- Kapitel 85 -

Ich ließ die Haustür ins Schloss fallen und brachte die Einkäufe in die Küche. Mom und Dad waren noch immer im Wohnzimmer und sahen gerade Fern, als Mom in die Küche kam. "Du hast aber viel gekauft." bemerkte sie erstaunt und ich nickte nur. "Ja, aber die Hälfte brauche ich für das Mittagessen. Das wird uns Morgen auch noch reichen." erklärte ich ihr und suchte bereits meine alte Schürze hinter der Tür, die Mom mir einmal schenkte. "Und du kochst..ganz allein?" fragte sie mich verdutzt und ich nickte erneut - So schwer konnte das ja nicht sein.

Ich hatte bereits nach einem passenden Rezept gesucht und legte es ihr ausgedruckt vor. Sie las es sich aufmerksam durch, während ich schon einmal alles vorbereitete. "Das klingt wirklich gut! Brauchst du vielleicht Hilfe dabei?" Fragte sie mich und war schon auf dem Weg sich ihre Schürze zu schnappen, doch ich stoppte sie. "Nein Mom. Ich brauche keine Hilfe, danke. Damit werd ich allein fertig." sagte ich abweisender, als ich es eigentlich gewollt hatte, doch Mom schien zu verstehen und ging aus der Küche. Es tat mir leid so zu ihr gewesen zu sein, doch mir hatte seither auch niemand geholfen, bei gar nichts! Also brauchte ich auch jetzt keine Hilfe - bei gar nichts.

Während ich das Mittagessen zubereitete dachte ich noch einmal über das Ehepaar aus dem Supermarkt nach. Wie sie über meine Eltern und vor allem über mich sprachen. Es war einfach nur ätzend. Ich dachte noch einmal über Dads Worte vom Vorabend nach. Ich ahnte nun, was ihre Beweggründe für das Essen mit den Winchesters waren. Diese Stadt war klein und sobald man Feinde hatte wurde dieser Ort zur reinsten Hölle - Wer konnte das besser verstehen, als ich?

Ich fühlte mich schlecht dabei. Ich war der Grund für ihre Miesere..Die ganze Stadt sprach so über uns nur leider hatten meine Eltern nicht die Gewissheit in ein paar Tagen wieder von hier verschwinden zu können - Sie mussten hier leben, hier arbeiten.

Ich überlegte mir ernsthaft diesem Essen zuzustimmen. Ich konnte diesem schrecklichen Ort immerhin in ein paar Tagen entfliehen, doch sie..Es brach mir das Herz. Ich wusste, das ich mir das gut überlegen musste, doch meine Eltern waren immer für mich da und versuchten mir so gut es ging Halt zu geben. Sie traf keine Schuld für all Das hier..Sie gaben sich immer Mühe und versuchten mein Leben so angenehm, wie möglich zu gestalten. Ich konnte doch nun wirklich nicht so egoistisch sein und sie hier zurücklassen in dem Wissen, das sie nicht einmal in Ruhe einkaufen gehen konnten ohne schief angesehen zu werden.

Ich überlegte die ganze Zeit hin und her. Es war ein innerlicher Kampf zwsichen dem Richtigen und dem einfachen Weg. Sollte ich mir das wirklich antun? Ich dachte an Ares' Worte, als wir über Somas Einstellung zur Liebe sprachen. Er meinte das Soma ihm einst sagte, das man für die Liebe manchmal einen hohen Preis zahlen müsste. Vielleicht hatte man Glück und man wurde nie zur Kasse gebeten, doch in den meisten Fällen kam der Tag der Abrechnung und der Preis sei unbezahlbar. Ich liebte meine Eltern, das tat ich wirklich. Sie zogen mich auf und schenkten mir ihre Liebe, wie konnte ich sie also so vor den Kopf stoßen?

Als der Tisch gedeckt war bat ich sie zum Mittagessen. Wir schwiegen die meiste Zeit. Nur Dad lobte mein Essen und meinte, das meine Kochkünste besser geworden waren. Ich nickte ihm dankend zu und konzentrierte mich weiterhin drauf meinen Teller leer zu bekommen, doch es fiel mir schwer - Fast so als wäre mein Hals zugenschürt.

