Prolog
Schweiß tropfte mir von der Stirn und prallte auf den kalten Asphalt unter meinen Füßen. Wer weiß, wie lange wir schon rannten, doch ich brauchte eine kleine Pause. Ich hatte zwar einiges an Kondition und Kraft dazu gewonnen, doch ich war noch immer kein Übermensch. Ich versteckte mich im Schatten einer Hauswand um mich etwas auszuruhen. Hoffentlich schafften es Snake und Joker. Ich hatte keine Lust Barrows mal wieder Rede und Antwort zu stehen.
Als ich hinter der Hauswand verharrte und nach verdächtigen Geräuschen lauschte entkam mir ein Schmunzeln - Verdammt schon eineinhalb Jahre steckte ich wieder hier in diesem Höllenloch fest. Wie schnell die Zeit doch verging. Mittlerweile war ich schon fast achtzehn und würde bald schon wieder frei sein. Ich hatte mich damals dazu entschieden die UT's hier in Delta zu unterstützen und von ihnen zu lernen. Genau wie Principal Welsh es von mir verlangte. Ich wurde recht schnell eingewiesen, da ich die meisten der Regeln schon kannte dauerte die Eingewöhnungsphase nicht sehr lange. Auch hier wurde die Gang in kleinere Untergruppen aufgeteilt um Aufträge besser ausführen zu können. Ich wurde in die Gruppe von Snake und Joker gesteckt. Sie waren nur zu Zweit und das hatte auch einen guten Grund - Sie waren sehr komplizierte Charaktere. Da ich allerdings eben solch einen Charakter als festen Freund besaß und einen weiteren als besten Freund fiel es mir nicht sonderlich schwer mich zu integrieren. Ich bekam erst später heraus, dass niemand mit den Beiden arbeiten wollte also hatte man es einfach mir aufgebürdet. Solche unfairen Aktionen störten mich aber schon lange nicht mehr. Ich hatte mich vor langer Zeit bereits damit abgefunden, dass das Leben zu jedem unfair war. Mittlerweile kümmerte es mich nicht mehr. Eigentlich kümmerte mich gar nichts mehr. Die einzigen wichtigen Menschen in meinem Leben waren meine Freunde in Acadia und mein Dad. Es hat sich also nicht wahnsinnig viel verändert meint ihr? Naja wir werden sehen..
Der erste Tag in der Schule verlief unverhofft gut. Anfangs sahen mich alle nur sprachlos an und tuschelten hinter meinem Rücken. Auch Abrins teuflisches Grinsen kehrte mit meiner Rückkehr wieder auf seine Lippen zurück. Eine Sache hatte er allerdings nicht bedacht - Auch ich hatte die Fähigkeit ein wahrer Teufel zu sein. Ich musste mit bedauern feststellen, dass sich die Gerüchte über Abrin bewahrheiteten. Es hieß er müsste sein letztes Schuljahr noch einmal widerholen, weshalb er nun in meiner Stufe war. Ich machte mir nichts daraus, als ich noch in Acadia war, doch nun da ich wieder an der Delta Chambers war merkte ich, wie mir seine Anwesenheit überhaupt nicht gefehlt hatte. Solange man mich nur anstarrte und mich sonst weitestgehend in Ruhe ließ war auch ich ruhig, doch wehe man reizte mich. Ich hatte die Schüchternheit vollends abgelegt an dem Tag, als ich wieder zurück nach Delta kam. Mein altes Ich existierte nicht mehr, Sorgen existierten nicht mehr, unnötige Probleme existierten nicht mehr. Ich hatte aufgehört mich mit Kleinigkeiten zu befassen, weshalb ich auch so unglaublich gut in meinem Job geworden bin. Viele der Gang Mitglieder hier schätzten mich für mein kühles Wesen und für meine professionelle Arbeitseinstellung. Ich führte meinen Job immer aus egal wer an meiner Seite stand, da ich wusste im Notfall konnte ich mich immer auf mich selbst verlassen. Dieses Selbstvertrauen hatte ich nicht immer, wie ihr vermutlich noch wisst. Tja, die erste große Veränderung würde ich sagen.
