Kapitel -56-
Ich zog meine Lederjacke aus und legte sie Ares auf den Schoß, doch nicht ohne ihn dabei anzusehen. Ich wollte sichergehen, das es in Ordnung für ihn war sie zu halten. Ares Blick wanderte meinen Oberkörper entlang und ich konnte Verwunderung und Überraschtheit erkennen. Vermutlich hatte er nicht damit gerechnet, das ich so viele Narben besaß. Ich musste wirklich zugeben, das es viele waren..Einige von ihnen mussten sogar genäht werden. Es war nicht so, das ich ein sehr tollpatschiger Mensch war, doch wie vorhin schon erwähnt hatte ich viele dieser Narben, nein fast schon alle diese Narben ausschließlich Abrin zu verdanken.
Ich hob traurig einen Mundwinkel als Ares Blick den meinen traf und drehte mich um. Ein scharfes Lufteinziehen war zu hören, doch es überraschte mich nicht. Wisst ihr noch, als ich vorhin erwähnte, das Abrin mich vom Baum geschubst hat? Davon hatte ich meine größte Narbe davongetragen. Sie erstreckt sich über meinen kompletten Rücken und sieht fast so aus, wie ein Blitz. Unbeirrt setzte ich mich auf den Stuhl und sah erwartungsvoll zu Rick, welcher mich ebenfalls etwas besorgt musterte. Ich sah auf meine vernarbten Amre und dann wieder zu Rick.
Nach einigen Sekunden in denen niemand etwas sagte bereitete Rick alles vor und bildete das Motiv auf meiner Haut ab. Ein paar Augenblicke später fing er an zu stechen. Ein undefinierbarer andauernder Schmerz durchzog meinen Körper, doch nach ein paar Sekunden war er erträglich. Es erinnerte mich daran, wie es war als ich eine meiner Verletzungen nähen lassen musste und es kein Narkosemittel mehr gab. Im Prinzip war das hier das gleiche nur eben ohne Verletzung, die genäht werden musste.
Rick schaute immer wieder auf und versuchte zu erkennen, wie es mir ging und ob ich starke Schmerzen hatte, was ich wirklich rührend fand. Mein Blick glitt immer wieder zu Ares, der mich keine Sekunde lang aus den Augen ließ. Er nahm das mit der Wette wohl sehr genau. Ich grinste ihn jedes Mal wenn sich unsere Blicke kreuzten an und erntete eine hochgezogene Augenbraue und ein Augenverdrehen dafür. Das ganze dauerte ungefähr fünfundvierzig Minuten, da ich keine Pause brauchte. Rick verpackte meine rechte Hand dann noch in Frischhaltefolie und gab mir noch eine Creme mit. Ares stand neben mir mit der Jacke im Arm als er noch erklärte, wie ich das Tattoo zu pflegen hatte.
Als alles besprochen war verließen Ares und ich den Laden und liefen zurück zum Auto. Wir stiegen beide ein und ich wartete darauf das er los fuhr, doch Ares saß einfach nur da und starrte auf sein Lenkrad. Ich holte soeben Luft um etwas zu sagen, als er seinen Kopf auf das Lenkrad legte und seufzte.
„Ich fass es nicht, das du gewonnen hast" murmelte er niedergeschlagen. Ich dachte zunächst ich hätte mich verhört, doch als ich realisierte, was er eben sagte fing ich an zu lachen. „Ich sagte doch ich bin nicht wehleidig." Kicherte ich. Ares hob leicht seinen Kopf „Ja, aber das du nicht Mal eine Miene verziehst hatte ich nicht erwartet!" gab er resigniert zu, was mich nur noch mehr zum Lachen brachte. Bevor ich mich versah landete die Lederjacke in meinem Gesicht und ich wurde unterbrochen. „Ich dachte, die willst du vielleicht wieder haben, nicht das dir noch kalt wird." Entgegnete Ares mir schnippisch und startete den Wagen. Ich schmunzelte darüber, wie man so ein schlechter Verlierer sein konnte und zog die Jacke wieder an.
„Also, wo willst du hin?" fragte er mich seufzend. Ich sah ihn fragend an –was meinte er denn damit?- „Stell dich nicht so dumm, ich weiß selbst, das ich verloren hab du brauchst es mir nicht unter die Nase reiben. Sag einfach wo du jetzt hinwillst damit wir das schnell hinter uns bringen..für diese Woche zumindest.." stöhnte er genervt, was mich nur wieder zum Lachen brachte.
„Ich nehm an du brauchst was Stärkeres als Bier nach so einer Niederlage oder?" fragte ich ihn grinsend und er nickte nur. „Also dann fahren wir jetzt einkaufen und dann zeigst du mir deinen Lieblingsplatz in Acadia." Schlug ich vor und Ares nickte nur wieder resigniert.
Im Supermarkt nahm ich mir einfach nur einen Eistee während Ares sich zwei Vodka Flaschen schnappte. „Willst du wirklich nichts anderes? Bier? Schnaps?" fragte er mich schon zum zehnten Mal, doch ich schüttelte nur den Kopf. „Abgemacht war das du mir etwas spendierst, was spielt dabei keine Rolle" Grinste ich ihn an und er verdrehte nur die Augen „Wie du meinst." Seufzte er und nahm mir meinen Eistee aus der Hand. Als wir wieder im Auto saßen war ich gespannt darauf wo wir hinfahren würden, denn ich war neugierig darauf zu erfahren welcher Ort sein Lieblingsort hier war.
Wir fuhren durch Acadia hindurch und etwas außerhalb machten wir halt. Wir stiegen aus und ich folgte Ares über eine kleine Wiese hinter der ein See lag. Wir liefen etwas am Ufer entlang und kamen an einem alten Steg an. Ares lief weiter und setzte sich ganz vorne hin. Ich folgte ihm vorsichtig, da der Steg so aussah, als hätte er seine besten Tage schon hinter sich. Das dunkelbraune Holz quitschte unter meinen Füßen und das Wasser schlug leichte Wellen. Als ich Ares endlich erreicht hatte setzte ich mich neben ihn. Ich sah hinunter aufs Wasser und zog meine Converse aus um meine Füße ins Wasser zu hängen, da es doch recht warm war. Ares beobachtete mich dabei und schüttelte nur den Kopf.
„Auch wenn du ziemlich –badass- aussiehst in den Klamotten, bist du in wirklichkeit ein kleines verspieltes Mädchen oder?" fragte er mich schmunzelnd weshalb ich ihn zunächst nur verdutzt ansah. Beschähmt sah ich dann auf meine Füße und zog sie an mich. Ares fing daraufhin an zu fluchen und zog ebenfalls seine Schuhe aus. Verwundert beobachtete ich ihn dabei, wie er seine Füße ebenfalls ins Wasser hängen ließ und eine seiner Vodka Flaschen öffnete. Er reichte mir meinen Eistee wortlos und er wartete bis ich ihn öffnete.
„Also..auf dein Tattoo?.." fragte er eher, doch allein das er versuchte mit mir anzustoßen schmeichelte mir schon enorm. „Auf mein Tattoo" erwiderte ich und nahm einen Schluck von meinem Eistee.
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