"Mom, Dad..es tut mir leid." fing ich an und rang mit mir. Sollte ich es wirklich tun? Könnte ich diesen Preis zahlen? "Oh, was denn Schätzchen? Dein Essen schmeckt wirklich gut!" meinte meine Mom besorgt und putzte sich schnell ihren Mund mit der Serviette ab. "Ich meinte nicht das Essen." entgegnete ich ihr und seufzte. "Wir werden zu den Winchesters gehen. Ich habe keine Einwende mehr dagegen." sagte ich und achtete darauf, das meine Stimmen nicht brach. Es kostete mich wahnsinnig viel Überwindung, doch ich tat es für sie. Sie sahen sich beide schockiert an und Mom griff nach Dad's Hand. "Nein Schatz..uns tut es leid..wir haben nicht nachgedacht! Es muss schrecklich für dich sein auch nur daran zu denken Abrin jemals wieder über den Weg zu laufen.." Seufzte nun auch sie und sah mich mitleidig an. "Mein Entschluss steht fest, Mom." sagte ich bestimmt und legte mein Besteck beiseite. "Aber Cassi..wir..wir wollten dich nicht in einer solche Lage bringen! Es ist nur.." fing sie erneut an mir zu widersprechen, doch ich unterbrach sie. "Ich weiß Mom. Und genau deshalb werden wir zu diesem Essen gehen." fuhr ich fort und sah dabei zu Dad, welcher sich mit den Händen durch die Haare fuhr. Eine Angewohnheit von ihm wenn er nervös war. Mom sah mich verwundert an. "Ich habe mitbekommen, wie sie hier im Ort über uns reden und das gefällt mir ganz und gar nicht." sagte ich und räumte nebenbei meinen Teller vom Tisch. "Wir werden ihre Entschuldigung annehmen." Ich räumte auch deren Teller vom Tisch und legte sie in die Spüle. "Zumindest oberflächlich." ergänzte ich und sah dabei wieder zu Dad. "Verzeihen werde ich ihm das sicherlich niemals. Dafür hat er sich zu viel erlaubt und hat zu viele Grenzen überschritten, doch das müssen er und seine Familie ja nicht wissen." erklärte ich und setzte mich wieder an den Tisch. Ich war mir sicher, das ich nach meinem Abschluss nie wieder einen Fuß in diese Stadt setzen würde also wieso sollte ich meinen Eltern das Leben hier zur Hölle machen?

Sie sahen mich irritiert an und atmeten einmal tief durch. "Schatz..du musst das nicht tun. Es war unsensiebel von uns das von dir zu verlangen." widersprach Mom mir erneut, doch ich schüttelte den Kopf. "Nein. Wie ich schon sagte mein Entschluss steht fest und ich werde mich morgen mit den Winchesters in Verbindung setzen. Ihr müsst nichts weiter tun, als mit zum Essen zu kommen." versicherte ich ihnen während ihre Augen sich weiteten. "Nein Schatz, das übernehmen wir dann! Du musst dich schon durch das Essen quälen.." Strich Dad mir über die Hand, doch das spendete mir diesmal keinen Trost - Nicht so wie sonst immer.

"Ich gehe jetzt auf mein Zimmer." sagte ich ihnen noch und gab ihnen jeweils einen Kuss auf die Backe und lief die Treppen hinauf. Ich hörte sie seufzen und wie sie leise anfingen zu murmeln, doch das störte mich nicht weiter. Ich war schrecklich erschöpft und beschloss ein Mittagsschläfchen einzulegen. Ich zog mir bequemere Klamotten an und schlenderte ins Badezimmer um mich fertig zu machen. Ich hasste es Essensreste im Mund zu haben weshalb ich mir die Zähne putzte. Während des Zähne putzens überlegte ich ständig hin und her, ob es die richtige Entscheidung war. Schließlich wollte ich Abrin nie wieder sehen müssen, doch nun würde ich bald mit ihm und seinen Eltern zu Abend essen - welch schreckliche Vorstellung.

Ich wünschte mir, das Tory und der Rest der Gang hier sein könnten um mir Halt zu geben, doch ich war, wie Soma schon sagte, völlig allein hier. Ich stützte mich auf dem Waschbeckenrand ab und sah mich im Spiegel an. Nein! Ich war nicht mehr das kleine schüchterne Mädchen, das alles mit sich machen ließ! Abrin allein war vielleicht noch eine Nummer zu groß für mich aber Abrin mit seinen Eltern konnte ich bewältigen - Da war ich mir sicher. Ich holte tief Luft und verließ das Badezimmer sichtlich entspannter, als ich es betrat. Ich wälzte mich in meinem Bett hin und her und fand einfach keine richtige Position zum einschlafen. Diese ganze Sache beschäftigte mich mehr, als sie sollte! Ich konnte einfach nicht einschlafen und so stand ich noch einmal auf und lief nervös in meinem Zimmer auf und ab. Lächelnd erinnerte ich mich daran, wie Soma mich mürrisch darauf hinwies, das zu lassen, da ich ihn wahnsinnig damit machte.

Instinktiv lief ich zu meinem Schreibtisch auf dem der Bilderrahmen stand den mir meine Freunde zum Abschied schenkten. Ich sah wirklich glücklich auf diesem Bild aus. Fast so, als hätte es meine Vergangenheit nicht gegeben und ich schon immer so ein glückliches Mädchen gewesen war. Meine Freunde.. wären sie jetzt doch nur hier. Ich strich sanft über den dunkelgrünen Rahmen und lächelte. Ich würde nicht kneifen! Ich würde das durchstehen. Ich konnte alles schaffen, was ich wollte. Verdammt ich hatte drei Autos geklaut! Da würde ich es doch wohl schaffen ein Abendessen zu überleben.

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