Kapitel 7

Dieses Kapitel widme ich Aniya Wendel, da sie eine braunäugige Version von Emily ist.

Nate

Ich lehne schnaufend an der Reaktionstafel und stütze mir die Hand in die Seite. Nancy steht neben mir und beobachtet Liv und den Jungen aus 10. Die Distriktpartner hatten das Bündnis mit 11 und 12 aufgelöst und sich entschieden, alleine in die Arena zu fliehen. Also gab es nun nur noch eine Gruppe, die Karrieros. Zumindest war das die einzige, von der ich wusste. Ich wechsele mein Standbein.

"Und, schon ein Image für heute Abend ausgesucht?" Nancy stößt ein kurzes, helles Lachen aus. "Denkst du wirklich, ich habe eine Wahl?" fragt sie mit einem bitteren Unterton. "Ich bin froh, wenn ich nicht unter die drittletzten Tribute komme, in den zwei Minuten in der Arena, wo ich noch lebe, bringen mir Sponsoren nicht sonderlich viel, oder?" "Mit der Einstellung garantiert" teile ich ihr mit.

Sie seufzt. "Ihr immer mit eurer Einstellung. Ich werde beim Startsignal zum Füllhorn rennen. Ich weiß dass das mein Todesurteil sein wird, aber wenn ich mich umdrehe und in den Wald laufe habe ich keinerlei Waffen, kein Essen und nichts für einen guten Schlafplatz. Da gehe ich lieber mein Todesrisiko ein, wenn ich ja doch sterbe" Ich hole Luft um ihr erneut zu widersprechen, lasse es aber bleiben.

Sie hat sich so darauf eingeschossen, dass Widerspruch zwecklos ist. Der Trainingscenter ist mal wieder brechend voll. 16 Uhr, nur noch eine Stunde Training bevor wir morgen in die Arena kommen. Die Tribute, die sich nicht zufällig verbündet haben, ignorieren sich und halten noch mehr Abstand als an den Vortagen. Nancy und ich bilden den Gegensatz dazu, außer uns und den Tributen aus 10 ignorieren sich die nicht verbündeten Tribute weitgehend.

Ich weiß noch nicht was ich tun will. Es juckt mich in den Fingern, die mir noch verbleibende Zeit so gut auszunutzen wie es geht. Ich löse mich von der Tafel und schlendere Richtung der Bogenstation. Dort sind zwei von drei Übungsstrecken belegt. Das Mädchen aus 9 und der Junge aus 11 stehen dort und feuern ihre Pfeile aus die Übungspuppen ab.

Ich trete erstmal einen Schritt zurück, die schnelle, tödliche Genauigkeit der beiden schüchtert mich ein. Ich nehme mir erstmal einen kleinen Bogen der leicht zu spannen ist, da ich einen großen schweren Bogen mit meinen Spaghettiarmen niemals spannen könnte. Ich nehme mir einen stumpfen Pfeil um bei meiner vermutlich extrem schlechten Treffquote niemanden zu verletzen.

Ich stelle mich an den Start und bemühe mich, meine Beine wie die anderen beiden zu stellen. Ich spanne die Bogensehne so lang wie möglich und fummle ungeschickt einen Pfeil in die Sehne. Ich lege ihn an das runde Holzstück des Bogens, versuche etwas zu zielen und lasse los. Der Pfeil trudelt schief über die Bahn und fällt klappernd vor den Übungspuppen zu Boden. Ich beiße die Zähne zusammen und spanne einen der verbleibenden Pfeile ein. Diesmal gehe ich gleich zwei Schritte weiter und spanne die Bogensehne bis zum Anschlag. Diesmal fliegt der Pfeil tatsächlich weit und schnell genug, um zu töten, aber leider drei Meter zu weit nach links. Als ich einen neuen Pfeil spanne, spüre ich es.

Ein heißes, kribbelndes Gefühl im Nacken. Ich muss mich nicht einmal umdrehen, um zu wissen, wer mich da ansieht. Dieses Gefühl hatte ich nur bei Cooper. Leon, der große Junge aus 2 konnte ohne mit der Wimper zu zucken töten, der Junge aus 8 konnte perfekt mit den Speeren treffen und ich....ja, ich konnte spüren wenn mein Schwarm mich ansah. Toll. Aber ja, er war mein Schwarm. Ich hatte oft genug versucht, ihn zu ignorieren, doch mein Blick schnellte immer wieder zu ihm und schmachtete ihn an.