Mein wahres Gesicht zeigte ich Abrin das erste Mal als die erste halbe Schulwoche hinter mir lag. Er hielt es für witzig mir den Stuhl wegzuziehen. Ich hatte mein Tablett mit dem eckligen Kantinenfraß in den Händen und wollte mich eben setzen, als ich merkte das etwas nicht stimmte. Ich landete mit meinem Hintern auf dem Boden und das Tablett mit samt dem Fraß auf meinem Lieblingsshirt. Ich hatte es damals zusammen mit Tory gekauft, weshalb es mir sehr wichtig war. Ruhig saß ich auf dem Boden und griff ungeniert nach dem Tablett, dass neben mir lag und stand schwungvoll auf. Abrin und der Rest der Schule waren zu beschäftigt damit mich auszulachen, als das sie meinen nächsten Zug hätten kommen sehen. Ich holte kräftig aus und donnerte Abrin das Tablett mit voller Wucht ins Gesicht. Er taumelte und fiel schließlich zu Boden. Das Lachen verstummte und alle Blicke lagen nun auf mir. Anders als früher genoß ich diese Aufmerksamkeit, diese Angst in den Augen, die mich anstarrten. Abrin rieb sich wütend den Kopf und wollte bereits aufstehen, doch ich drückte ihn mit meinem Fuß wieder in die unterwürfige Position die zu ihm passte.
"Ich hoffe die Botschaft ist angekommen. Ich lasse mich nicht mehr runtermachen und schon gar nicht von so einem minderwertigen Schwachkopf wie dir. Noch so eine Aktion und ich kastriere dich mit einer rostigen Schere." Zischte ich wütend und ließ ihn anschließend einfach stehen oder besser gesagt sitzen. Nach dieser Sache versuchte er noch ein paar Mal solche Aktionen zu bringen, doch er lernte einfach nicht daraus. Für ihn schien noch immer nicht klar zu sein, dass ich mittlerweile mit Vorsicht zu genießen war.
Ich hatte für solche Kindereien aber auch keine Zeit mehr also blieben die großen Rachepläne erst einmal aus. Am Zustand meines Dad's hatte sich weiterhin nichts verändert und ich bangte darum, dass die Ärzte die Maschinen bald abstellen lassen würden. Sie meinten es gäbe keine große Hoffnung mehr, doch ich wollte es nicht wahr haben. Ich besuchte ihn fast täglich im Krankenhaus und erzählte ihm von meinem Tag. So wie ich es früher auch getan hatte. Mittlerweile ließ ich aber keine Einzelheiten mehr weg. Ich offenbarte ihm alles. Die Sache mit der Gang, die Sache mit Abrin und natürlich auch was genau in Acadia geschah. Was sollte er auch schon groß tun? Mich in meinen Träumen dafür heimsuchen?
Miriam zog mit ihrem neuen Lover zusammen und verließ die Stadt. Ich war froh darüber und doch war es seltsam zu sehen, wie nun eine andere Familie in meinem alten Haus wohnte. Ich war, wie schon erwähnt, bei meinem Dad eingezogen und hielt dort alles am laufen für den Fall, das er wieder aufwachte. Nichtsdestotrotz wollte ich hier nicht für immer festsitzen. Klar, mein Leben hier verlief geregelt und sogar einigermaßen gut im Vergleich zu früher, doch ich vermisste Acadia und meine Freunde. Also plante ich bereits nach meinem Abschluss gemeinsam mit Dad wieder dorthin zu ziehen. Ich hatte schon mit dem Krankenhaus in Acadia telefoniert und sie würden ihn als Patient aufnehmen. Tory, Soma und der Rest der Gang wussten ebenfalls schon Bescheid und sahen sich nach einer WG für uns um, da wir alle zusammen wohnen wollten. Während meiner Zeit hier in Delta hatte ich sie bereits mehrfach besucht und auch sie sind zwei Mal hergekommen. Es war schön sie alle wieder zu sehen und besonders gefiel es mir, die verlorene Zeit mit Soma etwas nachholen zu können.
