8 - Das Buchopfer

𝕬 𝖌𝖔𝖔𝖉 𝖇𝖔𝖔𝖐 𝖈𝖆𝖓 𝖘𝖆𝖛𝖊 𝖑𝖎𝖛𝖊𝖘

Zwei Männer bogen um die Ecke und blieben direkt vor Ryley und James stehen.

"Da bist du ja, Ryleigh! Hast es uns wirklich alles andere als einfach gemacht, dich zu finden", verkündete einer der beiden Männer mit einem knurrenden Unterton.

"Ja, aber du warst so lange bei uns, dass du doch eigentlich wissen solltest, dass wir unsere Beute am Ende finden. Immer", fügte der Zweite hinzu.

Ryley war leichenblass geworden, was die beiden zu amüsieren schien. James' Blick huschte zwischen den beiden wirklich riesigen Männern und Ryley hin und her, dass Gefahr im Verzug war, hatte er natürlich auch mitbekommen.

"Also... kommst du freiwillig mit?", hakte einer der Männer nach.

"Oder...", fügte der andere hinzu, und dieses einzelne Wort hing unheilverheißender in der Luft, als jede Drohung es gekonnt hätte.

Ryley reagierte nicht. Sie stand da wie erstarrt, und konnte nicht fassen, wie schief hier gerade alles ging. Gerade noch hätte sie sich selbst ohrfeigen können, weil sie so einen Blödsinn von sich gab, und jetzt wurde ihr schlimmster Alptraum wahr.

Sie hatten sie gefunden. Aber die beiden hatten ja recht. Wie hatte sie so dumm sein können, zu denken, dass sie ihnen entkommen konnte? Wer auf der schwarzen Liste der Werwölfe stand, konnte eigentlich gleich sein Testament machen. Es war ein Wunder, dass sie überhaupt so lange unentdeckt geblieben war.

"Na gut, keine Antwort ist auch eine Antwort", stellte der erste Mann mit einem wölfischen Grinsen im Gesicht fest.

Sein Komplize zuckte nur mit den Schultern, und dann machten sie einen Schritt auf Ryley zu, die panisch zurückstolperte. Sie konnte die Stimmung der beiden deutlich hören, was sie ja immer konnte, auch, wenn sie keine wirklichen Gedanken mitbekam. Und dass sie nicht für ein nettes Teekränzchen hier waren, war ohnehin klar. Aber diese mörderische Wut auch noch zu fühlen... Das machte alles nur noch schlimmer. Blöde Legilimentorengabe!

"Hey, Moment mal!", schaltete sich in diesem Moment James ein und trat den beiden in den Weg, "Was zur Hölle ist hier eigentlich los? Warum nennt ihr sie Ryleigh? Und habt ihr hier überhaupt eine schriftliche Zutrittserlaubnis? Denn ich bin mir ziemlich sicher, dass es für die Kategorie 'hilflose Schüler verängstigen und bedrohen' normalerweise keinen Segen vom Direktor gibt! Abgesehen davon würde ich dann gerne eure Ausweise sehen, denn, wer weiß, vielleicht seid ihr ja Auroren auf streng geheimer Mission oder so, das wäre natürlich etwas anderes."

Die beiden Männer starrten den Sechstklässler mit der offenbar viel zu großen Klappe blinzelnd an, und Ryley tat es ihnen gleich. Soweit sie wusste, gab es so etwas wie eine schriftliche Zutrittserlaubnis nicht. Und das wiederum hieß... James versuchte, die Typen abzulenken!

"Jetzt lauf endlich!", raunte der schwarzhaarige Gryffindor Ryley in diesem Moment auch schon zu.

Nur hatte er seine Rechnung ohne das wirklich ausgezeichnete Gehör der Werwölfe gemacht.

"Laufen?", meinte der eine spöttisch, "Wohl kaum!"

Im nächsten Moment wurden drei Zauberstäbe gezogen. Ryley war immer noch damit beschäftigt, unter Schock zu stehen und dabei ihr Buch an sich zu pressen. Schon begannen die ersten Zauber zu fliegen, aber so gut James Potter auch sein mochte, er war immer noch ein einzelner Sechstklässler, der nicht einmal verstand, was genau hier ablief, gegen zwei voll ausgebildete Zauberer, die in ihrer Freizeit auch noch gerne äußerst brutale Werwolfdinge unternahmen. Lange Rede, kurzer Sinn: Er hatte keine Chance.

"Avada Kedavra!", rief da auch schon einer der Werwölfe, und das riss Ryley aus ihrer Erstarrung.

Ohne überhaupt darüber nachzudenken, was sie tat, warf sie ihr Buch. Ja, sie warf das Buch, ihr geliebtes Buch - und als der Zauber darauf traf, zerbarst es in tausende und abertausende verkohlte Papierfitzelchen, die allen die Sicht versperrten, und James und Ryley Zeit gaben, nach hinten weg zu stolpern.

Doch zum Trauern blieb keine Zeit, denn das Ganze wäre natürlich dennoch nicht gut ausgegangen, hätten sie keine Hilfe bekommen. Zum Glück kam in diesem Moment Professor McGonagall um die Ecke, auf der Suche nach zwei ihrer Schüler, die nicht zum Unterricht erschienen waren, und bereit, ihnen die Standpauke ihres Lebens zu halten. Die beiden Werwölfe, die nicht mit einer fuchsteufelswilden Verwandlungslehrerin aus dem Hinterhalt gerechnet hatten, flohen ein paar Zauber und Flüche später aus dem Schloss.

Eine unauffällige Entführung klappte einfach nicht mehr, wenn eine Lehrerin dabei war, insofern hatte Ryley noch einmal Glück gehabt. Doch ihr war wohl bewusst, dass das erst der Anfang gewesen war. Sie würden wiederkommen. Und dann würden sie Verstärkung dabei haben. Das war ja wohl eindeutig das, was man als sowas von gar nicht gut bezeichnen würde!

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