Bei dem Gedanken dass mindestens einer von uns( und das bin ich) sterben wird, ist das komplett absurd, aber was soll ich denn machen? Es ist nun einmal so. Und jetzt war es eben so, dass er mich anstarrte. Ich versuche mich zu konzentrieren, aber sein Blick brannte immer noch in meinem Nacken. Anscheinend sah er mich auch heimlich länger an....ich grinse.

Ich habe eine Idee. Ich entspanne mich, ziehe den Pfeil zurück, überprüfe, ob ich immer noch seinen Blick im Nacken habe , schieße den Pfeil ab und wirble herum. Cooper steht an der Messerstation, wie fast immer, und sieht herüber. Als ich ihm plötzlich direkt in die Augen starre, macht er einen erschrockenen Schritt zurück und wendet hastig den Blick ab. Ich wende mich wieder den Übungspuppen zu und grinse triumphierend.

Diesmal habe ich ihn mal beschämt. Punkt für mich. Mein zweiter Pfeil hatte einen Meter neben der Übungspuppe eingeschlagen. Ich nehme den drittten Pfeil, ignoriere seinen Blick, der schon wieder in meinem Nacken kribbelt. Die Tatsache dass Cooper mich heimlich ansieht und ich mir daher einbilden konnte, dass  er sich auch für mich interessierte,  beflügelte mich, und ich traf endlich mitten in den Bauch der Puppe.

Kill. Erstaunlicherweise klappt das Schießen immer besser und allmählich fange ich an zu bereuen, dass ich nicht schon früher damit angefangen habe. Denn in einer Stunde kann man etwas, was sich anscheinend zu lohnen scheint, nicht sonderlich gut trainieren.....



An diesem Abend habe ich noch mehr Angst als sonst. Ich stehe mit allen anderen Tributen in einer Reihe vor einer kleinen Tür, ein Fernseher hängt darüber. Wir stehen nach unseren Distrikten geordnet, immer erst die Mädchen, dann die Jungen.

Soeben hat der Moderator, Daniel Hardaway, das Publikum begrüßt und beginnt nun damit, den ersten Tribut einzuleiten: "Unser erster Gast, meine Damen und Herren, ist ein junges, außergewähnlich hübsches Mädchen, welches sich mit einer Punktzahl von 9 durchaus sehen lassen kann. Sie kommt aus den goldenen, verzierten Gegenden von Distrikt 1 und ich bin sicher, ihr werdet sie für genauso reizend befinden, wie ich....hier ist für euch...Lissy!"

Das blonde Mädchen, deren lange Haare zu einem engem Zopf geflochten sind, der ihr bis zum Po reicht und ein elegantes, eng anliegendes rotes Kleid trägt atmet einmal tief durch und verschwindet dann durch die Tür. Kurz drauf taucht sie lächelnd und Handküsse verteilend auf dem Bildschirm auf. Während der Daniel sie genau befragt, im Hintergrund die Ernte von 1 abspielt und sie nach ihrer Zuversicht befragt, trete ich unruhig von einem Fuß auf den anderen. Ich will nicht dran kommen.

Nach Lissy kommt David, ihr Distriktpartner. Er wird als lässiger, unabhängiger Favorit dargestellt, und er hat mit 5-1, eine ziemlich hohe Wettquote, während Lissy nur 8-1 aufweisen kann, was sie ihrem Gesichtsausdruck nach, als sie sein Interview verfolgt, als sie zurückgekehrt ist, ziemlich ärgert. Danach kommt Jaqueline, dann Leon, das Mädchen aus drei, Chloe, ihr Partner, Denver, bevor der Moderator seine Stimme zu einem gespannten Flüstern senkt.

"Und nun, liebes Publikum, möchte ich mit ihnen ein ganz besonderes, außergewöhnliches Mädchen mit einer interessanten Denkweise begrüßen. Sie kommt aus den blauen Weiten von Distrikt 4 und hat bereits auf ihrer Ernte ganz Panem mit ihren hübschen Augen in ihren Bann gezogen....hier ist für sie, Emily! Emily trägt ein hübsches, blassgelbes Kleid und ein hübsches Diadem in ihren vollen, braunen Haaren, als sie mit ernstem Gesichtsausdruck auf die Bühne schreitet.

