《15》
Ich sah, wie Mason hämisch zu grinsen begann, woraufhin ich ihm leicht mit meinem Ellbogen gegen die Rippe stieß. „Ich will dir nichts tun. Ich will dir die 5.000 Euro wiedergeben,“ meinte Mason, doch Diego schien ungläubig zu sein.
Ich schaute mit leicht zusammengekniffenen Augen zu Mason, da er einen wichtigen Satz ergänzen musste. „Und deine Schulden wurden jetzt aufgehoben,“ kam es genervt von ihm, doch dann fing ich an zu lächeln.
Ich wollte mich auf meinen Platz begeben, doch Mason umfasste ruckartig mein Handgelenk und zog mich wieder zu sich. Er beugte sich zu mir hinunter und kam meinem Ohr näher. „Prinzessin, auch wenn du keine Lust hast, morgen zur Feier zu gehen, werde ich dich dorthin zerren. Deinetwegen lasse ich 10.000 Euro in den Sand verschwinden!“ Er richtete sich wieder auf und verschwand dann endgültig aus dem Klassenraum.
„Was läuft zwischen dir und dem Typen? Weißt du eigentlich, mit was für Menschen du dich abgibst?“
„Wie wäre es mal mit einem Danke? Nein, zwischen Mason und mir läuft garantiert nichts, und ich würde mich lieber selbst umbringen, als mit ihm zusammen zu sein. Zumal ist mir bewusst, was für Leute das sind, und auch wenn sie kriminell sind, sind das meine Freunde – oder so!“ Ich drehte mich in seine Richtung und verschränkte die Arme vor der Brust.
„Cecilia Russo, schreibt immer gute Noten und ist ein braves Mädchen, auf das ihre Eltern stolz sind, und jetzt sieht sie die Camorra als Freunde an!“ Es war befremdlich, dass ich die Camorra mittlerweile als Freunde anerkannte, allerdings kenne ich nur einen kleinen Teil der Mitglieder, und der Teil, den ich kennenlernen durfte, wirkt wie ganz normale Menschen – außer Mason.
„Aber danke, dass du mir den Arsch gerettet hast. Auch wenn wir nur Bekannte sind, will ich dir deutlich machen, dass sie kriminell sind und du dich nicht mit denen anlegen solltest!“ fügte er hinzu.
„Diego, mach dir keine Sorgen um mich. Ich weiß, was ich tue. Was mich jedoch interessieren würde, ist, wofür die 10.000 Euro waren.“ Er nahm seine Bücher aus seiner Tasche und legte sie behutsam auf den Tisch.
„Ich muss irgendwie mit meiner Mutter und meiner kleinen Schwester über die Runden kommen. Meine Mutter hatte Schulden, und ich wollte ihr die Last abnehmen.“ Sanft legte ich eine Hand auf seine Schulter. „Das erklärt einiges. Sind die Schulden denn jetzt beglichen?“ Er nickte und schaute zum Tisch hinunter.
„Mal etwas anderes: Wir sind zwar mit der Präsentation fertig, dennoch sollten wir noch einmal alles durchgehen,“ schlug ich ihm vor, doch er verneinte. „Wir brauchen nicht mehr zu üben. Dafür sind die Karteikarten da!“ Skeptisch ließ ich mich in den Stuhl fallen und sah, wie sich der Raum langsam mit Mitschülern füllte. „Ist ja gut,“ sagte ich und hob unschuldig kurz die Hände.
Unsere Gespräche verstummten, als Frau Prokop den Saal betrat. „Guten Morgen. Schlagen Sie die Seite 390 im Buch auf. Lesen Sie die ganze Seite durch!“ Wenn es eine Professorin gibt, die ich auf diesem College nicht leiden kann, dann ist es Frau Prokop. Sie kann einem echt die Laune verderben, vor allem wenn man eine falsche Antwort auf ihre Fragen gibt – dann wird sie zum Drachen.
„Frau Russo? Worum geht es auf dieser Seite?“ fragte mich die Hexe und sah mich ahnungslos ins Buch starren. „Es geht um die Entwicklungsprozesse in Italien,“ flüsterte der neben mir, doch als ich antworten wollte, kam mir Frau Prokop zuvor.
