《08》

Diego sah mich besorgt an, während er mit seinem Laptop am Schreibtisch saß. Ich atmete tief durch und versuchte, meine Fassung wiederzugewinnen. „Ja, alles okay“, antwortete ich, obwohl ich innerlich noch kochte.

„Bist du sicher? Das klang gerade ziemlich heftig da unten“, hakte er nach und schaute mich skeptisch an.

Ich setzte mich an meinen Schreibtisch und versuchte, mich auf die PowerPoint-Präsentation zu konzentrieren, während Diego seine Notizen durchging. Doch meine Gedanken schweiften immer wieder zu Liv und dieser Truppe von Jungs, die mir einfach nicht geheuer waren. Die Vorstellung, dass sie in unserem Haus auftauchen würden, ließ mich innerlich verkrampfen.

„Also, wie sieht’s aus?“, fragte Diego und lenkte meine Aufmerksamkeit zurück auf den Bildschirm. „Wollen wir mit den Folien zu den historischen Hintergründen beginnen oder lieber mit den aktuellen Entwicklungen?“

„Lass uns mit den historischen Hintergründen starten“, sagte ich und versuchte, mich zu sammeln. Gemeinsam gingen wir die Folien durch, tauschten Ideen aus und machten Fortschritte bei unserer Präsentation. Diego war ein großartiger Gesprächspartner, und seine ruhige Art half mir, meine Nervosität etwas zu dämpfen.

Gerade als ich mich wieder einigermaßen gefasst hatte, hörte ich Geräusche von unten – lautes Lachen und Stimmen, die eindeutig zu Liv und den Jungs gehörten. Die Tür fiel ins Schloss, und ich hörte, wie sie durch den Flur gingen. Mein Herz begann schneller zu schlagen, und ich spürte ein ungutes Gefühl in der Magengegend.

Diego bemerkte meine Anspannung und legte eine Hand auf meinen Arm. „Hey, wenn’s dir unangenehm ist, können wir auch woanders hingehen, um das hier fertigzustellen“, bot er an.

„Nein, schon gut“, antwortete ich tapfer und versuchte, meine Nervosität zu verbergen. „Wir kriegen das hier schon hin.“ Dennoch konnte ich nicht verhindern, dass meine Ohren sich auf jedes Geräusch aus dem Flur konzentrierten.

Livs Lachen schallte bis zu uns herauf, und kurz darauf klopfte es an meiner Tür. Bevor ich etwas sagen konnte, wurde die Tür aufgestoßen, und Fabio stand in der Tür, mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht. „Hey, was geht hier ab? Wir wussten gar nicht, dass hier ein PowerPoint-Meeting läuft.“

„Hallo, Fabio“, sagte ich, bemüht, freundlich zu klingen, obwohl ich am liebsten die Tür wieder zugemacht hätte.

„Keine Sorge, wir stören euch nicht lange“, meinte er und zwinkerte. „Wir wollten nur ‚Hallo‘ sagen.“ Hinter ihm tauchten Samuel und Logan auf, und mein Zimmer füllte sich schlagartig mit ihrer Anwesenheit.

Diego schien die Spannung zu bemerken und räusperte sich. „Äh, wir sind fast fertig, Leute. Wenn ihr uns ein bisschen Raum lassen könntet...“

„Klar, klar!“, sagte Samuel und hob die Hände, als wollte er betonen, dass er nichts Böses im Sinn hatte. „Wir sind schon weg.“ Er klopfte Diego freundschaftlich auf die Schulter und ließ ein schiefes Grinsen zurück, bevor die Jungs einer nach dem anderen das Zimmer verließen.

Sobald sie weg waren, atmete ich erleichtert auf und versuchte, mich wieder zu konzentrieren. „Tut mir leid, Diego. Liv und ihre Freunde... Sie nehmen manchmal nicht wirklich Rücksicht.“

„Schon in Ordnung“, meinte er mit einem verständnisvollen Lächeln. „Solange sie uns jetzt nicht weiter stören, können wir das hier fertigstellen.“

Gemeinsam gingen wir die letzten Folien durch, und endlich hatten wir unsere Präsentation soweit vorbereitet, dass ich mich wieder etwas entspannen konnte. Diego packte seinen Laptop zusammen und sah mich an. „Du weißt, dass du mir jederzeit Bescheid sagen kannst, wenn irgendetwas ist, oder? Ich bin für dich da.“

„Danke, Diego. Das bedeutet mir viel“, antwortete ich ehrlich und begleitete ihn zur Tür. Kurz bevor er ging, lächelte er mir zu und fügte hinzu: „Lass dir von niemandem das Leben schwer machen.“

Nachdem Diego gegangen war, blieb ich noch einen Moment an der Tür stehen und ließ den vergangenen Nachmittag Revue passieren. Die ständige Anspannung und die Ereignisse mit Liv und ihren neuen „Freunden“ machten mir mehr zu schaffen, als ich zugeben wollte. Es war, als hätte ich die Kontrolle über mein Leben verloren, seitdem diese Leute in unser Leben getreten waren.

