Kapitel 1: Zigaretten
Meine Güte war das Sterbens langweilig hier... Ich hatte mir den Job in einem Kiosk irgendwie.... spektakulärer vorgestellt.... Keine Ahnung, was genau aber jedenfalls nicht, dass man 90% herum sitzt und wartet, bis Käufer kommen. Nun, vielleicht wurden Kiosk' deswegen meist von alten Leuten und nur von einer Person geschmissen..... Und dabei hatte ich gedacht, das hier wäre anders, weil dieser Kiosk um einiges größer war, als andere. Er war fast schon wie eine Tankstelle, nur eben ohne die Tanksäulen. Aber ich hatte mich wohl geirrt. Es war genauso langweilig, wie jeder andere Job dieser Art. Letzte Woche war ich noch in Probe hier angestellt, doch da ich meine Aufgaben gut erledigt hatte, durfte ich nun auch hinter der Theke stehen und abkassieren. Doch bisher waren noch nicht viele Kunden hier gewesen. Somit saß ich hier nun auf dem kleinen Hocker hinter der Theke und blätterte gelangweilt in einer Zeitschrift herum. Regelmäßig sah ich dabei auf, um zu gucken, ob jemand in die Nähe des Ladens kam, doch bisher.....nichts. Der Chef schlenderte unterdessen durch den Laden und räumte hier und da ein bisschen etwas um oder füllte etwas auf, aber auch das konnte er nicht ewig machen, wodurch er irgendwann zu mir hinter die Theke kam. Dadurch sah ich fragend zu ihm auf.
"Himari, ich gehe eben nach hinten und schaue nach dem Bestand und was wir neues brauchen. Du kommst hier zurecht?" fragte mich der alte Mann. Obwohl er ziemlich gebrechlich aussah, war er noch erstaunlich gut zu Fuß.
"Ja natürlich. Aktuell ist hier ja nichts los"meinte ich und lächelte ihn freundlich an. Er nickte.
"Gut, wenn etwas ist, ruf ruhig"meinte er und ich nickte ebenfalls. Er verschwand dann im hinteren Bereich und ich widmete mich wieder meiner Zeitschrift. Im Hintergrund hörte man lediglich das regelmäßige Ticken von der Wanduhr.
Minuten vergingen, bis die kleine Glocke über der Eingangstür ertönte und jemand herein kam. Sogleich sah ich auf und erhob mich, während ich zeitgleich die Zeitschrift weglegte. Lächelnd stellte ich mich an die Theke und wartete, bis der Junge bei mir ankam. Er war recht groß gewachsen und sah ziemlich gelangweilt aus. Seine Augen waren golden und seine schwarzen Haare hatte er an den Seiten kurz rasiert und den Rest hoch gestylt. Zudem hatte er seine vordere Haarpartie blond gefärbt. An seinem Ohr trug er einen langen Ohrring.
"Guten Tag, was darf es sein?"fragte ich ihn höflich. Er sah an mir vorbei zu der Wand mit den Zigaretten und deutete dann mit dem Finger auf eine der Packungen. Ich folgte dem Finger und deutete dann auf eine Packung.
"Diese?"fragte ich nochmal nach. Sein Finger bewegte sich kurz ruckartig nach unten. Auch mein Finger wanderte eine Packung weiter hinunter.
"Die?" Er senkte seine Hand wieder. Meine Güte, hatte der seine Zunge verschluckt? Ich nahm eine der Packungen und ging wieder zur Kasse hinüber, wo ich diese einscannte.
"Ich bräuchte dann noch einmal kurz ihren Ausweis, um sicherzustellen, dass ich Ihnen diese Zigaretten verkaufen darf"sprach ich höflich wie immer und sah ihn abwartend an. Daraufhin zog er leicht die Augenbraue hoch, ehe er anfing zu grinsen und den Kopf schief legte, wodurch sein Ohrring sanft wippte. Was hatte der denn jetzt?
"Du bist neu hier, stimmts?"wollte er dann plötzlich wissen. Irritiert sah ich ihn an.
"Uhm.... ja.... aber....."fing ich an. In dem Moment kam der Besitzer wieder nach vorne und sah zu uns. Der Blick von dem Typen striff kurz den, des alten Mannes.
"Du solltest deine Angestellten besser einweisen, Alter"meinte der Bursche und ich sah, wie meinem Chef der Schweiß ausbrach. Irritiert sah ich zwischen den beiden hin und her. Was ging denn hier jetzt ab?
