《52》
Wir unterhielten uns und gaben uns gegenseitig die Kraft, die wir benötigen. „Bevor die beiden erscheinen, werde ich noch duschen gehen“, sagte er, während er vom Bett aufsprang, und ich tat es ihm gleich.
„Und ich werde nach Alicija sehen“, sagte ich, woraufhin er nickte und ich vom Schlafzimmer von Mason in das Schlafzimmer von Alicija lief. Ich begann vorsichtig an ihrer Tür zu klopfen und drückte anschließend die Türklinke hinunter. Im Zimmer sah ich statt Alicija nur die Dunkelheit. Als ich ihr Bett erreichte, bemerkte ich, dass sie dort schlief, und schaltete die kleine Nachtlampe auf ihrer Kommode an.
Zwar ist sie kein Kleinkind mehr, aber sie soll nicht in einem dunklen Raum erwachen und Panik bekommen. Ich möchte ihr alles ermöglichen, damit sie sich wenigstens etwas wohlfühlt.
Gerade als ich ihr Zimmer wieder verließ, klingelte es an der Haustür, und ich lief direkt die Marmortreppe hinunter. Als ich die Tür öffnete, sah ich zwei große Männer vor mir stehen. Sie lächelten mich etwas verlegen an, und ich bat sie ins Haus.
„Wie geht es dir und Alicija?“, fragte Fabio, der zuerst zögerlich wirkte. „Alicija schläft, und ich bin erschöpft von der ganzen Situation. Ich werde die Nächte bei Alicija schlafen, damit sie nicht allein ist“, sagte ich und sah zu Matteo, der bedrückt zu Boden schaute.
„Du trägst keine Schuld“, sagte er, wie angewurzelt neben Fabio stehend, der stumm zu Boden sah. „Das sagst du so leicht. Ich hätte etwas hören müssen! Und vor allem in meinem eigenen Zuhause, dort, wo sich meine zukünftige Freundin wohlfühlen sollte, wird sie von einem Bastard vergewaltigt! Ich kann in dem Haus nicht mehr leben, da ich mich dort nur noch ekle!“ Fabio schloss inzwischen die Haustür, und wir gesellten uns gemeinsam zum Esstisch.
„Das ist verständlich. Möchtest du ausziehen?“ Mir war durchaus bewusst, dass die Atmosphäre im Esszimmer unangenehm war, doch das Thema war für uns alle relevant.
„Am liebsten, aber ich wüsste nicht, wohin.“ Fabio kam eine Idee und richtete seinen Blick auf Matteo. „Du könntest das Haus verkaufen und vorübergehend bei mir wohnen.“ Jedenfalls wäre das eine Option, und ich konnte nachvollziehen, warum Matteo sein eigenes Zuhause nicht mehr anerkennen konnte.
„Ich will dir keine Umstände bereiten!“ Er stand vom Stuhl auf, nahm ein Glas aus der Schublade und füllte es mit klarem Wasser. „Du bereitest mir keine Umstände. Die Camorra ist eine Familie, und in der Familie sind wir alle füreinander da!“
Immer wieder bemerkte ich, wie stark der Zusammenhalt untereinander war, was mir persönlich Sicherheit gab und mir das Gefühl nahm, allzu allein zu sein, seitdem Liv und meine Eltern fortgegangen sind.
Fabio stimmte zu und klopfte Matteo brüderlich auf die rechte Schulter. Doch die Unterhaltung wurde unterbrochen, als Mason das Esszimmer betrat.
„Ihr seid schon da?“, fragte er überrascht, während seine nassen Haare wild in alle Richtungen standen. Er kam gerade mit einer schwarzen Jogginghose die Treppe hinunter.
„Cecilia wird heute für Alicija einspringen. Die Planung muss dennoch stattfinden, obwohl wir alle in einer ungünstigen Verfassung sind. Schließlich müssen wir in einer Woche in Frankreich sein, da dort der Ball stattfinden wird.“ Ich blieb stumm, da dies für mich ungewohnt war und ich noch nie bei solchen Planungen dabei gewesen war.
„Hast du dich denn schon entschieden? Kommt Cecilia mit?“, fragte Matteo und nahm einen Ordner aus seiner Tasche.
