《30》

Hin und wieder beschleunigte er die Geschwindigkeit, doch meine Angst vor der Schnelligkeit hielt sich in Grenzen, und ich umschloss nur noch fester seine Taille mit meinen Armen.
„Wann sind wir da?“ versuchte ich gegen den Wind anzukommen, in der Hoffnung, dass Mason mich verstand.
„Sind gleich da!“ sagte er und bog scharf um eine Kurve, vor uns erschien eine große Halle.

Die Halle stand etwas abgelegen von den Häusern und sah keineswegs heruntergekommen aus, sondern war gut erhalten – genau so, wie man sich eine Halle vorstellt. Auf dem Parkplatz standen einige teure Fahrzeuge, und ein paar Leute begutachteten uns, oder genauer gesagt, mich.

Mason parkte das Motorrad auf einem freien Platz und stieg ab, während ich mir meinen Helm vom Kopf zog und meine Haare glatt strich. Als auch Mason den Helm abnahm, legte er typischerweise einen Arm um mich und ging mit mir auf die anderen zu, die mich eben noch neugierig gemustert hatten.

Sie begrüßten sich, und ich fühlte mich irgendwie unwohl, wahrscheinlich weil mich sechs Typen anstarrten und ich nicht wusste, wie ich damit umgehen sollte.

„Sie ist süß. Vielleicht könnte ich sie mir mal ausleihen!“ grinste einer Mason an, woraufhin er natürlich nicht begeistert reagierte.
„Fasst du sie an, hast du keine Hände mehr!“ Das nenne ich mal eine klare Drohung.

Wie dem auch sei, führte Mason mich zum Eingang der Halle. Beim Betreten kam uns direkt ein intensiver Geruch von Schweiß entgegen.
„Man riecht, dass ihr hier trainiert!“ Doch bevor Mason antworten konnte, kam ein etwas älterer Herr auf uns zu, dessen beide Arme mit Tattoos geschmückt waren. Es waren verschiedene Motive, und trotz des scheinbaren Durcheinanders sah es wirklich gut aus.

Er wirkte etwas bedrohlich, weshalb ich mich näher an Mason drückte.
„Sind das alles Mitglieder? Die starren mich so an,“ flüsterte ich zu ihm und deutete auf die Männer, die auf der Couch saßen und genüsslich an einer Zigarette zogen.
„Es ist ja auch selten, dass ich mal mit einer Begleitung hierherkomme, die kein Mitglied ist,“ sagte er mit einem Lächeln, und ich nickte.

Der Mann hielt vor uns an und sah mich zuerst streng an, als hätte ich etwas verbrochen, doch dann lächelte er und reichte mir freundlich die Hand, die ich etwas zögerlich annahm.
„Mein Name ist Iwan, und es ist mir eine Ehre, eine so hübsche Frau wie dich heute tätowieren zu dürfen,“ sagte er mit russischem Akzent und schien, trotz seines Aussehens, freundlich zu sein. Man sollte Menschen eben nicht nach ihrem Äußeren beurteilen, auch wenn der erste Eindruck zählt.
„Cecilia,“ stellte ich mich kurz vor.

„Endlich hast du dir mal eine vernünftige Frau ausgesucht und nicht immer diese Frauen, die aussehen, als wären sie auf den Strich gegangen!“ Mit gerunzelter Stirn sah ich zu Mason, der sich verlegen am Hinterkopf kratzte.

„Wusste gar nicht, dass du auf Prostituierte stehst,“ lachte ich, und Iwan schien ebenfalls amüsiert über meine Aussage.

