- Kapitel 86 -
Am nächsten Morgen war ich wieder die Erste, die bereits auf den Beinen war. Gleich um acht Uhr rief ich bei den Winchesters an und einer der Bediensteten nahm ab. Ich verlangte nach Mrs. Winchester und wurde mehrfach vertröstet, doch so leicht gab ich mich nicht geschlagen. Ich rief insgesamt fünf Mal an und beim letzten Mal ging endlich Mrs. Winchester ans Telefon. Sie klang äußert genervt und aufgebracht, doch das war mir herzlichst egal. Ich stellte mich knapp vor und fragte, ob die Einladung zum Essen noch stand. Sobald sie sich daran erinnerte wer ich überhaupt war änderte sich ihre Stimmung sofort und sie wurde beängstigend herzlich. Ich überhörte ihre triefend falsche Freundlichkeit und sagte für den Abend zu. Um zwanzig Uhr sollten wir bei ihnen sein meinte sie und legte auf. Was für eine scheußliche Person kein Wunder das ihr Sohn so unglaublich misraten war, dachte ich mir und stellte das Telefon wieder an seinen Platz, als ich auch schon mit dem Frühstück begann. Ich versuchte mich an Pancakes, doch ich bekam sie leider nicht so gut hin, wie die Köche der Bolt Manor- Köchin konnte ich also von meiner Berfusliste streichen, denn das würde defintiv nichts werden.
Meine Eltern schlürften müde und verschlafen in die Küche und setzten sich an den bereits gedeckten Tisch. "Schätzchen, seit wann bist du denn so früh wach?" fragte Mom mich gähnend und ich servierte ihr bereits fünf Pancakes auf dem Teller. "Gewohnheit." Antwortete ich simpel und machte mich daran, die nächsten fertigzustellen. Dad schlief schon wieder halb auf dem Tisch ein, weshalb ich ihm seinen Kaffee einschenkte. Kurz darauf war auch seine Portion Pancakes fertig. Zum Schluss machte ich mir noch drei bis vier Stück und setzte mich zu ihnen.
Noch immer machte sich verwunderung in ihren Gesichtern breit und Dad fing an zu lächeln während er den Kopf schüttelte. Ich wusste einfach nicht, was ich sonst hier tun sollte um mich wenigstens etwas abzulenken. "Ich habe heute Morgen mit Mrs. Winchester gesprochen und sie hat uns gleich für heute Abend zu ihnen eingeladen." sagte ich, während ich den letzten Pancake in mich rein stopfte. Beide sahen mich mit weit aufgerissenen Augen an und stoppten in ihrer Bewegung. "Schätzchen, ich dachte das hätten wir besprochen? Wir hätten das für dich übernommen!" meinte Mom hysterisch und legte ihr Besteck nieder. "Mom, es ist wie es ist. Um zwanzig Uhr sollen wir bei ihnen sein." informierte ich sie und sie nickten nur perplex. "Oh..ja..in Ordnung." sagte Dad und wischte sich den Mund mit seiner Serviette ab. Schnell räumte ich den Tisch ab, als ich sah, wie Mom aufstehen wollte um ihren Teller in die Spüle zu legen. Ich wusste selbst nicht wieso ich das tat, doch zum Teil war es eine Angewohnheit gewesen und naja irgendwie fühlte ich mich verpflichtet dazu..Nach dem Spülen verzog ich mich wieder in mein Zimmer um mich seelisch und moralisch darauf vorzubereiten Abrin heute Abend gegenüber zu treten. Als ich die Stufen hinauf stieg hörte ich Mom und Dad im Wohnzimmer tuscheln.
"Um Himmels Willen! Ich habe ja gar nichts passendes zum Anziehen für dieses Dinner!" hauchte Mom geschockt und Dad fing nur an zu lachen. "Hab dich nicht so, dein Schrank ist voll mit Kleidern. Du wirst schon ein passendes finden." Ich hörte, wie sie ihm einen Schlag verpasste. "Wir beide gehen in die Stadt und werden mir etwas schickes besorgen, hörst du!" befahl sie ihm und er seufzte ergeben. Schmunzelnd lief ich weiter bis ich sie nicht mehr hören konnte. Es war schön zu sehen, wie sie nach all den Ehejahren noch immer so miteinander umgingen. Ich wünschte mir irgendwann einmal auch so ein Leben - Nicht hier in dieser Stadt! Aber so etwas besonderes mit meinem Partner.
