- Kapitel 93 -

Die restlichen Tage in Delta verliefen ziemlich harmonisch. Meine Verletzungen verheilten recht schnell und an meinen Händen waren nur noch kleine Narben zu sehen, die würden allerdings mit der Zeit verschwinden. Die Platzwunde verheilte ebenfalls gut und meine Mom ließ mich auch schon wieder ohne Einwände trainiren - Ganz zu meinem Vorteil.

Am Abend vor meiner Abreise aßen wir noch einmal gemeinsam und meine Eltern sprachen mich auf meine Veränderung an. Sie wollten die ganze Woche über nichts sagen, da sie mich in keine unangenehme Lage bringen wollten, doch letztlich interessierte es sie zu sehr. Sie fragten mich über die letzten Monate aus und ich hatte teilweise Schwierigkeiten die Dinge, die in der letzten Zeit passierten so zu umschreiben, das sie Elterngerecht waren. Ich meinte, das mein Verhalten wohl an meinen Freunden lag und sie mich postiv veränderten, was meine Eltern natürlich freute. Sie hatten sogar vorgeschlagen Tory das nächste Mal mit einzuladen. Natürlich freute ich mich darüber, doch ich vermutete das daraus nichts werden würde, denn die nächsten Ferien, die anstanden waren die Winterferien. Das bedeutete, das auch Weihnachten und Silvester in diesen Zeitraum fielen und ich konnte mir nicht vorstellen, das sie die Feiertage vernab ihrer Familie verbringen wollte. Außerdem, was gab es hier in Delta schon lohnenswertes um hier her zu kommen?

Nach dem Essen lief ich hinauf in mein Zimmer um meine Sachen zusammenzupacken, da ich am nächsten Morgen bereits früh aufbrach. Mein Flieger ging um neun, das hieß ich musste spätestens um sieben am Flughafen sein. Ich seufzte glücklich als ich mein Zeug zusammen suchte. Ich war erleichtert endlich wieder zurück zu fahren. Die Zeit mit meinen Eltern war schön, doch mein Leben in Acadia war hundertmal schöner. Außerdem erinnerte mich dieser Ort immer an meine verkorkste Vergangenheit. An schlimme Stunden und unendlich viele Tränen. Auch diesmal nahm ich neue schmerzhafte Erinnerung mit nach Acadia, doch sie waren nicht so, wie die anderen. Ich hatte mich zum ersten Mal gegen Abrin gestellt und auch die Tränen, die ich weinte waren nicht so bitter, wie die zuvor - Dank meiner wundervollen Freunde.

Obwohl sie nicht hier waren gaben sie mir das Gefühl bei mir zu sein. Ob es nun durch das Zuhören war oder durch die mehr oder weniger legale Hilfe.

Ich zog den Reißverschluss meines Koffers zu und stellte mein Kulturtäschchen oben drauf. Zufrieden lief ich auf mein Bett zu und schaltete den Fernseher ein. Ich wollte mich noch ein wenig berieseln lassen von unwichtigen Nachrichten oder langweiligen Filmen, da ich sonst vor Vorfreude nicht einschlafen konnte. Kaum zu glauben, das bereits eine Woche vergangen war. Letzten Freitag kam ich hier an und morgen verließ ich dieses Höllenloch endlich wieder. War das zu fassen? Ich freute mich sogar darauf Mr. Porter wieder zu sehen, und das hieß schon etwas.

Während der Fernseher leise vor sich hinseuselte driftete ich langsam in den Schlaf und merkte gar nicht, wie er sich nach einer Weile von selbst ausschaltete. Am nächsten Morgen klingelte mein Wecker schon zur gewohnten Uhrzeit und ich knipste ihn aus. Es war kurz nach fünf und ich rollte mich aus dem Bett. Verschlafen griff ich nach meinem Kulturtäschchen und schlenderte schlaftrunken ins Badezimmer. Von unten war noch nichts zu hören daher nahm ich an, das meine Eltern noch schliefen. Dad fuhr mich heute wieder zum Flughafen und Mom wollte unbedingt auch mitfahren, da sie das letzte Mal nicht dabei war. Wenn sie es allerdings noch rechtzeitig schaffen wollten mussten sie so langsam aber sicher aufstehen. Ich entschied sie nach meiner Morgenroutine zu wecken.

