《54》
„Es wird mit Liv alles wieder gut werden, und zerbrich dir bitte nicht den Kopf! Ich werde übrigens am Mittag mit Matteo und Fabio weiterplanen müssen,“ sagte ich, gab ihm einen Kuss auf die Wange und stieg anschließend aus dem Auto.
„Ich fahre direkt zur Halle. Werde ungefähr um 19 Uhr da sein, und gib Iwan Bescheid, dass er Alicija heute das Blut abnehmen soll,“ sagte er, nickte und schloss die Autotür, wobei er auch schon wieder aus meiner Sichtweite verschwand.
Ich lief die Steintreppe hinauf und steckte den Schlüssel ins Schloss, um die Tür aufzuschließen. Nachdem ich dies getan hatte, betrat ich das Haus und schloss hinter mir die Tür. Es war ungewohnt, hier zu sein, vor allem weil sich mein Zuhause mittlerweile eher bei Mason anfühlt.
Mein Smartphone und den Schlüssel ließ ich auf der Kommode liegen und ging die Treppe hinauf, die mich zu meinem Zimmer führte. Als ich im Zimmer ankam, sah ich mich im Spiegel an, und trotz meiner inneren Unruhe sah ich keine Erschöpfung in meinem Gesicht.
Ich nahm frische Sachen aus meinem Kleiderschrank und zog mich um. Ein weißes Shirt und eine blaue Jeans genügten. Anschließend band ich meine Haare zu einem Zopf und verließ das Zimmer.
Eigentlich musste ich kaum aufräumen, da ich selten zu Hause war und keine Unordnung angerichtet hatte. Daher blieb mir genügend Zeit, den Kaffee anzusetzen und den Kuchen vorzubereiten.
In der Küche suchte ich alle Zutaten zusammen, um einen Schokoladenkuchen zu backen, Livs Lieblingskuchen.
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Ich war mit allem fertig und stellte den Kuchen samt Besteck ordentlich auf den Tisch. Gerade, als ich mich hinsetzen wollte, hörte ich, wie jemand die Haustür öffnete. Als ich zur Tür ging, sah ich Liv, die mich leicht verlegen anlächelte. Hinter sich schloss sie die Tür und zog ihre Schuhe aus, bevor sie auf mich zukam und mich in die Arme zog.
Erst war ich zögerlich, doch dann erwiderte ich ihre Umarmung. „Kommt mir vor, als hätten wir uns eine Ewigkeit nicht gesehen,“ meinte sie, und ich stimmte ihr zu.
Gemeinsam gingen wir zum gedeckten Tisch, und ich bemerkte, wie sie den Kuchen förmlich anstarrte. „Hast du meinen Lieblingskuchen gebacken?“ fragte sie, als hätte ich zum ersten Mal einen Kuchen gebacken. „Scheint so!“ sagte ich, und wir setzten uns an den Tisch.
„Wie läuft es mit dir und Mason?“ fragte sie, während sie den Kuchen anschnitt und ein Stück auf ihren Teller legte. „Gut. Und wie läuft es bei dir und Samuel?“ begann so unser Gespräch.
„Wir wollen uns aussprechen, wie wir es immer tun, und dann klären, wie es weitergehen soll. Leider muss er nächste Woche nach Frankreich,“ sagte sie und schob sich einen Bissen Kuchen in den Mund.
„Ich hoffe, du triffst die richtige Entscheidung,“ meinte ich und bemerkte ihren Blick auf meinem Handgelenk. „Bist du jetzt offiziell bei der Camorra?“ fragte sie, und ich bejahte ohne Zögern.
„Ich wollte mich nochmal entschuldigen, dass ich beim Streit so heftig auf dich losgegangen bin, obwohl du es mir von Anfang an erzählen wolltest. Ich war zu naiv und hätte dir glauben sollen,“ sagte sie, während wir weiter die Kuchenstücke aßen. „Es ist okay. Wir hätten beide in der Situation anders reagieren können,“ erwiderte ich, und sie bestätigte das.
„Wie ist die Camorra sonst so?“ hakte sie nach. Ich erklärte ihr, dass wir zwar eine Mafia sind und auch kriminelle Dinge tun, aber auch normale Menschen sind, die immer füreinander da sind.
