[06]
Jisung PoV
"Verdammt, Jisung! Wo bist du denn so lange geblieben?!", schimpfte mich mein Vater aus, als ich nach Hause kam.
"War bei einem Freund. Ich mach mich jetzt fertig.", antwortete ich knapp und ging einfach an ihm vorbei und zwei Treppen hoch in mein Schlafzimmer. Ich hatte im Prinzip die ganze Etage für mich, die aus meinem Schlafzimmer mit begehbarem Kleiderschrank, einem Bad, einem Gaming/Wohnzimmer und einem Raum, den ich nicht benutzte und der deshalb einfach nur leer stand.
Ich warf mich zunächst auf mein Bett und würde am liebsten nie wieder aufstehen, weil ich mich dann umziehen und zum Essen mit irgendwelchen anderen reichen Leuten musste. Auch wenn ich absolut nicht wollte, stand ich auf, ging schnell duschen und machte mich fertig, ehe ich mich zu meinen Eltern und ihren Geschäftspartnern an den Tisch setzte. Es dauerte nur ein paar Sekunden, bis ich realisierte, wessen Eltern da vor mir saßen. Noch besser hätte das Essen nicht laufen können oder? Wenigstens hatte ich daran gedacht, das Pflaster zu wechseln, sonst hätte ich jetzt vor niemand geringerem als Hwang Hyunjin erklären müssen, warum ich ein Einhornpflaster an der Stirn kleben hatte.
"Ah, Hyunjin da bist du ja. Setz dich doch gegenüber von Jisung.", lächelte meine Mutter und am liebsten hätte ich mich gleich wieder verzogen.
Zurück in meinen kleinen Ort im Wald.
Zurück zu Minho.
Während des Essens wechselten Hyunjin und ich kein Wort. Ich sah ihn nicht einmal mehr an. Immer wieder wanderten meine Gedanken zu dem Braunhaarigen im Wald. Daran wie er mein Herz zum Explodieren gebracht hatte, als er mir so nahe war. Alleine beim Gedanken daran fing mein Herz wieder an zu rasen.
Ich schloss meine Augen und ging den Moment im Kopf nochmal durch. Ohne es zu merken, machte ich den gleichen Gesichtsausdruck wie bei ihm und biss mir auf die Unterlippe, bevor ich einmal darüber leckte. Verdammt, ich hätte Minho in diesem Moment so gerne geküsst... Seine Lippen sahen so unglaublich einladend aus...
Mein Vater räusperte sich einmal und ich wurde augenblicklich rot, weil er mich damit in die Wirklichkeit zurück holte. So war das definitiv nicht geplant.
"Jisung, warum gehst du nicht mit Hyunjin auf dein Zimmer, während wir Erwachsenen uns weiter unterhalten?", meinte meine Mutter, wahrscheinlich weil sie merkte, wie unangenehm mir das gerade war. Weil alleine Mit Hyunjin zu sein ja nicht mindestens genau so unangenehm war. Ich nickte einfach und stand auf, woraufhin Hyunjin mir ziemlich genervt ins Gaming Zimmer folgte. Was genau war eigentlich sein Problem mit mir?
"Wenigstens hast du Geschmack.", bemerkte er, als er die unzähligen Poster und Bilder an meiner Wand sah. Ohne die wirkte mir der Raum hier ganz eindeutig zu leer.
"Ich brauche noch eins mit Minho...", murmelte ich leise, als ich mir noch die Bilder mit Chan und Changbin ansah.
"Mit wem?", fragte Hyunjin.
"Mit einem Freund von mir.", antwortete ich nur.
"Warum hast du eigentlich keine Bilder nur von dir und Changbin? Hat man sowas als Paar nicht?"
"Als Paar?", lachte ich. "Changbin und Chan sind meine besten Freunde. Mit denen wird nie irgendwas laufen. Wie kommst du denn auf bitte auf so einen Schwachsinn? Ich würde mich doch nicht von Changbin flachlegen lassen."
"Aber... Ich dachte...", meinte er ungläubig. "Du... Er..."
"Nope. Nichts ich und er. "
"Dann heißt das, ich hab dich all die Jahre umsonst fertig gemacht?"
