《37》

Ich betrat das Haus und bemerkte sofort eine Liv, die hysterisch mit Sachen in den Armen durch das Haus lief. „Liv?“ machte ich mich bemerkbar, woraufhin die ganzen Sachen ihr fast aus den Händen fielen.
Sie sah nun mit ihren zerzausten Haaren zu mir auf und ließ die Sachen auf den Tisch fallen.

„Cecilia, unsere Eltern werden bald erscheinen, und du weißt selbst, wie herausfordernd das sein kann. Der Kuchen ist schon im Backofen, ich habe das Badezimmer geputzt, aber die Küche und das Wohnzimmer sehen inakzeptabel aus!“ Ich lehnte mich an die Wand und sah sie belustigt an.

Mir kam die Frage in den Sinn, ob Liv und ich die Rollen getauscht hatten, denn normalerweise war ich die hysterische und aufgeregte Person von uns beiden, während sie immer ganz entspannt blieb.

„Was stehst du da so blöd rum? Mach den Tisch sauber!“ Dabei warf sie mir einen nassen Lappen zu, wobei Spritzer mein Shirt trafen. „Bleib doch mal entspannt!“ Ich ging auf den Tisch zu und wischte gründlich die Flecken weg.

„Entspannt? Entspannt sagst du? Schau dich um!“ Ich ließ meinen Blick über die Küche schweifen, und das Einzige, was mir ins Auge stach, war der Berg schmutzigen Geschirrs.

„Warum können unsere Eltern keine klare Uhrzeit nennen? Außerdem sehen wir schlimmer aus als der Dreck auf dem Boden!“ Dabei sah Liv an sich herunter und bemerkte den roten Fleck, der auf ihrer Hose klebte.

„Du hast recht. Wir räumen jetzt das Geschirr in die Spüle, und dann springen wir beide unter die Dusche.“ Damit fingen wir an, das Geschirr in die Spüle zu räumen.

In meinem Zimmer angekommen, betrachtete ich mich kurz im Spiegel und musste zugeben, dass ich schrecklicher aussah als ein Haufen Müll. Ich zog das beschmutzte Shirt von Mason aus, wobei die Unterwäsche gleich mit folgte. Mit frischen Klamotten begab ich mich ins Badezimmer, öffnete den zerstörten Zopf, und die unkontrollierten Strähnen fielen mir über die Schultern.

Anschließend stieg ich in die Dusche und ließ das warme Wasser über meinen Körper strömen. Sofort umhüllte die Wärme meinen Körper, und ich nutzte die Zeit, um für mich zu sein. In Gedanken versunken, trat Liv plötzlich ins Badezimmer – nur in ein einziges Handtuch gehüllt, das ihre nackte Haut bedeckte.

„Kennst du das Wort Privatsphäre?“ fragte ich sie, sowohl fragend als auch wartend. „Cecilia, dusch dich schneller und verbrauche nicht wieder Stunden im Bad!“ Schon war sie wieder aus der Tür verschwunden. Ich schäumte mir die Haare mit Shampoo ein und verteilte Duschgel auf meiner Haut. Nachdem ich damit fertig war, wusch ich den Schaum samt Dreck von meinem Körper und stieg aus der Dusche.

Ich trocknete mich mit dem bereitgelegten Handtuch ab und zog mir die blaue Hose sowie eine weiße Bluse an. Meine Haare ließ ich trocken föhnen und band jede Strähne, die zuvor verknotet über meine Schultern hing, zu einem Zopf zusammen. Zufrieden mit dem Resultat verließ ich das Badezimmer und trat aus meinem Zimmer.

Im Esszimmer roch es verlockend nach Livs gebackenem Kuchen, während Besteck und eine Kanne bereits auf dem Tisch standen. Wie abgestimmt, ertönte in diesem Moment die Türklingel, und Liv und ich sahen uns schlagartig mit großen Augen an.

„Augen zu und durch!“ sagte ich streng, während wir beide wie Soldaten, die in eine Schlacht ziehen, die Haustür öffneten und unsere Eltern hereinließen.

Zwanghaft strahlten Liv und ich über beide Ohren und baten die vier Personen ins Haus. „Meine liebe Tochter!“ begann meine Mutter und zog mich fest an sich, was mein Vater gleich tat.