Ich ging zurück in mein Zimmer und begann, die Präsentation noch einmal durchzusehen, um sicherzugehen, dass alles vorbereitet war. Doch meine Gedanken wanderten immer wieder zu Liv und dieser Clique. Die Vorstellung, dass sie sich in etwas hineingezogen hatte, das gefährlich sein könnte, ließ mir keine Ruhe.

Plötzlich klopfte es erneut an meiner Tür, und Liv kam herein, ohne auf eine Antwort zu warten. Sie schaute mich herausfordernd an und verschränkte die Arme. „Cecilia, was ist eigentlich dein Problem? Warum benimmst du dich in letzter Zeit so merkwürdig?“

Ich atmete tief durch, entschlossen, diesmal offen mit ihr zu sprechen. „Liv, ich mache mir einfach Sorgen. Seitdem du dich mit diesen Jungs herumtreibst, bist du irgendwie... anders geworden. Ich weiß nicht, ob du das selbst bemerkst, aber du bist gereizter, leichtsinniger und... ich weiß nicht, ob das gut für dich ist.“

Liv rollte die Augen und ließ sich auf meinem Bett nieder. „Ach komm schon, Cecilia. Hör auf, das alles so ernst zu nehmen. Das sind einfach nur Freunde. Sie sind lustig, entspannt und nehmen das Leben nicht so ernst wie du. Du solltest mal lernen, loszulassen.“

„Loslassen?“, wiederholte ich und spürte, wie Wut in mir aufstieg. „Liv, das hier ist keine Kleinigkeit. Diese Typen… sie wirken nicht wie harmlose Freunde. Ich habe es im Gefühl, dass da etwas nicht stimmt.“

Liv seufzte genervt und stand auf. „Ich weiß nicht, was du dir da einbildest. Aber nur weil du paranoid bist, heißt das nicht, dass alle anderen auf irgendetwas Gefährliches aus sind.“ Sie zog sich den Zopf straff und sah mich fest an. „Entweder akzeptierst du, dass ich mit ihnen befreundet bin, oder wir müssen einen Weg finden, wie wir beide damit umgehen können, ohne dass du mir ständig in den Ohren liegst.“

Mit diesen Worten drehte sie sich um und verließ mein Zimmer, die Tür hinter sich zuknallend. Ich blieb zurück, verwirrt und verletzt, und fragte mich, ob ich überreagierte oder ob mein Bauchgefühl tatsächlich richtig lag.

Langsam ließ ich mich auf mein Bett sinken und starrte an die Decke. Die Gedanken an die Clique, die Tattoos, Livs Veränderung – all das machte mir ein mulmiges Gefühl. Vielleicht lag es auch an meinem eigenen Misstrauen, aber ich konnte den Gedanken nicht abschütteln, dass ich hier irgendetwas aufdecken musste, bevor es zu spät war.

Entschlossen stand ich auf und öffnete meinen Laptop. Ich beschloss, ein wenig zu recherchieren, Informationen über die Tätowierungen zu sammeln und herauszufinden, ob ich wirklich übertrieb oder ob es einen Grund zur Sorge gab.

Ich war entschlossen, der Sache auf den Grund zu gehen – und Liv zu schützen, selbst wenn sie es nicht wollte.

Diego stand am Schreibtisch und sah mich besorgt an. „Alles okay?“, fragte er erneut, während ich versuchte, meine Fassung wiederzugewinnen.

„Ja, ich… es ist nur gerade etwas stressig“, antwortete ich knapp und zwang mich zu einem Lächeln, das vermutlich ziemlich verkrampft aussah. Ich atmete tief durch, schob die Gedanken an Liv und ihre neuen Freunde beiseite und ging zum Schreibtisch, um mit Diego an der Präsentation zu arbeiten.

