Kapitel 1


Louis P.o.v.

Glücklich summend räumte ich meine Bücher in den Spind. Endlich war die letzte Stunde vorbei und damit auch die Schulferien erreicht. Schnell kontrollierte ich nochmal, ob ich auch alles dabei hatte, was ich über die Weihnachtsferien brauchte. Hausaufgaben bekamen wir über die Festtage nie viele, daher brauchte ich nur wenige Bücher. Nach einem kurzen Kontrollblick nach links und rechts, hauchte ich schnell noch einen Kuss auf das Foto von Harry Styles, das die Innenseite meines Spinds schmückte, bevor ich ihn schloss und meinen Rucksack schulterte.

„Tommo!", hörte ich die Stimme meines besten Freundes Liam, welcher nur kurz darauf neben mir erschien und den Arm um meine Schulter legte, während wir den Gang entlang Richtung Ausgang liefen. „Kommst du nachher noch mit zum Fussballspielen?", wollte er wissen. Kurz dachte ich nach. Es war erst 15 Uhr, da sprach also nichts dagegen. Ausserdem liebte ich unsere Fussballspiele im Schnee. So war es noch witziger als sonst schon, weil andauernd jemand ausrutschte und auf die Fresse fiel. Ganz mein Geschmack also.

„Klar, bin dabei.", stimmte ich also zu und verabschiedete mich vorerst von Liam, als wir auf dem Parkplatz ankamen. Ich stieg in mein Auto und fuhr los. Zu mir nach Hause war es nicht weit. Die Fahrt dauerte nur fünf Minuten und ich könnte theoretisch auch zu Fuss zur Schule gehen, aber ganz ehrlich, ich war einfach zu faul. Gerade jetzt, wo es morgens gerade mal so über null Grad hatte, wollte ich nicht schlotternd zur Schule spazieren. Da war es doch viel gemütlicher im Auto, wo mich die Sitzheizung aufwärmte.

Zu Hause angekommen warf ich erstmal meinen Rucksack achtlos in mein Zimmer. Aus meinem Schrank suchte ich mir eine Jogginghose und ein Sweatshirt auf dem das Motto meines grossen Idols drauf stand. Treat People With Kindness. Ja, wie man vielleicht bereits bemerkt hatte, war ich besessen von Harry Styles. Dieser Mann war einfach umwerfend. Seit zwei Jahren fuhr ich nun auf ihn ab, nur leider hatte ich es noch nie zu einem seiner Konzerte geschafft. Mein grösster Wunsch wäre es, ihn endlich mal live zu sehen. Und wenn es nur für eine Sekunde war und er mich noch nicht mal bemerken würde, das war mir scheissegal. Dann und erst dann konnte ich in Frieden sterben.

Ich zog mein T-Shirt und meine schwarze Jeans aus und warf sie rüber aufs Bett, bevor ich sie durch die bequemeren Sachen ersetzte. Aus meinem Rucksack holte ich schnell noch mein Handy und ging dann rüber zu meiner Lebensgrossen Pappfigur von Harry, die in der Ecke meines Zimmers stand.

„Bin bald wieder da, Baby", säuselte ich und gab ihm einen Kuss auf die Wange. Wenn ich so darüber nachdachte, würde man mich bestimmt für verrückt halten, wenn das jemand gesehen hätte. Aber ich liebte Harry einfach so sehr. Das war nicht einfach irgendeine Schwärmerei, kein einfacher Celebrity Crush. Ich hatte echt Gefühle für einen Mann, den ich noch nie getroffen hab. Er war einfach mein Traummann. Niemand würde mir je so den Kopf verdrehen, wie er. Mir war schon klar, dass meine Wünsche, diesen Mann Mein nennen zu dürfen, total unrealistisch waren und niemals in Erfüllung gehen würden. Aber man durfte doch wohl noch träumen, hab ich recht?

Ich schnappte mir noch eine Mütze, dann tapste ich die Treppe runter und ging ins Wohnzimmer, wo meine Mutter auf dem Sofa sass und ein Buch las. Von hinten schlich ich mich an und legte die Arme um sie, wobei sie erschrocken zusammenzuckte.

„Gott, Louis! Du kannst mich doch nicht so erschrecken!", lachte sie, legte aber ihre Hände um meine Arme, um die Umarmung zu erwidern.

„Ich geh noch mit den Jungs Fussball spielen, ist das okay?"

„Klar, Boo, mach das ruhig. Ich mach so gegen 19 Uhr Abendessen, sei also bis dahin zurück, ja?", sie drehte ihren Kopf leicht in meine Richtung und ich nickte bestätigend. Mit einem Kuss auf ihre Wange verabschiedete ich mich und ging mir meine Schuhe anziehen.

„Zieh dich warm genug an!", rief sie aus dem Wohnzimmer.

„Ja, Mum!", rief ich zurück und schlüpfte in meine Winterjacke, bevor ich raus ging und den kurzen Weg zum Park lief.

Die andern Jungs waren bereits da und passten sich den Ball etwas zu. Liam winkte mir schon von weitem zu, während Niall und Zayn mich gar nicht bemerkten. Erst als ich bei ihnen ankam, begrüssten sie mich mit einer kurzen Umarmung. Anders als Liam, den ich schon seit dem Kindergarten kannte, gehörten Niall und Zayn erst seit einem Jahr zu meinem Freundeskreis. Sie waren damals beide neu hergezogen, Niall aus Irland, Zayn aus Bradford. Darum nannten Liam und ich die Beiden auch liebevoll „die Ausländer" auch wenn Zayn das strenggenommen ja nicht war.

