- Kapitel 7 -
Gemurmel und Getuschel brach hinter mir aus egal wo ich lang ging. Meine Verletzungen waren offenbar doch etwas zu auffällig, als das sie unentdeckt bleiben konnten. Die Aufmerksamkeit der anderen interessierte mich allerdings nicht sonderlich. Ich fragte mich stets, ob Abrin nicht doch etwas geplant hatte. Es würde ganz zu ihm passen am letzten Schultag noch eine Aktion zu starten, dachte ich und schloss meine Spint Tür. Ich bog um eine Ecke und stoppte gerade noch rechtzeitig, sodass ich einen Zusammenprall verhindern konnte. Abrin stand irritiert vor mir und hatte ebenfalls noch im letzten Moment anhalten können. Ich warf ihm einen genervten Blick zu und wollte schon an ihm vorbeigehen als er nach meinem Handgelenk griff. Leider hatte er dadurch genau auf eine meiner Wunden gedrückt, weshalb ich schmerzverzehrt mein Gesicht verzog. Als er meine Reaktion bemerkte zog er meinen Arm etwas nach oben um sich meine Hände genauer anzusehen. Er hob beide Augenbrauen und sah mich schockiert an, während er meine provisorisch verarzteten Hände sah. Ich entriss sie ihm schnell um nicht noch mehr Aufsehen zu erregen, als ich es an diesem Tag ohnehin schon tat und steckte meine Hände in meine Jackentaschen.
„Was is denn mit dir passiert? Ein paar auf's Maul bekommen?" Fragte er mich leise und zog einen Mundwinkel nach oben. Empört zog ich scharf die Luft ein. Am liebsten hätte ich ihm gleich hier und jetzt gezeigt, was es bedeutete wirklich ein ein paar auf's Maul zu bekommen, doch ich riss mich zusammen. Was interessierte es ihn eigentlich? Ich schuldete ihm keinerlei Rechenschaft.
„Ich weiß zwar nicht, was dich das angeht aber ich habe früher hin und wieder mit meinem Dad zusammen geboxt. Seit seinem Unfall habe ich allein weiter gemacht." Erklärte ich ihm sachlich. Er nickte stumm und schulterte seinen Rucksack enger. „Klar, du und boxen." Meinte er und hob dabei spottend eine Augenbraue. Ich verdrehte meine Augen und seufzte genervt. „Bist du jetzt fertig? Ich muss in den Unterricht und hab echt keine Zeit für dein dummes Gelaber." Meinte ich und verschränkte dabei meine Arme vor der Brust. Dabei rutschten die Ärmel meines Pullis etwas nach oben, weshalb man meine einbandagierten Unterarme leicht erkennen konnte. Ich sah, wie sein Blick zu genau dieser Stelle glitt und steckte meine Hände deshalb wieder tief in meine Jackentaschen. Ich hatte extra daran gedacht alle Stellen, die noch mit einem Verband umwickelt waren zu verstecken, weshalb ich an diesem Tag auch ziemlich leger gekleidet war. „Wenn das alles ist." Murmelte ich und ließ ihn einfach stehen. Schnellen Schrittes lief ich ins Klassenzimmer und ließ mich auf den Stuhl fallen. Solange Abrin mich nur mit seinen dummen Sprüchen zumüllte war mir das völlig egal. Ich gab schon lange nichts mehr auf seine Meinung oder seine Sprüche, diese Zeiten waren vorbei.
Der restliche Schultag zog sich unglaublich in die Länge und ich musste feststellen, dass meine Aufregung immer mehr anstieg mit jeder Stunde, die verging. Ich hatte noch so viel zutun, das ich gar nicht wusste wo mir der Kopf stand. Ich spürte, wie Kopfschmerzen beginnen wollten und seufzte genervt. Die Treffer von Joker und Snake waren deutlich zu spüren und ich fragte mich, ob ich noch Kopfschmerztabletten in der Wohnung hatte. Als die Schulglocke endlich ertönte packte ich erleichtert meine Tasche. Die frische Luft von draußen linderte den Schmerz etwas, doch das Pochen ließ einfach nicht nach - Das würde ich vermutlich noch die nächsten Tage spüren. Ich sperrte die Eingangstür auf und schleppte mich erschöpft die Treppen hinauf. Vor der Wohnungstür zog ich meine Schuhe aus, da sie voller Schnee waren und lief in den Flur. Ich schaffte es gerade noch meine Jacke aufzuhängen, als auch schon mein Handy klingelte. Verdammt was für ein Timing, dachte ich mir und ging erschöpft ran.
„Hey Kleine." Begrüßte Soma mich locker, wie immer. „Hey Liebling." Entgegnete ich ihm gedankenverloren während ich mir ein Glas Wasser einschenkte und mich auf die Suche nach Kopfschmerztablette machte. „Wow, du hörst dich ja ziemlich begeistert an." Spottete er weshalb ich meine Augen verdrehte. „Tut mir leid.. Ich hab Kopfschmerzen und ich muss noch packen und meinen Dad besuchen und mich mit der Tussie vom Jugendamt rumschlagen." Seufzte ich während ich mir das Telefon zwischen Schulter und Ohr klemmte und auf den Badewannenrand kletterte. „Du hattest doch genug Zeit dafür Kleine." Lachte Soma während ich ihn nachäffte. Er hatte gut reden! Er musste sich ja nicht völlig allein um den Haushalt, die Schule, die Gang und einen im Koma liegenden Vater kümmern. „Nein hatte ich nicht. Gestern war wieder Training angesagt und naja.."Murmelte ich und kramte nach der Aspirin Verpackung, die natürlich ganz hinten im obersten Schrank liegen musste. „Und ihr habt es mal wieder übertrieben." Vollendete er meinen Satz und ein Lächeln schlich sich auf meine Lippen. Es war schön zu sehen, dass er mich noch immer besser kannte, als sonst ein Mensch auf der Welt. Soma und der Rest der Gang hatten Snake und Joker bereits kennengelernt, als sie das letzte Mal zu Besuch waren. Sie halfen uns bei den Geschäften und waren von Barrows persönlich zum Training in die Halle eingeladen worden. Ares und Snake lieferten sich unerbittliche Kämpfe und schienen den Seelenverwandten im jeweils anderen gefunden zu haben. Soma und Joker kämpften ebenfalls gegeneinander und Joker stellte sich gut an, doch Soma besiegte ihn jedes Mal. Auch Snake hatte gegen ihn keine Chance - Er war nun mal der Beste.
