《60》

Elegant ging ich die große Steintreppe hinauf, wo mich am Eingang freundlich ein Butler begrüßte. Als ich das Haus betrat, stieg der Puls in mir gewaltig, und ich versuchte, die Aufregung in mir zu unterdrücken.

Einige Butler liefen mit Tabletts hin und her, doch sie sahen gelassen aus, obwohl das Haus mit reichen Menschen gefüllt war. Ich ging den Gang entlang und schaute mir das Haus genauer an. An den Wänden waren altmodische Strukturen zu erkennen, und ich könnte wetten, dass das Haus uralt ist.

„Junge Lady, möchten Sie eventuell ein Glas Champagner?“ Ich dachte an das Kind und war auch nicht hier, um mich zu amüsieren, daher lehnte ich dankend ab. Ich sah die Tanzfläche mit einigen Menschen, die miteinander tanzten, und erkannte direkt daneben eine Lounge, die recht edel aussah. Dort saßen einige Männer, die wichtig aussahen, und unter anderem fand ich auch die Familie La Pégre.

„Möchten Sie mir die Ehre erteilen, mit mir zu tanzen?“ hörte ich plötzlich jemanden hinter mir und drehte mich um. Vor mir stand ein gut gebauter Mann, der mich freundlich ansah und mir die Hand reichte. Erst wollte ich ihn ablehnen, doch entschied mich schließlich anders.

Ich reichte ihm meine Hand, und schon begann der erste Tanz. „Wo kommt denn so eine Schönheit wie Sie her?“ Innerlich verdrehte ich die Augen, doch ließ mir nichts anmerken. „Ich komme ursprünglich aus Spanien“, sagte ich, dabei legte der Herr seine eine Hand auf meine Hüfte, während ich eine Hand auf seine Schulter legte und unsere beiden anderen Hände miteinander verschränkt waren.

„Wie lautet eigentlich Ihr Name?“ Wir tanzten gemeinsam ruhig im Rhythmus des Liedes. „Mein Name lautet Lorén Bonnet“, antwortete ich und hielt unauffällig Ausschau zur Lounge. „Ein schöner Name muss auch zu einer schönen jungen Dame wie Ihnen passen.“

„Wie heißen Sie denn?“ fragte ich, während der jüngere La Pégre mich von der Lounge aus musterte und mich ab und zu angrinste.

„Mein Name ist Nelson Polo“, stellte er sich vor, und wir tanzten weiter im Kreis herum. Hin und wieder blickte ich zu Junior La Pégre, der mich weiterhin ansah und schließlich von der Lounge aufstand. Direkt kam er auf uns zu, wovon Nelson allerdings gar nichts mitbekam. „Entschuldige, Nelson, jedoch würde ich dich gerne vom Tanzen ablösen wollen“, sagte er – der Tiger war soeben im Käfig.

Nelson übergab mich an La Pégre und verabschiedete sich frustriert von mir. „Ich kenne Sie nicht, und das bei so einer Schönheit wie Ihnen ist das ein Wunder. Wie ist Ihr Name?“ fragte er, woraufhin ich kurz und knapp meinen Namen preisgab.

Er fuhr mir schmierig mit seinem Daumen über die Wange und grinste. „Und wie heißen Sie?“ fragte ich nach, damit er keinen Verdacht schöpft. „Mein Name ist Matthew La Pégre. Es ist seltsam, wenn Sie den Namen des Gastgebers nicht kennen“, da hatte er durchaus recht.

„Es tut mir leid, allerdings bin ich mit meinem Vater aus geschäftlichen Gründen in Frankreich. Um ins Business einzusteigen, wollte ich mich aufmerksam machen, um neue Geschäftspartner kennenzulernen.“ Er lachte auf und fuhr sich kurz durch die Haare.

„Vielleicht würden Sie mir auf der Terrasse ein wenig Gesellschaft leisten wollen, damit Sie einen Franzosen besser kennenlernen können.“ Ich nickte, und er nahm meine Hand, um mich von der Tanzfläche zu führen. Im Augenwinkel sah ich, wie Senior La Pégre uns skeptisch beobachtete und an seinem Glas nippte.

