Kapitel 17

Never again oder warum Schwüre einfach nutzlos sind

Langsam beruhigte ich mich wieder. „Geht es wieder?" fragte David daraufhin. „Ja" meinte ich peinlich berührt lachend. In seine Arme gekuschelt sah ich zu ihm auf und mich überkam beim Anblick seiner Lippen sofort der Wunsch ihn zu küssen.

Nein! Livi du küsst ihn nicht. Du bist sauer auf ihn, dass er sich über deine Tränen gefreut hatte. Du hast dir geschworen sauer auf ihn zu sein. Scheiß auf Schwüre!

Ich befreite mich etwas aus seinen Armen und ließ meine Hände in seinen Nacken gleiten. Unglaublich ruhig sah er mich an und beugte sich langsam zu mir runter. Zärtlich küsste er mich und ich erwiderte den Kuss nur zu gerne. Dieser Typ brachte mich noch um den Verstand!

Schießlich drückte er mich zärtlich weg. „Gini steht am Abreiteplatz. Ich muss jetzt wieder in den Sattel." Erklärte David und wollte schon wieder gehen, da griff ich nach seiner Hand. Wenn dann würde ich jetzt mit ihm zum Hänger gehen! Mein Blick sagte das wohl auch aus, denn er blickte mich einfach nur an und setzte, nach einem kurzen Stopp, mit mir an der Hand den Weg fort.

Schon von weitem erkannte ich Shooty, der ungesattelt in der Gegend rumguckte.

Liebevoll strich ich dem Fuchs über das kupferfarben Fell und sah David dabei zu wie er ihm einen Sattel auf der Rücken hob. Beim ganzen Satteln ließ ich David nicht aus den Augen und dachte nur was für ein Glück ich doch hatte ihn zu haben. Mich Esel hatte er doch eigentlich gar nicht verdient. Dass David sich auch noch umzog, ließ mich darauf schließen, dass nun die Geländeprüfung dran war.

Das konnte ich mit keines Falls angucken! Ich hätte wahrscheinlich tierische Angst um David. Es sah immer so... so krass aus, wie sich die ganzen Reiter über die Sprünge stürzten. Ich wollte aber auch nicht gehen. Das hieß wohl in den sauren Apfel beißen!

Am Abreiteplatz stand Imogen am Zaun und sah immer wieder zu einem der Reiter in Geländemontur rüber. Piet. Ich stellte mich neben sie „Hey". Gini guckte mich überrascht an, rief total aus dem Häuschen „Hey Livi! Wusste ich doch, dass ihr das wieder hinbekommt." und schloss mich in die Arme, dann blickte sie an mir runter. „Gut siehst du aus, nur über die Chucks müssen wir noch einmal reden"

Im Vergleich zu ihr sah ich trotzdem mies aus. Perfekte Jeans, perfekte Bluse mit hellblau-weißem Karomuster und dazu perfekt passende Ballerinas. Die ganzen Männer am Abreiteplatz starrten immer wieder zu ihr rüber.

Armer Piet! Der musste sich doch verarscht vorkommen oder er war einfach nur ziemlich stolz auf seine Verlobte. Ich wusste nicht wie Männer in solchen Situationen reagierten.

Wir unterhielten uns bis die Prüfung anfing. Piet war der Erste von beiden der startete. Ich hatte keine Ahnung ob er nun gut oder schlecht war. Er war einfach nur schnell und ich sah ihn innerlich schon ein paar mal auf der Strecke liegen. An Imogen sah ich, dass er gar nicht mal so schlecht gewesen sein musste.

Als dann David kam neigte ich dazu mich wegzudrehen. Wäre da nicht Gini die immer wieder sagte „Der Sprung war echt gut!" oder „Oh der kommt gut". Ich starb innerlich tausend Tode! Hauptsache er verletzte sich nicht. Ich atmete erst auf, als er ins Ziel einritt. Gini grinste mich an und schüttelte den Kopf „Daran musst du dich gewöhnen!". „Das werde ich glaube ich nie! Dafür habe ich zu oft von Todesfällen gehört." murmelte ich und Gini lachte. Wie konnte sie das nur so leicht abtun?