Am Nachmittag kramte ich in meinem Koffer herum auf der Suche nach dem schwarzen Kleid, welches Tory mir damals aufschwatzte. Ich musste ihr defintiv noch den Hintern dafür küssen! Ohne sie hätte ich nämlich auch nichts zum anziehen gehabt. Ich hing es auf einen Kleiderbügel und dachte noch daran, es von Mom bügeln zu lassen bevor ich es anzog.
Es war schon gegen vier Uhr und so langsam bequemte ich mich aus dem Bett und schaltete den Fernsehr ab. Ich musste noch duschen, mir die Haare machen und mich schminken. Ich durfte nicht vergessen Mom noch darum zu bitten, mir das Kleid zu bügeln also hängte ich es gleich an meine Tür.
Das heiße Wasser prasselte auf mich herab und ich genoss die wohlige Wärme. Ich wusch mir die Haare und griff danach nach einem Handtuch um mich abzutrocknen. Leider war mein Spiegel völlig beschlagen und ich musste erst einmal das Fenster öffnen damit sich der heiße Dampf verzog. Ich lief im Bademantel in mein Zimmer und schnappte mir mein Kosmetiktäschchen. Das Kleid nahm ich auf dem Weg zurück ins Bad mit runter und legte es ins Bügelzimmer meiner Mutter. Danach ging ich wieder nach oben und versuchte alles, was Tory mir beibrachte anzuwenden. Am Ende sah es zwar nicht so überwältigend gut aus, wie sonst immer wenn Tory mich schminkte, doch ich war zufrieden damit und das genügte mir für diesen Abend. Ich lief noch immer im Bademantel nach unten um nachzusehen, ob meine Eltern bereits wieder von ihrem Ausflug in die Stadt zurück waren. Mom war bereits in ihrem Bügellzimmer verschwunden und Dad rasierte sich im gegenüberliegendem Badezimmer.
"Na wie war euer Shoppingtrip?" fragte ich Mom und lehnte mich an den Türrahmen ihres Bügelzimmers. Sie erschrack leicht und drehte sich zu mir. "Schön! Ich habe ein schlichtes Kleid gefunden. Ich hoffe nur das es den Winchesters nicht zu simpel ist.." sagte sie besorgt, doch ich schüttelte nur den Kopf. "Lass mal sehen." sagte ich und packte das Kleid aus der Tasche. Es war wirklich schlicht und dunkelblau. Es hatte weder Applikationen noch stickereien und sah wirklich elegant aus. "Schick." sagte ich staunend und hing es auf einen Kleiderbügel damit es nicht noch mehr knitterte. "Ach lass nur Schätzchen. Ich muss doch sowieso schon dein Kleid bügeln, da kommt es auf eins mehr oder weniger nicht an." Sagte sie abwinkend und ich schlenderte zu ihr rüber. Sie betrachtete mich und zog die Augenbrauen zusammen. "Du hast dich geschminkt?" Fragte sie mich verwundert und ich spürte, wie ich errötete. "Ja.." gab ich leise zurück und ging um den Bügeltisch herum. "Wow..es..es steht dir wirklich gut! Wo hast du das gelernt?" Fragte sie mich weiter aus und ich lächelte nur verträumt. "Von Tory." Antwortete ich ihr und entlockte ihr ein Schmunzeln. "Du hast in den letzten Monaten aber viel dazu gelernt. Diese Schule scheint wirklich toll zu sein." lachte sie und überreichte mir mein fertig gebügeltes Kleid. "Du hast ja keine Ahnung." sagte ich grinsend und nahm es ihr ab.