„War mir klar, dass Sie es nicht wissen. Was ist denn mit Ihnen, Herr Ludwig?“ Er lieferte ihr sofort die korrekte Antwort.
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Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit, bis ich endlich die Schulklingel hörte. Wir packten alle unsere Sachen zusammen und verstauten sie in unseren Taschen.
„Jetzt sei mal ehrlich, wie hast du die Camorra kennengelernt?“ fragte Diego mich, während ich meinen Rucksack auf eine Schulter legte und mit ihm zusammen den Raum verließ.
„Auf einer Party,“ antwortete ich, während wir den Gang entlangliefen. „Du? Auf einer Party?“ fragte er ungläubig, doch ich versicherte ihm, dass es die Wahrheit war.
Zwischenzeitlich erreichten wir die Cafeteria, und ich ließ meinen Blick über die Menschenmenge schweifen, bis ich Liv entdeckte. „Verfolgst du mich?“ fragte ich gereizt.
„Nein, ich will nur eine plausible Erklärung für all das hier!“ Genervt verdrehte ich die Augen und ging mit ihm auf Liv zu. „Hey, wie war Gesundheit und Soziales?“ fragte ich sie, woraufhin sie sich zu mir umdrehte und mir ihre volle Aufmerksamkeit schenkte.
„Wie immer – langweilig! Und wie war Erdkunde bei dir?“ Sie richtete ihren Blick von mir ab und schaute fragend zu Diego.
„Verlief wie immer, und ja, Diego verfolgt mich!“ stellte ich fest und spürte, wie genervt ich wurde.
„Wie habt ihr die Cam—“ weiter kam er nicht, denn ich trat ihm mit voller Kraft auf den Fuß und funkelte ihn böse an. „Spinnst du?“ protestierte Liv, doch ich reagierte nicht darauf.
„Warum hast du ihm auf den Fuß getreten?“ Sie blickte kurz zu Diegos Fuß. „War ein Versehen!“
„Na dann.“ Liv verließ uns, um sich einen Muffin zu besorgen, wie es bei ihr üblich war. In der Zwischenzeit funkelte ich Diego von der Seite an und stemmte die Hände in die Hüfte. „Was sollte das bitte?“
„Liv weiß nichts von der Camorra-Geschichte, also hältst du gefälligst den Mund! Sonst stopfe ich ihn dir, verstanden?“ Schlagartig hielt ich meine Hand vor den Mund und sah ihn schockiert an, was er mir gleich tat.
„Du bist jedenfalls nicht mehr die Cecilia, die ich mal kannte!“ Er schüttelte den Kopf und ging fort. Der Umgang mit der Camorra scheint wohl keinen guten Einfluss auf mich zu haben.
„Wo ist Diego hingegangen?“ fragte Liv, die gerade mit ihrem Schoko-Muffin zurückkam. „Er … er musste noch etwas für die Schule erledigen,“ antwortete ich und sah zu, wie sie einen Bissen von ihrem Muffin nahm.
„Wie läuft es eigentlich mit dir und Samuel?“ fragte ich sie, woraufhin sie dezent rot wurde. „Sehr gut! Wir wollen allerdings alles langsam angehen, und ja, wer weiß, was noch in Zukunft passiert!“ Es erfreute mich für sie und Samuel, dennoch frage ich mich, wie Liv reagieren wird, wenn sie das Geheimnis von uns allen herausfindet. Vor allem wird sie einige Personen hassen.
„Mason und Samuel holen uns früher ab, also müssen wir die dritte Stunde sausen lassen, einverstanden?“ Ich sah sie wenig verständnisvoll an, da ich so etwas nicht gutheißen konnte.
„Liv, wir können nicht schon wieder schwänzen! Irgendwann bekommen das unsere Eltern mit, vor allem wenn sie uns in den Ferien besuchen!“ Doch desinteressiert zuckte sie nur mit den Schultern. „Komm schon, Cecilia! Sei keine Spaßbremse!“
„Ist ja gut,“ sagte ich genervt und verdrehte die Augen, bevor wir uns in den Wirtschafts-Unterricht begaben.
„Und wie läuft es mit dir und Mason?“ fragte Liv und sah mich neugierig an. Irritation stieg in mir auf, und ich schaute zu ihr. „Das ist doch offensichtlich, dass ihr euch mögt!“ Kurz lachte ich auf, weil ich ihre Aussage einfach nur zu göttlich fand.