Mom murrte mich verschlafen an, doch ich ließ nicht locker. Schließlich war ich weitaus schlimmeres von Tory gewohnt. Manchmal warf sie sogar mit Kissen nach mir. Lachend sprang ich aufs Bett und entriss ihnen die Bettdecken.

"Aufstehen! Wir müssen noch frühstücken und ihr müsst euch noch fertig machen!" rief ich gut gelaunt, während Dad nur sein Kissen auf die Ohren drückte. "Schätzchen könntest du bittte nicht so schreien? Es ist noch so früh am Morgen!" Beschwerte er sich, doch ich grinste nur schadenfroh. Ich beschloss sie nun in Ruhe zu lassen um erst einmal richtig wach zu werden und verließ ihr Schlafzimmer, doch nicht ohne das Licht anzuknipsen, was mir erneutes Stöhnen beiderseits einbrachte.

Lachend lief ich in mein Zimmer und zog mir meine graue skinny Jeans an. Dazu hatte ich mir meinen beigefarbenen Hoodie bereit gelegt, welchen ich auch gleich überzog. Fertig angezogen lief ich erneut ins Bad und schminkte mich dezent. Ich wollte, das es zur Routine wurde. Mittlerweile bekam ich es immer besser hin und betrachtete stolz das Ergebnis. Es war ein himmelweiter Unterschied im Vergleich zum letzten Mal als ich in den Flieger stieg. Zur Krönung setzte ich sogar meine brille auf. Ich wollte sie nun öfters tragen, da ich sie eigentlich recht schön fand. Es war ein schwarzes Modell von RayBan und war auch ziemlich teuer. Wieso also sollte ich sie im Etui verstauben lassen?

Fertig gerichtet lief ich die Treppen runter und sah Mom gestresst im Bad stehen. Sie war wohl doch zu spät aufgestanden, weshalb ich lachend am Türrahmen vorbei lief. Dad bereitete schon das Frühstück zu und ich klemmte mir die Hände in die Hüften. "Dad! Wieso machst du Frühstück? Mach dich lieber fertig!" schimpfte ich während er dies nur mit einem zuckersüßen Lächeln quittierte. "Du hast die ganze Woche über gekocht! Lass deinem alten Herrn wenigstens etwas Würde und dir das Frühstück zubereiten. Wenigstens an deinem letzten Morgen hier." Jammerte er und ich verdrehte nur lachend die Augen. "Wie du meinst..solange du am Ende fertig bist und ich pünktlich am Flughafen bin erlaube ich es dir ausnahmsweise." Zwinkerte ich ihm zu und setzte mich an den Tisch. Ich trommelte auf der Tischplatte herum, da es irgendwie seltsam war nichts zu tun und auf das Frühstück zu warten. In der Bolt Manor war das natürlich etwas anderes. Tory und ich kamen immer zehn Minuten vor Principal Welsh's Ansprache und unterhielten uns bis dahin. Hier aber wusste ich absolut nicht was ich tun konnte um die Zeit totzuschlagen.

"Nervös?" Fragte Dad mich während er gekonnt die Pfanne mit Speck schwenkte. "Nein wieso?" stellte ich ihm die Gegenfrage und er sah mich mit gerunzelter Stirn an. "Weil du demnächst Abdrücke auf der Tischplatte hinterlässt, wenn du weiter so machst." Wies er mich grinsend darauf hin und ich stoppte sofort. "Entschuldigung es ist nur..ich weiß nicht was ich machen soll bis das Frühstück fertig ist." Sagte ich lachend und Dad beließ es dabei mit einem verwirrten Gesichtsausdruck. Als Mom endlich in die Küche kam waren Dad und ich schon fast fertig mit unserer Portion und warteten noch bis auch sie ihren Teller leer hatte.