"Himari, was machst du denn da?! Gib ihm die Zigaretten!"forderte der Besitzer mich fast schon panisch auf und entriss mir die Packung, um sie dem Jungen selbst zu geben. Perplex stand ich daneben.
"Aber ich habe seinen Ausweis noch nicht gesehen! Er sieht nicht älter aus, als ich, dann darf er noch keine Zigaretten kaufen!"erklärte ich meinem Chef.
"Sei still Himari, bist du des Wahnsinns?!"zischte dieser mir zu. Der Junge holte ein paar Scheine aus seiner Tasche und hielt sie mir hin. Irritiert nahm ich sie entgegen.
"Bis zum nächsten Mal..... Himari"grinste er mir noch zu, ehe er verschwand. Verwirrt blickte ich ihm hinterher, ehe ich zu meinem Chef sah, welcher erleichtert ausatmete.
"Was war das denn jetzt?"wollte ich wissen.
"Mädchen, wenn dieser Typ hier auftaucht, dann gib ihm einfach, was er haben will. Hast du seine Jacke denn nicht gesehen? Er gehört zu dieser Gang.... Walhalla"
"Walhalla? Hab ich mal aufgeschnappt. Was ist mit denen? Ich informiere mich über sowas nicht, interessiert mich nicht sonderlich"gab ich zu.
"Dann solltest du das nachholen. Mit denen ist nicht zu spaßen Kindchen"meinte er noch, ehe er wieder verschwand.
Die nächsten Tage informierte ich mich also über die Gang Walhalla und andere, so, wie mein Chef es mir geraten hatte, doch über diesen Typen, der bei uns im Laden war, fand ich einfach nichts heraus. Deswegen beschloss ich, diesbezüglich noch einmal meinen Chef zu fragen. Somit kam ich heute in den Kiosk und grüßte meinen Chef.
"Hallo"
"Hallo Himari"
"Ich habe mich, wie versprochen, die letzten Tage über die Gangs hier informiert, aber über diesen Typen konnte ich nichts herausfinden. Kennst du ihn näher?"wollte ich wissen. Er seufzte.
"Nicht direkt. Ich weiß eigentlich auch nichts über ihn. Er kam vor etwa einem halben Jahr hierher und wollte Zigaretten kaufen. Ich habe den gleichen Fehler gemacht, wie du und habe ihn natürlich nach seinem Ausweis gefragt" erzählte er mir seufzend.
"Und dann?"wollte ich neugierig wissen.
"Erst hat er nur abgewartet, aber als ich nochmal gefragt habe, hat er sich zu mir gebeugt. Sein Blick sah wirklich gruselig aus Kindchen. Und dann sagte er folgendes: 'Wenn du keinen Krieg mit Walhalla haben willst und nicht willst, dass wir deine Bruchbude hier dem Erdboden gleich machen, dann lässt du jetzt die scheiß Zigaretten rüber wachsen und kommst nie wieder mit dieser Scheiße, geht das in deinen alten Schädel rein?' Dabei hat er nach draußen gedeutet und dort standen einige weitere, ziemlich fies aussehende Typen aus Walhalla. Seitdem habe ich nie wieder nach seinem Ausweis oder sonst irgendwas gefragt. Wenn er rein kommt, hole ich einfach schweigend die Zigaretten und er geht, ohne mir Ärger zu machen"erklärte er mir betrübt.
"Warum lässt du dir sowas von einem Typen in meinem Alter sagen? Warum hast du nicht einfach die Polizei angerufen und ihn angezeigt?"
"Walhalla zeigt man nicht einfach so an, Kindchen. Die bekommt sowieso niemand gepackt. Und dieser Laden hier ist mein Lebenstraum, wenn sie heraus bekommen, dass ich sie angezeigt habe, dann werden sie ihn zerstören, bis nichts mehr übrig bleibt..... und das würde ich nicht ertragen....."erklärte er mir betrübt. Ich nickte leicht.