Mason sah uns alle nacheinander an und bemerkte, dass Matteo etwas aufschrieb. „Schau mich nicht so an. Ich werde Alicija ersetzen!“ sagte ich ernst, woraufhin er tief ein- und wieder ausatmete.
„Cecilia, ich–“ begann er, doch ich unterbrach ihn. „Fang nicht so an! Was auch immer ihr da aufschreibt, protokolliert, dass ich an der Mission teilnehmen werde!“ befahl ich, und alle Blicke richteten sich auf Mason.
„Mason, es wäre von Vorteil, wenn Cecilia mitkommen würde. In einer Woche wird Alicija noch nicht stabil genug sein und nicht in der Lage, eine Mission durchzuführen. Sie sollte die Zeit lang Alicija ersetzen.“ Er überlegte und sah mich nachdenklich an.
„Ich weiß jedoch nicht, ob sie schon dazu bereit ist. Sie hatte nur ein paar Mal Training und nur einmal eine Waffe in der Hand!“ Er verschränkte die Arme vor der Brust.
„Wenn du mitkommen würdest, wärst du während der gesamten Mission rund um die Uhr bei mir!“ Ich verdrehte die Augen und stimmte zu. „Mason, sie müsste Alicijas Aufgaben übernehmen. Sie wäre jedenfalls unauffälliger als Alicija, da die Familie La Pégre Alicija kennt.“ Die Anspannung in Masons Gesicht war deutlich zu erkennen, und er faltete die Hände überlegend auf dem Tisch.
„Kannst du Französisch?“, fragte er, und ich bejahte es. „Cecilia wird uns also nach Frankreich begleiten. Doch wenn ihr etwas zustößt, werde ich euch beide und mich selbst umbringen. Ich kann es nicht tolerieren, dass meiner Schwester oder meiner Freundin etwas passiert!“ Mason lehnte sich mit knirschenden Zähnen zurück, während Matteo mir alle Aufgaben von Alicija erklärte.
Es war mitten in der Nacht, und die Planung schritt weiter voran. „Wir werden dir die Sachen besorgen!“ gab Fabio Bescheid, während Matteo seinen Ordner im Rucksack verstaute.
Als alle die Stühle nach hinten schoben, um aufzustehen, sahen wir alle in eine Richtung. „Alicija“, sagte ich und näherte mich ihr. „Ich war duschen und habe bekannte Stimmen gehört.“ Sie trug ein langes Shirt, das vermutlich von Matteo stammte.
„Wie geht es dir?“, fragte ich und zog sie in die Arme. „Eher nicht so gut“, antwortete sie, wobei ihr Blick auf Matteo gefesselt war. Als ich sie losließ, gesellte sie sich zu uns.
„Alicija, du wirst nicht mit nach Frankreich kommen. Dafür springt Cecilia für dich ein“, sagte Mason, woraufhin eine Stille im Raum entstand.
Alicija sah zu ihrem Bruder, der jedoch zum Tisch hinab schaute. „Danke, dass du für mich einspringst“, sagte sie und drehte den Kopf zu mir, dabei lächelte sie leicht.
Niemand wusste wirklich, was zu sagen war, bis Matteo schließlich den Mut fand, den Mund zu öffnen. „Es tut mir leid“, sagte er, und eine Träne lief ihm über die Wange. „Dich trifft keine Schuld, und ich bitte euch, wieder so zu sein, wie ihr vorher wart! Zwar wurde ich vergewaltigt, dennoch möchte ich Gras darüber wachsen lassen.“
„Du wurdest vor circa 24 Stunden vergewaltigt, und da können wir nicht einfach Gras drüber wachsen lassen! Ich kenne meine Schwester, und auch wenn du jetzt sofort das Geschehen vergessen möchtest, wirst du das nicht so schnell können. Wir sind alle momentan psychisch am Ende und wollen dir helfen!“ begann Mason Klartext zu reden.
Als ich wieder zu Alicija sah, bemerkte ich, wie sie mit den Tränen kämpfte. „Ich will das Ganze vergessen!“, schrie sie plötzlich durch die Küche und brach in Tränen aus.