Wir kamen auf der Terrasse an und stellten fest, dass wir die einzigen dort waren. „Wie finden Sie Frankreich?“ fragte er und stützte sich mit seinen beiden Ellenbogen auf das Geländer. „Frankreich ist ein schönes Land. Der Eiffelturm fasziniert mich immer wieder!“ schwärmte ich und sah plötzlich Marlon und Logan auf dem Dach des Hauses sitzen, wovon Matthew nichts mitbekam. „Da gebe ich Ihnen vollkommen recht“, er stieß sich vom Geländer ab und kam auf mich zu.

„Und wie finden Sie Italien?“ fragte er mich unerwartet, und ich schien erst verunsichert, fing mich jedoch schnell wieder. „Italien ist ebenfalls ein sehr schönes Land“, sagte ich und bemerkte, wie er näher auf mich zukam.

„Das sehe ich genauso. Zwar sind die Italienerinnen hübscher als die Frauen in Frankreich, jedoch sind die Franzosen den Italienern immer einen Schritt voraus.“ Ich schluckte den Kloß im Hals hinunter und versuchte, mir nichts anmerken zu lassen.

„Haben Sie italienische Wurzeln? Sie sehen nämlich nach einer typischen Italienerin aus.“ Ich blieb ruhig und grinste ihn an. „Ich habe italienische sowie spanische Wurzeln“, gab ich zu, während er nickte und seine beiden Hände auf meine Taille legte.

„Können denn Italienerinnen auch so gut küssen wie die Frauen hier?“ Mit einem Ruck waren wir einander nah, und ich bemerkte, wie er mich mit einem Lächeln von oben herab ansah. „Diese Schönheit darf nur ich küssen!“ hörte ich plötzlich, als fünf Männer vom Dach herabtraten, unter ihnen auch Mason.

Matthew grinste mich seelenruhig an und drehte sich wie ein Psycho zur Camorra um. Ich zückte sofort eine Waffe, hielt sie ihm an den Kopf und nahm ihm seine Waffe aus der Hosentasche. „Mason Camorra, lange nicht mehr gesehen. Wie geht es deinem Vater? Leidet er immer noch stark unter dem Tod deiner Mutter?“ Provokant begrüßte Matthew meinen Freund und sah, wie Mason sich anspannte. „Außerdem würde ich mir gerne mal deine Freundin ausleihen. Sie würde gut zu meiner Sammlung passen, und vielleicht würde mein Vater sie genauso nehmen, wie Carlos deine Schwester genommen hat. Wir würden viel Spaß haben, Cecilia Russo!“

„Habe ich nicht mal erwähnt, dass die Franzosen immer einen Schritt voraus sind gegenüber den Italienern? Wir können das hier belassen und von Mann zu Mann neue Geschäfte machen.“ Mason spuckte auf den Boden und drückte ihm die Pistole weiter an die Schläfe.

„Ach kommt schon! Mason, wir waren mal Freunde!“ meinte Matthew, während Mason sich durch die Haare fuhr. „Halt jetzt die Fresse, oder ich schieße dir gleich eine Kugel in den Kopf!“ Matthew hob unschuldig die Hände in die Luft.

Plötzlich, als ich für eine Sekunde von der Terrasse aus zum Eiffelturm sah, machte Matthew einen Ruck, riss mir die Waffe aus der Hand und richtete sie gegen meinen Kopf.

„So, Prinzessin, jetzt haben wir den Spieß umgedreht! Auch wenn du hübsch und wahrscheinlich intelligent scheinst, musst du noch einiges lernen. Wie geht es eigentlich deinen Schmerzen? Weiß Mason schon von deinem Glück? Es ist gut, wenn überall Spitzel sind“, flüsterte er mir unheimlich ins Ohr, weshalb mir eine unangenehme Gänsehaut durch den Körper strömte.

„Ihr wollt mich erschießen? Dann muss ich leider seine Freundin umbringen. Wäre doch schade, wenn ich die Camorra-Familie unterbinde!“ Mason sah mich irritiert an, und auch die anderen Mitglieder hinter ihm warfen mir fragende Blicke zu.

„Jung Vater zu werden, ist eine große Aufgabe. Prinzessin, man erkennt zwar nicht direkt, dass du ein Kind in dir trägst, aber man sieht bereits ein kleines Bäuchlein!“ Mason hielt weiterhin die Waffe auf ihn gerichtet und schoss ohne Vorwarnung in den Himmel.

