mum für eine Woche ins Ausland, während meine Schwester sich zur Zeit mit ein paar Freundinnen in Paris auf hielt.
„Wir hören voneinander", rief ich Niall hinterher, als er zu unserem Auto lief. „Versprichst du mir, dass du ihm nicht schreiben wirst?", fragte er über seine Schulter und warf mir strenge Blicke zu. Von einer Sekunde auf die andere suchte mich ein schlechtes Gewissen auf. Langsam nickte ich, woraufhin Niall mich zufrieden ansah.
„Danke, dass du mich mit nimmst, Anne", lächelte er meine Mutter an, als sie mit ihrem Koffer das Haus verließ. „Kein Problem", entgegnete sie mit dem selben Lächeln. Bevor sie ebenfalls den Weg zum Auto einschlagen konnte, wandte Mum sich noch einmal an mich. „Und du kommst alleine klar?", fragte sie und fuhr mir durch die Haare, so wie sie es früher immer gemacht hatte. Sofort fühlte ich mich zehn Jahre jünger. Doch nicke ich brav und zwang mir ein Lächeln auf.
„Bis Sonntag", rief Mum mir noch zu. Niall verstaute währenddessen ihr und sein Gepäck im Kofferraum und ließ sich schließlich auf den Beifahrersitz nieder. Schweigend betrachtete ich sie vom Hauseingang aus. Erst als das Auto an der nächsten Straßenecke verschwunden waren, drehte ich mich um und ließ die Tür hinter mir ins Schloss fallen. Aus irgendeinen Grund gefiel mir die Stille, die im Haus auf mich wartete.
Ich genoss die Zeit, die ich für mich alleine hatte. Niemand erwartete von mir, dass ich genug Essen runterbrachte und die Musikanlage störte ebenfalls keinen. Erst als ich eine Antwort von Zayn bekam, sehnte ich mich augenblicklich nach einem Gesprächspartner.
Wann hast du Zeit? Lass bitte telefonieren...
Ich lief im Wohnzimmer auf und ab. In meinen Kopf schwirrten bereits die unterschiedlichsten Antwortsvarianten. Schließlich zückte ich mein Handy und öffnete mein Tastenfeld.
Doch es war nicht die Nummer von Zayn, die ich eingab. Denn in diesem Moment fiel mir der Zettel wieder ein, den Louis mir in die Hand gedrückt hatte.
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