《59》

„Und du musst die bezaubernde Cecilia Russo sein!“ Ich stand vom Bett auf und reichte ihm meine Hand, die er anschließend erwiderte. „Ich bin Calvin, ein alter Freund von Lorenzo. Lorenzo hat mir schon einiges von dir erzählt!“ Ich lächelte ihn an, während ich vor dem großen Schminkspiegel Platz nahm.

Kurz vergaß ich die schwierige Situation, doch ich ließ automatisch die Handfläche zu meinem Bauch gleiten. Im Spiegel sah ich erschöpft aus und wusste nicht, ob ich mich freuen oder schreien sollte.

Im Spiegel erkannte ich, wie Calvin skeptisch eine Strähne von mir hervorhob. „Wir müssen eindeutig etwas machen!“ Er sah zu Mason, der jedoch weiterhin das Lachen zu verkneifen versuchte.

„Luna, ich brauche erstmal eine Bürste, dann Schaumfestiger!“ Er ließ die Strähne wieder aus seiner Hand gleiten, während die Frau, deren Name wohl Luna war, ihm die Bürste in die Hand drückte.

Mit etwas Druck fuhr er mit der Bürste durch mein blondes Haar, wobei er mir hin und wieder Schaumfestiger in die Haare gab. „Ich werde noch einiges erledigen müssen. Iwan wird in einigen Minuten hier erscheinen.“ Ich nickte und spürte, wie sich das Ziehen im Unterbauch meine Aufmerksamkeit erlangte.

Ich drückte etwas mit meiner Hand auf meinen Unterbauch und versuchte, mir nichts anmerken zu lassen. Als Mason das Zimmer verließ, kam Iwan soeben wieder herein und blickte nicht zu mir, sondern betrübt zu Boden.

„Cecilia, ist alles gut mit Ihnen?“ Was ich ohne weiteres bejahte. „Wie lange brauchen Sie denn noch?“ fragte Iwan, da er die Anspannung in meinen Augen erkennen konnte. „Wir haben gerade erst angefangen“, meinte Calvin und sah, wie er mit einem Lockenstab meine Haare bearbeitete. „Brauchst du etwas?“ Ich schüttelte stumm den Kopf.

„Hast du eigentlich schon berühmte Promis frisiert und geschminkt?“ Er nickte und fuhr sich durch sein schwarzes, kurzes Haar. „Zum Beispiel die Hadids, Kardashians, Naomi Campbell und Zac Efron. Hauptsächlich bin ich auf großen Shows wie Victoria’s Secret unterwegs.“ Beeindruckend, welche Promis er schon frisiert und geschminkt hatte. Ich denke, Liv würde alles tun, um sich einmal von Calvin frisieren zu lassen.

„Dem jungen Mann hinter uns würde eine Perücke mit langen Haaren gut stehen.“ Schon musste ich anfangen zu lachen, was Iwan natürlich mitbekam. „Und Ihnen würden flache Schuhe guttun“, konterte Iwan zurück und hielt weiterhin seine Waffe in der Hand.