„Kaum zu glauben, dass eine Cecilia Russo in einer Mafia ist und dazu einen Mafioso an ihrer Seite hat!“ lachte sie, und ich zuckte mit den Schultern. „Und wie geht es Fabio, Alicija, Logan und den anderen?“ fragte sie. Sollte ich ihr die Wahrheit sagen? Ja? Nein?
„Momentan haben wir über beide Ohren zu tun, weil einiges geschehen ist,“ sagte ich, und ihre Neugier war geweckt.
„Was meinst du?“ fragte sie, während ich nervös auf meine Zunge biss. „Ich weiß nicht, ob ich dir das erzählen sollte, weil ich nicht möchte, dass du weitere Vorurteile gegenüber der Camorra entwickelst,“ sagte ich und schaute auf meinen leeren Teller. „Cecilia, mir ist bewusst, dass ihr Drogen verkauft, Leute foltert oder sogar tötet. Ich kenne die Jungs mittlerweile und weiß, dass sie trotz allem gute Menschen sind, auch wenn das schlechte Gewissen sie prägt.“
„Als wir alle bei einer Strandfeier waren, wurde Alicija und mir LSD ins Getränk gemischt. Es war der Barkeeper, den du wahrscheinlich auch kennengelernt hast. Sein Name war Carlos. Jedenfalls hatten Mason und ich am Strand Sex [...]“
Von der Vergewaltigung bis hin zur Ermordung erzählte ich ihr die ganze Geschichte. „Es tut mir leid, was euch an dem Abend widerfahren ist. Es ist zwar hart und schrecklich, was mit Carlos geschehen ist, aber ich kann die Strafe nachvollziehen,“ sagte sie, und ich nickte und trank den restlichen Schluck aus meiner Tasse.
„Alicija ist für mich wie eine große Schwester, und nein, Liv, sie kann dich nicht ersetzen, weil wir uns schon ewig kennen und du ebenfalls meine große Schwester bist! Ich kümmere mich viel um sie, da sie außer mir und Mason kaum Kontakt zu jemandem hat. Ich bin nächste Woche in Frankreich und würde dich bitten, ein Auge auf sie zu werfen. Sie würde sich sicher freuen, dich zu sehen!“ Liv dachte kurz nach und meinte dann: „Sie ist doch kein Kleinkind mehr!“
„Heute Morgen hatte sie eine Panikattacke, und gerade in solchen Situationen möchte ich sie ungern allein lassen. Wir haben in Frankreich eine wichtige Mission, und ich übernehme die Aufgaben, die eigentlich Alicija zugeteilt waren.“ Mir war bewusst, dass Liv nicht gefiel, wie involviert ich in der Camorra war, doch das ist das Leben, für das ich mich entschieden habe.
„Verstehe. Und was genau ist das für eine Mission?“ fragte sie interessiert. „Kann ich dir erst nach Frankreich erzählen!“ Leicht gereizt sah sie mich an und verschränkte die Arme.
„Ich werde ein wenig auf Alicija aufpassen und vielleicht schaffe ich es, sie auf andere Gedanken zu bringen. Versprich mir nur eins: Komm heil zurück nach Italien. Wenn Mason nicht auf dich aufpasst –“ Belustigt stoppte ich ihre Rede und lächelte. „Ja, ich weiß schon.“ Doch ein unangenehmer, unerklärlicher Schmerz breitete sich in meinem Unterleib aus.
„Alles okay?“ fragte sie, und ich bejahte, versicherte ihr, dass meine Periode bald anstehen könnte. „Nimm die Tabletten aus dem Schrank,“ wies sie mich auf den weißen Schrank in der Küche hin. „Du weißt, wie ungern ich Tabletten nehme, und so schlimm ist es auch nicht!“ Sie verdrehte die Augen und sagte nichts mehr dazu.
