《12》

„Matteo, erscheinst du jetzt übermorgen?“ Während ich mich entspannt gegen Logans Auto lehnte, nahm ich die Konversation zwischen Mason und ihm wahr.

„Können wir das nicht bei mir besprechen?“ Dadurch lag die Aufmerksamkeit plötzlich auf mir. „Solange Alicija dabei ist, immer!“ Dabei erhob sich Matteos Mundwinkel zu einem Grinsen, was Mason sichtlich gar nicht gefiel, und er funkelte Matteo wütend an.

„Fasst du sie an, schneide ich dir die Finger ab!“ Seine Drohung schien ernst zu wirken, und da er sowieso ein Krimineller ist, würde es mich nicht schockieren, wenn er dies in die Tat umsetzt.

Matteo hob unschuldig die Hände in die Luft, doch diese Alicija, von der Matteo sprach, schien Mason wichtig zu sein. „Na gut, wir besprechen weiterhin alles bei Cecilia!“ Das war das Schlusswort. Somit stieß ich mich von Logans Wagen ab und ging auf Masons Auto zu.

„Und Alicija ist deine Freundin?“ fragte ich ihn direkt, als wir uns anschnallten und er den Motor startete. „Ja, sie ist meine Freundin.“ Ungewollt biss ich mir auf die Unterlippe und schaute aus dem Fenster. „Es ist leicht und sehr amüsant, wie du meine Lüge ohne großen Aufwand hinnimmst.“

„Alicija ist meine Schwester. Sie müsste zwei Jahre jünger als ich sein, also 20, so wie du.“ Ob ich erleichtert bin? Nein.

„Sie wird übermorgen auf der Party erscheinen, und Matteo versucht es schon seit Jahren bei ihr. Allerdings ist sie hartnäckig, genauso wie du!“ Ein leichtes Grinsen überkam mich, was er jedoch nicht zu merken schien, da er sich konzentriert auf die Straße fokussierte.

„Lass mich raten, sie arbeitet ebenfalls für die Camorra?“ Er bestätigte es, weshalb ich auch nicht wirklich überrascht war.

„Jedenfalls ist es ein Familienbetrieb.“ Ich merkte, wie Mason auf der Landstraße beschleunigte, sodass ich leicht Angst bekam.

„Und wie ist sie sonst so?“ befragte ich ihn, als wäre er bei einem Verhör. „Sie kann auch nerven, wie die Person neben mir.“ Unnötig, wie der Spruch war, ließ ich ihn unkommentiert stehen.

„Ich denke, ihr würdet euch gut verstehen. Urteile nicht direkt über sie, da Alicija einen mit ihrem Auftreten einschüchtern kann.“ Wenn mich die Camorra allein nicht einschüchtert, wird sie es jedenfalls schwer haben, mich einzuschüchtern.

„Und was ist mit dir?“ fragte der Italiener am Steuer, allerdings verstand ich nicht genau, worauf er hinauswollte. „Was meinst du?“ hakte ich nach. „Na ja, hast du einen Freund, und warum wohnst du mit Liv alleine?“ Ich richtete meinen Kopf vom Fenster ab und sah zu ihm.

„Liv und ich besuchen seit zwei Jahren ein College, und da unsere Eltern recht weit vom College entfernt wohnen, sind wir zusammengezogen. Und nein, ich hab keinen Freund.“ Er bog in eine Kurve ab, während wir weiterhin hinter Logan fuhren.

„Hattest du eigentlich in den 20 Jahren schon mal einen Freund?“ Diese Frage war für mich relativ unangenehm, weshalb die Röte in meinen Wangen sichtbar wurde.

„Diese Frage ist geheim“, sagte ich etwas kleinlaut und sah, wie er wieder anfing zu grinsen. „Die kleine unberührte Schönheit.“ Noch mehr stieg mir die Röte ins Gesicht, und ich fand die Situation mehr als nur unangenehm.

„Tja, ich bin halt etwas Besonderes“, versuchte ich, ihm gegenüber neutral zu wirken, doch als er zu mir blickte, erkannte er die Röte. „Das muss dir jetzt nicht unangenehm sein. Ich finde es ehrlich gesagt gut, dass du noch unberührt bist. Somit werde ich der Erste und der Letzte sein, der dich berühren darf.“ Mir blieb wahrhaftig die Spucke im Hals stecken, und ich musste loslachen.

„Davon träumst du wohl!“ kicherte ich, doch er verzog keine Miene und meinte es anscheinend ernst. „Wer sagt denn, dass man seine Träume nicht verwirklichen kann?“ An seine Direktheit müsste ich mich wohl noch gewöhnen, doch ob er es wirklich ernst meinte, werde ich früher oder später herausfinden.

Er brachte das Auto vor dem Haus zum Stehen, weshalb wir ausstiegen und die ersten waren, die das Haus betraten. Kurz darauf stürmten regelrecht die anderen Idioten ins Haus.

„Habt ihr Pizza?“ fragte Logan aus der Küche, wobei Liv ihm den Rest der Pizza gab. „Tut mir leid. Sie leben sich recht schnell in fremden Häusern ein“, entschuldigte sich Mason hinter mir, und ich drehte mich zu ihm um.

„Alles gut, wir haben eh zu viele Pizzen“, versicherte ich ihm und machte mich auf den Weg zur Treppe. „Wo willst du denn jetzt hin?“ kam die neugierige Frage von Fabio, der mit einem Marmeladenbrot aus der Küche kam.