Nachdem die langersehnte Begrüßung vorbei war, führten wir unsere Eltern ins Wohnzimmer. Kurz nachdem alle Platz genommen hatten, begann das alljährliche Hauptthema. „Zwar sind jetzt Ferien, aber ihr solltet keine Pause machen, sondern euch ordentlich auf das kommende Semester vorbereiten!“ Innerlich verdrehte ich die Augen, als ich die Worte meiner Mutter hörte.

„Das College läuft wie immer blendend!“ antwortete Liv kurz und knapp und schnitt jedem ein Stück Kuchen ab.

„Liv, warum schminkst du dich eigentlich immer? Ich habe dir doch sämtliche Studien gezeigt, was das für Auswirkungen auf deine Haut hat!“ Alice, ihre Mutter, sah Liv abwertend an, als hätte sie ein Verbrechen begangen.

Alice und Liv waren sich sehr ähnlich; Liv hatte jedoch braune Augen, während Alice blaue Augen besaß. Liv schien die Augenfarbe von ihrem Vater Stefano geerbt zu haben.

Während die ersten Diskussionen am Tisch liefen, folgte prompt die nächste. „Cecilia, du siehst irgendwie anders aus als sonst“, begann mein Vater mich zu mustern, und ich sah ihn nur irritiert an. „Was soll das denn heißen?“ Auch meine Mutter musterte mich nun.

„Ich erwarte eine Antwort von euch!“ Dabei nahm ich meine Gabel in die Hand und begann aus Frust, den Kuchen zu zerdrücken. Je mehr ich darüber nachdachte und sah, wie sie den Kuchen in sich hineinschaufelten, schlug ich kräftig mit der Faust auf den Tisch, sodass alle erschraken und ich sie grinsend ansah wie eine Psychopathin.

„Können wir bitte über etwas anderes sprechen als über das College, Schminke oder mein Äußeres? Liv und ich haben auch andere Interessen, die für euch zufällig irrelevant sind. Wenn es um das Lernen oder gute Noten geht, ist das Interesse bei euch plötzlich riesig!“

„Cecilia Russo, wir wollen doch nur das Beste für euch beide. Denkt ihr etwa, Wissen fällt vom Himmel oder Erfolg kommt von allein?“ Trotz der Wut, die in mir brodelte, versuchte ich, ruhig zu bleiben, und atmete tief ein und aus.

„Wenn ihr das College nicht mit Bravour abschließt, könnt ihr euch von den Abfallresten ernähren!“ fügte Alice hinzu und warf Liv einen kritischen Blick zu.

„Mutter! Ihr wart doch auch mal jung!“ verteidigte Liv mich, während unsere Väter weiter den Kuchen aßen und die Diskussion interessiert verfolgten.

„Natürlich waren wir jung, aber wir wussten, wo unsere Prioritäten lagen, und sind nicht auf der Straße gelandet“, sagte mein Vater. Auch wenn ich ruhig bleiben wollte, spürte ich, wie mein Puls stieg.

„Und was wäre, wenn ich das College abbrechen würde? Würde ich dann wirklich auf der Straße landen, so wie ihr es prophezeit?“ Eigentlich wollte ich das nie sagen, aber ich konnte nicht anders und war geladen wie noch nie.

„Die Familie Rosé und wir bezahlen euch das Haus, die Steuern, und so bedankt ihr euch? Wenn du das College verlässt, siehst du keinen Cent mehr von uns!“ Mit einem abschätzigen Blick sah ich meine Mutter an, die voller Arroganz vor mir saß.

„Ich muss euch etwas zeigen!“ Erfreut, wie ich war, krempelte ich den Ärmel meiner Bluse hoch und präsentierte das Tattoo. Hämisch grinste ich, woraufhin Liv schockiert den Mund zu hielt.

Meine Eltern änderten abrupt ihre Mimik, und die Rosé-Familie schüttelte den Kopf. Auch wenn dies eine Kurzschlussreaktion war, fühlte es sich befreiend an.

„Cecilia! Was ist bloß in dich gefahren? Wo bleibt das kleine Mädchen, das wir so vermisst haben?“ fragte mein Vater, während ich meine Bluse wieder runterkrempelte.

„Das kleine Mädchen ist erwachsen geworden! Entweder ihr akzeptiert mich, wie ich bin, oder ihr braucht euch nicht mehr blicken zu lassen. All die Jahre habe ich getan, was ihr wolltet! Ich gehe feiern, habe einen Freund, fahre Motorrad und bin glücklich! Akzeptiert mich so, wie ich bin. All diese Erfahrungen sind es wert, und ich habe es satt, es immer allen recht machen zu müssen!“

„Du hast einen Freund? Du gehst feiern? Du fährst Motorrad?“ Mein Vater sah mich schockiert an, während ich meine Hände ruhig auf den Tisch legte.