Mit meinem Kleid im Schlepptau lief ich wieder in mein Zimmer und hängte es noch einmal zurück an meine Tür. Ich wollte mir zunächst die Haare föhnen bevor ich es anzog. Als ich schließlich fertig vor meinem Spiegel stand erkannte ich mich beinahe selbst nicht wieder. So hatte ich mich noch nie gesehen. Tory hatte recht, wie so oft in letzter Zeit. Dieses Kleid stand mir ausgezeichnet zusammen mit den passenden Schuhen und einem etwas auffälligerem Make- Up. Nur die Hochsteckfrisur ließ ich bleiben, ich ließ meine langen schwarzen Haare lieber gewellt über meine Schultern fallen. Es gefiel mir irgendwie und in den letzten Monaten kam ich selten dazu meine Haare offen zu tragen, da wir während der Schulzeit immer einen Dutt tragen mussten.
Um kurz vor halb acht lief ich mit zittrigen Knien die Treppen hinunter, da ich es nicht gewohnt war in hohen Schuhen zu laufen. Tory übte es zwar einige Male mit mir und verdonnerte mich dazu sie mehrere Stunden zu tragen um mich an das Gefühl zu gewöhnen, doch das war absolut nicht meine Welt. Nichtsdestotrotz dankte ich Tory insgehemin dafür, da ich dank ihr überhaupt in diesen Dingern laufen konnte. Als ich unten ankam rannten meine Eltern, wie zwei aufgescheuchte Hühner von einem Zimmer ins andere und suchten ständig irgendwelche Sachen. Ich schmunzelte darüber und wartete geduldig bis sie fertig waren.
"Wow.." entkam es Dad, als er mich sah und und auch Mom war sichtlich beeindruckt von meinem Erscheinungsbild. Ich atmete tief ein und klemmte mir mein kleines Täschchen unter meinen Arm. Tory meinte man würde diese Dinger Clutch nennen, doch ich weigerte mich dieses Wort zu benutzen, da es einfach nur lächerlich klang. "Cassi du siehst..absolut umwerfend aus." stammelte Dad und blinzelte einige Male hintereinander. "Danke Dad. Ihr beide seht auch ziemlich gut aus. Der Shoppingtrip heute hat sich gelohnt." Sagte ich lächelnd und griff nach meiner Jacke. "Also, können wir los?" fragte ich sie ausdruckslos, da meine Nervosität langsam überhand nahm. Sie nickten sprachlos und wir liefen gemeinsam zum Auto.
Die Fahrt dauerte nicht länger als 10 Minuten und Mom schien beinahe aufgeregter zu sein, als ich. Meine Armbanduhr zeigte zehn vor acht an und ich atmete erleichtert aus. "Sag mal Cassi, wieso hast du so gehetzt? Wir sind sogar zehn Minuten zu früh hier." beschwerte sich Mom. "Zehn Minuten vorher ist pünktlich." Meinte ich geistesabwesend zu ihr und checkte noch einmal, ob ich alles dabei hatte. Meinen Funker spürte ich im Ohr und mein Handy hatte ich eingesteckt. Zufrieden sah ich zu ihr auf und blickte in ein verwirrtes Gesicht. "Tut mir leid..ist wohl noch eine Angewohntheit." sagte ich entschuldigend und zuckte nur leicht mit den Schultern. "Wird euch das in der Schule beigebracht?" fragte Dad mich überrascht und ich nickte, als ich mich an Magister Leviels erste Stunde zurück erinnerte.
Meine Damen, meine Herren, der Unterricht beginnt pünktlich. Das bedeutet für sie, das sie sich bereits zehn Minuten früher in diesem Klassenzimmer einfinden werden, denn zehn Minuten vorher ist pünktlich.
"Interessant.." murmelte er und sah nachdenklich zu mir. "Weißt du, das sagt man in der Geschäftswelt auch immer." Lachte er und ich schmunzelte. "Dad wir werden schließlich dazu ausgebildet um später einmal ein Unternehmen zu leiten." Erinnerte ich ihn und erntete einen überraschten Blick. "Du willst später also auch einmal in die Business Welt einsteigen?" sagte er zwinkernd und ich nickte. "Du bist doch schließlich auch Geschäftsmann, das liegt mir wohl im Blut." erwiderte ich lachend und Mom verstand die Welt nicht mehr.
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