„Ich habe nie mit einer Prostituierten geschlafen, die sahen nur ein bisschen aufreizend aus. Iwan, wolltest du Cecilia nicht jetzt tätowieren?“ Mason versuchte, das Gespräch in eine andere Richtung zu lenken.
„Iwan, bring Cecilia in den Raum, wo du ihr das Tattoo machst. Ich komme gleich nach, muss vorher noch ein paar Dinge erledigen.“

Iwan führte mich die Halle entlang, bis wir vor einer Tür anhielten. Er drückte die Klinke hinunter, und wir traten gemeinsam in den Raum ein. Dort stand eine schwarze Liege, auf die er mich bat, mich zu legen.

„Wurdest du schon einmal tätowiert?“ fragte er. Ich schüttelte etwas eingeschüchtert den Kopf.
„Hast du schon ein Motiv?“ Ich erklärte ihm meine Vorstellungen.

„Du scheinst Mason wichtig zu sein. Es freut mich, dass er mal wieder mit einem Lächeln in die Halle kommt!“ grinste er leicht, während er die Utensilien für das Tätowieren auf einem Tablett vorbereitete.

„Ist er sonst nie so?“ fragte ich neugierig, und er schüttelte den Kopf, während ich mein Smartphone aus der Tasche nahm und ihm das Motiv zeigte, das ich mir vorgestellt hatte.

„Nein. Seit dem Tod seiner Mutter war er nicht mehr der Alte. Sein Vater trauert bis heute um Aurora, deshalb kümmern sich Mason und Alicija um die Camorra. Mason hat sich vor allem auf die Franzosen fokussiert und will sie töten.“

Ihr Name war also Aurora. Der Name von Masons Mutter gefiel mir; er war selten und besaß etwas Episches. Ich wusste, dass Mason einen Hass auf die Franzosen hatte und konnte seine Wut verstehen.

„Lass uns lieber ein anderes Mal darüber sprechen, bevor Mason oder jemand anderes das Gespräch mitbekommt. Erzähl mir lieber etwas über dich. Was machst du beruflich, und was sind deine Hobbys?“ schlug Iwan vor, und er hatte nicht unrecht.

„Mein Leben ist nicht so aufregend wie eures. Ich gehe mit meiner besten Freundin Liv aufs College, und wir wohnen zusammen in einem Haus. Meine Hobbys? Um ehrlich zu sein, habe ich nicht wirklich welche, außer zu lesen und zu lernen!“

„Du hast ja ein spannendes Leben! Wenigstens hast du Mason kennengelernt – mit ihm wird es nie langweilig. So, Cecilia, ich setze jetzt die Nadel an. Wenn du eine Pause brauchst, sag Bescheid.“ In dem Moment, als Iwan die Nadel ansetzte, kam Mason frisch umgezogen, in einer schwarzen Hose und einem weißen Shirt, in den Raum.

„Teufelchen, bekommst du jetzt schon Angst?“ Auch wenn ich meine Angst nicht zeigen wollte, zitterte ich innerlich und wollte es einfach hinter mich bringen.

„Mason, sei leise! Iwan, leg los!“ forderte ich ihn auf, und schon hörte ich das Summen der Maschine.

Langsam bildeten sich Schweißperlen auf meiner Stirn, und ich sah ängstlich zu Mason, der meine Hand nahm und sanft mit seinem Daumen über meine Handfläche strich. Iwan desinfizierte noch meinen Oberarm, und dann ging es los.

Ich kniff die Augen zusammen und spürte die stechenden Nadelstiche auf meiner Haut.
„Geht das mit den Schmerzen?“ fragte Iwan, und ich nickte langsam, öffnete mit zusammengebissenen Zähnen die Augen wieder.

„Babe, hätte nicht gedacht, dass du das durchziehst!“ Ich sah kurz zu Iwan hinunter, der ab und zu mit einem Tuch die überschüssige schwarze Farbe von meinem Arm wischte und konzentriert weiterarbeitete.

„Tja!“ brachte ich mit zusammengekniffenen Zähnen hervor und riskierte einen kurzen Blick auf meinen Oberarm. „Wie lange wird das ungefähr dauern?“ fragte ich, während ich versuchte, mich zu entspannen.