"Das verstehe ich..... Dann ist es wohl wirklich besser, wenn wir ihm gewähren lassen"
"Solange wir ihm geben, was er haben will, tut er uns nichts. Achte einfach auf die Jacke, daran erkennst du die Mitglieder von Walhalla...."bat er mich und ich nickte. Durch dieses Gespräch hatte sich der Junge von neulich nur noch mehr in mein Hirn gebohrt und wollte mich einfach nicht mehr los lassen. Wer war er? Und warum war er so drauf? Würde Walhalla wirklich einen alten Mann angreifen, nur weil er ihm keine Zigaretten verkaufen wollte? Hatte er in der Gang überhaupt etwas zu sagen oder benutzte er den Namen einfach nur, um Angst zu verbreiten und das zu bekommen, was er haben wollte? So viele Fragen türmten sich um diesen Typen und ich wurde sie einfach nicht los. So verging Tag um Tag, bis ich die Begegnung schon beinahe vergessen hatte. Meine Aufzeichnungen über die Gangs lagen in meinem Nachttisch unter dutzenden Unterlagen vergraben und so verschwanden auch die drängenden, unbeantworteten Fragen langsam aus meinem Gedächtnis. In der Zwischenzeit hatte ich sogar einen Freund gefunden und war seit einer ganzen Weile glücklich mit ihm. Lou war meine erste große Liebe. Und so bot ich ihm auch an, bei mir einzuziehen, als er erzählte, dass seine Eltern ihn raus geworfen hatten. Heute war es so weit. Er würde bei mir einziehen. Seit Tagen schleppten wir bereits seine Sachen in meine Wohnung und ich räumte all meine Sachen um, damit er genügend Platz hatte. Er überhäufte mich mit seiner Liebe und bedankte sich tausende Male bei mir. Dadurch fühlte ich mich sehr geschmeichelt und ich glaubte, wenn ich ihn darum bitten würde, dann würde er mir auch die gesamte Welt zu Füßen legen. Ich war unglaublich glücklich. Er lebte sich schnell bei mir ein und es war auch schnell geklärt, wer was machte. Da er weder Ahnung vom Kochen, noch vom Wäsche waschen hatte, übernahm ich diese Aufgaben, während er mir Dinge, wie gelegentlich den Geschirrspüler ausräumen, abnahm. Es war ein harmonisches Miteinander, auch, wenn wir uns durch meinen Minijob selten sahen, meist nur Abends, wenn wir etwas zu Abend aßen, etwas fern sahen und dann auch schon ins Bett gingen. Aber es reichte uns. Der Unbekannte verschwand aus meinem Gedächtnis und ich konzentrierte mich vollständig auf meine Schule und Lou. Mein Chef hatte Verständnis dafür, dass ich ab und an während der Arbeit vor mich herum träumte und belächelte dieses lediglich mit den Worten 'junge Liebe.... noch so frisch'. Er war ein herzensguter Mann und wir verstanden uns wirklich gut. Heute gab er mir auch früher frei, damit ich etwas mehr Zeit mit meinem Freund verbringen konnte. Und das tat ich. Ich kochte uns ganz entspannt eine Miso Suppe und dann aßen wir gemütlich beieinander sitzend und erzählten uns von unserem Tag.
"Sag mal Himari, wie kannst du dir eigentlich eine eigene Wohnung leisten, wenn du noch zur Schule gehst? Und warum wohnst du nicht mehr bei deinen Alten?"wollte Lou dann auf einmal wissen.
"Ach.... weißt du, ich bin in einem Heim groß geworden und kenne meine Eltern nicht. Und im Heim wurde es mir schon vor zwei Jahren zu eng. Deswegen habe ich immer wieder darum gebeten, dass ich eine eigene Wohnung bekomme. Und jetzt, wo ich endlich 16 bin, haben sie es mir erlaubt. Natürlich nur unter der Bedingung, dass gelegentlich einer der Betreuer hier vorbei kommt und nach dem Rechten sieht. Aber keine Angst, sie wissen, dass du auch hier wohnst und werden sich vorher ankündigen, bevor sie herkommen. Sie unterstützen mich auch finanziell. Und um mir Essen und so zu kaufen, habe ich ja den Minijob in dem Kiosk. Das klappt alles ganz gut"erklärte ich ihm.
"Verstehe..... Naja dein Aussehen ist ja mit deinen silberbraunen Haaren und hellrosanen Augen schon recht ungewöhnlich. Da sollte es ja eigentlich nicht schwer sein, deine Eltern zu finden"meinte er.
"Ich weiß nicht mal, ob ich das möchte. Immerhin haben sie mich nach meiner Geburt einfach in die Babyklappe gelegt und sich nie wieder nach mir erkundigt, was können das schon für Eltern sein?"
"Hast recht. Wahrscheinlich bist du ohne sie besser dran. Dann verschwende keinen Gedanken an sie. Du hast schließlich mich. Ich werde mich ab jetzt um alles kümmern, du brauchst sonst niemanden mehr"meinte er und grinste mich schief an. Ich fand dieses Lächeln so unglaublich süß bei ihm, dass ich augenblicklich auch lächeln musste.
