- Kapitel 10 -




Keinen einzigen Treffer konnte Tory bisher landen wohingegen Principal Welsh sie schon ordentlich zurichtete. Sie stand wackelig auf den Beinen und ich vermutete sie würde nicht mehr lange durchhalten, doch in ihren Augen brannte ein Feuer, das so leicht nicht zu löschen war. Wenn sie einmal etwas wollte kämpfte sie so lange, bis sie es bekam – So war sie schon immer.

Principal Welsh bewegte sich schnell und elegant, wie eine Katze. Er schien sie mit Leichtigkeit auszutricksen, was ihr natürlich Kraft raubte. In unaufmerksamen Momenten traf er sie mit gezielten Schlägen, wie ein Blitz. Sie gab ihr bestes, doch sie schien einfach kein Glück zu haben. Clyde lehnte amüsiert am Pfosten und schien die Show sichtlich zu genießen während wir anderen nicht so recht wussten, was wir davon halten sollten. Andererseits empfand ich diesen Kampf als recht unterhaltsam und war fasziniert von seiner Technik. Er wechselte immer wieder von einer defensiven Haltung zu einer Aktiven. Die Wechsel kamen unberechenbar. Man konnte nicht voraussagen, wann er das nächste Mal zuschlagen würde. Er spielte regelrecht mit Tory, die mittlerweile blind vor Wut und Aggression zuschlug. Ich schüttelte den Kopf darüber und seufzte.

„Was ist mit dir? Geht es dir nicht gut?" Fragte Soma mich besorgt und umfasste meine Taille von hinten. Ich schmiegte mich an ihn und legte meine Hände auf seine. „Nein, nein. Mir geht's gut aber Tory.." Flüsterte ich während er mir einen Kuss auf meinen Scheitel gab. „Ja ich weiß..sie wird verlieren." Murmelte er desinteressiert. „Sie ist viel zu aufgebracht und zu wütend. Sie sollte sich nicht von ihm provozieren lassen." Sagte ich gedankenverloren und sah weiterhin dem Kampf zu. Es schien so, als wollte Principal Welsh den Kampf bald beenden, denn er schlug immer härter und in kleiner werdenden Abständen zu. „Sieh an, da hat jemand seine Hausaufgaben gemacht." Triezte er mich weshalb ich ihm einen leichten Schlag in die Rippen gab. Er lachte leise auf und drehte mich zu sich. „Da wir das Ende sowieso schon kennen..was hältst du davon wenn wir beide still und leise verschwinden?" Flüsterte er mir zu und zog mich enger an sich heran. Gänsehaut breitete sich auf meinem Körper aus und ich konnte ein kleines Grinsen nicht unterdrücken. „Wäre es nicht unhöflich jetzt einfach zu verschwinden, obwohl Tory unsere Unterstützung braucht?" Fragte ich ihn neckisch und erntete einen enttäuschten Blick seinerseits. „Wenn du meinst..aber du kannst mir nicht ewig entkommen, Liebling." Hauchte er mir gegen den Hals weshalb ich mir verlegen auf die Unterlippe biss.

„Wie kommst du darauf, dass ich vor dir davonlaufe?" Entgegnete ich ihm und sah ein funkeln in seinen Augen. Ich gab ihm einen Kuss und biss ihm leicht auf die Unterlippe um meinen Standpunkt klar zu  machen. Ich hatte die Kontrolle über die Situation, das wusste er. Als Frau hatte man es immer leichter sich im Zaum zu halten, da man in solchen Situationen immer etwas mehr bei Verstand war, als die Männer. Wenn man zusätzlich so diszipliniert und berechnend war, wie ich, fiel es einem noch leichter. „Da schleift jemand seine Klinge aber besonders scharf heute.." Flüsterte er mir noch zu bevor wir Tory auf die Matte fallen sahen. Principal Welsh verpasste ihr einen unglaublichen Schlag in die Rippen, weshalb sie zusammen sackte. Sie blieb einige Sekunden auf dem Boden und hielt sich die Seite während Principal Welsh den Ring bereits verließ. Er lief auf sein Handtuch zu als Tory sich leise aufrappelte. Ich wusste, was sie vor hatte und war gespannt darauf, ob es funktionierte. Sie schleppte sich so gut es ging zu den Seilen und stützte sich auf ihnen ab. Er drehte ihr den Rücken zu und wischte sich bereits sein Gesicht ab, als sie ausholte und ihn mit voller Wucht am Hinterkopf treffen würde. Bevor ihre Faust jedoch ihr Ziel traf fing Principal Welsh den Schlag mit offener Handfläche ab. Ich war beeindruckt und die anderen schockiert. Wie konnte er diesen Schlag nur kommen sehen? Sie war völlig fertig gewesen und jeder andere hätte niemals gedacht, dass sie noch einmal zu einem Schlag in der Lage war.