Ich löste mich von meinem Platz und ging zum Ziel. Dort ritt David gerade sein Pferd wieder Richtung Abreiteplatz. Beide sahen ziemlich fertig aus. Hoffentlich hatte sich das gelohn. Nach einigen Runde in Trab und Schritt. Sprang er aus dem Sattel und klopfte Shooty stolz die Schulter. Ergo es war zumindest zu seiner Zufriedenheit gewesen.

Mit einem glücklichen Lächeln auf den Lippen kam er auf mich zu, Shooty folgte ihm bereitwillig. „Bis jetzt Platz eins" erklärte er und drückte mir einen Kuss auf die Lippen. Wie lange ging das ganze wohl noch? „Wann ist die Siegerehrung?" fragte ich zwischen zwei Küssen. Shooty hatte jetzt wohl die Nase voll, der Wallach fing an uns auseinander zu schieben. So lösten wir uns eher unfreiwillig von einander und David und Shooty machten sich auf den Weg zum Hänger. Eine Antwort hatte ich leider Gottes immer noch nicht! So dackelte ich hinter her.

Bis zur Siegerehrung standen David und ich bei den Pferden. Es war eine Mischung aus Unterhaltung und rumknutschen. Es schien keinen der anderen Reiter zu stören. Fast als wäre es normal. Ich hätte zumindest einmal etwas sparsam geguckt.

Die Siegerehrung schrappte an mir vorbei. Ich sah nur David der mit einem bescheidenen Lächeln die goldene Schleife entgegen nahm und da kam mir eine Idee. Vielleicht keine gute, aber eine die sowieso irgendwann notwendig gewesen wäre und warum dann nicht jetzt.

Wieder beim Anhänger, als sie alles zusammenpackten schlang ich meine Arme von hinten um David und fragte „Warum kommst du gleich nicht zu mir?" Befremdlich sah er mich an „Aber nicht in den Klamotten! Was macht das bitte für einen Eindruck" Ich wollte schon den Mund auf machen und sagen, dass es mich nicht im geringsten stören würde, aber er ließ mich gar nicht zu Wort kommen „Was hälst du davon. Ich fahre erst Nachhause, kümmere mich um Shooty und Electra, ziehe mich um und komme dann zu dir?" mit dem Vorschlag könnte ich Leben und meinen Papa zumindest etwas auf David vorbereiten. „Klingt gut! Und ich hoffe dass du über Nacht bleibst" schnurrte ich und ließ ihn wieder los. „Dann bis später" er lächelte mich an und ich zog ihn am Kragen seines Turniershirts zu mir runter. Einen Abschiedskuss hatte ich mir jawohl verdient.

Schon auf der Fahrt nach Hause überlegte ich wie ich meinen Vater möglichst gut vorbereiten könnte. Mama müsste ich eventuell auch verklickern, dass David nicht unbedingt das war was Papa gerne an meiner Seite sehen wollte.

Zuerst Mama, das wäre einfacher! Beschloss ich, als ich auf dem Hof neben dem Haus parkte.

Zum Glück musste ich nicht nach meiner Mutter suchen. Sie stand in der Küche und machte sich einen Kaffee. „Schon wieder da? Auch einen?" fragte sie ohne sich umzudrehen. „Ja. Nein ich will keinen Kaffee. Ich bräuchte nur deine Hilfe" verwirrt drehte sich Mama zu mir um. „Meine Hilfe? Wobei?!?" „Zwischen David und mir ist alles wieder im Lot und..." ich holte tief Luft und hoffte dabei das passende an Worten zu finden „und ihr werdet ihn heute kennen lernen" „Ja...das kommt jetzt überraschend!" Danke Mama! „Vielleicht ein paar Informationen zu David: Er war auf einem Internat in Bayern, reitet Vielseitigkeit und" jetzt kam der Knackpunkt „und arbeitet als Pferdehändler" „Oh" noch nie hatte ein einfaches „Oh" etwas so auf den Punkt gebracht. „Das wird deinen Vater gar nicht freuen" meinte sie in einem undefinierbaren Tonfall. So weit war ich auch! Und wie konnte ich dafür sorgen dass Papa David mochte?!? „Lass die beiden einfach nicht alleine und lass deinen Vater bloß nicht diesen einen Spruch bringen, den er schon seit Jahren immer sagen wollte wenn du mal wieder einen Jungen mit Nachhause bringst." Toller Rat! Papa würde mich einfach übergehen.

Und so kam es wie es kommen musste...

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