„Cecilia, wir wissen beide, dass dein Beruf äußerst kriminell ist, du dich verändert hast und das College abgebrochen hast. Trotzdem kann ich nicht von dir loslassen und werde den Kontakt nicht abbrechen. Mir ist klar, dass ich ungewollt in die Camorra hineingezogen werde, aber ich muss kein richtiges Mitglied sein wie ihr. Ich werde euren Beruf akzeptieren,“ sagte sie, und ich war erleichtert, als diese Worte aus ihrem Mund kamen. „Danke, dass du die Camorra akzeptierst und respektierst!“ Ich stand auf und umarmte sie fest.
„Wirst du wieder hier einziehen?“ fragte sie, und ich ließ sie los, während sie nachdenklich zu mir sah. „Ich bin mir nicht sicher. Eigentlich habe ich die Zeit ohne dich genossen!“ Ich schlug ihr auf die Schulter, und sie lachte auf.
„Na klar, ziehe ich wieder hier ein! Meine Sachen sind im Kofferraum, und ich halte es keinen Tag länger bei meinen Eltern aus!“ Sie nahm einen Schluck aus ihrer Tasse.
„Na dann, lass uns erstmal dein ganzes Gepäck aus dem Auto holen!“ Schon stand sie auf, und wir gingen zur Haustür, um ihr gesamtes Gepäck hereinzuholen.
„Ich habe das Haus vermisst und vor allem unsere täglichen Zickereien!“ sagte sie. Mit je zwei Koffern in den Händen stiegen wir die Steintreppe hinauf und gingen direkt in ihr Schlafzimmer.
Erneut zog ein Schmerz durch meinen Bauch, weshalb ich das Gepäck fallen ließ und mich mit verzogenem Gesicht aufs Bett setzte. „Ist dir auch so warm?“ fragte sie, und ich kam mir vor, als wären es 40 Grad im Zimmer.
Ich knöpfte meine Bluse auf und fächelte mir mit der Hand Luft zu, auch wenn das wenig half. „Vielleicht wirst du krank. Es geht wohl eine Grippe um!“ meinte sie, und ich öffnete meine Hose.
„Ja, wahrscheinlich ist das so,“ sagte ich und zog mir endgültig die Bluse aus.
Schlagartig erschöpft verließ ich das Schlafzimmer und ging in mein eigenes Zimmer, wo ich mich aufs Bett legte und anfing, Mason zu schreiben.
Chat mit Mason
Ich: Liv akzeptiert die Camorra und ist wieder eingezogen. Sie wird, während wir in Frankreich sind, ein Auge auf Alicija werfen.
Ich werde eventuell etwas später kommen, da es mir nicht wirklich gut geht.
Mason: Es war mir schon klar, dass sie die Freundschaft nicht kündigen wird. Schließlich seid ihr beide Kohlköpfe zusammen aufgewachsen und könnt nicht ohne einander! Iwan weiß Bescheid und wird Alicija das Blut abnehmen. Ich hoffe, der Test wird negativ sein. Du brauchst auch heute nicht zur Halle kommen, das würde Alicija verstehen. Vielleicht werde ich nachher zu dir fahren und mich um dich kümmern, als wärst du eine Göttin. <3
Zwar mag es für den einen oder anderen kitschig klingen, doch für mich war der letzte Satz echt knuffig und zauberte mir sofort ein Grinsen ins Gesicht.
Ich: Mach dir einfach keinen Stress und werde schauen, wie es heute Abend aussieht. Schließlich muss ich spätestens nächste Woche fit sein. <3
Mason: Du wirst fit sein, da ich deine Medizin bin!
Ich: Das stimmt. Du wirst ja sehen, ob ich um 19 Uhr in der Halle bin oder nicht.
Ich legte das Smartphone beiseite, robbte weiter aufs Bett und zog die Decke über mich, während ich mich in die Kissen kuschelte. Gerade, als ich die Augen schließen wollte, klopfte es an der Tür, und ich sah Liv vor meinem Bett stehen. „Ich werde für uns Suppe kochen. Falls du irgendetwas brauchst, ruf mich!“ Ich nickte und bedankte mich für ihre Fürsorge.
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Hallöchen!
Könnt ihr Cecilias Sorgen verstehen? 🤔
Ich merke schon, wie die Geschichte mittlerweile ihr Ende findet!😁
xoxo Hannah
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