Calvin blieb still und beschäftigte sich weiter mit meinen Haaren. Im Spiegel erkannte man bereits eine Veränderung und wie meine Haare teilweise gelockt waren. „Dein Gesicht ist symmetrisch, genauso wie das der Hadids!" Das schien wohl ein Kompliment zu sein?

~~~

„Wunderschön! Wie eine Prinzessin!“ sprach Calvin begeistert und musste selbst zugeben, dass ihm der Beruf Stylist in die Wiege gelegt worden war. „Danke, Calvin und Luna!“ Die beiden grinsten mich an, und ich betrachtete mich selbst im Spiegel.

Calvin hatte meine Haare gelockt und die beiden vordersten Strähnen mit einer Brosche am Hinterkopf befestigt. Ich war etwas stark geschminkt, was jedoch nicht billig aussah, sondern eher elegant.

„Es wird wohl Zeit für das Kleid!“ klatschte Calvin in die Hände. Ich persönlich hatte es noch nie gesehen, aber ich konnte mir gut vorstellen, dass das Kleid prächtig und auffällig war, so wie Alicija es gerne gehabt hätte.

Calvin lief zum weißen Kleiderschrank und nahm das Kleid vorsichtig heraus, das jedoch mit einer Schutzfolie umhüllt war. „Das Kleid wiegt mindestens eine Tonne!“ meinte er, während er es behutsam auf das Bett legte, und ich stand vom Stuhl auf. „Mal sehen, was die Camorra-Familie für dich ausgesucht hat.“ Schon standen wir zu viert aufgeregt vor dem Bett, während Calvin den Reißverschluss der Schutzfolie langsam öffnete und das Kleid entlüftete.

Iwan wollte es sich näher ansehen und aus der Schutzfolie nehmen, doch Calvin schlug ihm auf die Finger. „Weißt du, wie viel das Kleid gekostet hat? Das kann man nicht einfach so anfassen!“ meinte der Stylist und zog sich dann etwas zurück.

Er steuerte auf den schwarzen Koffer zu und nahm weiße Handschuhe heraus. Kurz darauf kam er wieder zu uns. Er zog die Handschuhe an und hob das Kleid aus der Schutzfolie. „Ich denke, die junge Dame braucht beim Anziehen Hilfe. Also verschwindet, oder dreht euch beide zur Wand,“ meinte Luna, die in den letzten fünf Stunden kaum ein Wort gesagt hatte. „Ich werde garantiert nicht verschwinden! Wenn, dann drehe ich mich zur Wand!“ Iwan und Calvin hängten das dunkelrote Kleid an den Schrank.

Wie Calvin trug auch Luna nun weiße Handschuhe. Iwan und Calvin drehten sich zur Wand, woraufhin ich mir den Pullover über den Kopf zog und die Jogginghose von meinen Beinen gleiten ließ. Luna nahm das prächtige Kleid und erkannte, dass es etwas Tüll und eine Corsage besaß.

Ich bemerkte ihren fesselnden Blick auf meinem Bauch, was mich jedoch etwas verunsicherte. „Herzlichen Glückwunsch,“ flüsterte sie mir zu. Ich blickte zu meinen Füßen hinab und fragte mich, ob es wirklich so offensichtlich war.

Ich blieb still und schlüpfte mit ihrer Hilfe in das Kleid. Das Kleid war vorne am Oberkörper mit Glitzer verziert, und ich fühlte mich, als wäre ich eine Disney-Prinzessin.

Luna zog die Schnürungen am Rücken der Corsage zusammen. „Bekommst du noch Luft?“ fragte sie, und ich bejahte es, während sie ein weiteres Mal fest zuzog. „Willst du, dass ich keine Luft mehr bekomme?“ lachte ich und bemerkte, wie sie die Corsage wieder etwas lockerte.

„Hast du dazu passende Schuhe?“ fragte sie, wobei ich mit den Schultern zuckte. „Ich habe drei Kartons im Kleiderschrank gesehen.“ Sie nickte und holte die Kartons nacheinander hervor.

„Mach du sie auf. Außerdem könnt ihr euch wieder umdrehen.“ Die beiden drehten sich von der Wand weg und sahen mich mit großen Augen an. „Meine Güte, Cecilia!“ begann Calvin und musste leicht schmunzeln. „Du siehst fabelhaft aus!“ ergänzte Calvin, und Iwan stimmte ihm zu.

Ich drehte mich wieder zur Kommode, wo die drei silbernen Kartons lagen. Den ersten Karton öffnete ich und erkannte direkt zwei schwarze Gurte. Fragend drehte ich mich zu Iwan. „Du bindest die Gurte um deine Oberschenkel. Das dient dazu, dass du jederzeit zwei Waffen zücken kannst.“ Ich nickte stumm und wandte mich wieder den Kartons zu.

