- Kapitel 29 -

Lächelnd sah ich in den Lauf der Waffe und wartete auf den großen Knall. So würde mein Leben also enden, dachte ich. Es war ironisch, nicht? Noch vor zwei Jahren hätte ich niemals damit gerechnet mich jemals in solch einer Situation lächelnd vorzufinden - Was die Umstände mit einem anstellten..

„Auf was wartest du noch? Es sollte eine Ehre für dich sein diese Aufgabe zu übernehmen, schließlich wird sie deine Erste sein." Schmunzelte Winchester im Hintergrund und stand mit verschränkten Armen im Lichtkegel. Barrows' Hand zitterte und er sah angestrengt auf seine Finger. Er schien zu überlegen, doch ich schenkte dem ganzen keine Beachtung mehr. Ich versuchte noch immer die Fesseln zu lösen selbst wenn es aussichtslos zu sein schien. Ich würde mich niemals kampflos ergeben, das hatte ich von Principal Welsh gelernt. Wehmütig dachte ich an mein Tattoo, welches er mir geschenkt hatte.

„Make it hurt. Carve the pain deep down into your Soul."

Es sollte mich immer daran erinnern wo ich hingehörte, das ich immer ein Teil der UBW's und der UT's in Acadia sein würde, dass sie meine Familie waren. Ich spürte, wie mir Tränen in die Augen stiegen. Ich konnte mich noch nicht einmal für seine Hilfe bedanken, für all das was er je für mich getan hat. Er war mir während der letzten zwei Jahre mehr ein Vater als mein eigener. Es schmerzte daran zu denken, dass ich es ihm niemals sagen konnte.

„Es tut mir leid..ich habe sie enttäuscht..Principal Welsh.." Wisperte ich und ließ meinen Kopf hängen.

„Oh, Moment noch Barrows! Ich habe soeben eine Nachricht vom Krankenhaus erhalten. Es scheint so als hätte es dein Vater leider nicht mehr geschafft hat. Ich dachte mir, das möchtest du vielleicht wissen. Ich war so frei und habe angeordnet die Maschinen auf meinen Befehl hin abzuschalten sollte ich ein Druckmittel gegen dich benötigen, doch das scheint ja nun nicht mehr nötig zu sein." Verkündete Winchester gespielt mitfühlend während er auf sein Handy starrte. „Sieh es positiv, so kannst du dich doch gleich noch viel mehr auf die Kugel freuen! Sie wird dich mit deinem Vater vereinen!" Fügte er teuflisch grinsend hinzu und ließ sein Handy wieder in der Tasche verschwinden. Entsetzt sah ich auf den Boden.

Dad..

Ich war die letzten Wochen so selten bei ihm. Ich verfluchte Winchester dafür! Für alles was er mir antat! Er hat mir die Möglichkeit genommen mich von Dad zu verabschieden! Er musste ganz allein ans Bett gefesselt sterben. Wie konnte ich mit dem Wissen weiterleben? Vielleicht war es tatsächlich das Beste wenn Barrows einfach abdrückte. Ich konnte mir das alles einfach niemals verzeihen.

„Na los, schieß endlich! Töte mich! Worauf wartest du?" Schrie ich wutentbrannt während mir bittere Tränen die Wangen entlang liefen. Entsetzt sah Barrows auf mich herab. Sein Zittern verschlimmerte sich und er legte seinen Finger an den Abzug. Schweißperlen bildeten sich auf seiner Stirn und er biss sich nervös auf die Wange.

Ein Knall ertönte und hallte noch einige Sekunden an den Wänden.

Entgeistert starrte ich auf Winchester, der langsam zu Boden sank. Blut strömte aus der Wunde an der Brust und ein leises Röcheln war zu hören. Barrows, der noch immer die Waffe auf ihn richtete zitterte nun am ganzen Körper.

