4. Kapitel
„Harry“, rief Mum als sie die Tür vor meiner Nase öffnete. Bevor ich in das Haus treten konnte, schloss sie mich bereits in die Arme. Ich genoss für einen Moment das geborgene Gefühl.
Da tauchte plötzlich ein blonder Haarschopf hinter ihr auf.
„Niall?“, fragte ich überrascht und trat einen Schritt zurück. „Was machst du denn hier?“
Mit meinem besten Freund hatte ich nun überhaupt nicht gerechnet.
„Aufpassen, dass du nicht in eine Depriphase hinter verschlossener Tür fällst“, erklärte Niall und schenkte mir ein vorsichtiges Lächeln, ehe auch er mich in die Arme nahm.
„Es ist niemand gestorben“, versuchte ich die beiden zu besänftigen, wobei ich ihre Besorgnis irgendwie süß fand.
„Wir kennen dich doch“, meinte mein bester Freund da und zog mich die Treppe hoch in mein altes Zimmer. Neben meinem Bett lag schon eine Matratze, die anscheinend für Niall bestimmt war.
„Ich habe doch schon immer gesagt, dass der Typ ein Idiot ist“, rief er aufgebracht, als die Tür hinter uns ins Schloss fiel. Erschöpft ließ ich mich auf meinem Bett nieder, während Niall im Zimmer auf und ab lief. „Wenn ich ihn das nächste Mal sehe, dann kann er was erleben und sein hübsches Blondichen bleibt auch nicht verschont“
„Du wirst ihn aber nicht mehr sehen“, murmelte ich und strich über die Bettdecke. „Hast du ihn wenigstens deine Meinung gesagt?“, hakte Niall nach und betonte dabei deine besonders stark. „Mhm“, nuschelte ich nur und fuhr mir durch das Gesicht.
Er warf mir strenge Blicke zu und setzte sich dann neben mich auf die Bettkante. „Harry, das kannst du dir nicht gefallen lassen!“
„Was soll ich denn tun?“, fragte ich verzweifelt und ließ mich zur Seite kippen. Selbst das Sitzen schien mir in diesem Moment zu anstrengend zu sein.
Niall seufzte geräuschvoll aus und strich mir vorsichtig über die Schulter. „Du hast besseres verdient“, murmelte er etwas unbeholfen. „Dir steht alles offen und du nimmst den Standardspruch? Ich bin enttäuscht von dir“, witzelte ich, ehe ich wieder ernst wurde.
„Wahrscheinlich sitzen sie jetzt zusammen auf dem Sofa und er hat seinen Arm um ihre Schulter gelegt“, dachte ich und biss die Zähne zusammen. Damals als ich noch dreizehn war, hatte ich immer geglaubt, zu wissen was Liebeskummer bedeutete. Doch wenn ich jetzt zurück blickte, hatte ich früher nicht die Geringste Ahnung gehabt, wie schlimm es wirklich war. Nur wollte ich vor Niall nicht wie eine Memme da stehen und richtete mich schnell wieder auf.
„Wollen wir einen Film gucken? Oder zu McDondals fahren?“, fragte er und sah mich schief von der Seite an. Ich schüttelte bloß den Kopf. Seit heute Morgen hatte ich nichts mehr gegessen. Mein Magen schrie förmlich nach etwas Nahrhaften, doch diesen Gefallen konnte ich ihm nicht tun. Kein Bissen würde ich jetzt herunter bekommen.
Es war spät in der Nacht, als ich noch immer zu meiner Zimerdecke aufsah. Eine Einsamkeit suchte mich auf. Es war ungewohnt hier alleine zu liegen. Mühsam unterdrückte ich ein Schluchzen, doch Niall schien trotzdem wach geworden zu sein, da er leise flüsterte: „Kann ich irgendetwas für dich tun?“
Schnell schüttelte ich meinen Kopf und drehte mich zur Wand. Da spürte ich auf einmal Nialls Hand, die behutsam über meinen Rücken strich. Ich wischte mir die Tränen aus den Augenwinkeln, obwohl ich wusste, dass ich ihm so oder so nichts vormachen konnte. Sonst war ich immer sein großer Bruder und das obwohl ich der Jüngere von uns beiden war. Aus irgendeinen Grund schämte ich mich für dieses Verhalten.
„Versuche zu schlafen“, riss mich Niall aus den Gedanken und stellte sein Gestreichel ein. Ohne ein Lebenszeichen von mir zu geben, blieb ich liegen und hörte erleichtert, dass auch Niall sich zurück auf seine Matratze sinken ließ. So nett er es auch meinte, Trost konnte mir in diesem Fall nicht helfen. Es zeigte mir nur noch mehr, in welcher schrecklichen Lage ich mich befand. „Das Leben ich echt beschissen“, hörte ich noch Louis' Stimme in meinen Kopf, ehe die Erschöpfung so groß wurde, dass ich mich selbst mit meinen vielen Gedanken nicht mehr wachhalten konnte.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top