„Laber gefälligst nicht so einen Müll!“ schrie er und richtete die Waffe wieder auf Matthew. „Also ich glaube kaum, dass ich Müll labere!“ Er führte seine Hand zu meinem Bauch, und ich konnte mir die Tränen nicht verkneifen. „Es tut mir leid, Mason“, während Matthew weiterhin die Pistole an meinen Kopf hielt. „Ich denke, wir sollten einen kleinen Spaziergang machen. Findest du nicht?“

Ohne weiteres ging Matthew mit mir ins Haus und sah die verwirrten Blicke der Gäste. „Meine lieben Gäste!“ begann er und zog die Aufmerksamkeit auf sich, sodass die Musik verstummte und alle ihn und mich ansahen.

„Das ist Cecilia Russo! Eine durchaus attraktive Frau, die allerdings zur Camorra gehört. Sie trägt das Kind eines Mafiabosses.“ Alle sahen mich angewidert an, sogar Nelson sah mich mit dunklen Augen an. „Lass uns doch mal dein hübsches Tattoo sehen!“ Grob zog er mir die weißen Handschuhe aus und ließ sie zu Boden fallen. „Ganz schick! Und das Tattoo scheint sogar dunkelrot zu sein!“ Im Augenwinkel sah ich, wie Mason und die Mitglieder ihre Pistolen auf Matthew richteten.

Unerwartet ertönten die ersten Schüsse, und ich sah, wie die Gäste sich auf den Boden warfen. „Habe ich euch nicht gesagt, dass Schießen im Haus nicht erlaubt ist?“ Ich erkannte weitere Männer, die schwarz gekleidet das Haus betraten, dabei hielten sie die Waffen auf die Gäste gerichtet.

„Das ist jetzt unseren Gästen gegenüber nicht nett!“ schmollte Matthew, als Applaus aus der hintersten Ecke ertönte. „Eine gute Show, die du hier ablieferst, Matthew“, lobte ihn Pierre und kam auf mich zu. „Ein sehr hübsches Ding“, sagte er und kniff mir mit der Hand in die Wange, sodass ich wie ein Kugelfisch aussah.

„Gib Daddy mal einen Kuss auf die Wange!“ befahl er mir, aber ich schüttelte angewidert den Kopf. „Mach schon!“ drängte er weiter. Als er mir zu nahe kam, spuckte ich ihm ins Gesicht und trat Matthew mit meinen Pumps auf den Fuß, sodass er mich aus Reflex losließ. Sofort zog ich die zweite Waffe von meinem Oberschenkel und richtete sie auf beide.

Mit der Waffe auf die beiden gerichtet, ging ich rückwärts zu Mason, der mich sofort zu sich zog und mir durch die Haare fuhr. „Sie muss hier weggebracht werden!“ sagte Mason ernst, während weitere Schüsse fielen und einige leblos zu Boden sanken.

Einige Gäste gerieten in Panik und verließen das Haus fluchtartig, während andere Menschen ums Leben kamen. Von Pierre und Matthew war nichts mehr zu sehen, und das bemerkte auch Mason. „Iwan und Fabio, bringt sie nach Italien!“ Er brachte mich etwas aus der Sichtweite der Franzosen, strich mir über die Wange und sah mir tief in die Augen.

„Ich will nicht ohne dich weg“, sagte ich mit Tränen in den Augen. „Denk an unser Kind!“ Ich musste leicht schmunzeln bei dem Gedanken an das ungeborene Leben, und Mason lächelte ebenfalls. „Ich hätte es dir heute noch sagen müssen, aber—“ Mason unterbrach mich. „Wir reden später darüber.“

Schon sah ich, wie Iwan und Fabio mit schnellen Schritten auf uns zukamen. „Bringt sie nach Italien!“ Die beiden nickten, und bevor ich mich von Mason löste, gab ich ihm einen flüchtigen Kuss. Als wir den Gang entlangliefen, blickte ich über die Schulter und sah, wie Mason in die Schlacht zurückkehrte.

„Er weiß es“, murmelte ich und sah zu Boden. „Er wird nicht sauer sein, sonst wäre er schon ausgerastet!“ beruhigte mich Iwan, und Fabio stimmte ihm zu.

Wir liefen allesamt auf eine Tür zu, öffneten sie und fanden draußen ein Auto vor, in dem ein Mann wartete.

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