Kapitel 5
Show Jumping oder wie sabotiert man seinen Saboteur?
Eine Geländestrecke mit einem echten Vielseitigkeitsreiter abzugehen war echt nicht uninteressant. Man kann sagen ich hatte was gelernt. Immer wieder setzte David zu Flirtversuchen an, jedoch ließ ich sie alle mehr oder weniger im Sand verlaufen. Er sollte ja nicht glauben ich wäre leicht zu haben.
Mit schnellen Schritten ging ich wieder zu der Weide auf der mein Zwerg immer noch friedlich graste. David folgte mir mit etwas Abstand. Irgendetwas plante er doch!
Brummelnd kam Maitänzer an den Zaun, als wolle er sagen „Mama mir ist langweilig! Spiel mit mit!" So ein Süßer kleiner Ponyjunge.
„Viviane holt ihn gleich mit rein" David lehnte sich wieder neben mich an den Zaun. „Ich schwöre dir das ist mein letzter Versuch... für heute... wir gehen morgen zusammen ausreiten?!" „Darüber lässt sich reden" willigte ich ein. „Perfect!" ein zufriedenes Grinsen legte sich auf seine Lippen und Grübchen bildeten sich auf seinen Wangen.
Irgendetwas sagte in meinem Kopf. Fuck it. Er ist attraktiv, will augenscheinlich was von dir... Schnapp ihn dir. Jedoch gab ich dieser Stimme nicht nach. Sah ich auch gar nicht ein. Ich kannte ihn doch noch gar nicht.
„Sag mal was hat deine Mutter dir heute in den Darjeeling gekippt?" fragte ich. „Oh Madame hat sich gemerkt, dass ich Darjeeling trinke." anerkennend zog er die Augenbrauen hoch. „Eigenarten merke ich mir" erwiderte ich und stieß mich vom Zaun ab. Ich hatte das Gefühl es wäre besser dieses Gespräch jetzt zu beenden. Sonst wäre vielleicht schon zu schnell alles gesagt und ich könnte ihn noch etwas hin halten.
Am nächsten Morgen ließ ich mir beim Frühstück viel Zeit. Ich liebte es mein Frühstück zu genießen. Die morgentliche Ruhe. Das noch verhaltene Licht. Die Ruhe bevor der nächste Tag anbrach und seinen Trubel mit sich brachte. Effi hingegen beeilte sich regelrecht und ging schon früh runter in den Stall. David warf mir immer wieder ein/ zwei Blicke zu und das entging auch nicht seiner Mutter. Susannas Gesicht zierte das ganze Frühstück über ein wissendes Lächeln, zeigte ihr Plan anscheinend doch eine Wirkung.
Oder sagen wir es so. Ich war drauf und dran David den Kopf zu verdrehen. Zumindest glaubte ich das.
Bis mir beim Ausritt der nächste peinliche Faux Pas passierte.
Alles hatte wunderbar angefangen. Ruhig im Schritt mit eigentlich ganz interessanten Gesprächen.
Plötzlich hielt David an. „Hmh. Hier hat der letzte Sturm wohl eine Baum umgelegt" tatsächlich lag ein Baumstamm quer auf dem Weg. Er war nicht besonders hoch und dahinter schien der Weg nicht matschig zu sein. Ergo man konnte problemlos mit Pferd drüber springen. Für mich und Maitänzer auch nichts Neues trotzdem zögerte David augenscheinlich. „Ich würde sagen wir drehen um" er wollte das Pferd unter sich schon umwenden, aber ich sah das gar nicht erst ein „Schafft dein tolles Vielseitigkeitspferd das nicht?" stichelte ich grinsend. „Stormy schafft das. Ich weiß nur nicht was ich dir und deinem Pony zu trauen kann" verteidigte er seinen Fuchs. „Na dann pass mal auf." Das konnte ich jawohl nicht auf mir sitzen lassen!
Gekonnt galoppierte ich an und Maitänzer setzte zum Sprung an. Ich entlastete gerade da passierte es. Mein Steigbügelriemen riss. Ein Glück dass ich die Knie gut dran hatte und früher als Jugendliche ab und zu auch ohne Sattel gesprungen war. Ansonsten hätte ich jetzt wohl richtig schön die Biege gemacht. Ich verstand die Welt nicht mehr. Der Riemen war noch nicht alt gewesen. Wie hatte er reißen können? Kaum dass ich drüber war und einige Galoppsprünge vom Hindernis weg, setzte David ebenfalls über den Stamm und schloss mit wenigen Sprüngen zu mir auf. Mit fragendem Blick parierte er neben mir durch und sah kritisch dabei zu, wie ich den Riemen eingehend betrachtete und nach der Rissstelle suchte.