„Ich muss duschen und lernen.“ Und damit ging ich die Treppe hinauf. „Vielleicht möchte dir Mason ja Gesellschaft leisten!“ provozierte Matteo und ließ dabei seine Augenbrauen wackeln. „Matteo, es gibt keinen Tag, an dem du einmal deine Klappe halten kannst!“

Ich lief die Treppe weiter hinauf, betrat mein Schlafzimmer und sammelte die Klamotten zusammen, die ich nach dem Duschen anziehen wollte.

Ich schnappte mir die Klamotten und ging ins Badezimmer. Dort legte ich sie ab und zog mir die nasse Shorts und das nasse Shirt vom Leib.

Nachdem ich mich entkleidet hatte, stieg ich unter die Dusche und ließ den Sand von meinem Körper in den Abfluss fließen. Unter der Dusche hatte ich genug Zeit, über die ganzen Ereignisse des Tages nachzudenken. Ich musste zugeben, dass mir die Gespräche mit Mason heute gutgetan hatten.

Inzwischen habe ich ein anderes Bild von ihm, auch wenn er ein Mitglied der Camorra ist, wie die anderen Idioten, mit denen Liv und ich uns immer mehr anfreunden. Ich weiß nicht, ob die Freundschaften, die zwischen uns allen entstehen, gut sind. Schließlich muss ich mich auf das College konzentrieren und habe für neue Freundschaften keine Zeit, da sie mir die Zeit zum Lernen rauben.

Wieder einmal zerbrach ich mir den Kopf und ließ die Dinge nicht einfach auf mich zukommen. Schnell wusch ich das restliche Shampoo vom Kopf und das Duschgel vom Körper in den Abfluss.

Ich stieg aus der Dusche und trocknete meinen Körper mit einem frischen Handtuch ab. Nachdem ich meinen Bikini im Bad aufgehängt hatte, richtete ich meine nassen Haare zu einem strengen Dutt und ging aus dem Badezimmer.

„Auch mal fertig?“ trat eine bekannte Stimme hervor, und ich drehte mich zu demjenigen um. „Das war doch gar nicht lange!“ grinste ich ihn an, doch er zuckte nur mit den Schultern.

„Was gibt's?“ fragte ich Fabio, der weiterhin entspannt auf meinem Bett saß. „Wollte nur mit dir reden. Du weißt jetzt, dass wir die Camorra sind. Aber erzähl mal, wie bist du dahintergekommen?“ Wieder begann das Gefrage, und genervt ließ ich mich auf dem Stuhl am Schreibtisch nieder.

„Das Gefrage geht mir gewaltig auf die Nerven!“ Dabei schlug ich das Chemiebuch auf. „Wahrscheinlich hat dich Mason das auch schon gefragt?“ Ich nickte und schrieb die Aufgaben aus dem Buch heraus.

„Ich hab eine Lesung über die Camorra gehört. Dabei fielen mir eure Tattoos auf, und dein Verhalten mir gegenüber letztens hat das bestätigt.“ Trotzdem schien er mir nicht zu glauben.

„Lass dir eine bessere Lüge einfallen. Woher weißt du, dass wir mit Diego Probleme haben?“ Ich ließ den Stift aus der Hand fallen und drehte mich zu ihm um. „Ich bin halt schlau, und wenn ich etwas wissen will, finde ich es heraus!“ Zwinkernd verunsicherte ich ihn ein wenig.

„Sag Madon, dass ich am Donnerstag nicht zur Party komme. Ich muss mich auf die Schule konzentrieren.“ Ich widmete mich wieder den Büchern.

„Du brauchst ja nicht lange zu bleiben. Hauptsache, du bist da, und Mason würde sich freuen.“ Ich erinnerte mich an seine Worte von heute, die mich zum Erröten gebracht hatten.

„Schule geht vor! Außerdem kennt er mich kaum!“ meinte ich streng und schrieb die Aufgaben weiter auf meinen karierten Block.

„Komm schon, Cecilia! Außerdem sind wir alle in der Kennenlernphase!“ Ich zuckte desinteressiert mit den Schultern und versuchte, die Gespräche mit Mason auszublenden.

„Schule geht vor!“ Ich schrieb die Lösungen aus dem Buch auf.

„Anscheinend brauchst du mal andere Beschäftigungen als Lesen und Lernen!“ Wahrscheinlich hat Liv ihm das gesteckt, doch das hielt mich nicht vom Lernen ab.

„Nur weil ich nicht auf Partys gehe? Falls Mason es dir noch nicht gesagt hat: Ich gebe euch Idioten nur eine Chance, weil er sonst das Geld von Diego nicht zurückgeben wird.“ Fabio fuhr sich durch die Haare und atmete schwer.

„Das hat er mir noch nicht erzählt.“ Darauf zuckte ich mit den Schultern. „Das haben wir erst heute ausgemacht. Vielleicht bespricht er es demnächst mit dir.“ Fabio nickte stumm und schaute kurz zu Boden, bevor er mich erneut ansah. „Kommst du wenigstens, nachdem du mit dem Schulkram fertig bist, zu uns runter?“ Ich nickte widerwillig und wusste, dass Mason wahrscheinlich nicht glücklich über meine Entscheidung sein würde, doch die Schule ging für mich vor Freizeit.

Ich sah, wie Fabio vom Bett aufstand und mein Zimmer verließ. Endlich konnte ich mich wieder voll und ganz meinen Aufgaben widmen und drehte mich zum Schreibtisch. Konzentriert schrieb ich die Lösungen zu den Aufgaben auf meinen Zettel und tauchte in die Materie ein, wobei die Gespräche und Ereignisse des Tages allmählich in den Hintergrund rückten.

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