„Was ist daran so lustig? Er ist attraktiv und hat außerdem einen humorvollen Charakter!“ Dass er einen humorvollen Charakter hat und nicht schlecht aussieht, ist mir schon längst bekannt.
„Ich stehe nicht auf ihn, und außerdem sind das blöde Behauptungen von dir!“ Augenblicklich, als wir uns zusammen im Saal für den nächsten Unterricht niederließen, nahm ich mir einen Platz und breitete mich aus.
„Das sind keine Behauptungen, das sind Tatsachen!“ Grinsend schüttelte ich kräftig den Kopf. „Jetzt nerve mich nicht mit ihm. Er ist nicht mal mein Typ!“ Allerdings muss ich gestehen, dass ich in dieser Aussage gelogen habe.
Langsam füllte sich der Raum mit weiteren Schülern, und wir warteten darauf, dass die Professorin erschien. „Wann musst du eigentlich mit Jason nachsitzen?“ fragte ich Liv, da sie darüber noch nicht mit mir gesprochen hatte.
„Am Freitag. Wir müssen also mit zwei Autos fahren, da ich bis zur sechsten Stunde bleiben muss.“ Ich nickte und sah die Professorin in den Raum kommen.
„Guten Morgen,“ sagte sie und stellte ihre Tasche auf das Pult. „Was können Sie mir über das Marketing-Management sagen?“ Sie schaute in die Runde, während einige die Arme hoben und hofften, dass sie drangenommen würden. „Frau De Rosé? Erzählen Sie doch mal über das Marketing-Management.“ Liv hob den Kopf.
„Marketing-Management ist die Organisationsdisziplin, die sich auf die praktische Anwendung von Marketingorientierung, -methoden und -techniken in Unternehmen und Organisationen eines Unternehmens konzentriert,“ sagte sie, woraufhin die Professorin begeistert wirkte.
„Sie sollten sich mehr am Unterricht beteiligen!“ Doch wie immer interessierte Liv das wenig, und sie begann, auf ihrem Block herumzukritzeln.
„Liv, woher wusstest du das?“ fragte ich sie verwundert. „Hab ich mal im Internet gelesen.“ Sie kritzelte weiter Herzen auf ihren Block, während ich mich wieder dem Unterricht widmete.
Wie dem auch sei, die Professorin schaltete einen Film über Marketing-Management ein, den wir uns bis zur Pause ansahen und dabei Notizen machten.
„Ich wünsche Ihnen einen schönen Tag und auch noch schöne Semesterferien!“ sagte sie schließlich. Wir verstauten unsere Sachen im Rucksack und verließen den Saal.
„Können wir nicht die letzte Stunde hierbleiben?“ murmelte ich, doch als ich zwei große Gestalten den Gang auf uns zukommen sah, war sowieso alles zu spät. Kurz darauf verschwand Liv in Samuels Armen.
„Schönheit, irgendwann wirst du mich auch so anspringen!“ meinte derjenige, der seinen Blick nicht von mir lassen konnte. „Nicht mal in deinen Träumen!“ zischte ich.
„Du weißt gar nicht, wie oft ich von dir geträumt habe!“ Wortwörtlich kam mir das verdaute Frühstück von heute Morgen hoch, und ich musste aufpassen, um den Gang nicht mit meinem Mageninhalt zu überfluten.
„Wetten, du träumst auch von mir?“ Sofort weiteten sich meine Augen, was er natürlich bemerkte. „Jetzt kannst du es nicht mehr verleugnen!“ Er gab mir unerwartet einen flüchtigen Kuss auf die Wange und sah, wie Liv fast vor Freude in die Luft ging.
„Wer hat dir denn erlaubt, dass du meine Wange küssen darfst?“ Schnell sammelte ich mich wieder und motzte ihn direkt an, doch er beachtete mich nicht, was mich umso mehr provozierte.
„Lasst uns gehen, denn diese Menschen hier sind zum Kotzen!“ unterbrach Samuel die kurze Stille. „Du bist niedlich, wenn du dich aufregst. Zudem wollte ich sehen, ob die zickige Cecilia noch in dir steckt, denn heute Morgen warst du nicht du selbst, Schönheit.“
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