Sie setzt sich neben Daniel und die beiden führen ein lebhafte, interessante Diskussion über die Systemstruktur der Distrikte und deren Größe, und wie man die Spiele noch optimieren könnte. Ich glaube zwar nicht das Emily selbst von ihrer Argumentation, die Spiele noch brutaler und zeitgleich interessanter zu machen, überzeugt ist, doch so wird sie definitiv eine Menge Sponsoren finden. Und die wird sie morgen Mittag, wenn der Startschuss ertönen wird, auch brauchen. Ihre Wettquote ist 12-1, was dafür, dass sie nur eine 6 hat, ziemlich gut ist.

Als Thomas die Bühne unter Applaus für diesen gutaussehenden, charmanten, teuflischen Jungen wieder breit grinsend verlässt, beginnt Daniel, Nancy anzukündigen: "Und jetzt darf ich ein liebreizendes, ja, zartes Mädchen aus Distrikt 5  begrüßen, welche den intelligenten Plan verfolgt, sich außen hin als nutzlos darzustellen, um nicht als Gegnerin angesehen zu werden....hier ist Nancy!"Zögerlicher Applaus, als Nancy die Bühne betritt.

Sie trägt eine geschickt verschlungene Frisur in ihren golden glänzenden Haaren, ein hübsches, roseefarbenes Kleid mit Ausschnitt und zwei auffallende Armreifen. Sie lächelt überzeugend in die Menge. Ja, überzeugend, für dieses Lächeln haben Jade und sie bereits den ganzen Tag trainiert. Sie hält sich auch ganz wacker im Interview, sie lächelt, antwortet mit klarer und überlegter Stimme, doch ich kann ihr ansehen, dass sie am liebsten von der Bühne rennen und sich verstecken will. Dann ist sie Gott sei Dank erlöst.

Da ich kein besonderer Tribut bin, sondern eher einer von denen, die am Anfang in der Füllhornschlacht sterben, weil sie ganz normal sind und keinen Sonderstatus haben, werde ich bloß als der Junge aus Distrikt 5 mit 6 Punkten angekündigt. Ich betrete die Bühne.

Auf dem großen Bildschirm hinter dem Publikum sehe ich mich, im dunkelblauen Anzug, der silbern glitzert. "Nate, willkommen, willkommen, ich freue mich, dass du hier bist" empfängt Dabiel mich überschwänglich und schüttelt mir die Hand. "Danke, ich freue mich auch hier zu sein" sage ich. "Danke, ich würde alles tun um nicht hier zu sein" denke ich.

Daniel schlägt die Beine übereinander und beginnt. "So Nate, erzähl uns doch, was hast du gespürt, als du erfahren hast, dass du die Ehre hast, Distrikt 5 zu vetreten?" fragt er. Im Hintergrund sehe ich Miranda Delfire, die auf unsere Bühne steht und meinen Namen ausruft, wie meine kleinen Schwestern sich an mich klammern, wie ich mich widerstrebend löse und mit schweren Schritten die Bühne betrete und Nancy die Hand gebe.

"Ich war natürlich etwas in Sorge und auch traurig, als  ich meine Familie verlassen musste, doch ich fühlte mich auch geehrt." Kotz. Daniel labert irgendwas über sein Verständnis und wie süß doch meine Schwestern wären und was für ein unauffällig hübscher Junge ich doch wäre, scherzt ein wenig, ich lächle gezwungen, bevor er sich mit einer entscheidenen Frage an mich wendet:"Nun Nate, was wir natürlich alle gerne wissen wollen, ist, wie es um deine Wettquoten steht...Bist du bereit für den Moment der Wahrheit?"

Ich schlucke  und denke daran, wei Nancy ihre Wettquote von 24-1 bekommen hat, alsp die schlechteste die es gibt und wie Daniel ihr gratuliert hat, wie gut doch ihr Strategie funktioniert. "Ja" sage ich. Er lächelt bedeutend und auf dem Bildschrim hinter mir erscheint eine Zahl....


Ich weiß, blöder Cliffhänger, aber da 7 meine Lieblinsgzahl ist, gibt es heute ein längeres Kapitel ;)

Vergesst nicht zu voten!

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top