Clyde applaudierte und und Tory sank schließlich völlig zu Boden. Ares eilte zu ihr und half ihr aus dem Ring. Elija warf ihr eine Wasserflasche zu während ich und Soma mit einem Handtuch auf sie zukamen. „Dieser miese Wichser! Wie hat er das gemacht?!" keuchte sie völlig außer Atem. „Keine Ahnung, der Typ ist ein Tier." Murmelte Ares und strich ihr Top nach oben um sich die Wunden anzusehen. Es sah übel aus und färbte sich bereits blau. Es musste ein harter Treffer gewesen sein. „Er hat nicht ohne Grund so eine hohe Position bei den UT's." Sprach ich meine Gedanken laut aus weshalb Tory nur ihre Nase rümpfte. "Ich war nicht in Topform! Ich hab bereits ein paar Kämpfe hinter mir gehabt! Nächstes Mal werd ihm in den Arsch treten." Versicherte sie mir und ich nickte grinsend. „Natürlich wirst du das." Lachte ich und wischte ihr über ihre aufgeplatzten Lippen.

„Sie waren wirklich außerordentlich ausdauernd, Miss Ferris. Ich bin stolz auf sie." Lobte Principal Welsh Tory und wischte sich noch einmal über sein Gesicht. „Sie waren auch nicht schlecht." Gab sie nach einer Pause zu und reichte ihm die Hand. „Ich freue mich auf ihre Revanche." Meinte er und zwinkerte dabei charmant. Danach lief er zu Clyde rüber und sie verschwanden in seinem Büro. Roy lachte derweil in seiner Ecke und spuckte auf den Boden. „Pff, bis du ihn besiegst bin ich schon unter der Erde, Caster." Lachte er und ging davon. Tory verzog wütend ihr Gesicht und wir taten unser Bestes um sie wieder zu beruhigen.