„Ja..ich sag dir ich seh aus, als hätte man mich von einem Hochhaus geworfen." Lachte ich während ich samt der Tabletten wieder in die Küche lief. Am anderen Ende der Leitung ertönte ein raues Lachen, was mich wahnsinnig werden ließ. Ich war noch immer verrückt nach Soma. „Dann wirst du dich sicherlich freuen zu hören, dass Roy ein Training für übermorgen angesetzt hat." Meinte er und schnalzte mit der Zunge. „Ist ja euer Training." Sagte ich und wartete darauf, dass sich meine Tablette endlich auflöste. „Denkst du, ja? Er hat explizit darauf bestanden, das du mitkommst." Sagte er mit einem dämlichen Grinsen auf den Lippen. Ich musste ihn nicht einmal sehen um das zu wissen. Ich stöhnte verzweifelt und fasste mir an die Stirn. „Wenn er mich in Zukunft als Plasmaartige Masse wieder sehen will.." Murmelte ich, was mir ein erneutes Lachen seinerseits einbrachte. Es war der schönste Klang auf der Welt für mich ihn so herzhaft lachen zu hören. Mein Puls schoss jedes Mal in die Höhe und ein angenehmes Gefühl breitete sich in der Magengegend aus. „Ich werde es ihm ausrichten." Gluckste er ins Telefon. Wir sprachen noch über die Planung für den morgigen Tag und was sonst noch so anstand. Wir kamen langsam zum Ende während ich bereits meinen Koffer öffnete. „Also dann sehen wir uns morgen." Sagte er. „Ja, bis morgen Schatz." Entgegnete ich ihm mit einem Lächeln auf den Lippen. „Bis morgen Liebling." Verabschiedete auch er sich bevor wir auflegten. Es tat gut mit ihm zu sprechen auch wenn wir uns schon am nächsten Tag wieder sahen. Ich freute mich schon wahnsinnig darauf und spürte, wie die Nervosität anstieg. Umso schneller packte ich meinen Koffer zusammen und machte mich anschließend auf den Weg ins Krankenhaus um Dad zu besuchen und auch das Personal erneut daran zu erinnern, dass ich für zwei Wochen nicht in der Stadt war. Danach stattete ich Barrows noch einen Besuch ab. Auf dem Weg zu ihm rief ich meine Betreuerin vom Jugendamt und sagte Bescheid, das sie die nächsten zwei Wochen nicht vorbeizukommen brauchte. Ich hatte Barrows zwar ebenfalls bereits Bescheid gesagt, doch ich ging bei ihm lieber auf Nummer sicher. Ich fragte ihn, ob ich Clyde oder Principal Welsh etwas ausrichten sollte oder etwas mitnehmen sollte, doch er verneinte. Er wünschte mir lediglich viel Spaß und ermahnte mich, auch ja lebendig wieder zurück zu kommen, da er sich nicht leisten konnte noch mehr von uns zu verlieren. Seit einiger Zeit verschwanden vermehrt Gang Mitglieder von uns oder wurden tot aufgefunden und man hatte noch keinen Anhaltspunkt gefunden, der auf den Verantwortlichen deutete. Seit dem sagte Barrows uns ständig, das wir noch vorsichtiger sein sollten. Gerührt von seiner Sorge um sein Geld, welches ihm durch den Verlust von mir durch die Finger gleiten würde verabschiedete ich mich von ihm und funkte auf dem Heimweg noch schnell Snake und Joker an.
„Hey ich wollte euch nur daran erinnern, dass ich ab morgen für zwei Wochen nicht da bin also reitet euch in keine Scheiße." Meinte ich und lief die dunklen Straßen entlang. „Hörst du das Snake? Als könnten wir ohne sie nicht überleben." Spottete Joker, was mir ein Grinsen entlockte. „Als wäre es jemals anders gewesen! Ich weiß echt nich, wie ihr vor mir überlebt habt." Lachte ich. „Na endlich! Mal ein paar Tage an denen wir nicht ständig deinen Arsch retten müssen." Meldete sich nun auch Snake mürrisch zu Wort. Ich verdrehte meine Augen und seufzte. „Im ernst Jungs, ihr wisst ja was zur Zeit hier abgeht..passt auf euch auf ich hab mich grade erst an euch Schwachmaten gewöhnt und ich will nicht das die harte Arbeit umsonst gewesen ist." Sagte ich ernst, da ich mir wirklich Gedanken um die Beiden machte. Solange wir gemeinsam unterwegs waren hatte ich keine Bedenken, doch wenn ich so weit weg war hatte ich keine Kontrolle über die Geschehnisse hier. Außerdem machte man noch immer jagt auf uns, was die Situation nicht besser machte.
In der Wohnung angekommen erledigte ich noch die letzten Kleinigkeiten bevor ich auch schon völlig erschöpft ins Bett fiel.
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