"Was?! Du hast mich fertig gemacht, weil du eifersüchtig auf mich und Changbin warst?! Das ist ja wohl mal oberdämlich! Was erhoffst du dir davon denn überhaupt?! Dass ich die Schule wechsel und meine Freunde hinter mir lasse?!"
"In etwa das, ja..."
"Viel Glück dabei, das gerade zu biegen, Hwang. Du denkst doch nicht ernsthaft, dass Changbin dir eine Chance gibt, wenn er das weiß. Du hättest ihn ja auch nicht einfach ansprechen können wie jede normale Person es wahrscheinlich getan hätte! Vielleicht wärt ihr dann ja jetzt schon zusammen und ich hätte diese ganze Scheiße nicht durchmachen müssen!"
"Es tu mir lei-"
"Schieb dir das sonst wo hin, ganz ehrlich!"
Ich ging einfach, zog mir im Flur meine Schuhe an und lief in den Wald. Ich musste weg von Hyunjin und da gab es keinen besseren Ort als meinen und Minho's. Durch die Bäume hindurch sah ich bereits die kleine Hütte, die heute der einzige Ort gewesen war, an dem ich mich wohlgefühlt hatte.
"Hey, Sung... Ich dachte, du musstest nach Hause...?", hörte ich Minho's sanfte Stimme. Er hatte bis eben auf der Bank gesessen und war beim Klang meiner Stimme aufgestanden.
"Will da nicht wieder hin...", schniefte ich und umarmte ihn. Mir war es relativ egal, ob das seltsam rüber kam, weil wir uns noch nicht lange kannten, denn ich brauchte diese Umarmung gerade. "Alles scheiße."
"Ist in Ordnung, Kleiner. Dann leiste mir einfach noch ein wenig Gesellschaft, ja?"
Ich nickte und er führte mich zur Bank, auf die wir uns draufsetzten. Er legte einen Arm um mich, was ich einfach als Einladung sah, um mich an ihn zu kuscheln. Wie froh ich doch war, das er gerade mit mir hier war...
"Jisung, es tut mir verdammt nochmal leid!", hörte ich Hyunjin erschöpft schnaufen, als er auf die Lichtung gelaufen kam. War ja klar, dass er diesen Moment ruinieren musste... "Wow... Was ist das hier?"
"Ein Ort, der mir ohne deine Anwesenheit deutlich besser gefallen hat.", antwortete ich kalt.
"Bitte lass mich mich doch entschuldigen...", bat er, doch hatte seine Rechnung ganz eindeutig ohne Minho gemacht, der nun aufstand und wütend auf ihn zu ging. Trotz des Größenunterschiedes zwischen ihm und Hyunjin, der ein paar Zentimeter größer war als MInho, schien er ziemlich Eindruck zu machen.
"Hast du nicht kapiert, was er dir damit sagen wollte?", zischte er bedrohlich und baute sich vor dem Größeren auf. "Lass Jisung in Ruhe und verzieh dich. Und wenn ich noch einmal höre, dass du ihn auf irgendeine Weise verletzt oder ihn belästigst, reiß ich dir jedes deiner Haare einzeln raus, Blondie, und dann lernst du mal was Schmerzen sind."
Verängstigt riss Hyunjin die Augen auf und lief zurück zum Haus.
"Wenn er dich je wieder belästigt oder irgendetwas macht, womit er dir weh tut, dann sag mir bescheid und ich verpasse ihm einen Denkzettel.", sagte Minho und nahm die gleiche Position wie zuvor, sodass ich mich wieder an ihn kuscheln konnte.
"Ich hoffe, dass er nichts mehr macht. Wenn er es ernst meint, was er zu mir gesagt hat und sich tatsächlich entschuldigen will, dann sollte er eigentlich nichts mehr machen. Trotzdem danke. Falls er etwas machen will, drohe ich ihm einfach damit, dich auf ihn zu hetzen."
"Mach das. Du bist mir wichtig und ich will nicht, dass er dir etwas antut."
"Das hat er schon längst.", seufzte ich. "Wegen ihm werde ich in der Schule fertig gemacht."
"Ich hätte ihm eine verpassen sollen... Jetzt muss ich es das nächste Mal machen, wenn ich ihn sehe."
"Tu das.", antwortete ich und vergrub mein Gesicht in seinem Hoodie.
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