„Dieselben Teams wie immer?", fragte Zayn und Liam und ich stellten uns bereits auf eine Seite.

„Natürlich! Ausländer gegen die Einheimischen.", grinste Liam. Liam und ich waren einfach ein zu gutes Team, das konnte man doch nicht einfach auflösen. Wir besiegten die anderen fast jedes Mal. Trotzdem waren sie mit den Teams immer einverstanden. Es ging ja schliesslich auch nur um den Spass am Spiel, nicht ums Gewinnen.

Das Spiel dauerte noch keine zehn Minuten und schon lag Niall auf dem Bauch im Schnee. Lachend hielt ich mir den Bauch und sah zu, wie er versuchte aufzustehen. Dabei rutschte er allerdings gleich wieder aus und landete nochmal in Schnee. Diesmal mit dem Gesicht voraus.

„Was machst du denn, Niall?", lachte Liam und versuchte dem Iren hochzuhelfen, jedoch vergebens. Beide waren zu sehr mit Lachen beschäftigt.

„Sag mal gibt's bei euch in Irland keinen Schnee oder was?", mischte nun auch Zayn mit und machte den Lachanfall des Blonden nur noch schlimmer. Irgendwann hatten wir uns dann alle wieder eingekriegt und wir konnten weiterspielen. Es war aber nur eine Frage der Zeit, bis der nächste hinfiel.

Als es dann langsam anfing dunkel zu werden, beschlossen wir, nach Hause zu gehen. Dort angekommen steuerte ich erstmal direkt aufs Badezimmer zu. Die vom Schnee durchnässten Klamotten warf ich auf den Boden. Die Bodenheizung würde die schon wieder trocknen. Dann stellte ich mich unter die Dusche und liess das warme Wasser auf mich hinab prasseln. Langsam wärmte es mich wieder auf und ich spürte, wie sich die Wärme bis in meine Fingerspitzen ausbreitete.

Nach dem Duschen holte ich mir was Bequemes zum Anziehen und ging dann nach unten. Vielleicht könnte meine Mum ja noch Hilfe brauchen beim Kochen. Als ich jedoch in der Küche ankam, fand ich bloss gähnende Leere. Mein Blick huschte zur Uhr. Es war gleich 19 Uhr, wollte sie denn nicht kochen? Verwirrt ging auf die Suche nach meiner Mum, welche ich schliesslich im Wohnzimmer, genau am selben Ort wie noch vor vier Stunden auffand. Das Buch musste ja echt spannend sein!

„Wolltest du nicht kochen?", fragte ich nach und liess mich neben ihr aufs Sofa fallen.

„Ach ich hatte keine Lust zu kochen, da hab ich Pizza bestellt. Ist auch okay, oder?", grinsend nickte ich und lehnte mich gegen meine Mutter. Sie war einfach die beste. Obwohl wir beide auf uns alleine gestellt waren, sorgte sie so unglaublich gut für uns. Gut, das lag wohl ein Bisschen auch daran, dass mein Vater uns so viel hinterlassen hatte, als er starb. Ich konnte mich gar nicht erinnern an ihn. Als er starb war ich gerade mal etwas mehr als 1 Jahr alt. Bei ihm wurde Krebs diagnostiziert. Meine Mum hatte mir schon oft erzählt, wie schnell es alles gegangen war. Eigentlich wäre er immer ein sehr gesunder Mensch gewesen. Eines Tages hatte er auf einmal so starke Kopfschmerzen, dass er davon ohnmächtig wurde. Natürlich hat meine Mutter ihn sofort ins Krankenhaus gebracht. Nach einigen Tests stand es dann fest, er hatte einen Hirntumor. Von da an ging es schnell bergab. Anfangs sah es zwar noch so aus, als würde es mit Therapie und Medikamenten gehen, doch nach nur zwei Wochen zu Hause, musste er bereits wieder ins Krankenhaus. Er kam nicht mehr nach Hause. Nur nach fünf Wochen verlor er den Kampf gegen den Krebs und liess mich und meine Mum zurück.

Seither gab es nur uns beide. Natürlich half ich meiner Mum wo ich konnte. Sie war zum Beispiel froh, dass ich mich um den Umschwung des Hauses kümmerte. Den Rasen mähen, die Sträucher und Bäume schneiden und im Winter war ich fürs Schneeschaufeln zuständig. Alles Arbeiten, die sie hasste, ich aber ganz gerne übernahm.

Das Klingeln an der Tür riss mich aus meinen Gedanken und ich sprang hoch, um aus der Kommode im Flur etwas Geld zu holen. Damit rannte ich zur Tür und nahm dankend die Pizzen entgegen. Natürlich gab ich ein grosszügiges Trinkgeld, wofür sich der süsse Pizzatyp bedankte, bevor er mit einem Zwinkern wieder ging. Er sah ganz gut aus, kam aber nicht mal annähernd an Harry ran. Und das war nun mal mein Massstab. Es war eigentlich ein Fluch, denn ich würde nie jemanden finden, der so gut wie Harry war, was dann wohl zur Folge hatte, dass ich als alte, einsame Jungfrau sterben würde.

„So Mum, jetzt aber mal weg mit dem Buch, es gibt essen."

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