„Wir führen eine Beziehung, in der wir sehr glücklich sind. Die Dinge, die Cecilia aufgezählt hat, kennt ihr gar nicht, weil ihr nur auf Erfolg fokussiert seid!“ mischte sich Liv ein, und ich war erleichtert, dass sie hinter mir stand.

„Wohl eher hat dein ‚Freund‘ dich zu dem gemacht, was du insgeheim gar nicht bist!“ Jetzt platzte mir die Bombe, und ich sprang auf, stützte meine Arme auf den Tisch und sah alle mit einem durchdringenden Blick an.

„Wenn du noch einmal so über Mason redest, könnt ihr direkt gehen und braucht euch nicht mehr zu melden! Er hat mir gezeigt, was ich aus meinem Leben machen kann, und eure Vorstellung von einer perfekten Tochter ist vorbei!“ Ich rückte den Stuhl nach hinten, nahm meinen Teller und ging zur Spüle.

„Wir machen uns nur Sorgen!“ Als der Streit mit meinen Eltern endete, holten die Rosés aus. Auch wenn ich Liv den Rücken stärken wollte, fehlte mir die Kraft, die ich zuvor noch besessen hatte. Ich zog mich in mein Zimmer zurück, um meinen Kopf klar zu kriegen. Mein Smartphone, das auf dem Bett lag, nahm ich in die Hand.

《Chat》

Ich: Schlimmer hätte es mit meinen Eltern nicht kommen können.

Mason: Was ist denn geschehen?

Ich: Wie erwartet ist das Ganze in einen großen Konflikt ausgeartet. Aus Frust und Provokation habe ich ihnen sogar das Tattoo gezeigt.

Mason: So hart es auch sein mag, lass es einfach über dich ergehen. Es bringt nichts, dich weiter hineinzusteigern. Letztendlich haben sie eine andere Meinung dazu. Mit meinem Vater wäre es nicht anders.

Ich: Es raubt einem die Nerven. Wie ist das Gespräch mit Alicija verlaufen?

Mason: Naja, die junge Dame war sehr emotional. Zuerst hat sie geweint, dann kam ein Teller geflogen. Das übliche Drama. Trotz der Emotionen hat sie mich am Ende umarmt, und wir konnten uns sachlich unterhalten.

Ich: Sie ähnelt immer mehr Liv. Wann kommst du vorbei?

Mason: Wann du willst, aber gerade wäre es unpassend. Ich sitze mit Fabio im Büro und schmiede Pläne. So gegen 18 oder 19 Uhr könnte ich bei dir sein.

Ich: Was für Pläne?

Mason: Erzähle ich dir demnächst.

Ich: Grüß ihn von mir!

《Chat Ende》

Ich legte das Smartphone beiseite, stand vom Bett auf und begann, meine Bluse und Hose aufzuknöpfen. Stattdessen zog ich ein weißes Top und eine schwarze Jogginghose an. Anschließend kuschelte ich mich unter die warme Decke und ließ meine Gedanken für einen Moment ruhen. Doch bevor ich mich richtig entspannen konnte, klopfte es, wie erwartet, an der Tür.

Meine Mutter trat ein und schloss die Tür hinter sich. „Wenn du gleich mit dem College anfängst, kannst du dich wieder umdrehen und gehen!“ Doch sie zog nur ihre Schuhe aus und setzte sich neben mich ins Bett.

„Cecilia, ich weiß, dass wir uns oft streiten und nicht immer einer Meinung sind“, begann sie ruhig, „aber alles, was wir sagen, kommt aus Sorge. Vielleicht wirkt es manchmal streng, aber wir wollen, dass ihr ein sicheres, gutes Leben habt.“

Ich sah sie an und spürte, wie mein Widerstand langsam schwand. „Mama, ich verstehe das, aber ich will auch meinen eigenen Weg gehen. Es gibt Dinge, die mir wichtig sind und die ihr einfach nicht seht.“

Sie nickte leicht, nahm meine Hand und drückte sie. „Vielleicht können wir das gemeinsam besser verstehen.“ Ein leichter Frieden lag in der Luft, und ich spürte, dass wir uns beide ein kleines Stück näher gekommen waren.

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Hallöchen🙋🏼‍♀️
Eure Meinung zu Cecilia's Reaktion? Gerechtigkeit oder nicht?
xoxo Hannah

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