Kapitel 12

„Verdammt jetzt komm schon!", fluchte ich. Verzweifelt versuchte ich, meine Haare hinzukriegen, doch sie wollten einfach nicht und so langsam taten meine Arme schrecklich weh vom Hochhalten. Ich musste doch gut aussehen für Harry! „Fuck!", zischte ich und liess die Arme hängen. Im Spiegel sah ich bloss einen Klumpen Haare, viel zu viel Gel, weil sie einfach nicht halten wollten. So ein Mist! Grummelnd kickte ich gegen den Schrank unter dem Waschbecken. Dann blieb mir wohl nichts anderes übrig, als die Haare nochmal zu waschen, denn da war nichts mehr zu retten. Also stieg ich nochmal unter die Dusche, wusch die vielen Haarpflegeprodukte wieder aus meinen Haaren. Theoretisch hätte ich ja zu einem Friseur gehen können und mir die Haare dort stylen lassen, aber weil ich die letzten zwei Stunden fluchend im Bad verbracht hatte, war dafür keine Zeit mehr. Sah so aus, als müsste ich mit meiner Alltagsfrisur zu Harry gehen. Als ich wieder aus der Dusche trat, föhnte ich mir die Haare und diesmal liess ich die Finger vom Gel. Es hatte keinen Sinn. Mit meinen verwuschelten Haaren, wie mich die meisten meiner Freunde eigentlich kannten, kam ich wieder aus dem Bad und zog mich an. Zum Abschluss noch die Ketten, die ich gestern gekauft hatte und schon war ich fertig. Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass es bereits halb 12 war. Ich hatte echt viel Zeit mit meinen Haaren vergeudet. Schnell schnappte ich mir alles was ich brauchte und verliess dann das Hotel. Mit dem Taxi fuhr ich zur Arena, wo bereits einige Fans anstanden und ungeduldig darauf warteten, dass abends die Türen öffneten. Ich aber hatte ja mein VIP Ticket und konnte einfach an ihnen vorbei zu einem anderen Eingang. Dort war ich bisher der einzige der wartete. Wie viele andere hatten wohl noch ein VIP Ticket? Ich meine, günstig waren die Dinger ja wirklich nicht. Vielleicht war ich ja der einzige und könnte dann ganz alleine mit Harry Zeit verbringen. Ganz ungestört und dann könnte er sich in mich verlieben. Naja, es sei denn er erinnert sich an mich und die Sache auf der Raststätte... Und die Tatsache, dass ich bei Medicine einen Ständer bekommen hatte... Ach was erzählte ich da? Harry traf täglich so viele Fans, als ob er sich genau an mich erinnern würde! Oder vielleicht doch? Schliesslich hatte er auch noch gewusst, dass ich beim Konzert in der ersten Reihe war und da standen doch noch so viele andere Fans um mich herum.

Lange konnte ich gar nicht mehr darüber nachdenken, denn die Tür vor mir öffnete sich und ein Kerl in schwarzer Kleidung kam auf mich zu. Oh mein Gott, ich war tatsächlich der einzige! Das glaubte ich jetzt echt nicht. Ich würde Harry ganz alleine treffen! Über beide Ohren strahlend musste ich ein Quietschen zurückhalten, als der Typ nach meinem Ticket fragte. Daraufhin reichte er mir den VIP Pass, den ich mir um den Hals hängte und ihm folgte.

„Moment!", hielt uns eine hohe Stimme auf. Ein Mädchen, sie war vielleicht 16 oder so, kam hinter uns her gerannt und zeigte dem Typen schweratmend ihr Ticket. So ein Mist. Ich hatte mich schon so gefreut, alleine zu sein. Auch sie bekam ihren Pass und wir wurden durch die Gänge der Arena geführt. Bei der Garderobe konnten wir unsere Jacken abgeben, dann ging es weiter zur Bar, wo wir was zu trinken bekamen.

„Ihr könnt hier warten, es kommt gleich jemand, der euch herumführt.", erklärte der Typ und verschwand. Das Mädchen neben mir hüpfte quietschend auf und ab und sah sich aufgeregt um. Gott, die würde mir alles versauen.

„Ich bin übrigens Melody, und du?", stellte sie sich mit ihrer Quietsche Stimme vor. Die Augenverdrehend nahm ich einen Schluck von meinem Drink, der anders als ihrer, Alkohol enthielt.

„Louis.", gab ich knapp zurück um nicht zu unfreundlich zu sein. Ich wünschte mir echt, sie würde verschwinden. Vielleicht war sie ja ein nettes Mädchen, aber sie war mir hier nur im Weg. Ich wollte doch, dass Harry nur mir Beachtung schenkte und wenn die kleine Blondine hier die ganze Zeit so rumhüpfte und quietschte, zog sie doch die ganze Aufmerksamkeit auf sich.

