Kapitel 2

Dieses Kapitel ist jedem gewidmet, der das erste Kapitel gelesen hat( welches echt nicht gerade zum Weiterlesen angeregt hat, sorry), und trotzdem weiterlesen will. Danke.

Cooper

Ich hasse ihn. Mit seinen Händen fährt er überall über meinen Körper, zieht dass enge Kostüm noch enger, sodass ich keine Luft mehr bekomme und klatscht noch mehr der juckenden, braunen Farbe auf meine Arme, die er dann mit hellbraun vermischt und kunstvolle Äste auf meinem Arm entstehen lässt, die sich bis zu meinen Fingerspitzen ranken.

Er ist zwar furchtbar unvorsichtig, aber kreativ und ein guter Künstler, dass muss man ihm lassen. Ich drehe mich und sehe mich im Spiegel an. Ich trage eine hautenge, dunkelbraun und hellbraun gemusterte Hose, die durch eine Menge Farbe den Anschein hat, dass sie fließend in meinen nackten Oberkörper übergeht, auf dem mit einer Menge Farbe die zahlreichen Verästelungen und Feinheiten eines Baumes dargestellt ist.

Immerhin hat er meine blonden Haare nur grün gesträhnt, was zwar scheußlich aussieht, aber besser als komplett als Baum rumzulaufen.

Lil kommt in den Raum. Wie immer hat sie irgendein teures Getränk in den Krallen und trägt irgendetwas leuchtend blaues an sich, was ihre Augen betonen soll. Tut es nicht. Aber ihr ist das egal. Heute ist eine Kette mit einem blauen Edelstein, für den zu kaufen nicht einmal der Wert meines kompletten Dorfes samt Einwohner und Besitz ausreichen würde.

"Cooper, bist du endlich fertig? Elizabeth wartet schon auf dich, ein Gentleman lässt eine Dame doch normalerweise nicht warten!" Sie lacht hoch und schrill. "Richtig" denke ich ironisch, "und normalerweise tut eine Person deren Platz im Altenheim bereits seit ihrer Geburt bezahlt ist, einem todgeweihtem Jungen einen Gefallen und hält endlich die Klappe!"

Ich nicke knapp und rausche an ihr vorbei, wobei ich sie - natürlich rein zufällig - mit der Schulter anstoße. Ich spüre wie sie sich umdreht und den Blick auf meinem Rücken verweilen lässt. Pfff, denkt die wirklich, es fällt mir nicht auf, wenn sie mich sehnsüchtig angafft? Kann sein dass ich eventuell ganz gut aussehe, aber da mir Mädchen mein Leben lang eigentlich ziemlich am Arsch vorbeigegangen sind, kann sie ihre Glotzaugen doch wohl auch auf jemand anders richten.

Ich biege um eine Ecke und laufe eine Treppe hinunter. Elizabeth wartet schon mit angepisstem Gesicht am Eingang zum Hangar, der uns in die Halle führt, wo wir die Wagen besteigen werden. Allerdings ist das auch nichts Neues, da sie bei so ziemlich jedem Mal wenn sie mich sieht, angepisst drein guckt. Sie hasst mich, weil ich nichts mit ihr anfangen wollte, und ich sie aus Prinzip. Sie hat ein schmales, spitzes, hässliches Gesicht, dünne, schwarze Haare und einen mageren Körper. Sie holt schon Luft um mich blöd anzumachen, doch ich gehe einfach an ihr vorbei, stoße die Tür zum Hangar auf und betrete die Halle.

Es ist wirklich unglaublich. Auf zwei Straßen stehen unter einem riesigen Dach im Halbdunkeln, das einzige Licht kommt duch die Tore der Straßen, hinter denen man schon die jubelnde und geifernde Kapitolmeute erkennen kann, 12 Wagen, die geraden Zahlen links, die ungeraden rechts. Unsere Wagen, die von 1, 3,5 ,7 ,9 und 11 stehen also quasi direkt vor mir. Es herrscht bereits reges Treiben, die Tribute stehen neben ihren Wagen, die Stylisten verpassen ihnen den letzten Schliff, Mentoren laufen herum, begrüßen sich und unterhalten sich.

Ich mustere die Wagen auf unserer Straße. Ganz vorne steht ein traditionell goldener für Distrikt 1, dahinter folgt grau gemusterter, danach ein silbern glühender, ein braun-grün gefleckter, ein cremefarbener und ganz hinten ein schlichter, dunkelbrauner Wagen. Ich steuere auf den mittleren, den braun-grünen zu. Brauner Waldboden mit grünen Moosflecken, wow, die Organisatoren wussten ja gar nicht wohin mit ihrer ganzen Kreativität!