Er hatte sich kurz bevor er schoss zu Winchester umgedreht und abgedrückt. Alles geschah so wahnsinnig schnell und ich tat mir schwer zu begreifen, was eben geschehen war - Er hatte ihn und nicht mich umgebracht.

„Du mieser Wichser! Stirb endlich!" Schrie er wütend und hysterisch bevor er erneut abdrückte. Die Kugel traf in dicht neben der ersten und das Röcheln verstummte. Mit weit aufgerissenen Augen lag er auf dem Boden während immer mehr Blut aus seinem Körper floss. Geistesgegenwärtig schob ich meine Trauer und meinen Frust zur Seite und nutzte die Chance. Ich säbelte immer weiter an den dämlichen Kabelbindern um meine Handgelenke, bis sie endlich zu Boden fielen. Schnell schnitt ich auch die an meinen Füßen durch und brachte mich in Kampfposition. Ich traute Barrows nicht. Er hatte sich zwar gegen Winchester gestellt, doch ich wusste nun von seinem dreckigen Deal mit ihm Bescheid. Es wäre durchaus möglich gewesen, dass er mich als nächstes erledigen würde.

Geduldig wartete ich ab bis er sich umdrehte. Bereit anzugreifen wenn es nötig war sah ich ihm entgegen. Barrows war kreidebleich und schien geistig nicht anwesend zu sein weshalb er die Waffe fallen ließ. Ich runzelte die Stirn, doch blieb in Position.

„Du kannst dich entspannen, Archer." Erklangen seine Worte nach einer Weile. Verwirrt sah ich zu ihm. „Ich habe nicht vor dir etwas anzutun." Fügte er betreten hinzu. Fragend sah ich ihn an und stellte mich wieder aufrecht hin. „Du hattest Recht. Mit allem was du sagtest. Ich war ein Feigling, ein elender Feigling, der das Leben seiner Leute opferte für jemanden gegen den ich nie hätte gewinnen können. Ich..es tut mir leid.." Hauchte er zum Schluss und sank auf den Boden. „Geh..geh zu deinem Vater..verabschiede dich von ihm." Wies er mich mit zitternder Stimme an. „Na los, geh schon!" Schrie er und ich rannte los.

Meine Beine schmerzten und meine Lungen brannten, doch ich wurde nicht langsamer, nein, ich rannte noch schneller. Nur noch wenige Meter, dachte ich und rannte durch die Eingangshalle des Krankenhauses. Ich sprintete die Treppen hinauf und riss die Tür zum Zimmer meines Dad's auf, doch das Bett war leer. Niedergeschlagen sank ich zu Boden und weinte. Ich schlug wütend auf den Boden ein und schrie hysterisch. Ich war zu spät, sie hatten ihn bereits weggebracht.

Kurze Zeit später, ich wusste nicht genau wie viele Minuten wohl vergangen waren, kam eine der  Krankenschwestern ins Zimmer gelaufen und versuchte verzweifelt mich zu beruhigen. Sie erzählte mir, dass mein Vater in einer der Kühlzellen im Untergeschoss des Krankenhauses lag. Ich befahl ihr mich auf der Stelle zu ihm zu bringen und bedrohte sie sogar, als sie mir verbieten wollte ihn zu sehen. Schließlich führte sie mich hinunter und öffnete die Kühlzelle. Langsam schritt ich auf die Liege zu auf der mein Vater lag und sah ihn mit Tränen in den Augen an. Ich bat sie mich für einen Moment allein zu lassen.

„Dad..es tut mir so leid..ich hätte bei dir sein müssen, ich hätte da sein müssen! Du hättest niemals alleine sterben dürfen.." Schluchzte ich. „Ich hätte mich von dir verabschieden müssen! Ich hätte dich öfters besuchen sollen, dir mehr erzählen müssen..dir sagen, dass ich dich liebe." Hauchte ich während ich nach seiner Hand griff.

Sie war eiskalt.

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