"Das ist lieb von dir Lou. Ich danke dir..."meinte ich.
"Mache ich doch gerne meine Süße. Und jetzt lass uns abräumen und noch einen Film anschauen"meinte er und das taten wir dann auch. Während ich das Geschirr abräumte und in den Geschirrspüler legte, suchte Lou schon mal einen Film heraus und machte alles bereit. Er bat mich, ihm noch ein Bier mitzubringen, welches ich dann aus dem Kühlschrank holte und ihm reichte, nachdem ich, als ich fertig war, zu ihm ins Zimmer kam. Gemeinsam legten wir uns auf das Bett und machten es uns gemütlich, ehe Lou den Film startete. Es war ein Horrorfilm. Eigentlich mochte ich keine Horrorfilme, ich fand sie viel zu unheimlich und konnte dann tagelang nicht schlafen, aber ich wollte Lou den Gefallen tun, weshalb ich ihn mit ihm zusammen ansah. So kam es, dass ich mich an ihn klammerte und halb hinter ihm versteckte, bis der Film zu Ende war. Lou machte den Fernseher aus und legte sich dann zum Schlafen hin, genau wie ich, nur mit dem Unterschied, dass ich hellwach dalag und in jedem, sich minimal bewegenden Schatten, eine Kreatur aus dem Film sah und bei jedem noch so kleinen Knarren zusammen zuckte. Irgendwann fing Lou an, leise zu schnarchen. In dem Augenblick wünschte ich mir, dass ich wenigstens in seinen Armen liegen könnte, damit ich mich sicherer fühlte, doch Lou hatte sich auf den Bauch gedreht, sodass das überhaupt nicht im Bereich des möglichen war. Und wecken wollte ich ihn wegen sowas auch nicht. Er mochte es ohnehin nicht, wenn ich ihn wegen belanglosen Dingen weckte und ich respektierte es. Also schlang ich einfach die Decke enger um mich und kauerte mich zusammen, in der Hoffnung, einzuschlafen.
Am nächsten Tag stand ich früh auf. Dabei versuchte ich, so leise, wie möglich zu sein, um Lou nicht zu wecken. Ich zog mir im Badezimmer meine Schuluniform an und schnappte mir dann meine Tasche und meine Bentobox, ehe ich mich auf den Weg machte. Ich ging zur Bahn, mit welcher ich zwei Stationen weiter fahren musste, um zu meiner Schule zu gelangen. In der Bahn war so früh am Morgen viel los, denn die meisten Menschen mussten um diese Uhrzeit zur Arbeit oder zur Schule. Dementsprechend war es sehr voll und ich musste im Gang stehen bleiben. An meiner Haltestelle stieg ich aus und lief von dort aus die letzten Meter zu meiner Schule. Drinnen angekommen tauschte ich meine Schuhe gegen die Schulschuhe aus meinem Spind und begab mich zu meinem Klassenzimmer. Dort setzte ich mich auf meinen Platz und wartete auf den Lehrer, während sich die anderen unterhielten. Es ging um irgendeine Gang oder einen Kampf zwischen mehreren Gangs. Nichts, was mich groß interessierte. Aus diesem Grund fing ich an, aus Langeweile ein wenig auf meinem Blockeinband herum zu kritzeln. Ein paar Sterne hier, ein paar Wolken da.....
Dann kam endlich der Lehrer und wir konnten mit dem Unterricht anfangen. Ich war in der Schule immer recht gut, ich konnte mir gut Dinge merken und musste lediglich in Physik und Englisch richtig viel lernen. Doch auch das schaffte ich. Lediglich in Sport war ich nicht gut. Wir hatten dort aktuell das Thema Basketball und darin war ich so schlecht, dass meine Note von einer soliden 3 auf eine 4- gerutscht war. Ich war zwar nicht so unsportlich, aber ich konnte bei sowas einfach nicht mit den anderen mithalten. Inzwischen hatte ich mich damit abgefunden und ärgerte mich nicht länger darüber. In der Pause blieb ich wie einige andere auch, an meinem Platz sitzen und aß mein Bento, während ich hinaus blickte. Ich freute mich schon, wenn ich Schulschluss hatte, denn Lou hatte mir versprochen, mich heute abzuholen und mit mir auf dem Weg zu meiner Arbeit ein Eis zu essen. Ich fand das so unglaublich süß von ihm, dass ich schon ganz hibbelig wurde.
