- Bryan

Als ich 20 war wollte ich mir mal einen riesigen Drachen über die Schulter bis über den Oberarm stechen lassen, den ich in einer Zeitschrift gesehen hatte.

Also ging ich damals, voll Entschlossenheit und Vorfreude in das Tattoo Studio das mir Ashton, mein Dealer, empfohlen hatte.

Ich, damals noch kleiner und zierlicher mit meinen 1,68m und 58kg saß fünf Minuten später auf dem Stuhl vor einem Brocken, der schätzungsweise ein bisschen älter als 25 war und mindestens 100kg Muskelmasse haben musste, einen geflochtenen Bart hatte der bis zum Bauchnabel hinab reichte und in dessen Spitze Holzperlen eingearbeitet waren.

Seine Haut war verziert von kleinen und großen Kunstwerken - ich glaube es wäre schwieriger eine Stelle zu finden, die nicht tätowiert war, als eine, die es war.

Selbst sein Kopf war bis auf den breiten Streifen in der Mitte - der aus einen langen, geflochtenem Zopf bestand - komplett tätowiert. Ich weiß noch, dass ich mich damals darüber geärgert hatte, dass seine dunkelblonde Mähne länger und gesünder war als meine.

Ich zeigte ihm die ausgerissene Zeitschriftseite mit dem Motiv, das ich haben wollte.

Er sagte, mit einer Stimme, die klang als hätte er vor nicht allzu langer Zeit 3 Flaschen Whiskey geleert und sein ganzes Leben lang geraucht »Das stech' ich dir nich.«

Ich schaute ihn verdutzt an und fragte »Wieso nicht? Weil ich ein Mädchen bin?« und funkelte ihn an.

Er stieß nur ein kehliges Lachen aus und antworte »Kleine, dass du als Mädchen ein solches Tattoo willst macht dich eigentlich symphatischer - aber eben nur eigentlich. Denn das ist nicht dein Tattoo. Willst du wirklich ein Tattoo, das schon 5000 Leute genau so tragen?«

Er schaute mich grinsend an und sprach weiter »Ich denke nicht. Ich denke eher, wir setzten uns mal auf ein paar Gläschen Whiskey und Zigarren hin und unterhalten uns ein wenig. Währenddessen kritzel ich dann ein bisschen was, das dann wirklich dein Tattoo ist. Abgemacht?«

Völlig überrumpelt von der Direktheit und Ehrlichkeit des Mannes schluckte ich kurz, bevor ich mich wieder gefasst hatte und mit fester Stimme ein »Ok.« herausbekam.

2 Wochen später traf ich Bryan - so hieß er - wie abgemacht abends und er zeichnete, während ich ihm Dinge über mich erzählte. Gegen ein Uhr nachts sagte er dann er denke er sei fertig und schob mir über den Tisch ein Blatt Papier rüber.

Ich war sprachlos. Ein atemberaubend detaillierter, wunderschöner Wolf starrte mich von unten herab an. Seine Augen sahen aus, als hätte Bryan sich meine eigenen zur Vorlage genommen - strahlendes blau, mit einem silbergrauen Schimmer.

»Wow.«, hauchte ich nur, während ich eifrig meinen Blick über das Kunstwerk streifen ließ. 
»Deinem Blick nach zu urteilen gefällt er dir.« Ein Hauch von Stolz schwang in seiner Stimme mit - zu Recht, wie ich fand.

»Er ist unbeschreiblich. Danke, Bryan.«

Das ist die Geschichte wie ich meinen besten Freund kennenlernte.

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