Niemand näherte sich Alicija, um die Situation nicht zu verschlimmern, während ich mich ihr zuwandte und sie fest in den Arm nahm. „Niemand kann das nachvollziehen, es sei denn, man ist selbst zum Opfer geworden! Ich habe Angst, dass ich Matteo nie wieder berühren kann, da ich mittlerweile irgendwelche Komplexe entwickelt habe!“ Ihre Augen waren rot, und sie sah zudem zu Matteo.
„Egal, wie viel Zeit du brauchst, ich warte auf dich und tue alles, damit es dir gut geht!“, sagte er, während er vor ihr in die Hocke ging. „Ich liebe dich, Matteo, und es tut mir leid. Ich sollte jetzt schlafen gehen.“
„Ich werde dich aufs Zimmer begleiten und bei dir übernachten“, sagte ich, und sie stimmte zu. Bevor Alicija und ich die Küche verließen, gab ich Mason einen Kuss und verabschiedete mich von Fabio und Matteo.
Im Bett von Alicija machten wir es uns bequem, sodass jeder seine perfekte Schlafposition fand. „Ich muss dir etwas gestehen. Ich habe den gesamten Verlauf deiner Vergewaltigung deinem Bruder erzählt“, sagte ich, während sie mich mit glitzernden Augen aus der Dunkelheit ansah. „Ich könnte jetzt nachtragend sein, aber Mason hätte es früher oder später erfahren, und die Situation weiter zu verschlimmern, wäre auch nicht vorteilhaft. Also, alles gut.“
Aus ihrer Stimme hörte ich, wie gebrochen sie war, als wäre sie eine Puppe aus reinem Porzellan. Es schien, als hätte jemand ihr sämtliche Fröhlichkeit geraubt.
„Es gibt noch etwas, worüber ich mit dir reden sollte. Vielleicht solltest du zur Sicherheit einen Schwangerschaftstest machen“, sagte ich, ein Gedanke, der mir unerwartet kam.
„Ich denke nicht, da ich die Pille nehme. Vielleicht sollte ich, bevor du nach Frankreich fliegst, dennoch einen Test machen“, sagte sie, und ich stimmte ihr zu und strich ihre nassen Haare aus ihrem Gesicht.
„Weißt du, Cecilia, ich hatte noch nie wirklich eine Freundin, da ich mit Jungs aufgewachsen bin und Frauen mir gegenüber direkt Vorurteile haben und mir deshalb keine Chance geben, neue Bekanntschaften zu schließen. Dich als Freundin zu haben, sollte wertgeschätzt werden!“ Ein leichtes Lächeln schlich mir über die Lippen, und ich bedankte mich für ihre ehrlichen Worte.
Wie dem auch sei, schlossen Alicija und ich gemeinsam die Augen und versuchten, ohne uns weiter den Kopf zu zerbrechen, friedlich einzuschlafen.
《Am Morgen》
Neben mir lag eine verschlafene Alicija, die sich die Nacht über mehr als breit gemacht hatte, was ich durchaus von Mason nur allzu gut kannte. Ohne sie beim Schlafen zu stören, stand ich langsam vom Bett auf und verließ leise ihr Schlafzimmer.
Auf Zehenspitzen tapste ich die kalten Treppenstufen hinunter, da mein Magen deutlich nach mehr als nur Nahrung verlangte. Die Räume im Haus wurden durch den Sonnenaufgang leicht erhellt, und ich ging direkt zum Kühlschrank.
Fragend stand ich vor dem Kühlschrank und überlegte. „Was soll ich denn bei so viel Auswahl essen?“, murmelte ich vor mich hin und tippte mit meiner Fingerspitze auf mein Kinn.
Unerwartet spürte ich zwei große Hände auf meiner Taille. Ich drehte mich abrupt um und schlug der Person reflexartig mit meiner geballten Faust ins Gesicht. Bevor ich realisierte, dass es Mason war, war es schon zu spät. „Es tut mir so leid!“ rief ich und ging schnell auf ihn zu.
Er hatte eine aufgeplatzte Lippe, aus der etwas Blut floss. Schnell griff ich nach einem sauberen Tuch und drückte es auf die Lippe meines Freundes. „Nein, es war mein Fehler. Ich hätte mich nicht anschleichen dürfen, nach allem, was passiert ist.“
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Hallöchen! 😊
Könnt ihr Cecilias Reflex verstehen? Versetzt euch in ihre Lage! 😊
xoxo Hannah
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