Ich öffnete den nächsten Karton, wo mir direkt zwei weiße Handschuhe ins Gesicht sprangen. „Damit dein Tattoo verdeckt bleibt,“ erklärte Iwan weiter und öffnete den letzten Karton, in dem wie erwartet weinrote Pumps lagen.

„Müsst ihr Cecilia wirklich auf die Mission schicken? Ihr Outfit wird danach total verwüstet sein!“ Ich verdrehte die Augen und band mit Lunas Hilfe die Gurte an meinen Oberschenkeln fest.

„Am besten hältst du die Klappe,“ meinte Iwan zu Calvin, der mir daraufhin zwei Waffen gab, die ich an den Gurten befestigte. Dann folgten die Schuhe, die glücklicherweise nicht allzu hoch waren. Schließlich zog ich die weißen Handschuhe an, die fast bis zu meinen Ellenbogen reichten.

Ich bedankte mich bei den beiden, und sie räumten die Sachen von der Kommode zurück in den Koffer. „Ich bete für die Camorra. Gott sei mit euch!“ sagte Luna und sah zu meinem Bauch hinab. Nachdem sie alles verstaut hatten, verabschiedeten sie sich und verließen das Zimmer.

Schließlich waren Iwan und ich wieder alleine im Zimmer, und ich sah ihn beunruhigt an. „Ich weiß nicht, ob ich das kann,“ meinte ich und sah zu meinem Bauch. „Du wirst das schaffen! Es wird alles gut!“ versicherte er mir, und wir hörten, wie ein Smartphone klingelte.

Iwan nahm sein Smartphone zur Hand und schaute aufs Display. „Wir müssen los,“ sagte er und ging zügig zur Tür. Als wir den Gang entlanggingen, sah ich, wie rechts und links zwei weitere Türen aufgingen und Logan und Samuel, schwarz gekleidet, hinaustraten.

„Cecilia, du siehst ja heute extra heiß aus!“ funkelnd blickte ich über die Schulter zu Logan. „Halt die Klappe. Die Mission hat jetzt begonnen, und das bedeutet Konzentration!“ Samuel schlug ihm auf den Hinterkopf, und wir gingen weiter zum Ausgang.

Eine schwarze Limousine fuhr vor das Hotel, die höchstwahrscheinlich für uns bestellt war. „Ich werde mit Logan zum Ball fahren. Samuel, du wirst mit Cecilia in die Limousine steigen,“ erklärte Iwan, wobei die beiden nickten und sich unsere Wege trennten.

Bevor ich jedoch mit Samuel in die Limousine stieg, fasste Iwan nochmals mein Handgelenk. „Du wirst das schaffen! Ich werde alles dafür geben, um dich und euer Kind zu beschützen!“ Ich bedankte mich und stieg endgültig mit Samuel in die Limousine ein.

Wir schoben eine Scheibe zwischen Fahrer und unserer Seite hoch, sodass wir uns ungestört unterhalten konnten. „Falls ich die Mission nicht überleben sollte, richte Liv und Alicija aus, wie lieb ich sie habe. Iwan soll Mason alles beichten,“ sagte ich, während ich starr aus dem Fenster schaute und bemerkte, wie sich in mir jeder Muskel anspannte.

„Du bist eine Camorra! Du wirst es schaffen. Und was meinst du damit, dass Iwan Mason alles beichten soll?“ Ich sah ihn ernst an und blickte dann zu meinem Bauch hinunter. „Du wirst es früher oder später erfahren,“ antwortete ich, wobei Samuel weiter nachhaken wollte, es jedoch sein ließ.

Wir fuhren weiter durch die langen Straßen von Paris und bestaunten den Eiffelturm, der in der Dämmerung leuchtete. „Cecilia, bevor du aussteigst, muss ich dir noch eine kleine Wanze mitgeben,“ sagte er, holte eine kleine Schachtel aus der Hosentasche, öffnete sie und befestigte die kleine Wanze unauffällig an meinem Kleid.

Wir verweilten noch eine Weile in der Limousine, bis der Fahrer vor einem prächtigen Haus anhielt. „Die Franzosen übertreiben wirklich,“ meinte ich, woraufhin er mir recht gab und ich noch kurz im Auto sitzen blieb.

„Du weißt, was du zu tun hast. Du kannst das!“ versuchte er, mir Mut zu machen, und ich nahm ihn ohne zu zögern in den Arm. „Ich hoffe, dass alles nach Plan läuft und nichts schiefgeht!“ Ich löste mich von Samuel und sah, wie der Fahrer mir die Tür öffnete.

„Du und Liv, ihr seid übrigens ein gutes Paar,“ grinste er, und ich stieg mithilfe des Fahrers aus der Limousine. Hinter mir schloss sich wieder die Tür, und ich spürte sofort die neugierigen Blicke auf mir ruhen.

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