Als wir wieder in unserer Basis ankamen waren wir alle völlig erschöpft und ließen uns auf's Sofa fallen. „Oh Gott ich bin so fertig." Jammerte Ren und lag halb auf Elija drauf. „Alter! Geh runter von mir!" Fluchte dieser und schob ihn an den Rand der Couch. „Mir tut jeder Knochen meines Körpers weh." Jammerte nun auch Ares weshalb Soma ihm ein Kissen ins Gesicht warf. „Jammer nicht so viel." Lachte er und bekam sofort eins zurück gepfeffert. „Halt die Schnauze! Du hast nicht so lange im Ring gestanden, wie ich!" Rief er empört und ich konnte mir ein Schmunzeln nicht mehr unterdrücken. Es war so schön endlich wieder hier zu sein, bei meiner Familie. Sie hatten mir so gefehlt, was mir wieder einmal deutlich zeigte, wie wichtig sie mir waren. Ich machte mir Sorgen, dass sie mir die Sache mit Principal Welsh übel nahmen also versuchte ich vorsichtig zu erfahren, ob es denn so war. „Hey Leute, kann ich mal mit euch reden?" Fragte ich unsicher und kratzte mich am Hinterkopf. Alle Augen lagen auf mir und warteten gespannt ab. „Wegen der Sache mit Principal Welsh..ich.." Stammelte ich, doch Tory unterbrach mich. „Stop, du musst dich nicht rechtfertigen Cas. Wir verstehen das." Sagte sie und die anderen nickten zustimmend. „Ihr wart so enttäuscht vorhin..ich dachte ihr.." Begann ich erneut vor mich hin zu stammeln, doch wieder unterbrach mich jemand. „Es tut uns leid Cas. Wir hätten nicht so reagieren dürfen..Wenn uns ein hochrangiger UT etwas befohlen hätte, hätten wir auch die Klappe gehalten." Sagte Ren und lächelte mir aufmunternd zu. „Aber er hat es mir ja nicht verboten, das ist es ja.." Meinte ich betrübt und sah auf meine Hände. „Er hat dich darum gebeten, das ist quasi ein Befehl, Schatz." Sagte Soma und strich mir über meinen Rücken. Es beruhigte mich ungemein und ich spürte, wie ich mich entspannte. „Trotzdem..es tut mir leid..Könnt ihr mir verzeihen?" Fragte ich in die Runde und bekam ein einheitliches Stöhnen als Antwort. „Wir würden dich ja umarmen aber wir sind zu erledigt." Meinte Tory weshalb ich lachen musste. „Schon in Ordnung, ruht euch nur aus." Kicherte ich und schmiegte mich an Soma, der mir über meinen Oberarm strich. „So..jetzt, da du deine Angelegenheiten geklärt hast könnten wir uns doch verziehen?" Flüsterte er mir mit seiner rauen Stimme ins Ohr und ich spürte, wie mir die Röte ins Gesicht stieg. Ich hatte mich zwar unter Kontrolle aber gegen die Symptome konnte selbst ich nichts ausrichten. „Wie es aussieht gefällt dir die Idee." Hauchte er gegen meinen Hals und ich biss mir erneut auf die Unterlippe - Wie gern würde ich mit ihm verschwinden. Während ich mich sträubte fragte ich mich, wieso eigentlich? Wieso sträubte ich mich so dagegen? Soma und ich hatten noch nie miteinander geschlafen, da sich einfach nie der richtige Zeitpunkt dafür ergab. Jedes Mal wenn sie mich besuchten hielt er sich aus Taktgefühl zurück, da die Sache mit meinem Vater mich sehr belastete. Wenn ich sie dann mal besuchte kam immer irgendwas dazwischen. Einmal waren wir sogar schon kurz davor. Ich lag nur noch in Unterwäsche unter ihm und küsste ihn leidenschaftlich, als Clyde uns alle via Funker zu sich zitierte. Seither hatte sich keine Situation mehr ergeben und nun fürchtete ich, dass ich einfach zu aufgeregt war. Jedes Mal ging etwas schief weshalb es dann doch nicht dazu kam, dass ich jetzt unbedingt wollte, dass es perfekt wird. Ich hatte Angst etwas falsch zu machen oder das wieder etwas dazwischen kam.

Ich musste mich dieser Sache allerdings einmal stellen. Es brachte nichts davor davonzulaufen. Vor allem, da ich es auch wollte. Ich wollte ihn, in jeder erdenklichen Art und Weise, wie man einen anderen Menschen wollte.

„Gut..lass uns verschwinden." Flüsterte ich ihm zu und seine Augen funkelten erneut. Wir standen auf und zogen unsere Jacken an. „Hey, wo wollt ihr denn hin?" Fragte Elija erschöpft. „Meine Mom hat Essen gemacht. Sie hat extra für Cassia ihr Lieblingsgericht gekocht also wollen wir nicht zu spät kommen." Kam es von Soma, wie aus der Pistole geschossen. Es faszinierte mich immer wieder, wie gut er lügen konnte. Als wir die Stufen der Veranda hinunter gingen zog er mich noch einmal zu sich und küsste mich innig. „Ich will für dich hoffen, dass du mich niemals so anlügst." Sagte ich und grinste in den Kuss hinein. „Niemals." Meinte er, doch seine Antwort triefte vor Ironie weshalb ich ihm etwas fester auf die Unterlippe biss. „Wird da etwa jemand frech?" Lachte er und packte mich im nächsten Moment. Er trug mich nun auf den Armen den Weg entlang zum Auto. „Ich glaube ich weiß schon, wie ich dein Verhalten bestrafe." Sagte er amüsiert, als wir plötzlich ein Rauschen im Funker vernahmen.

„Archer? Principal Welsh will dich sprechen. In fünfzehn Minuten in der Bolt Manor in seinem Büro." Hörte ich Clydes Stimme und sah, wie Soma genervt die Luft ausstieß. Er hielt mich noch immer auf dem Arm, als wir lautes Gelächter aus dem inneren unserer Basis hörten. „Tja, ihr werdet wohl doch zu spät zum Essen kommen." Lachte Tory als sie in den Funker sprach. Wir beide seufzten genervt und stiegen ins Auto.

„Also, an die Bolt Manor und danach zu mir." Sagte Soma im Befehlston und ich nickte. „Jawohl, Sir."

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