- Kapitel 19 -

In den nächsten Tagen kümmerte ich mich größtenteils um den liegen gebliebenen Haushalt und schaute jeden Tag bei Dad vorbei. Leider hatte sich sein Zustand unerwartet verschlechtert und man begann damit ihn künstlich zu beatmen, da seine Lunge kollabierte. In der Schule passte ich noch weniger auf, als ich es ohnehin schon tat und auch von Barrows kamen keine weiteren Aufträge rein. In meinem Kopf schwirrten so viele Gedanken auf einmal herum, dass ich nicht wusste wohin mit ihnen. Die Sache mit Dad beschäftigte mich, die Angriffe auf die anderen Gangmitglieder ließen ebenfalls nicht nach und auch von den UT's gab es keinerlei verwertbare Infos. Wir sollten die Füße still halten und einfach darauf Acht geben nicht zu sterben, hieß es. Von Snake und Joker hatte ich seit unserer Diskussion ebenfalls nichts mehr gehört. Ich verstand einfach nicht wieso sie sich so anstellten – vertrauten sie mir etwa nicht?

Snake war normalerweise nicht so leicht einzuschüchtern, doch an jenem Abend sah ich deutlich, dass er angespannt war. Es musste also wirklich etwas Gefährliches hinter diesem Vorfall stecken von dem sie sprachen. Ich kam mit meinen momentanen Möglichkeiten einfach nicht weiter und entschied mich mit Principal Welsh zu sprechen. Vielleicht konnte er mir etwas mehr darüber erzählen, dachte ich und wählte bereits seine Nummer.

„Cassia, ist etwas passiert?" Hörte ich ihn ernst fragen. „Hallo Principal Welsh, haben sie eine Minuten für mich?" Grüßte ich ihn und erzählte ihm von meinen Bedenken. „Ich verstehe..sie sehen also eine Verbindung zwischen Barrows und den derzeitigen Anschlägen auf die UT's." Bestätigte er. „Ja, es muss einfach etwas damit zu tun haben!" Entgegnete ich ihm und lief dabei in der Küche auf und ab. „Mir ist tatsächlich ein Vorfall bekannt, der schon ein paar Jahre zurück liegt..aber Barrows versicherte mir, dass er die Angelegenheit geklärt hatte." Meinte er stutzend. „Was genau ist denn damals passiert?" Drängte ich, da ich endlich Antworten wollte. Schließlich war auch mein Leben in Gefahr, das Leben aller Gangmitglieder. Welsh seufzte bevor er sich durchrang weiter zu sprechen. „Barrows hatte einige fragwürdige Geschäftspartner von denen ich und auch die anderen Leiter der UT's nicht besonders viel hielten. Wir hatten ihn mehrfach darauf hingewiesen jegliche Geschäfte sofort einzustellen, doch er handelte im geheimen weiter mit ihnen. Es dauerte eine Weile bis wir dahinter kamen, doch bis zu dem Zeitpunkt steckte Barrows bereits zu tief darin. Sie hatten ihn schon um mehrere tausend Dollar betrogen und weigerten sich die Partnerschaft aufzugeben. Sie erpressten ihn und drohten damit die Gang zu vernichten." Erzählte er mir und mir fiel die Kinnlade ins Bodenlose. „Sie hatten so viel Macht um das wirklich durchzuziehen?" Murmelte ich ungläubig und versuchte noch immer zu verarbeiten, was ich gerade erfuhr. „Ja, sie hatten viel Einfluss auf mehrere wichtige Schnittstellen, wie Behörden oder der Industrie weshalb es ein leichtes für sie gewesen wäre die UT's in Delta zu zerschlagen." Meinte er während mir ein Licht aufging. Deshalb wollte Barrows nicht, das man darüber sprach Er hatte einen Fehler gemacht und das warf ein schlechtes Licht auf ihn. Er wollte vermeiden, dass sich das herum sprach und wies diejenigen die Bescheid wussten zum Stillschweigen an.

„Aber was ist dann passiert?" Sprach ich meine Frage aus und wartete gespannt. „Barrows teilte uns damals mit, dass er sich um das Problem gekümmert hätte. Es wurde tatsächlich wieder ruhiger um die Sache und nach einem Jahr in dem kein weiterer Vorfall gemeldet wurde taten wir die Sache als erledigt ab, doch nach dem was sie mir erzählt haben beginne ich zu glauben, dass sie mit ihrem Verdacht gar nicht so falsch liegen könnten." Erklärte er nachdenklich und ich nickte langsam. Wenn das wirklich mit früher zusammenhing dann hatte Barrows die Geschäfte mit diesen Typen vielleicht nie eingestellt? Oder er hat wieder damit begonnen. So oder so ich war mir sicher – Barrows war der Dreh- und Angelpunkt der Sache.

Nachdem ich mich von Principal Welsh verabschiedete und ihn darum bat unauffällig etwas mehr herauszubekommen machte ich mich fertig um nach Dad zu sehen. Auch wenn ich dachte es würde mich nicht so sehr mitnehmen wenn sich sein Zustand verschlechterte, so musste ich zugeben das es mich doch sehr beschäftigte. Es war eine Sache allein zu wohnen, allein zu sein und ihn seit Monaten so ruhig daliegen zu sehen. Aber es war etwas völlig anderes mit der Tatsache konfrontiert zu werden, das er bald überhaupt nicht mehr da sein könnte. Ich beeilte mich damit mich fertig zu machen und lief die dunklen Straßen entlang. Ich hoffte nur, dass es ihm besser ging, dass es vielleicht etwas Neues gab. Irgendeine Verbesserung, sei sie noch so klein. Es gab noch so viele Dinge, die ich mit ihm unternehmen wollte. Ich wollte unter keinen Umständen vom Jugendamt dazu gezwungen werden zu Miriam und ihrem neuen Kerl zu ziehen. Mein Geburtstag war erst in ein paar Monaten und sollte Dad wirklich vor meinem achtzehnten Lebensjahr sterben gab es keinen Grund mehr weshalb ich alleine wohnen sollte. Die Erlaubnis dafür hatte ich nur bekommen, da ich gute Argumente lieferte. Ich kümmerte mich um Dad's Wohnung und um seine weiteren Angelegenheiten, weshalb es mir unter strengen Auflagen gestattet war in seiner Wohnung bleiben zu dürfen.

Wenn Dad starb dann verlor ich also automatisch meinStärkstes Argument nicht zu Miriam zu ziehen. Ich wollte mir gar nicht erstausmalen, wie es wäre ihr Gesicht wieder ertragen zu müssen. Ich ballte meineFäuste dabei und schüttelte meine aufkommende Wut ab. Ich wollte in diesemZustand nicht bei Dad ankommen. Er war noch immer am Leben. Er konnte nochimmer hören, was ich sagte. Er spürte noch immer, wann etwas nicht in Ordnungwar –Davon war ich fest überzeugt.

Ich würde ihn nicht aufgeben! Ich wollte ihnnicht aufgeben. Irgendwie würde er das schon schaffen, redete ich mir ein.Vielleicht gab es eine weitere Therapiemethode, irgendetwas, das man versuchenkonnte. Selbst wenn es mich mein gesamtes angespartes Vermögen kosten würde.

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