"Hey Himari, warum bist du denn nervös?"wollte eine Klassenkameradin von mir wissen. Wir kannten uns nicht sonderlich gut, waren nicht befreundet oder dergleichen, aber sie wirkten ganz nett.
"Ach, ich freue mich nur auf Schulschluss. Mein Freund, Lou, holt mich heute ab und wir gehen noch ein Eis essen, bevor er mich zur Arbeit bringt"erklärte ich ihr lächelnd.
"Oh wie süß, das ist ja wirklich lieb von ihm! Meiner macht sowas nie"meinte ein anderes Mädchen neben ihr. Ich nickte leicht und wir sprachen noch die restliche Pause über unsere Beziehungen, bis der Unterricht weiter ging. Als es endlich zum Schulschluss klingelte, lief ich vor die Schule und wartete gespannt auf Lou. Regelmäßig sah ich mich um, in der Hoffnung, ihn zu erblicken, doch nichts. Meine Klassenkameradinnen hatten beschlossen, mit mir zusammen zu warten, doch nach einer viertel Stunde hatten sie keine Lust mehr, mit mir zu warten und auch in mir machte sich langsam Ernüchterung breit. Wo blieb er denn? Wenn ich nicht bald los ging, würde ich zu spät kommen.....
"Das wird wohl nichts mehr.... Er hat dich einfach versetzt. Wie dreist. Also dem würde ich ja was erzählen!"meinte meine Klassenkameradin.
"Ach was, er hat bestimmt einen wichtigen Termin oder so dazwischen bekommen und konnte mir einfach nicht Bescheid geben"nahm ich meinen Lou in Schutz, doch die Mädchen guckten nur skeptisch, ehe sie sich von mir verabschiedeten und nach Hause gingen. Ich wartete noch weitere 5 Minuten und sah auch auf meinem Handy nach, ob er mir etwas geschrieben hatte, doch nichts. Kein Anruf, keine Nachricht, nichts. Ich seufzte tief. Heute Abend würde er es mir bestimmt erklären.... Er hatte bestimmt eine gute Erklärung, da war ich mir sicher. Also steckte ich mein Handy wieder in meine Tasche und machte mich dann auf den Weg zum Kiosk. Dort angekommen bemerkte mein Chef meine betrübte Laune sofort und erkundigte sich bei mir, was denn los wäre. Als er hörte, dass Lou mich versetzt hatte, schüttelte er den Kopf und legte mir die Hand auf die Schulter.
"Die Jugend von heute.... Früher hätte es das nicht gegeben. Und nun gibt es schon diesen neumodischen Quatsch, mit dem man schreiben kann und er sagt dir nicht mal Bescheid..... Mach dir keinen Kopf Kindchen. Ich bin mir sicher, er hat eine gute Erklärung. Wenn du meine Freundin wärst, würde ich einen schönen Strauß Blumen holen und dich um Verzeihung bitten"sprach er und brachte mich tatsächlich damit zum lachen.
Am Abend fand ich Lou vor dem Fernseher vor und begrüßte ihn leicht lächelnd.
"Hey"antwortete er lediglich, ohne wirklich aufzusehen.
"Wo warst du heute?"wollte ich dann von ihm wissen, worauf er aufsah.
"Wo soll ich schon gewesen sein?"antwortete er lediglich und nippte an seinem Bier.
"Du wolltest mich doch abholen und wir wollten ein Eis essen gehen"erinnerte ich ihn und zweifelte inzwischen an der guten Erklärung, die ich mir erhofft hatte.
"Wollten wir? Hab ich wohl vergessen... Holen wir nach. Versprochen"meinte er lediglich und ich lies die Schultern ein wenig hängen.
"Okay....."murmelte ich und ging duschen, ehe ich etwas zu essen machte und wir dann auch schon ins Bett gingen. Ich war hundemüde, immerhin hatte ich in der Nacht zuvor kaum geschlafen, weil ich durch jedes noch so kleine Geräusch wieder aufgeschreckt war. Bei dem nächsten Horrorfilm würde ich definitiv nicht mehr mit gucken. So sehr ich Lou auch liebte, aber das würde ich nicht noch einmal mitmachen. Aber ich war mir sicher, das er da Verständnis zeigen würde. Immerhin war er sonst so lieb und nur, weil er unsere Verabredung vergessen und heute einen schlechten Tag hatte, hieß das ja nicht, dass er mich nicht liebte.
So dachte ich zumindest damals..... heute wusste ich, dass man sich von manchen Menschen besser frühzeitig entfernte..... und Liebe blind machen konnte......
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