Diego wirkte einen Moment unsicher, ob er nachhaken sollte, entschied sich dann jedoch, die Sache auf sich beruhen zu lassen. „Also… was hältst du von diesen neuen Folien? Ich habe noch ein paar Ideen für den Einstieg gesammelt“, sagte er und zeigte mir die Notizen auf seinem Laptop.

Wir tauchten in die Arbeit ein, und die Ablenkung tat mir gut. Die Zeit verging schnell, während wir über verschiedene Themen und die Gestaltung der Präsentation diskutierten. Ich konnte für einen Moment die Anspannung vergessen und mich ganz auf das Projekt konzentrieren. Diego hatte ein beruhigendes Auftreten, und seine ruhige Art half mir, die aufgestaute Nervosität ein wenig abzubauen.

Gerade als wir die letzten Details besprachen, hörte ich unten Stimmen und lautes Lachen – Liv und ihre „Clique“ waren angekommen. Mein Herz begann schneller zu schlagen, und ich spürte, wie die Anspannung zurückkehrte.

Diego bemerkte meine Nervosität und legte beruhigend eine Hand auf meinen Arm. „Alles gut. Wir sind fast fertig. Wenn du möchtest, gehe ich gleich, bevor sie hochkommen.“

Ich zögerte, aber bevor ich antworten konnte, hörte ich Schritte auf der Treppe und ein lautes Klopfen an der Tür, bevor sie auch schon aufging. Fabio stand in der Tür und grinste breit.

„Hey, hier seid ihr ja!“, sagte er und betrat ohne zu fragen das Zimmer. Kurz darauf tauchten auch Samuel und Logan hinter ihm auf. Mein Zimmer füllte sich schlagartig, und ich konnte nur zusehen, wie die Jungs ohne Einladung hereinkamen und die entspannte Stimmung zwischen Diego und mir zerstörten.

„Keine Sorge, wir wollten nur mal schauen, was ihr hier so treibt“, meinte Logan und zwinkerte. „PowerPoint-Partys sind ja nicht gerade unser Ding.“

„Tja, wir sind gleich fertig“, sagte ich betont kühl und versuchte, die Spannung in mir zu unterdrücken. „Vielleicht könnt ihr uns einen Moment allein lassen?“

Diego stand höflich auf und sammelte seine Sachen. „Eigentlich bin ich auch soweit fertig“, sagte er. „Danke, Cecilia, für die Zusammenarbeit. Wir sehen uns morgen in der Schule.“

„Klar, bis morgen“, sagte ich und lächelte ihm dankbar zu, froh, dass er das Geschehen elegant auflöste. Er verließ das Zimmer, und die Jungs machten ihm Platz, blieben aber in der Tür stehen und warfen mir weiterhin neugierige Blicke zu.

„Also, was macht unsere liebe Cecilia in ihrer Freizeit? Außer PowerPoint-Präsentationen natürlich“, fragte Fabio und grinste mich herausfordernd an.

„Einige Dinge gehen euch nichts an“, erwiderte ich scharf, in der Hoffnung, dass sie den Hinweis verstehen und mich in Ruhe lassen würden.

Doch Samuel trat vor und schüttelte den Kopf. „Kein Grund, so kühl zu sein. Wir sind doch alle Freunde hier, oder?“

„Ich bin mir da nicht so sicher“, entgegnete ich trocken, unfähig, die angestaute Frustration zurückzuhalten. Die Jungs tauschten Blicke aus und lachten leise, als wäre mein Widerstand einfach nur amüsant.

„Also, wenn du dich mal entspannen willst, dann komm einfach mit uns mit“, sagte Fabio mit einem schelmischen Grinsen. „Wir sind sicher, dass wir dir die Welt außerhalb der Bücher zeigen können.“

„Danke, aber nein danke“, sagte ich und hielt stand, auch wenn mein Herz raste. „Ich denke, ihr solltet jetzt wirklich gehen.“

Fabio zuckte mit den Schultern und warf einen letzten vielsagenden Blick in mein Zimmer, als ob er sich jedes Detail einprägen wollte. „Na gut, wie du willst“, sagte er mit einem selbstgefälligen Lächeln, das mir nur noch mehr Unbehagen bereitete. „Aber das Angebot steht.“

Schließlich gingen sie, und ich schloss die Tür hinter ihnen, ließ mich gegen die Tür sinken und atmete tief durch. Die kurze Begegnung hatte mir wieder einmal gezeigt, wie wenig Kontrolle ich über die Situation hatte – und wie sehr mich ihre Anwesenheit verunsicherte.

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