Oben an der Schnalle war der Riemen durch. Es sah fast aus als hätte jemand ein paar Fäden durchtrennt. Kurzerhand knotete ich den Riemen mit Steigbügel vorne am Sattel fest.
„Alles okay? Was ist passiert?" riss David mich aus meinen Untersuchungen. „Alles gut. Der Riemen ist nur gerissen. Ist nicht schlimm." winkte ich ab und ritt wieder an. „Hast du dein Sattelzeug nicht geprüft bevor du es gestern weggehängt hast?" was sollte das jetzt bitte heißen? „Nein. Die Riemen sind aber auch erst vier Wochen alt" antwortete ich und überlegte ob mir gestern nicht schon etwas aufgefallen war. „Schlechte Qualität?" ich schüttelte den Kopf „Am Equipment sparen ist sparen am falschen Ende." „Da hast du recht. Willst du einen meiner Steigbügel haben?" bot David ganz Gentilman like an, aber ich meinte nur betont gelassen „Das ist lieb von dir, aber ich kann auch mit nur einem Bügel reiten." Kurz sah er mich daraufhin prüfend an und sah dann ein, dass es keinen Sinn hatte mir noch einmal seinen Steigbügel anzubieten.
Am nächsten Tag riss dann mein nagelneuer Sattelgurt. Zum Glück beim Gurten ich wollte mir lieber gar nicht vorstellen was gewesen wäre, wenn das beim aufsteigen passiert wäre. Auch hier schien sich jemand an meinem Sattelzeug zu schaffen gemacht zu haben. Warum?
Kurzerhand wartete ich also mit einem einfach nur aufgezäumten Maitänzer auf David, der reichlich sparsam guckte. „Livi? Willst du spazieren gehen oder wo ist dein Sattel?" „Also ich weiß ja nicht wie das bei dir ist, aber ich kann auch ohne Sattel reiten" feixte ich grinsend und fügte noch hinzu „Ich bräuchte nur jemanden der mich hochschmeißt."
Das ließ sich Gentleman, David Thomson, nicht zwei mal sagen und half mir ohne einen dummen Spruch aufs Pferd. Effi sah sich das ganze mit hasserfülltem Blick von der Stalltür aus an. Während Viviane sich dazu bereiterklärt hatte sich das gerissene Equipment noch einmal anzugucken. Vielleicht sah sie ja mehr als ich.
So wunderte es mich auch nicht, dass sie als wir wieder kamen schon mit ernster Mine in der Stalltür stand.
„Ich gebe zu, als wir los ritten hatte ich echt meine Zweifel, aber jetzt kann ich nur sagen: Wow Livi! Du hast wirklich einen guten Sitz und ich würde sagen der ist ohne Sattel echt noch besser als mit." David glitt aus dem Sattel seines Pferdes und löste mit den Worten wieder etwas aus, dass meine Wangen rot werden ließen, schnell sagte ich deshalb „Ich habe doch gesagt ich kann ohne Sattel reiten." „Wobei du mir mit Sattel lieber bist. Ich könnte es mir nicht verzeihen wenn du vom Pferd fällst und dich verletzt" Ähm... bitte was?!? Ich konnte nicht anders. Ich musste David dumm anstarren. Konnte er das nochmal sagen? In meinem Gehirn war das noch nicht ganz angekommen, aber es reichte um mein Herz schneller schlagen zu lassen. Eigentlich hatte ich auch absteigen wollen, aber das hatte ich wohl irgendwie vergessen. Viviane nahm David die Zügel seines Pferdes aus der Hand und er blieb erwartungsvoll guckend vor mir stehen. Was erwartete er jetzt? Ein Lächeln legte sich auf seine Lippen und er trat neben mein Pony. Immer noch wusste ich nicht was er vor hatte bis er mich an den Hüften fasste und von meinem Pony zog. Maitänzer hatte bestimmt mindestens genauso sparsam geguckt wie ich.
„Absteigen kann ich eigentlich alleine" beschwerte ich mich. David musste schmunzeln „Mhm, sah gerade nur nicht so aus". Da hatte wohl wer wieder den ‚jetzt-sofort-rot' werden Knopf gedrückt. Schnell wandte ich mich ab um mein Pony in die Box zu bringen.
Vor der Box wartete Viviane schon mit verschränkten Armen. „Livi. Du wirst sabotiert!" bestätigte sie meine Vermutungen. „Und was machen wir jetzt?" „Keine Ahnung! Wie sabotiert man einem Saboteur?" Genau das war die Frage! Wie konnte ich verhindern, dass jemand absichtlich versuchte mir zu schaden? Und wer sabotierte mich überhaupt?
Eigentlich kam da nur Effi in frage, aber war die auch intelligent genug dazu?
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top