„Gott, ich bin so aufgeregt! Kannst du es fassen, dass wir heute Harry Styles persönlich treffen?", laberte sie weiter. Seufzend gab ich mich geschlagen. Ich kam wohl nicht drum herum, mit ihr zu reden.

„Ich hab ihn schon getroffen."

„WAS?! Wann? Wo? Wie war es?!", schrie sie aufgeregt und ich hielt mir kurz die Ohren zu, weil sie anfing zu kreischen. Die nervte echt.

„In der Nacht auf gestern auf einer Raststätte. Er war sehr nett und hat ein paar Fotos mit mir gemacht.", erzählte ich und wieder kamen Geräusche aus ihrer Kehle, die wohl jede Katze verschreckt hätten. Wie konnte man nur so aufgedreht und nervig sein?

„Ihr müsst Louis und Melody sein, hab ich recht?", kam dann endlich eine Dame auf uns zu, die mich vor weiteren Gesprächen mit der Teenagerin rettete. „Ich bin Trish und ich werde mit euch die Führung machen. Können wir gleich los?", fragte sie freundlich. Ich lief sofort zu ihr rüber, möglichst weg von Melody. Zuerst wurde uns der Backstage Bereich gezeigt und dann standen wir plötzlich auf der Bühne. Holy Shit, war die riesig! Von unten sahen die Bühnen gar nie so gross aus, aber wenn man erst mal drauf stand... Wow. Ich lief nach vorne und sah mich etwas um. Die Arena war riesig. Keine Ahnung wie Harry vor so viele Leute stehen konnte und sich nicht in die Hose machte! 21'000 Leute passten hier rein und so viel ich wusste, war das Konzert ausverkauft.

„Hier vorne dürft ihr dann während des Konzerts eure Plätze einnehmen.", erklärte Trish und zeigte auf einen abgesperrten Bereich zwischen der eigentlichen Absperrung und der Bühne. Wir würden also noch näher an Harry dran sein als jeder andere hier! Die Führung ging bestimmt noch eine ganze Stunde weiter und sie erklärte uns sogar noch die Technik die hinter den ganzen Lichtern und Lautsprechern steckte. Alles nicht wirklich sehr interessant, wie ich fand. Das Beste an der Führung war eigentlich, dass ich Harrys Gitarre anfassen konnte, während Trish kurz wegsah.

Jetzt waren wir wieder in den Gängen direkt hinter der Bühne angekommen. Hier waren die Garderoben und ich fragte mich wirklich, ob hinter einer dieser Türen gerade Harry stand.

„So, das war's eigentlich von meiner Führung. Ihr dürft es euch jetzt hier etwas bequem machen. Es hat Tee, Kaffee und Snacks, bitte bedient euch. Aber nicht zu viel essen, schliesslich gibt es dann noch Abendessen für euch!", sie zwinkerte uns zu, dann liess sie uns alleine in einer der Garderoben. Ich ging rüber zum Wasserkocher und machte mir erstmal einen Tee.

„Möchtest du auch einen?", fragte ich höflichkeitshalber, doch Melody schüttelte bloss den Kopf und setzte sich aufs Sofa. Mit meinem Tee und einem der Sandwiches setzte ich mich ebenfalls aufs Sofa und sah mich etwas um. Ob Harrys Garderobe genau so aussah? Seine war doch bestimmt riesig, nicht? Die Garderobe des Stars musste doch am grössten von allen sein.

„Gott, ich bin so aufgeregt, ich hab heute noch gar nichts gegessen.", laberte Melody wieder drauf los.

„Vielleicht solltest du jetzt mal was essen.", meinte ich und nahm einen Bissen von meinem Sandwich.

„Ich kann nicht, ich hab gar keinen Hunger! Ich bin viel zu nervös!", tja, wenn sie nicht wollte. So blieb mehr für mich übrig. Ich machte mir schliesslich noch einen zweiten Tee und tippte etwas auf meinem Handy rum. Schrieb meinen Freunden, wie es bis jetzt so lief, doch die antworteten nicht, weil sie gerade in der Schule waren. Ein Klopfen an der Tür liess mich wieder aufschauen. Trish betrat mit breitem Lächeln den Raum und deutete uns mitzukommen.

„Seid ihr bereit fürs Meet and Greet?", grinste sie. Melody bekam bloss tausende „Oh mein Gott"s raus, während ich aufgeregt nickte. Ich konnte es kaum erwarten, ihn wieder zu sehen! Wir liefen den Gang entlang und kamen bei einer Garderobe an, die bestimmt Harrys war. Sie öffnete die Tür und wir betraten den Raum, der tatsächlich um einiges grösser war, als der andere. Und da sass er, auf dem Sofa und sah in unsere Richtung. Mit breitem Grinsen stand er auf und kam in unsere Richtung.

„Harry, das sind Melody und-„, wollte Trish uns vorstellen, doch Harry fiel ihr grinsend ins Wort: „Lou!"

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top