12 - Mit Geschwistern ist es so eine Sache

𝕻𝖗𝖎𝖉𝖊 𝖌𝖔𝖊𝖘 𝖇𝖊𝖋𝖔𝖗𝖊 𝖉𝖊𝖘𝖙𝖗𝖚𝖈𝖙𝖎𝖔𝖓, 𝖆 𝖍𝖆𝖚𝖌𝖍𝖙𝖞 𝖘𝖕𝖎𝖗𝖎𝖙 𝖇𝖊𝖋𝖔𝖗𝖊 𝖆 𝖋𝖆𝖑𝖑

"Was... was ist gerade passiert? War das... Ryley?"

Remus blickte verwirrt zu James auf, der gerade um die Ecke gekommen war. Nur ein paar Minuten zuvor war ein Mädchen aufgetaucht. Remus hatte gerade anderweitige Probleme gehabt (und nein, die hatten überhaupt nichts mit Greyback und seinen Werwölfen zu tun gehabt). Deshalb hatte er wirklich keine Zeit gehabt, sie zu identifizieren, aber er war sich ziemlich sicher, dass es sich bei dem Mädchen um niemand anderen als Ryley Gray gehandelt hatte.

Sie hatte irgendwas gesagt, und dann war sie verschwunden, mitsamt der Werwölfe, und seitdem saß er auf dem Boden, starrte eine Wand an und fragte sich, was hier eigentlich abging.  Schließlich hielt James Remus eine Hand hin und half ihm auf die Beine.

"Ich erkläre dir alles. Versprochen", sagte James leise, "Aber zuerst...  Geht's dir gut, Moony?"

Remus nickte leicht, und James zog ihn in eine Umarmung.

"Ryley. Das ist gar nicht so weit entfernt von Ryleigh", stellte Remus langsam fest, "Die haben gesagt sie suchen meine Schwester. Das ist Ryley, oder? Ryley ist Ryleigh. Sie ist meine Schwester."

"Ja", stimmte James ihm mit heiserer Stimme zu, "Ja, das ist sie. Und jetzt ist sie dort, wo sie auf keinen Fall je wieder hinwollte: Bei den Werwölfen."

"Wir müssen sie da rausholen!", beschloss Remus ohne zu zögern.

"Definitiv!", pflichtete James ihm bei, "Aber wir brauchen Verstärkung. Lass uns Tatze und Wurmschwanz einweihen."

~~~~~

Zur selben Zeit wurde Ryley grob in eine Zelle gestoßen. Ein schwarzhaariges Mädchen mit roten Haarspitzen schlug die Tür hinter ihr zu. Sofort rappelte Ryley sich wieder auf und wandte sich dem Gitter zu.

"Hey! Von Gefängnis war nie die Rede!", empörte sie sich lautstark.

"Wäre ich in deiner Situation, würde ich ja die Klappe halten", riet ihr das Mädchen.

"Sonst was? Hm, Yl? Was wirst du sonst tun? Dich gegen deine eigene Schwester stellen?", spuckte Ryley ihr entgegen.

Yl, die mit vollem Namen Ylva Greyback hieß, warf ihr einen vernichtenden Blick zu.

"Komm mir jetzt ja nicht so! Du bist hier immerhin diejenige, die einfach abgehauen ist!", schoss Ylva zurück.

"Du bist tatsächlich sauer auf mich!", stellte Ryley ungläubig fest, "Warum? Weil ich es hier nicht mehr ausgehalten habe? Weil ich den Mut hatte, auch tatsächlich etwas dagegen zu tun?"

Ylva warf Ryley einen kalten Blick aus ihren eisblauen Augen zu.

"Nein, weil du mich nicht-", Ylva verstummte und fing noch einmal neu an, "Weil du die Werwölfe verraten hast. Unseren Vater. Du hättest wissen sollen, dass sie dich früher oder später finden würden. Wie konntest du das tun? Dich gegen deine eigene Familie stellen?"

"Meine Familie...", murmelte das bunthaarige Mädchen leise und umklammerte die Gitterstäbe, während sie ihren Blick in die Ferne schweifen ließ, "Ich weiß nicht mal noch, wer wirklich zu meiner Familie gehört..."

Ylva trat näher an die Gitterstäbe heran. Für einen Moment blickten sich die beiden Schwestern einfach nur in die Augen, Kieferngrün traf auf Eisblau, dann machte Ylva einen Schritt zurück.

"Ich tu mal so, als hätte ich das nicht gehört, Ry. Denn Dad wäre sicher nicht erfreut, das zu hören, das verstehst du sicher. Zu deinem Glück braucht er dich. Also gibt er dir vermutlich noch eine Chance, wenn du es einfach nur zulässt, hörst du? Denn. Ich. Brauche. Dich. Auch!"

Bei ihren letzten Worten wurde Ylva immer lauter und ohne Ryley ein weiteres Mal anzusehen, drehte sie sich endgültig um. Das letzte, das Ryley von ihr sah, waren ihre feuerroten Haarspitzen, die sich deutlich von der Dunkrlheit abhoben.

"Schön, dann geh doch! Das macht mir nichts aus! Ich komme gut alleine klar!", rief Ryley ihr trotzig hinterher.

Aber wem wollte sie schon etwas vormachen? Sie war wieder hier, in ihrer ganz persönlichen Hölle. Remus war möglicherweise verletzt. James war sicher furchtbar sauer auf sie, weil sie sich dafür entschieden hatte, mit den Werwölfen zu gehen. Und ihr einziger Lichtblick, ihre Schwester, wenn auch nicht blutsverwandt, hatte ihr gerade den Rücken zugekehrt.

Sie war allein. Es machte ihr eben doch etwas aus. Und wenn man bedachte, dass sie in einer Zelle festsaß, war sie von 'alleine klarkommen' auch meilenweit entfernt. Eigentlich hätte sie damit rechnen müssen. Man sagte, Hochmut kam vor dem Fall, und hochmütig war sie definitiv gewesen, zu denken, sie könnte Greyback entkommen. Oder ihrer Vergangenheit. Und dementsprechend tief war sie jetzt eben auch gefallen.

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top