Ich spüre krallende Finger an meinem Arm, die mich festhielten. "Warte verdammt nochmal auf mich!" zischt Elizabeth wütend und fauchte mich an: "Wie sieht das denn aus, wenn wir getrennt und uns keines Blickes würdigend aus der Tür stolzieren?!?!" Ich verdrehe die Augen und mache eine ausladende Geste. "Sieh dich um" sage ich mit meiner süffisanten Stimme, weil ich weiß, dass es sie auf die Palme bringt. "Alle Tribute würdigen einander keines Blickes, weil alle so realistisch sind wie ich und wissen, dass sie sich in 4 Tagen gegenseitig abstechen werden. da hat es keinen Sinn, Freundschaften zu heucheln" Ich wende mich ab und gehe weiter. Sie eilt hinter mir her, scheint meine Worte jedoch einzusehen und bleibt stumm. Endlich.

Wir erreichen den Wagen. Lil hat anscheinend einen Umweg genommen, denn sie steht mit meinem bescheuertem Stylisten, Elizabeths Stylisten und mit Davey und Chris da. Davey und Chris sind unsere Mentoren, sie haben die 2. und die 16. Hungerspiele gewonnen.

Ich habe ziemlich Respekt vor Davey, was etwas heißen soll, denn es gibt nur sehr wenige Menschen, die ich von mir aus akzeptiere. Es liegt daran, dass er bei den zweiten Hungerspielen mit 18 Jahren gewonnen hat. Ich stelle mir die Hungerspiele, mit nur einem Hungerspiel davor ziemlich schwer vor, denn man hat ja nur sein Wissen von dem Jahr davor. Ich habe mir im Zug die Zusammenfassungen jedes einzelnen Hungerspiels angesehen, um mich vorzubereiten. Davey ist jetzt 40 Jahre alt, hat braunes, mittellanges Haar, dass grau meliert ist, einen immer noch schlanken Körper und erfahrene, freundliche braune Augen.

Auch vor Chris habe ich Respekt, nicht weil er gewonnen hat, die meisten Sieger sind ziemliche Ärsche, sondern weil er immer nett und mit mir voll auf einer Wellenlänge ist. Er war beim ersten Hungerspiel genau ein Jahr alt, weswegen es nie sonderlich schwer ist, sich sein Alter auszurechnen. Man nimmt einfach die Nummer der Hungerspiele, schon hat man es. Er ist jetzt also 24.

Ich begrüße die beiden mit einem Handschlag und stöhne innerlich auf, als mein Stylist schon wieder an mir herum fummelt. Davey bemerkt mein wenig begeistertes Gesicht und klopft ihm auf die Schulter. "Louis, ich denke, Cooper ist hübsch genug für seinen Auftritt" sagt er freunldich, aber bestimmt und Louis weicht sofort zurück. Ich lächle dankbar und bewege mich zu Elizabeth auf den Wagen.

Fast alle Tribute haben nun ihre Wagen bestiegen und warten in einer andächtigen Stille darauf, das der Gong ertönt, und wir losfahren. Doch es kommt nichts. Allmählich werden die ersten unruhig und fangen an zu tuscheln. Die Mentoren werfen sich missbilligende Blicke zu und Chris verdreht nur die Augen. "Jedes Jahr dasselbe" stöhnt er und lehnt sich gegen den Wagen.

Es vergehen noch weitere 10 Minuten, bis sich endlich eine Tür auf unserer Seite öffnet. Alle Personen im Hangar starren die zwei Tribute und ihre Mentorin wütend an, als sie hereinkommen. Das Mädchen sieht aus, als würde sie sich jeden Moment vom Dach stürzen. Sie fühlt sich sichtlich absolut fehl am Platz, mit ihrem hautengem Anzug, der außer ihrem Gesicht alles bedeckt und silbern flimmert. Ihre blonden Haare hängen lose und struppig von ihrem Kopf, ihr MakeUp ist verschmiert, vermutlich von Tränen und sie weint leise.

Ich würde sie am liebsten anschreien, dass sie mit dem Eindruck, den sie hinterlässt, mit -5 Sponsoren abgestochen werden wird, noch bevor sie ihren Startpunkt verlassen hat, lasse es aber sein. Auch Elizabeth mustert sie wie die ganzen anderen Tribute abfällig, und mein Zorn gegen dieses naive und zugleich arrogante Mädchen kocht wieder in mir hoch. Neben dem erbärmlichen Mädchen und er blauhaarigen Frau, die mit gesenktem Kopf durch die Halle eilt, übersieht man den männlichen Tribut von Distrikt 5 schnell.

Nicht, dass man viel verpassen würde, seine silberner Anzug war im zu groß, er schlotterte an ihm herunter, seine braunen Augen blinzelten verschreckt hinter seinem braunem Pony hervor. Er ist leichenblass. Es herrscht Totenstille, als die beiden Tribute auf den Wagen vor uns klettern. Dann, endlich, ertönt der Gong.

Hintereinander verlassen die Wagen die Halle und als der Lärm der Zuschauer in meine Gehörgänge dringt und ich die erbarmungslose Sonne auf meiner Haut spüre, beginnt für mich der Countdown, bis zu meinem offiziellen Tod in 4 oder mit viel Glück auch 5 Tagen.....

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