"Das Spülen übernehme ich dann für heute." Meinte sie entschuldigend und schnappte sich noch ihre Jacke bevor wir alle nach draußen zum Auto liefen. Mein Gepäck verstaute Dad im Kofferraum und schon fuhren wir los. Ich schloss meine Kopfhörer an meinem Ipod an und hörte, wie das letzte Mal, Fall out Boy. Ich mochte diese Band ziemlich, da mir ihre Texte immer sehr geholfen hatten wenn ich mich schlecht fühlte. Sie gingen so..unter die Haut.

Mit meinem Koffer lief ich durch die große Eingangshalle des Flughafens. Meine Eltern kamen mir eilig hinterher, doch ich kannte mich hier schon bestens aus. "Nicht so schnell Schätzchen!" rief Mom mir zu und ich wartete auf sie. "Es ist ja schon fast so, als wärst du auf der Flucht." Lachte sie, als sie mich erreichten und ich schmunzelte - Wie recht sie doch hatte. Ich war wirklich auf der Flucht. Ich wollte diese Stadt so schnell, wie möglich verlassen. Mir kames so vor, als würde sie ein dunkler Schatten umgeben, der einem jegliches Gefühl von Freude und Leichtigkeit raubte. Wir verabschiedteten uns und meine Eltern erdrückten mich beinahe. Sie sagten mir, wie stolz sie auf mich waren und das sie sich jetzt schon auf die Weihnachtsferien freuten. Ich nickte nur krampfhaft lächelnd bei dem Gedanken an die nächsten Ferien und bete jetzt schon, das diese zwei Monate nie vergehen würden.

Als ich in die Maschine stieg stellte ich mit Freuden fest, das ich diesmal einen Platz am Fenster hatte. Endlich konnte ich auch einmal die Aussicht von oben genießen. Irgendwann fing ich erneut an durch die Filmauswahl zu scrollen und suchte mir welche aus, die ich bisher noch nicht gesehen hatte - Schrecklicher Fehler. Gelangweilt und um einige Hirnzellen ärmer stieg ich nach der Landung aus und schnappte mir meinen Koffer, den ich zum Glück gleich entdeckte. Gut gelaunt lief ich zum Ausgang vorbei an den Kontrollen und sah mich nach Mr. Porter um. Ich war einige Minuten zu früh dran und stand ganz vorn in der Menge der wartenden Leute.

Mit elegantem Gang kam Mr. Porter angelaufen und war schon dabei sein Schildchen auszupacken, doch das war diesmal nicht mehr nötig. Freudig lief ich auf ihn zu und wank ihm bereits, als er für einen Moment aufsah. Verwirrt hob er zaghaft die Hand und schwenkte sie etwas steif. Ich musste mir mein Lachen verkneifen, da es wirklich seltsam aussah. "Hallo Miss Peers. Ich hoffe sie hatten einen angenehmen Aufenthalt zu Hause und einen guten Flug." Begrüßte er mich, als ich vor ihm stehen blieb. "Ja mehr oder weniger. Ich bin einfach nur froh wieder hier zu sein." Sagte ich ehrlich Lächelnd und machte mich mit meinem Koffer bereits auf den Weg zum Hauptausgang. Er hob irritiert eine Augenbraue, doch kam mir schnellen Schrittes hinterher. Draußen angekommen sah ich bereits unseren Wagen mit dem wir auch die letzten beiden Male fuhren und hievte mein Gepäck diesmal selbst in den Kofferraum. Mr. Porter neigte verwundert den Kopf und hielt mir die Tür auf, sodass ich einsteigen konnte. Überrascht von seiner Geste bedankte ich mich höflich bevor wir auch schon losfuhren.

Endlich! Ich konnte es kaum erwarten Tory und die Anderen wieder zu sehen!

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