Finanziell sah es ebenfalls nicht schlecht bei mir aus. Barrows war zwar ein mieser Abzocker, doch er bezahlte weitaus besser als Clyde es tat. So konnte ich mich wenigstens über Wasser halten und die Miete für das Apartment bezahlen. Leider war ich noch keine achtzehn und deshalb war es mir nicht erlaubt allein zu wohen, weshalb ich mich mit dem Jugendamt darauf einigte, das einmal pro Woche eine Sozialarbeiterin vorbeischaute und nach dem Rechten sah. Mir war das völlig egal solange sie mich nicht behinderte oder mich nervte.
Ich hörte Schritte auf der Straße neben mir und bezog meine Position, bereit zu töten wenn es sein musste. Doch es war nur Joker, der wie ein aufgescheuchtes Huhn durch die Gegend lief. Schnell zerrte ich ihn hinter die Hauswand und wies ihn an still zu sein, da ich nicht wusste ob unsere Verfolger ihn einholen konnten. Barrows hatte uns einen Auftrag zugewiesen bei dem es um eine Menge Kohle ging. In dem Viertel der Winchesters gab es einige betuchte Leute, die eindeutig zu viel Geld besaßen. Wir sollten in eines der Häuser eindringnen und alles mitgehen lassen, was sich zu Geld machen ließ. Wir fanden einen versteckten Tresor, der zu unserem Glück nicht verriegelt worden war. In ihm befand sich mehr Geld als wir zählen konnten und so fackelten wir nicht lange, doch leider wurden wir erwischt und so nahmen wir die Taschen und unsere Beine in die Hand. Wir teilten uns auf und jeder von uns nahm sich eine der Taschen. Das Joker nun hier bei mir war erschien mir seltsam. Er musste seine Route geändert haben, doch wieso?
Ich lauschte gespannt und hörte entfernt ein paar männliche Stimmen und fuhr erschrocken herum. Verdammt! Wenn uns nicht bald etwas einfiel waren wir geliefert. Ich packte Joker und schleppte ihn in eine weniger beleuchtete Straße anschließend funkte ich Snake an um zu erfahren wo er steckte.
"Ich bin am Treffpunkt, wo seid ihr zwei Schwachmaten?" Murrte er und ich verdrehte nur meine Augen. "Bleib da wir sind auf dem Weg." Zischte ich und überlegte mir die schnellste Route zu Barrows' Lagerhalle. Sie war etwa drei Blocks entfernt und nur zwei Straßen führten direkt dorthin. Ich fluchte und weihte Joker in meinen Plan ein.
"Bist du wahnsinnig? Die werden uns abknallen!" Maulte er, doch willigte letztendlich ein, da er selbst keine bessere Idee hatte. Und so machten wir uns auf den Weg. Meine Finger ruhten ständig auf dem Abzug meiner Waffe. Richtig, ich war zwar ein Archer und sollte eigentlich mit Pfeil und Bogen schießen, doch hier in Delta liefen die Dinge anders. Auch das Training hier war anders - Viel härter, als das mit Roy. Meine zierliche Gestalt existierte schon lange nicht mehr, denn durch das Training hier hattte ich enorm viel an Kraft zugelegt. Kraft, die mir in solchen Situationen, wie dieser hier sehr behilflich war.
Als wir das Industriegelände betraten verlangsamten wir unser Tempo. Letztlich kamen wir völlig aus der Puste vor Snake zum stehen und sackten in uns zusammen. Es war unglaublich anstrengend gewesen, doch Snake lachte nur auf.
"Passt nur auf wenn Barrows erfährt, dass ihr Beide fast erwischt wurdet, dann-" Doch weiter kam er nicht, denn ich schlug ihm die Tasche die ich trug an die Brust, was ihn aufkeuchen ließ. "Laber nicht so viel sondern kümmer dich lieber um deine Aufgabe Snake." Zischte ich wütend und ließ die Beiden stehen. Mein Job war getan um den Rest musste sich Snake kümmern.
Also, wie schon gesagt es hat sich einiges verändert..
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