„Ungefähr vier bis fünf Stunden. Kommt darauf an, wie oft wir Pause machen.“ Ich schluckte den Schmerz herunter und sah zu Mason, der grinsend neben mir stand und meine Hand hielt.

„Meinst du, das Tattoo wäre versaut, wenn ich dich jetzt kitzeln würde?“ Kaum zu glauben, dass er in diesem Moment noch die Nerven hatte, mich zu provozieren.
„Versuch es, und ich sorge dafür, dass du nie wieder Kinder zeugen kannst!“ grinste ich ihn gequält an, doch er blieb gelassen.

„Wir bestellen gleich was zu essen. Soll ich dir auch was mitbestellen? Eigentlich hast du es ja nicht verdient, so oft wie du gemein zu mir bist!“ Meine Kinnlade klappte runter, und ich wollte aufstehen, um ihn zurechtzuweisen, doch Iwan drückte mich zurück in die Liege.

„Mason! Ich habe nicht gefrühstückt und kriege langsam Hunger! Wenn du das wirklich machst, bist du ein toter Mann!“ Er ließ meine Hand los und holte stattdessen sein Smartphone aus der Tasche.

„Du willst mich töten? Dann komm doch her, Teufelchen – nur darfst du nicht aufstehen.“ Er ärgerte mich, und ich ließ mich dummerweise provozieren.

„Iwan, ich bestelle für dich mit!“ rief Mason lachend und verließ grinsend den Raum. Ich konnte es kaum fassen, dass er wirklich diesen Move abgezogen hatte, und sah genervt zur Decke.

„Ich hasse ihn!“ sagte ich genervt, während Iwan konzentriert weiterarbeitete.
„Ich glaube kaum, dass du ihn wirklich hasst,“ entgegnete Iwan, und mittlerweile hatte ich mich an den Schmerz gewöhnt.

„Ich weiß, dass Mason auf dich steht. Warum seid ihr eigentlich kein Paar?“ Die Frage kam unerwartet, und ich musste innerlich schmunzeln, als ich an Masons Sprüche dachte und daran, wie liebevoll er manchmal sein konnte, obwohl er oft das Gegenteil zeigte.

„Ich habe Angst, in die Kriminalität hineingezogen zu werden. Schließlich wäre ich die Freundin von Mason, dem zukünftigen Nachfolger der Camorra wird. Ich weiß nicht, was ich davon halten soll, denn eigentlich bin ich die kleine graue Maus, die sich hinter ihren Büchern versteckt!“ Iwan hielt kurz inne, hörte auf zu tätowieren und gönnte mir eine kleine Pause.

„Früher oder später werden die Franzosen auf dich aufmerksam, und es wäre gut, wenn du darauf vorbereitet bist. Die Camorra könnte dir Schutz bieten.“

Jeden Tag werden meine Gefühle für Mason stärker, und ich kann nichts dagegen tun. „Auch wenn du den Kontakt zu Mason abbrechen würdest, wärst du für die Franzosen trotzdem interessant, da du die Schwachstelle von Mason bist,“ erklärte er und setzte die Maschine wieder auf meiner Haut an, wobei das brennende Gefühl erneut einsetzte.

„Habe ich also wirklich keine andere Wahl?“ fragte ich mehr zu mir selbst, während ich wieder zur Decke starrte.
„Letztlich liegt die Entscheidung bei dir, aber ich will ehrlich und realistisch sein. Die Franzosen sind nicht dumm, und sie haben überall Spione. Ich könnte mir gut vorstellen, dass dein Name ihnen bereits bekannt ist.“

„Ich muss es mir gut überlegen. Schließlich ist das keine leichte Entscheidung!“ Iwan stimmte mir zu, doch er riet mir, nicht zu viel Zeit zu verlieren.

„Hältst du die Schmerzen noch aus?“ fragte er, und ich bejahte, während ich kurz auf meinen Oberarm schaute.

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